Loraine Furter

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Loraine Furter

Loraine Furter (* 20. April 1988 in Lausanne) ist eine Grafikdesignerin, Forscherin und Professorin mit schweizerischen, französischen, armenischen und spanischen Wurzeln. Seit 2007 lebt und arbeitet sie in Brüssel. Sie ist spezialisiert auf zeitgenössische Veröffentlichungen[1] mit einem besonderen Fokus auf intersektionellem Feminismus. Unter anderem entwirft sie digitale sowie analoge Bücher, Ausstellungselemente und Websites.[2][3][4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Furter noch in der Schweiz lebte, war es ihr Ziel Illustratorin zu werden. Erst als sie nach Brüssel umzog, entdeckte sie das Berufsfeld des Grafikdesigns.[4]

Furter schloss ihren Master mit dem Schwerpunkt Typografie und redaktionelles Design an der École de Recherche Graphique in Brüssel ab. Danach wuchs ihr Interesse daran, den Begriff „Publikation“ bezogen auf mündliche, performative und experimentelle Weise zu erweitern. Sie traf auf das Kollektiv „Open Source Publishing“ und die in Berlin ansässige „Hybrid Publishing Group“, deren Mitglieder ihr die Welt der digitalen und hybriden Publikationen erschlossen. Die Prinzipien von freier und Open-Source-Software ließen sich gut mit Furters feministischem Ansatz verbinden. Furter lernte HTML und CSS und begann ihre Arbeit als digitale Herausgeberin und Forscherin.[5]

Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Furter unterrichtet an der École de Recherche Graphique in Brüssel.[2] Seit 2015 unterrichtete sie zwei Theoriekurse über zeitgenössisches Veröffentlichen an der Académie Royale des Beaux-Arts in Brüssel.[6]

2017 begann sie gemeinsam mit einem Team aus Forschenden und Lehrenden der drei Hochschulen ISBA Besancon, ERG Brüssel und Valand Academy die Entwicklung eines hochschulübergreifenden Forschungs- und Studienprogrammes über Gender und Design namens „Teaching to Transgress Toolbox“. Ziel des Programms ist die Förderung inklusiver Pädagogik und das Hinterfragen der sogenannten Neutralität und Gleichberechtigung in Bildungs-, Produktions- und Konsumsystemen der Künste.[4][7] Der Name ist inspiriert von bell hooks Buch „Teaching to Transgress“.[6]

Anschließend überarbeitete Furter ein bereits bestehendes Master-Programm der Kunsthochschule Sint Lucas Antwerpen. Der Master wurde zu einem feministischen und dekolonialen Forschungsmaster umdefiniert wurde. Zentral ist die Forschungsentwicklung von Kunst- und Designschaffenden, deren Praxis in einem gesellschaftspolitischen Kontext verankert ist.[4][8]

Durch das Forschungsprojekt mit dem Titel „Speaking Volumes - Kunst, Aktivismus und feministisches Publizieren“, erhielt sie im September 2019 eine finanzierte Doktorandenstelle bei dem Antwerp Research Institute for the Arts.[9]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Badass Libre Fonts by Womxn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Furter stellte fest, dass Schriften, die von Frauen entworfen wurden, schwer zu finden sind. Betroffen sind hierbei ihrer Meinung nach Personen, die sich als Frau identifizieren. Die Website „Badass Libre Fonts by Womxn“ bietet eine Plattform für Typografinnen. Durch die reine Nutzung, die namentliche Nennung und durch das Beauftragen eben dieser Gestalterinnen soll die Sichtbarkeit von Frauen im Bereich der Typographie erhöht werden.[5]

Bye Bye Binary[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsam mit einem Kollektiv aus französischsprachigen Designerinnen[10] organisierte Furter einen Workshop über gender-fluide Glyphen in der französischen Sprache. Französisch ist keine gendergerechte Sprache: Es gibt nur binäre Ausdrücke wie „sie“ oder „er“, weshalb der Workshop darauf abzielte, Wege zu finden die verschiedenen Geschlechtsidentitäten in die Typographie einzubinden.[4]

Just For The Record[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nach einem von Furter im März 2015 organisierten „Art + Feminism Wikipedia Edit-a-thon“ wurde das Projekt „Just for the Record“ noch im selben Jahr ins Leben gerufen. Bei dem Projekt geht es um die Auseinandersetzung mit der Darstellung des Geschlechts in neuen Medien und Veröffentlichungstools wie Wikipedia und welchen Einfluss dies auf die Art und Weise hat, wie Geschichte aufgezeichnet wird. Realisiert wird dies durch reale Events mit Vortragenden und Wikipedia Edit-a-thons.[11]

Speaking Volumes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Speaking Volumes ist ein hybrides Forschungsprojekt über feministische Veröffentlichungspraktiken und die Verbindungen zu zeitgenössischen Initiativen. Es macht aufmerksam darauf, was diese Praktiken gemeinsam haben.[12] Die Forschung nimmt verschiedene Formen an, von grafischen Dokumenten bis hin zu performativen Ereignissen, und materialisiert sich auf einem Display, das von Alison Knowles Kunstwerk „The Big Book“ inspiriert ist.[13]

Crystal Clear[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Artikel aus dem Jahr 2018, den Furter für eine Präsentation während des Workshops „bye bye binary“ geschrieben hat. Er handelt von der Erfindung und Popularisierung der Druckmaschine und die mit einhergehende Ungleichheit der Rollenverteilung im Bereich der westlichen Typographie.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Worthington, Simon; Furter, Loraine (Gestalterin): Book to the future. a manifesto for book liberation, Hybrid Publishing Consortium. 2015, 48 Seiten ISBN 1906496366.
  • Kraus, Chris; Furter, Loraine (Gestalterin): You must make your death public. a collection of texts and media on the work of Chris Kraus, hrsg. von Mira Mattar. London 2015, 136 Seiten ISBN 1906496641.
  • Baum, Silva; Scheer, Claudia; Sievertsen, Lea: notamuse. A New Perspective on Women Graphic Designers in Europe, Salenstein 2019, S. 203–205 ISBN 3721209931.
  • Popova, Yulia: How many female type designers do you know? I know many and talked to some!, Eindhoven 2020, S. 132–143 ISBN 9493148327.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Loraine Furter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Loraine Furter — Ministry of Graphic Design. Abgerufen am 1. Juli 2021 (amerikanisches Englisch).
  2. a b Loraine Furter. In: caveat.be. jubilee, abgerufen am 8. Juni 2021 (englisch).
  3. Dušan Barok: Loraine Furter. In: monoskop.org. 12. Dezember 2016, abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  4. a b c d e Nina M Gibbes: Interview: Loraine Furter. In: sittingwiththemess.work. Abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  5. a b Design and Intersectional Feminism. In: commarts.com. Abgerufen am 5. Juni 2021 (englisch).
  6. a b Silva Baum; Claudia Scheer; Lea Sievertsen: notamuse. A New Perspective on Women Graphic Designers in Europe. Niggli, Salenstein 2019, ISBN 3-7212-0993-1, S. 204.
  7. Teaching To Transgress Toolbox. In: isba-besancon.fr. Institut Supérieur des Beaux Arts de Besançon, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
  8. Advanced Master: master of Research in Art and Design. In: sintlucasantwerpen. 2021, abgerufen am 8. Juni 2021 (englisch).
  9. a b Loraine Furter: Crystal Clear. In: depatriarchisedesign. Maya Ober, 2. Februar 2020, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
  10. Barthélémy Cardonne, Camille·Circlude·Caroline·Dath, Laura Conant, Loraine Furter, Laure Giletti, Pierre Huyghebaert, Tiphaine Kazi-Tani, Ludi Loiseau, Roxanne Maillet, Hélène Mourrier, Axelle Neveu, Marouchka Payen, Mathilde Quentin, Léna Salabert, Clara Sambot, Avril*Justine Sarlat: La typographie inclusive, un mouvement * ! In: genderfluid.space. Bye Bye Binary, 25. Oktober 2020, abgerufen am 5. Juni 2021 (französisch).
  11. Myriam Arseneault-Goulet, Loraine Furter, Sarah Magnan, Mia Melvær: Just For The Record. In: justfortherecord.space. Abgerufen am 8. Juni 2021 (englisch).
  12. Loraine Furter: Speaking Volumes. In: lorainefurter.net. Abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
  13. Display module for 'Publishing & Performing Relationships. Caveat at Bâtard Festival'. In: caveat.be. Jubilee, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).