Leo Ubbelohde

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Ubbelohde ca. 1910
Ubbelohde-Kapillare (1907)
Ubbelohde-Viskosimeter mit hängendem Niveau (1932)

Leo Karl Eduard Ubbelohde (* 4. Januar 1877 in Hannover; † 28. Februar 1964 in Düsseldorf) war ein deutscher Physikochemiker.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leo wurde als siebtes Kind des Rechtsanwalts Carl Julius Eduard Ubbelohde (1827–1894) und dessen Frau Johanna Friederike Karoline Charlotte Philippine Wilhelmine Emilie, genannt Amelie, geborene Poppe (1844–1938), einer der ersten Unternehmerinnen sowie Patentinhaberinnen ihrer Zeit, geboren.

Nach seiner Schulzeit und Abitur 1897 in Celle begann er ein Chemiestudium in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin. Er promovierte 1903 in Berlin am II. Chemischen Institut („Technologisches Institut“) bei Wilhelm Pfitzinger[1] mit einer Arbeit Ueber Kondensationen der Isatinsäure und des o-Amidobenzaldehyds mit Isonitrosoaceton. Danach war er bis 1908 am Königlichen Materialprüfungsamt Berlin-Großlichterfelde[2] als Assistent von David Holde im Forschungsbereich Öle und Fette tätig. Hier entwickelte er 1905 eine nützliche Apparatur zur Bestimmung des „wahren Tropfpunkts[3] sowie 1907 eine verbesserte Form der Ostwald-Kapillare.[4][5] In dieser Zeit verwendete er viel Aufwand, die Ausflusszeiten des Engler-Viskosimeters mit Viskositäten zu vergleichen und erstellte hierfür umfangreiche Tabellenwerke.[6]

1907 erhielt er von Carl Engler die Möglichkeit zur Habilitation an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Im selben Jahr wurde er anlässlich eines internationalen Erdölkongresses in Bukarest zum Generalsekretär der International Petroleum Commission gewählt. Nach der Habilitation 1910 erhielt er 1911 eine Professur in der dortigen Technischen Chemie; Carl Engler und Hans Bunte emeritierten 1919. 1932 meldete er sein verbessertes „Ubbelohde-Viskosimeter mit hängendem Niveau“[7][8] zum Patent an.[9]

1933 beendete er seine wissenschaftliche Karriere durch seinen Umzug an die Technische Hochschule zu Berlin.[10][11] 1933 war Leo Ubbelohde auch Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erdölforschung.[12] Im selben Jahr trat er in die NSDAP ein.[13]

Ubbelohde wurde 1932 als erster Deutscher zum Ehrenmitglied der Institution of Petroleum Technologists in London und 1937 zum Ehrenmitglied der Association Française du Pétrole ernannt. 1950 wurde er Honorary Fellow des Institute of Petroleum in London.[14]

Er wurde bekannt durch seine Forschungsarbeiten über Mineralöle, Katalyse der Fetthärtung und Viskosität.[15] Nach 1920 befasste er sich bis ins hohe Alter vorrangig mit der Verarbeitung viskoser Textilfasern.[16]

Leo Ubbelohde starb 1964 bei einem Verkehrsunfall im Alter von 88 Jahren. Er wurde in der Familiengruft auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover bestattet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Handbuch der Chemie und Technologie der Öle und Fette: Chemie, Analyse, Gewinnung und Verarbeitung der Öle, Fette, Wachse und Harze
  • Zur Viskosimetrie. Anhang: Umwandlungstabellen für Viskositätszahlen, 1940[17]
  • Vita Leo Ubbelohde, Anna und Leo Ubbelohde-Stiftung (2014 gegründet)
  • Universität Karlsruhe

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Leo Ubbelohde: Ueber Kondensationen der Isatinsäure und des o-Amidobenzaldehyds mit Isonitrosoaceton. In: Journal für Praktische Chemie 66, 263–264 (1902). Digitalisat auf Gallica
  2. Leo Ubbelohde: Der wahre Tropfpunkt und ein Apparat zu seiner Bestimmung. In: Angewandte Chemie 18, 1220–1225 (1905). doi:10.1002/ange.19050183104
  3. Die Fettanalyse und die Fettchemie im Jahre 1905. In: Angewandte Chemie 19, Seite 987 (1906). doi:10.1002/ange.19060192203
  4. Leo Ubbelohde, Chemiker-Zeitung 31, 38 (1907).
  5. Houben-Weyl Methods of Organic Chemistry Vol. I, 2nd Edition. Georg Thieme Verlag, 2014, ISBN 978-3-131-99182-9, S. 1019 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Houben-Weyl Methods of Organic Chemistry Vol. I, 3rd Edition. Georg Thieme Verlag, 2014, ISBN 978-3-131-99263-5, S. 1205 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). (Tabellen zum Englerschen Viskosimeter)
  7. Mineralöle und verwandte Produkte. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-53011-1, S. 52 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). (Funktion des neuen Viskosimeters)
  8. Viskosimeter Ubbelohde (Memento des Originals vom 2. November 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rheotek.com
  9. Patent DE 6xxxxx, angemeldet 24. März 1932; US 2048305, angemeldet 27. Juli 1933, erteilt 21. Juli 1936.
  10. L. Ubbelohde: Chemie, Rohstoffproblem und nationale Wirtschafts-Steuerung. In: Angewandte Chemie 47, 4–7 (1934). doi:10.1002/ange.19340470104
  11. Helmut Maier: Chemiker im "Dritten Reich". John Wiley & Sons, 2015, ISBN 978-3-527-69134-0, S. 106 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Artikel zu 75 Jahre DGMK 2008 (Memento des Originals vom 18. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dgmk.de (PDF; 439 kB)
  13. Ute Deichmann: Flüchten, mitmachen, vergessen: Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit. Wiley-VCH, Weinheim 2001, ISBN 978-3-527-30264-2, S. 232.
  14. Erich Herwig Kadmer: Professor Dr. Leo Ubbelohde zum Gedenken. In: Erdöl und Kohle, 17. Jg. Nr. 1, April 1964, S. 320.
  15. Ralph E. Oesper: Leo Ubbelohde. In: J. Chem. Educ., 1953, 30 (8), S. 414
  16. Patente DE 428526 vom 17. Februar 1922 bis DE 1690568 vom 17. Oktober 1954
  17. Worldcat Identities (Werkverzeichnis Leo Ubbelohde)