Liste der Stolpersteine in Miltenberg

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Stolpersteine in Miltenberg

Die Liste der Stolpersteine in Miltenberg beschreibt besondere Pflastersteine in Gehwegen, die an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur in der Stadt Miltenberg in Unterfranken, Bayern, erinnern sollen. Die Stolpersteine wurden vom Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden von ihm in fast ganz Europa verlegt.

Verlegte Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Miltenberg wurden bis Ende 2020 insgesamt 44 Stolpersteine an siebzehn Adressen verlegt.

Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen des Opfers.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
CLEMENTINE
BÖTTIGHEIMER
JG. 1875
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
TREBLINKA
Hauptstraße 89
Clementine Böttigheimer wurde am 2. November 1875 in Miltenberg geboren. Sie musste ihre Heimatstadt verlassen und fand Zuflucht im Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main, welches sich in der Gagernstraße 36 befand. Am 18. August 1942 wurde sie mit dem siebenten Deportationszug aus Frankfurt am Main in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Am 23. September 1942 wurde sie in das Vernichtungslager Treblinka überstellt und noch am selben Tag in einer Gaskammer ermordet. Ihre Transportnummer war Bq-1366.[1]
HIER WOHNTE
FLORA
DAHLHEIMER
GEB. KAHN
JG. 1897
DEPORTIERT 1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET SEPT. 1942
CHELMNO / KULMHOF
Hauptstraße 68
Flora Dahlheimer geb. Kahn wurde am 11. August 1897 in Schotten geboren. Ihr Vater war der Kaufmann Lion Kahn (geboren 1867) und Lina geb. Stein .[2] Am 30. November 1925 heiratete sie in Schotten Wolfgang Dahlheimer (geboren 1889 in Miltenberg). Das Paar hatte einen Sohn, Martin (geboren 1931 in Miltenberg). Die Familie wurde verhaftet und deportiert. Flora Dahlheimer wurde im September 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet.[3]

Ihr Ehemann wurde am 3. Dezember 1942 im Ghetto Litzmannstadt ermordet, ihr Sohn wurde in der zweiten Jahreshälfte 1944 in Kulmhof ermordet. Ihr Vater wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und konnte überleben, er wanderte 1946 in die USA, New York, aus.[4][5][6]

HIER WOHNTE
LEOPOLD
DAHLHEIMER
JG. 1885
DEPORTIERT 1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 12.3.1942
Hauptstraße 68
Leopold Dahlheimer wurde am 21. Juni 1885 in Miltenberg geboren. Seine Eltern waren Israel Dahlheimer (1850–1933) und Clara geb. Cohn (1853–1933). Er hatte drei ältere Schwestern, Johanna (geboren 1881), Frieda (geboren 1882) und Berta (geboren 1884), sowie einen jüngeren Bruder, Wolfgang (geboren 1889).[7] Er war Kaufmann und führte ein Geschäft für Öle, Fette und Seife. Am 13. August 1922 heiratete er in Aschaffenburg Rosa Solinger. Am 14. Dezember 1925 wurde die Ehe vom Landgericht Aschaffenburg für nichtig erklärt. Am 18. Juli 1939 zog er nach Frankfurt am Main. Etwas mehr als zwei Jahre später, am 20. Oktober 1941 wurde er in das Ghetto Litzmannstadt verschleppt. Leopold Dahlheimer verlor dort am 12. März 1942 sein Leben.[8]

Alle Geschwister wurden ebenso vom NS-Regime ermordet – Johanna in Auschwitz[9], Berta und Wolfgang ebenfalls in Litzmannstadt[10][11] und Frieda verlor ihr Leben wahrscheinlich in Minsk[12].

HIER WOHNTE
MARTIN
DAHLHEIMER
JG. 1931
DEPORTIERT 1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 1944
CHELMNO / KULMHOF
Hauptstraße 68
Martin Dahlheimer wurde am 12. Mai 1931 in Miltenberg geboren. Seine Eltern waren Wolfgang Dahlheimer und Flora geb. Kahn. Er war ein Einzelkind. Sein Vater führte ein Geschäft für Fette, Öle und Seifen, die vor Ort und ambulant verkauft wurden. Am 17. Juli 1939 übersiedelte die Familie nach Frankfurt am Main. Sie bezogen Quartier in der Güntersburgallee 29/II. Die geplante Flucht in die Vereinigten Staaten scheiterte, obwohl bereits Schiffsplätze reserviert waren. Am 19. Oktober 1941, im Zuge der ersten Deportation aus Frankfurt/Main, wurden Martin Dahlheimer und seine Eltern in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) verschleppt. Seine Mutter wurde im September 1942 im Vernichtungslager Kulmhof, sein Vater am 3. Dezember 1942 in Litzmannstadt ermordet. Eineinhalb Jahre später, am 29. Juni 1944 wurde auch Martin Dahlheimer im Vernichtungslager Kulmhof vom NS-Regime ermordet.[6][13]
HIER WOHNTE
ROSA
DAHLHEIMER
GEB. SOLINGER
JG. 1895
PATIENTIN IN MICHELFELD
TAUBSTUMMENANSTALT
'VERLEGT' 20.9.1940
HARTHEIM
ERMORDET 20.9.1940
'AKTION T4'
Hauptstraße 68
Rosa Dahlheimer geb. Solinger wurde am 8. Juni 1895 in Aschaffenburg geboren. 1911 wohnte sie drei Monate lang in Weinheim und war dort als Lehrmädchen tätig. Am 13. August 1922 heiratete sie in Aschaffenburg Leopold Dahlheimer. Trauzeugen waren der Kommissionär Siegmund Schafheimer und der Metzgermeister Isidor Strauß. Nach der Hochzeit wohnte sie eine Zeit lang in Miltenberg. Am 14. Dezember 1925 wurde die Ehe vom Landgericht Aschaffenburg für nichtig erklärt. In der Folge war sie in der Taubstummenanstalt Michelfeld untergebracht. Von 14. bis 20. September 1940 ist ein Aufenthalt in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing (Haar) verzeichnet. Am 20. September 1940 wurde sie in die Tötungsanstalt Hartheim „verlegt“ und noch am selben Tag dort ermordet.[14]

Ihr Ex-Ehemann wurde 1942 in Łódź ermordet.

HIER WOHNTE
WOLFGANG
DAHLHEIMER
JG. 1889
DEPORTIERT 1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 3.12.1942
Hauptstraße 68
Wolfgang Dahlheimer wurde am 22. November 1889 in Miltenberg geboren. Seine Eltern waren Israel Dahlheimer (1850–1933) und Clara geb. Cohn (1853–1933). Er hatte einen Bruder, Leopold, geboren 1885, und drei Schwestern, Johanna, Frieda und Berta.[8] Die Familie Dahlheimer besaß ein Geschäft für Fette, Öle und Seifen, die vor Ort und ambulant verkauft wurden. Am 30. November 1925 heiratete er in Schotten Flora Kahn. Das Paar hatte einen Sohn, Martin, geboren 1931 in Miltenberg. Wolfgang Dahlheimer war von 1926 bis 1933 Kassier und von 1934 bis 1939 Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Miltenberg. Am 17. Juli 1939 übersiedelte die Familie verfolgungsbedingt nach Frankfurt am Main. Sie bezogen Quartier in der Güntersburgallee 29/II. Die geplante Flucht in die Vereinigten Staaten scheiterte, obwohl bereits die Schiffsplätze reserviert waren. Am 19. Oktober 1941, im Zuge der ersten Deportation aus Frankfurt/Main, wurden Wolfgang Dahlheimer und seine Angehörigen in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) verschleppt. Dort verlor Wolfgang Dahlheimer am 3. Dezember 1942 ermordet.

Frau und Sohn wurden vom NS-Regime im Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) ermordet. Sein Bruder Leopold wurde 1942 ebenfalls in Łódź ermordet, dessen frühere Ehefrau, Rosa geb. Solinger, wurde am 20. September 1940 in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet. Eine seiner Schwestern, Johanna Falkenstein, wurde in München verhaftet, deportiert und am 13. März 1943 in Auschwitz ermordet. Eine weitere Schwester, Frieda Stargardter, wurde gemeinsam mit ihrem Ehemann Adolf von Frankfurt/Main in das Ghetto Minsk verschleppt und wahrscheinlich dort ermordet. Ebenfalls in Łódź ermordet wurden eine weitere Schwester, Berta Heymann, und deren Ehemann Lyon.[6]

HIER WOHNTE
RUDOLF FALK
JG. 1919
DEPORTIERT 1942
GHETTO WARSCHAU
ERMORDET
Hauptstraße 138
Rudolf Falk wurde am 20. November 1919 geboren. Er war körperlich behindert. Seine Eltern waren der Kaufmann Karl Falk und Johanna geb. Hirsch. Er hatte eine Schwester, Edith, geboren 1911. Der Vater führte eine Zigarrenhandlung und daneben eine Reiseagentur für die Schifffahrtslinie Lloyd. Die Mutter verstarb bereits am 29. August 1923 und wurde am Jüdischen Friedhof von Miltenberg bestattet. Sein Vater heiratete ein zweites Mal. Aus dieser Ehe stammten zwei Halbgeschwister, Lothar und Johanna. Als einziger seiner Familie erhielt Rudolf Falk wegen seiner Behinderung kein Visum für die USA. Er wurde deportiert und ermordet. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs ist vermerkt, er sei von Beelitz über Magdeburg, Berlin und Potsdam – am 14. April 1942 – in das Warschauer Ghetto deportiert worden. In mehreren Quellen wird auch das SS-Ausbildungs- und Arbeitslager Trawniki als Deportationsort genannt. Rudolf Falk wurde an einem unbekannten Ort zu einem unbekannten Zeitpunkt vom NS-Regime ermordet.[15]

Vater, Geschwister und Stiefmutter konnten im Januar 1936 mit der MS Columbus in die Vereinigten Staaten emigrieren und dort die Shoah überleben.[16]

HIER WOHNTE
ELIAS FRIED
JG. 1875
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET
Hauptstraße 89
Elias Fried wurde am 24. Mai 1875 in Espa geboren. Er war Kaufmann und verheiratet mit Emilie geb. Levi aus Ahrweiler. Das Ehepaar wurde am 25. April 1942 von Würzburg aus nach Krasnystaw deportiert. Elias Fried und seine Frau wurden im Raum Lublin ermordet.[17]
HIER WOHNTE
EMILIE FRIED
GEB. LEVI
JG. 1878
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET
Hauptstraße 89
Emilie Fried, geborene Levi, wurde am 27. Dezember 1878 in Ahrweiler geboren. Sie war verheiratet mit dem Kaufmann Elias Fried aus Espa. Das Ehepaar wurde am 25. April 1942 von Würzburg aus nach Krasnystaw deportiert. Emilie Fried und ihr Mann wurden im Raum Lublin ermordet.[18]
HIER WOHNTE
HERMANN FROMM
JG. 1878
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
Hauptstraße 113
Hermann Fromm wurde am 10. Oktober 1878 in Großlangheim geboren. 1910 zog er nach Miltenberg und eröffnete ein Geschäft für Woll- und Weißwaren in der Hauptstraße 246 (heute 113). 1911 verkaufte er ein Haus in Mönchberg an Pius Eilbacher, der dort eine Gemischtwarenhandlung einrichtete. Fromm heiratete Friederike Rice Löb. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Max und Erna Babette. Verfolgungsbedingt übersiedelte das Ehepaar am 28. August 1940 nach Frankfurt am Main, wo sie am Bäckerweg 9 Unterkunft fanden. Es handelte sich um eine Sammelunterkunft für Juden, die dem Verfolgungsdruck in Dörfern und Kleinstädten entgehen wollten. Hermann Fromm wurde im Mai 1942 in das Ghetto Izbica deportiert. Er hat die Shoah nicht überlebt. Im Rahmen der amtlichen Toterklärung wurde sein Todesdatum mit 8. Mai 1945 festgesetzt, dem Tag des Inkrafttretens der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands.

Sein Sohn Max Fromm, dessen Ehefrau Alice und der einjährige Sohn Gerson wurden vom NS-Regime in Raasiku ermordet. Alice und Gerson Fromm im September 1942, Max Fromm 1944. Seine Tochter konnte die Shoah überleben, sie lebte nach dem Untergang des NS-Regimes in den USA.[19]

HIER WOHNTE
ABRAHAM HESS
JG. 1895
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
Mainstraße 57
Abraham Heß wurde am 5. Juli 1895 in der unterfränkischen Marktgemeinde Geroda (Landkreis Bad Kissingen) geboren. Nach der Volksschule absolvierte er von 1912 bis 1915 Ausbildungen an der Israelitischen Präparandenschule von Burgpreppach und an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt von Würzburg. Danach wirkte er als Religionslehrer, Vorbeter und Schächter in der jüdischen Gemeinde von Völkersleier. Im Ersten Weltkrieg wurde er eingezogen. 1920 wurde er als Lehrer, Vorbeter und Seelsorger nach Miltenberg gerufen. Am 10. März 1922 heiratete er in Thüngen Nathalia Freudenberger, genannt Nanny, die aus Memmelsdorf stammte. Das Paar hatte zwei Kinder: Bella Berta (geb. 1923) und Siegfried (geb. 1930), genannt Sally. Die Familie wohnte in der Lehrerwohnung im Haus der Neuen Synagoge in der Mainstraße 57. In der Pogromnacht im November 1938 wurden Synagoge und Lehrerwohnung völlig zerstört. Abraham Heß, seine Frau und Kinder verließen daraufhin die Stadt. In Würzburg fand er im März 1939 Anstellung an der Jüdischen Volks- und Berufsschule und Unterschlupf auch für seine Familie. Bis zur Deportation musste die Familie in einem „jüdischen Sammelhaus“ in der Bibrastraße 6 wohnen, in sehr beengten Verhältnissen. Auswanderungsversuche in die USA scheiterten. Am 29. November 1941 wurde die ganze Familie in das KZ Jungfernhof verschleppt. Dort wurden Abraham Heß, seine Frau und seine Kinder vom NS-Regime ermordet.[20][21]
HIER WOHNTE
BELLA HESS
JG. 1923
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
Mainstraße 57
Bella Berta Heß wurde am 27. September 1923 in Miltenberg geboren. Ihre Eltern waren Abraham Heß und Nathalia geb. Freudenberger. Sie hatte einen Bruder, Siegfried (geb. 1930), der Sally genannt wurde. Sie besuchte die Wirtschaftliche Frauenschule auf dem Land in Wolfratshausen, die vom Jüdischen Frauenbund getragen wurde. In der Pogromnacht wurde die elterliche Wohnung in Miltenberg vollkommen zerstört. In der Folge wurde auch ihre Schule geschlossen. Gemeinsam mit den Eltern und ihrem Bruder musste sie in einem „jüdischen Sammelhaus“ in der Bibrastraße 6 von Würzburg wohnen. Dort musste die Familie unter beengten und primitiven Verhältnissen hausen. Versuche, in die USA auszuwandern, erschienen anfangs erfolgsvorsprechend, letztlich scheiterten sie jedoch. Am 29. November 1941 wurde Bella Berta Heß mit ihren Eltern und ihrem Bruder in das KZ Jungfernhof verschleppt. Dort wurde die Familie im Zuge der Shoah ermordet.[22]
HIER WOHNTE
NANNY HESS
GEB. FREUDENBERGER
JG. 1896
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET 24.8.1943
Mainstraße 57
Nathalia Anny Heß geb. Freudenberger, genannt Nanny, wurde am 14. August 1896 in Memmelsdorf in Unterfranken geboren. Sie entstammte einer Lehrerfamilie, wurde ebenfalls Lehrerin und heiratete einen Lehrer. Ihre Eltern waren Siegfried Freudenberger (1865–1936) und Rika geb. Hecht (geb. 1870). Sie wuchs in den oberfränkischen Gemeinden Memmelsdorf in Unterfranken und Reckendorf auf, wo ihr Vater als Oberlehrer an jüdischen Volksschulen tätig war. Sie hatte drei Geschwister, Else Charlotte (1898–1936), Rudolf (1893–1961) und Max (geboren 1901). Am 10. März 1922 heiratete sie in Thüngen Abraham Heß. Ihr Mann fand Arbeit in Miltenberg, wo sie sich niederließen und wo beide Kinder geboren wurden, Bella Berta (geb. 1923) und Siegfried (geb. 1930), genannt Sally. Die Familie wohnte in der Lehrerwohnung im Haus der Neuen Synagoge in der Mainstraße 57. In der Pogromnacht im November 1938 wurden Synagoge und Lehrerwohnung völlig zerstört. Nanny Heß und ihre Familie verließen daraufhin die Stadt. Sie flüchteten nach Würzburg, wo ihre Eltern bereits seit 1930 lebten. Ihr Mann und sie fanden Arbeit an der örtlichen Jüdischen Volks- und Berufsschule. Später musste die Familie in einem „jüdischen Sammelhaus“ in der Bibrastraße 6 wohnen, in sehr beengten Verhältnissen. Auswanderungsversuche in die USA scheiterten. Am 29. November 1941 wurde die ganze Familie in das KZ Jungfernhof verschleppt. Dort wurden Nathalia Heß, ihr Ehemann und die gemeinsamen Kinder vom NS-Regime ermordet. Bekannt ist nur ihr Todesdatum, der 24. August 1943.[23]

Ihre Mutter konnte die Shoah überleben, sie emigrierte im Januar 1939 nach Zürich und feierte ihren 90. Geburtstag in New York.[24] Die Schwester konnte rechtzeitig nach Buenos Aires emigrieren, der ältere Bruder nach New York.

HIER WOHNTE
SIEGFRIED HESS
JG. 1930
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
Mainstraße 57
Siegfried Heß, genannt Sally, wurde am 16. November 1930 in Miltenberg geboren. Seine Eltern waren Abraham Heß, ein Lehrer und Vorbeter, und Nathalia geb. Freudenberger. Er hatte eine Schwester, Bella Berta (geb. 1923), die in den 1930er Jahren die Wirtschaftliche Frauenschule auf dem Land in Wolfratshausen besuchte. In der Pogromnacht wurde die Wohnung der Familie im Gebäude der Neuen Synagoge von Miltenberg vollkommen zerstört. In der Folge wurde auch die Schule seiner Schwester geschlossen. Gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester musste er in sehr beengten Verhältnissen in einem „jüdischen Sammelhaus“ in der Bibrastraße 6 von Würzburg hausen. Versuche, in die USA auszuwandern, erschienen anfangs erfolgsvorsprechend, letztlich scheiterten sie jedoch. Am 29. November 1941 wurde Siegfried Heß mit seinen Eltern und seiner Schwester in das KZ Jungfernhof verschleppt. Dort wurde die Familie im Zuge der Shoah ausgerottet.[25]
HIER WOHNTE
BERTA HEYMANN
GEB. DAHLHEIMER
JG. 1884
DEPORTIERT
ERMORDET IN
ŁODZ / LITZMANNSTADT
Mainstraße 141
Berta Heymann geb. Dahlheimer wurde am 17. Mai 1884 in Miltenberg geboren. Ihre Eltern waren Israel Dahlheimer (1850–1933) und Clara geb. Cohn (1853–1933). Sie hatte zwei Schwestern und zwei Brüder, Johanna (geb. 1881), Frieda (geb. 1882) Leopold (geb. 1885) und Wolfgang (geb. 1889).[6][8][26] Am 8. Juli 1921 heiratete sie Leon Heymann, geboren am 8. Mai 1883 in Laufenselden.[27] Die Ehe blieb kinderlos. Im Juli 1939 musste das Ehepaar Miltenberg verfolgungsbedingt verlassen. Sie übersiedelten nach Frankfurt am Main. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde sie in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Berta Heymann und Leon Heymann wurden vom NS-Regime ermordet.[28]

Auch alle Geschwister und deren Ehepartner wurden vom NS-Regime ermordet – Johanna in Auschwitz, Frieda in Minsk, Leopold und Wolfgang in Łódź.

HIER WOHNTE
LEON HEYMANN
JG. 1883
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
ŁODZ / LITZMANNSTADT
Mainstraße 141
Leon Heymann wurde am 8. Mai 1883 in Laufenselden geboren. Er war Kaufmann und heiratete am 8. Juli 1921 Berta Dahlheimer.[28] Die Ehe blieb kinderlos. Im Juli 1939 musste das Ehepaar Miltenberg verfolgungsbedingt verlassen. Sie übersiedelten nach Frankfurt am Main und wurden in der Folge in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Leon Heymann und seine Frau wurden vom NS-Regime ermordet.[27]
HIER WOHNTE
CAROLINA HOFMANN
GEB. SCHLOSS
JG. 1863
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 27.9.1942
Hauptstraße 147
Carolina Hofmann geb. Schloß wurde am 20. März 1863 in Gemünden am Main geboren. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs sind die Vornamen Cornelie, Cornelia vermerkt. Ihre Eltern waren Wolfberg Schloß aus Gemünden und Karolina geb. Angermann aus Altenkunstadt. Sie hatte zumindest eine Schwester, Bertha, später verehelichte Mannheimer. Sie lebte in Nürnberg und hielt sich nur kurz im Jahr 1940 bei ihrer Schwester auf. Sie wurde verhaftet, nach Theresienstadt deportiert und dort am 27. September 1942 ums Leben gebracht.[29]
HIER WOHNTE
NANNI
KLINGENSTEIN
VERH. HIRSCH
JG. 1868
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 21.5.1943
Hauptstraße 213
Nanni Klingenstein, verheiratete Hirsch, wurde am 5. Dezember 1868 in Miltenberg geboren. Ihre Eltern waren der Buchbindermeister Wolf Benjamin Klingenstein (1830-1902) und dessen zweite Frau, Zertel (Sophie), geborene Heimann (geboren 1833). Sie hatte neun Geschwister, wovon eines tot geboren wurde sowie den Bruder Siegmund (geboren 1872), bei dem sie zeitweise wohnte.[30] Sie wurde am 8. September 1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Nanni Hirsch wurde dort am 21. Mai 1943 ermordet.[31]

Ihr Bruder Siegmund Klingenstein wurde 1942 in Ghetto Litzmannstadt ermordet.

HIER WOHNTE
SIEGMUND
KLINGENSTEIN
JG. 1872
DEPORTIERT 1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 8.5.1942
Hauptstraße 213
Siegmund Klingenstein wurde am 17. November 1872 in Miltenberg geboren. Seine Eltern waren der Buchbindermeister Wolf Benjamin Klingenstein (1830-1902) und dessen zweite Frau, Zertel (Sophie), geborene Heimann (geboren 1833). Er hatte neun Geschwister, wovon eines tot geboren wurde sowie die Schwester Nanni (geboren 1868).[30] Er war wahrscheinlich mit Laura, geborene Schloss (geboren am 6. Dezember 1880 in Osthofen) verheiratet. Zeitweise nahm er seine Schwester Nanni in seiner Wohnung in Miltenberg auf. Siegmund Klingenstein und seine Frau wurden zum Verlassen der Stadt gezwungen und in der Beethovenstraße 40 in Frankfurt am Main, in einem sogenannten Ghettohaus, einquartiert. Von dort aus wurden sie am 20. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und ermordet. Siegmund Klingenstein am 8. Mai 1942, seine Frau zu einem unbekannten Zeitpunkt.[32][33]

Seine Schwester Nanni Klingenstein wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1943 dort ermordet.

HIER WOHNTE
MARCUS LINDHEIMER
JG. 1884
EINGEWIESEN
MEHRERE HEILANSTALTEN
'VERLEGT' 30.6.1941
HEILANSTALT ERLANGEN
ERMORDET 2.1.1943
Hauptstraße 187
(vormals Hauptstraße 362)
Marcus Lindheimer wurde am 12. September 1884 in Miltenberg geboren. Seine Eltern waren Emanuel Lindheimer und dessen dritte Ehefrau Anna geb. Winerl. Er war deren drittes gemeinsames Kind, insgesamt hatte er vierzehn Geschwister. Ulrich Debler und Harald Köhler befassten sich mit der Familiengeschichte.[34][35] Marcus Lindheimer wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt in die Heil- und Pflegeanstalt Eberswalde eingewiesen. Später lebte er in den Nervenheilanstalten Gremsdorf und Erlangen. Er verlor am 2. Januar 1943 in Erlangen sein Leben, mutmaßlich durch Verhungern.[36]
HIER WOHNTE
BERTA MANNHEIMER
GEB. SCHLOSS
JG. 1875
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 6.5.1943
Hauptstraße 147
Berta Mannheimer geb. Schloß wurde am 2. November 1875 in Gemünden am Main geboren. Ihre Eltern waren Wolf Bär Schloß aus Gemünden und Karolina geb. Angermann aus Altenkunstadt. Sie hatte zumindest eine Schwester, Carolina, später verehelichte Hofmann. 1899 heiratete sie den Kaufmann Josef Mannheimer (1859–1926). Das Paar hatte zwei Kinder, Leo Wilhelm (geboren am 26. April 1900) und Theodora (geboren am 30. April 1902). Sie bauten ein Manufaktur- und Modewarengeschäft in Miltenberg auf. Die Kinder verließen früh das Haus und heirateten. Am 10. April 1931 wurde in Frankfurt am Main ihr Enkelsohn geboren, Felix Mannheimer, der später als Felix Mann ein bekannter englischer Akupunkteur werden sollte.[37] Nach dem Tod des Ehemannes 1926 lebte Berta Mannheimer gemeinsam mit ihrer langjährigen Köchin Lina Seus, der sie später das Haus schenkte, Mannheimer hatte aber lebenslanges Wohnrecht. Da ihre Kinder bereits ausgewandert waren, wollte auch Berta Mannheimer emigrieren. Der Kriegsbeginn 1939 vereitelt ihre Bemühungen, weder in die USA zu ihrer Tochter kam sie, noch nach Kuba. 1939 musste sie ihr Haus in der Hauptstraße Nr. 147 räumen und wurde im sogenannten Judenasyl von Miltenberg untergebracht. Dort hielt sie sich in der Nacht auf, tagsüber lebte sie in ihrem alten Haus, Line Seus wurde noch immer mit 40 Mark monatlich entlohnt für ihre Dienste. 1941 wurde Mannheimer denunziert, weil sie von einem befreundeten Kaufmann etwas Likör erworben hatte. Des Weiteren war es inzwischen Ariern verboten, Umgang mit Juden zu haben, Lina Seus und Berta Mannheimer wurden deswegen 1942 verhaftet. Seus wurde nach zwei Wochen wieder freigelassen mit der Drohung, dass weiterer Kontakt mit Juden zur Einweisung in ein Konzentrationslager führen würde. Des Weiteren sollte sie nun zu Arbeitsmaßnahmen eingeteilt werden. Auch Berta Mannheimer wurde wieder freigelassen, wenige Tage nach ihrer Haushaltshilfe, ebenfalls mit der Drohung, dass sie bei weiterem Kontakt in ein Konzentrationslager käme. Mannheimer war ab März 1942 im Jüdischen Altersheim von Würzburg untergebracht und wurde am 10. September 1942 in das KZ Theresienstadt verschleppt. Ebendort wurde siebzehn Tage später, am 27. September 1942, ihre Schwester ums Leben gebracht. Auch Berta Mannheimer wurde Opfer der Shoah, sie verlor am 6. Mai 1943 in Theresienstadt ihr Leben.[38][39][40]

Am Grabstein ihres Mannes ist auch eine Gedenkinschrift für Berta Mannheimer zu finden. Der Sohn und seine Familie konnten in England überleben. Der Sohn starb 1956, die Schwiegertochter 1985 und der Enkelsohn 2014. Die Tochter konnte in die USA flüchten.

HIER WOHNTE
ADOLF MARX
JG. 1892
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN
Hauptstraße 193
Adolf Marx, auch Adolph,
HIER WOHNTE
FRIEDRICH MARX
JG. 1888
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET
Hauptstraße 193
Friedrich Marx
HIER WOHNTE
MIRA MARX
JG. 1894
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET
Hauptstraße 193
Maria Anna Marx, auch Mira,
HIER WOHNTE
MANFRED MORITZ
JG. 1921
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
Hauptstraße 162
Manfred Moritz
HIER WOHNTE
OSKAR MORITZ
JG. 1887
VERHAFTET 1933
DACHAU
ENTLASSEN 1935
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET
Hauptstraße 162
Oskar Moritz
HIER WOHNTE
ROSA MORITZ
GEB. KÖNIGSBERGER
JG. 1892
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET
Hauptstraße 162
Rosa Moritz geb. Königsberger
HIER WOHNTE
PAULA NUSSBAUM
GEB. CAHN
JG. 1899
DEPORTATION
SCHICKSAL UNBEKANNT
Hauptstraße 154
Paula Nussbaum geb. Cahn
HIER WOHNTE
HENNY
OPPENHEIMER
JG. 1935
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Mainstraße 59
Henny Oppenheimer
HIER WOHNTE
MARTHA
OPPENHEIMER
VERH. MARTCZAK
JG. 1919
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Mainstraße 59
Martha Oppenheimer verh. Martczak
HIER WOHNTE
WILHELM
OPPENHEIMER
JG. 1882
DEPORTIERT 1941
KOWNO FORT IX
ERMORDET 25.11.1941
Mainstraße 59
Wilhelm Oppenheimer
HIER WOHNTE
IDA SCHMIDT
GEB. ROSENBAUM
JG. 1876
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
2.12.1941
Untere Walldürner Straße 8
Ida Schmidt geb. Rosenbaum[41]
HIER WOHNTE
ADOLF SIMONS
JG. 1861
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 29.6.1942
Hauptstraße 89
Adolf Simons
HIER WOHNTE
ERNA SIMONS
GEB. FRIED
JG. 1906
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET
Hauptstraße 89
Erna Simons geb. Fried
HIER WOHNTE
GERD GUSTAV
SIMONS
JG. 1936
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET 29.6.1942
Hauptstraße 89
Gerd Gustav Simons
HIER WOHNTE
JOSEFINE SIMONS
GEB. MOSBACHER
JG. 1862
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 4.4.1943
Hauptstraße 89
Josefine Simons geb. Mosbacher
HIER WOHNTE
OTTO SIMONS
JG. 1903
'SCHUTZHAFT' 1938
DEPORTIERT 1942
KRASNICZYN
ERMORDET
Hauptstraße 89
Otto Simons
HIER WOHNTE
ADOLF
STARGARDTER
JG. 1881
'SCHUTZHAFT' 1938
GEFÄNGNIS MILTENBERG
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET
Hauptstraße 78
Adolf Stargardter wurde am 17. Dezember 1881 im pommerschen Liebenau geboren. Er hatte einen Zwillingsbruder, Julius. Seine Eltern waren Samuel Stargardter und Maria geb. Wohlgemuth. Er heiratete Frieda Dahlheimer, geboren am 23. Oktober 1882 in Miltenberg. Das Paar hatte fünf Kinder, Maria (geb. 1908), Leo (geb. 1910), Walter (geb. 1912), Rolf (geb. 1916) und Kurt (geb. 1921). Adolf Stargardter nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Frontehrenkreuz ausgezeichnet. Das Ehepaar konnte nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP allen Kindern die Flucht ermöglichen. Sie selbst blieben in Miltenberg, doch wurde Adolf Stargardter in Folge der sogenannten Reichskristallnacht im November 1938 verhaftet. Er wurde am 3. Dezember 1938 wieder frei gelassen. Verfolgungsbedingt mussten die Eheleute die Stadt am 18. Juli 1939 verlassen. Sie übersiedelten nach Frankfurt am Main und wurden von dort 1941 in das Ghetto Minsk verschleppt. Adolf Stargardter und seine Frau wurden vom NS-Regime ermordet, Ort und Zeitpunkt sind ungeklärt.[26][42]

Auch sein Zwillingsbruder und dessen Frau, Veronika geb. Frohwein, wurden vom NS-Regime ermordet, beide waren 1942 in das Ghetto Izbica deportiert worden. Die Shoah überleben konnten alle fünf Kinder von Adolf und Frieda Stargardter.

HIER WOHNTE
FRIEDA
STARGARDTER
GEB. DAHLHEIMER
JG. 1882
'SCHUTZHAFT' 1938
GEFÄNGNIS MILTENBERG
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET
Hauptstraße 78
Frieda Stargardter geb. Dahlheimer wurde am 23. Oktober 1882 in Miltenberg geboren. Ihre Eltern waren Israel Dahlheimer (1850–1933) und Clara geb. Cohn (1853–1933). Sie hatte zwei Schwestern und zwei Brüder, Johanna (geb. 1881), Berta (geb. 1884) Leopold (geb. 1885) und Wolfgang (geb. 1889).[6][8] Die Familie Dahlheimer besaß ein Geschäft für Fette, Öle und Seifen, die vor Ort und ambulant verkauft wurden. Sie heiratete Adolf Stargardter, geboren am 17. Dezember 1881 im pommerschen Liebenau.[42] Das Paar hatte fünf Kinder, Maria (geb. 1908), Leo (geb. 1910), Walter (geb. 1912), Rolf (geb. 1916) und Kurt (geb. 1921). Das Ehepaar konnte nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP allen Kindern die Flucht ermöglichen. Sie selbst blieben in Miltenberg, mussten jedoch die Stadt verfolgungsbedingt am 18. Juli 1939 verlassen. Sie zogen nach Frankfurt am Main und wurden von dort in das Ghetto Minsk verschleppt. Beide wurden vom NS-Regime ermordet, Ort und Zeitpunkt sind ungeklärt.[26]

Auch alle Geschwister und deren Gatten wurden vom NS-Regime ermordet – Johanna in Auschwitz, Berta, Leopold und Wolfgang in Łódź. Alle fünf Kinder konnten die Shoah überleben.

HIER WOHNTE
IRMA IRENE
ULLMANN
GEB. SELIG
JG. 1899
FLUCHT 1937 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Hauptstraße 110
Irma Irene Ullmann geb. Selig wurde am 27. Februar 1899 in Miltenberg geboren. Sie heiratete den Getreidehändler Sally Ullmann, geb. am 23. Dezember 1885 in Mannheim.[43] Das Paar hatte zwei Kinder, Edith (geb. am 28. Mai 1926)[44] und Erwin (geb. am 1. Juni 1928). Beide Kinder kamen in Mannheim zur Welt. Am 15. Juli 1937 flüchtete die Familie nach Frankreich. Dort wurden sie gefasst und in das Sammellager Drancy verschleppt. Es folgte am 11. September 1942 die Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz. Irma Ullmann, ihr Ehemann und die Tochter sollen dort ermordet worden sein.[45]

Der Sohn, er nannte sich Erwin Claude Ullmann, konnte flüchten und die Shoah überleben.

HIER WOHNTE
BETTY WEICHSEL
JG. 1907
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN
Hauptstraße 150
Betty Weichsel wurde am 3. März 1907 in Rimbach (Odenwald) geboren. Ihre Eltern waren Simon Weichsel und Ernestine geb. Halle. Sie hatte zumindest einen Bruder, Julius, geboren 1915. Von 1926 bis 1932 lebte sie in Berlin. Die Familie musste im Juli 1939 aus Miltenberg flüchten, der Repressionsdruck war zu groß geworden. Sie übersiedelten nach Frankfurt am Main, wurden von dort drei Jahre später nach Osten deportiert. Wann und wo Betty Weichsel, ihre Eltern und ihr Bruder ermordet wurden, ist nicht bekannt.[46]
HIER WOHNTE
ERNESTINE WEICHSEL
GEB. HALLE
JG. 1877
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN
Hauptstraße 150
Ernestine Weichsel geb. Halle wurde am 5. oder 6. November 1877 in Hardheim geboren. Ihre Eltern waren Emanuel Halle und Fanny geb. Sichel. Sie heiratete Simon Weichsel, geboren 1875. Das Paar hatte zumindest zwei Kinder, Betty, geboren 1907, und Julius, geboren 1915. Die Familie musste im Juli 1939 aus Miltenberg flüchten, der Repressionsdruck war zu groß geworden. Sie übersiedelten nach Frankfurt am Main und wurden von dort drei Jahre später nach Osten deportiert. Wann und wo Ernestine Weichsel, ihr Ehemann und ihre Kinder ermordet wurden, ist nicht bekannt.[47]
HIER WOHNTE
JULIUS WEICHSEL
JG. 1915
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN
Hauptstraße 150
Julius Weichsel wurde am 9. Mai 1915 in Miltenberg geboren. Seine Eltern waren Simon Weichsel und Ernestine geb. Halle. Er hatte zumindest eine Schwester, Betty, geboren 1907. Ab Mai 1935 lebte er in Ulm. Die Familie musste im Juli 1939 aus Miltenberg flüchten und nach Frankfurt am Main übersiedeln. Auch Julius Weichsel übersiedelte dorthin. Drei Jahre später, 1942, wurde die Familie nach Osten deportiert. Wann und wo Julius Weichsel, seine Eltern und seine Schwester ermordet wurden, ist nicht bekannt. Die ganze Familie wurde vom NS-Regime im Zuge der Shoah ausgelöscht.[48]
HIER WOHNTE
SIMON WEICHSEL
JG. 1875
SCHICKSAL UNBEKANNT
Hauptstraße 150
Simon Weichsel wurde am 29. März 1875 in Rimbach im Kreis Bergstraße geboren. Er war Kaufmann. Am 28. Mai 1906 heiratete er Ernestine, geb. Halle. Das Paar hatte zumindest zwei Kinder, Betty, geboren 1907, und Julius, geboren 1915. Die Familie musste verfolgungsbedingt am 11. Juli 1939 aus Miltenberg flüchten und nach Frankfurt am Main übersiedeln. Sie fanden dort Quartier am Baumweg 57/I. Wann er, seine Frau und seine Kinder deportiert und ermordet wurden, ist unbekannt, viele Akten der aus Frankfurt deportierten jüdischen Bürger wurden vernichtet. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs findet sich folgender Eintrag über Simon Weichsel: „Verschollen in Polen“.[49]

Die ganze Familie wurde vom NS-Regime im Zuge der Shoah ausgelöscht.

Verlegungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typische Verlegesituationen in Miltenberg:

Ende 2013 wurde die Initiative „Miltenberger Stolpersteine – GEGEN DAS VERGESSEN“ gegründet. Als Wahlspruch wählte die Initiative den Satz „Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.“, der von Fritz Bauer (1903–1968) stammt, einem deutschen Juristen, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft zur Emigration gezwungen war. Am 28. Januar 2015 fasste der Stadtrat von Miltenberg den Beschluss, Stolpersteine zur Erinnerung und zum Gedenken an die Miltenberger Bürger, die von NS-Regimes ermordet wurden, zu verlegen. Am 27. Mai 2016 erläuterte der Künstler in einem Vortrag das Projekt und dessen Geschichte.

Alle Verlegungen fanden unter Beteiligung von Schülern und Lehrern der Mittelschule, der Realschule und des Gymnasiums statt. Sie hatten mit ihren selbst erarbeiteten Beiträgen einen erheblichen Anteil am Gelingen der Feierlichkeiten.

  • 28. Mai 2016 (neun Stolpersteine)
  • 26. Juni 2017 (21 Stolpersteine)
  • 3. Juli 2018 (vierzehn Stolpersteine)

Insgesamt 35 Nachfahren, Enkel, Urenkel und Ururenkel der Opfer reisten aus Großbritannien, Kanada und Israel zu den ersten beiden Verlegungen an. Die Stadtführerin Rita Geffert bietet regelmäßig einen Rundgang gegen das Vergessen an, der mit einer Bildpräsentation im Museumskeller beginnt, den Besuch der Stolpersteine umfasst und auch die Mikwe, die Synagogen und den alten jüdischen Friedhof beinhaltet.[50]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Böttigheimer, Clementine, abgerufen am 13. Dezember 2020
  2. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Kahn, Lion, abgerufen am 10. April 2021
  3. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Dahlheimer, Flora geb. Kahn, abgerufen am 13. Dezember 2020
  4. Terezin Memorial: LION KAHN, abgerufen am 16. Februar 2021
  5. Nachkriegszeitkartei, abgerufen am 16. Februar 2021
  6. a b c d e Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Dahlheimer, Wolfgang, mit einer Porträtfotografie, abgerufen am 4. November 2020
  7. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Jüdische Gemeinde von Miltenberg, S. 110, abgerufen am 10. April 2021
  8. a b c d Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Dahlheimer, Leopold Leo, mit einer Porträtfotografie, abgerufen am 22. Dezember 2020
  9. Falkenstein, Johanna. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 10. April 2021.
  10. Heymann, Berta. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 10. April 2021.
  11. Dahlheimer, Wolfgang. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 10. April 2021.
  12. Stargardter, Frieda Frida. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 10. April 2021.
  13. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Dahlheimer, Martin, mit einer Porträtfotografie im Alter von viereinhalb Jahren, abgerufen am 4. November 2020
  14. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Dahlheimer, Rosa geb. Solinger, abgerufen am 14. Januar 2021
  15. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Falk, Edith, abgerufen am 11. April 2021
  16. Falk, Rudolf. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 14. Januar 2021.
  17. Jüdisches Unterfranken: Elias Fried, abgerufen am 13. April 2021
  18. Jüdisches Unterfranken: Emilie Fried, abgerufen am 13. April 2021
  19. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Fromm, Hermann, abgerufen am 15. Januar 2021
  20. Abraham Heß (pdf-File). Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 16. Januar 2021.
  21. Heß, Abraham. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 12. April 2021.
  22. Bella Berta Heß (pdf-File). Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 16. Januar 2021.
  23. Heß, Nanny Nathalia Anny geb. Freudenberger. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 16. Januar 2021.
  24. Freudenberger, Rika (Ricka) geb. Hecht. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 16. Januar 2021.
  25. Siegfried Sally Heß (pdf-File). Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 16. Januar 2021.
  26. a b c Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Stargardter, Frieda geb. Dahlheimer, mit einer Porträtfotografie, abgerufen am 15. Januar 2021
  27. a b Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Heymann, Leon, abgerufen am 15. Januar 2021
  28. a b Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Heymann, Berta geb. Dahlheimer, abgerufen am 15. Januar 2021
  29. Hofmann, Carolina geb. Schloß. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 17. Januar 2021.
  30. a b Die jüdische Gemeinde von Miltenberg, S. 127, abgerufen am 13. April 2021
  31. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Hirsch, Nanni geb. Klingenstein, abgerufen am 13. April 2021
  32. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Klingenstein, Siegmund, abgerufen am 14. April 2021
  33. Yad Vashem: LAURA KLINGENSTEIN, abgerufen am 14. April 2021
  34. Ulrich Debler: Die Jüdische Gemeinde von Miltenberg, Sonderveröffentlichung aus dem Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Bd. 17, 1995
  35. Siehe auch: Spessart Heft 7/1992, 3-6
  36. Lindheimer, Marcus. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 31. Dezember 2020.
  37. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Die Jüdische Gemeinde von Miltenberg, S. 135, abgerufen am 13. April 2021
  38. Mannheimer, Bertha geb. Schloß. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 17. Januar 2021.
  39. BERTHA MANNHEIMER. The Central Database of Shoah Victims' Names, Yad Vashem, abgerufen am 17. Januar 2021.
  40. Tatort Miltenberg – Nichts ist vergessen, abgerufen am 13. April 2021
  41. Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Schmidt, Ida geb. Rosenbaum, mit einer Porträtfotografie, abgerufen am 14. Dezember 2020
  42. a b Biografische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Stargardter, Adolf, mit einer Porträtfotografie, abgerufen am 15. Januar 2021
  43. SALLI ULLMANN (Meldung des Neffen Joey Ullmann), Yad Vashem, abgerufen am 29. Dezember 2020
  44. EDITH ULLMANN (Bundesarchiv), Yad Vashem, abgerufen am 29. Dezember 2020
  45. Ullmann, Irma Irene geb. Selig. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 29. Dezember 2020.
  46. Weichsel, Betty. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 29. Dezember 2020.
  47. Weichsel, Ernestine geb. Halle. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 29. Dezember 2020.
  48. Weichsel, Julius. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 29. Dezember 2020.
  49. Weichsel, Simon. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 14. Januar 2021.
  50. Stolpersteine - Rundgang gegen das Vergessen mit Rita Geffert. In: meine-news.de. 8. Dezember 2018, abgerufen am 17. Dezember 2020.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]