Kurt Zielenziger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kurt Zielenziger (geboren am 21. Februar 1890 in Potsdam; gestorben am 19. Juli 1944 im KZ Bergen-Belsen)[1] war ein deutscher Wirtschaftshistoriker und Journalist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zielenziger entstammte einer wohlhabenden Potsdamer Kaufmannsfamilie. Sein Großvater gründete 1848 in Potsdam eine Getreidegroßhandlung und war von 1851 bis 1886 im Vorstand der Potsdamer Synagogengemeinde. Sein Vater, Julius Zielenziger (1856–1938), bekleidete seit 1897 ebenfalls dieses Amt und war von 1934 bis 1938 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Potsdams.[2]

Nach dem Abitur 1908 studierte Zielenziger Sozialwissenschaften an den Universitäten München, Berlin und Freiburg und wurde 1912 mit der Schrift Die alten deutschen Kameralisten. Ein Beitrag zur Geschichte der Nationalökonomie und zum Problem des Merkantilismus zum Dr. rer. pol. promoviert.[2] Anschließend war er in der freien Wirtschaft tätig, jedoch weiterhin u. a. für die Encyclopaedia Judaica sowie mit seiner 1926 erschienenen bio-bibliographischen Studie über Gerhart von Schulze-Gaevernitz und seinem 1930 erschienenen wirtschaftshistorischen Werk Juden in der deutschen Wirtschaft wissenschaftlich aktiv. Zielenziger wurde 1926 Wirtschaftsredakteur der Vossischen Zeitung und 1929 stellvertretender Leiter des Nachrichtenamtes der Stadt Berlin.[2]

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 verließ Zielenziger zusammen mit seiner Frau Lilli (1892–1945) und seinem Sohn Wolfgang (geb. 1920) Deutschland und floh nach Amsterdam. Dort gründete er mit Alfred Wiener das Jewish Central Information Office. 1939 wurde die Familie aus dem Deutschen Reich ausgebürgert.[2] Zwei Jahre nach der Invasion der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde Zielenziger am 29. September 1943 verhaftet und zunächst im Durchgangslager Westerbork, ab dem 1. Februar 1944 im Konzentrationslager Bergen-Belsen interniert. In diesem wurde er am 19. Juli 1944 ermordet.[3]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die alten deutschen Kameralisten. Ein Beitrag zur Geschichte der Nationalökonomie und zum Problem des Merkantilismus. G. Fischer, Jena 1914; urn:nbn:de:s2w-8862.
  • Gerhart von Schulze Gaevernitz. Eine Darstellung seines Wirkens und seiner Werke. Prager, Berlin 1926; urn:nbn:de:s2w-7668.
  • Juden in der deutschen Wirtschaft. Heine-Bund, Berlin 1930; urn:nbn:de:s2w-9157.

Nachlass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zielenziger, Kurt. In: Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie mit mehr als 8000 Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer und Frauen aller Zeiten und Länder; ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde. Band 6. „Orient“ Druckerei [u. a.], Czernowitz 1932, S. 346–347.
  • Zielenziger, Kurt. In: Ernst G. Lowenthal: Juden in Preußen; Biographisches Verzeichnis; Ein repräsentativer Querschnitt. Hrsg. vom Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz. Reimer, Berlin 1981, ISBN 3-496-01012-6, S. 83.
  • Zielenziger, Kurt, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur 1980, S. 848

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Kurt Zielenziger – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kurt Zielenziger. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv.
  2. a b c d Christoph Hamann: Kurt Zielenziger. Publizist im Geiste jüdisch-bürgerlicher Emanzipation. In: Orte des Erinnerns. Jüdisches Alltagsleben im Bayerischen Viertel. Eine Dokumentation. Hrsg. v. Kunstamt Schöneberg, Schöneberg Museum in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Edition Hentrich, Berlin 1995, ISBN 3-89468-147-0, S. 209–210.
  3. Bruno Jahn: Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. K.G. Saur, München 2005, ISBN 3-598-11710-8, Sp. 1169.