Louisenthal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Mangfall in Oberbayern war seit dem Mittelalter für ihre wirtschaftliche Nutzung von Bedeutung, zuerst haben Wassermühlen ihre Wasserkraft genutzt.
Eisenhammer: Im Hintergrund sieht man den Rennofen, davor wird eine Luppe grob von Schlackeresten befreit. Ganz im Vordergrund geschieht das Ausschmieden der Luppe unter dem Hammer (Quelle: Agricola, Georgius (1556): De re metallica libri XII. – Basel.)
Walhalla mit gusseisernem Dachstuhl aus der Maschinenfabrik von Louisenthal

Louisenthal ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Gmund am Tegernsee im Landkreis Miesbach. Hier liegt heute eine Produktionsstätte von Giesecke+Devrient Currency Technology für Sicherheitspapiere für Banknoten.

Geschichte der Ansiedelung von Meisterbetrieben in Louisenthal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mühlen des Jacob Deisenrieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte von Louisenthal beginnt 1818 mit der Gründung der Uhrmacherei des Jacob Deisenrieder.[1] Die Uhrmacherei des Jacob Deisenrieder wurde 1839 von dem Mechanikus Johann Mannhardt, geboren in Pürstling/Gmund, gemeinsam mit dem Kaufmann Niggl aus Tölz und den Kaufleuten Erich und Roeddorfer, sowie dem Mechanikus Drossbach, übernommen.

Eisenhammerwerkes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie wurde im folgenden Jahr von ihren Teilhabern zu einer Maschinenfabrik mit einem Hammerwerk ausgebaut. Der mächtige gusseiserne Dachstuhl der Walhalla stammt aus dieser Fabrik, an die auch eine mechanische Flachsspinnerei angeschlossen war. Die heute noch vorhandene Turmuhr von Louisenthal stammt ebenfalls noch aus dieser Zeit.

Produktion der Gmunder Stifte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen schlechter Verkehrsanbindungen arbeitete die Firma unrentabel und wurde veräußert. Bis 1859 wurden in der Fabrik vom Nachbesitzer, dem Münchner Kaufmann Stegmeyer, Drahtstifte produziert, die allgemein hin bekannten Gmunder Stifte.

Kneip-Kuranstalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1861 erwarb der Münchner Kaffeehausbesitzer Probst die gesamte Anlage und errichtete vor Ort eine Kneip-Kuranstalt, die ebenfalls nicht rentabel wurde, so dass die Gebäude samt weitläufigem Areal im Zuge der im Jahr 1863 vollzogenen Versteigerung dem Schweizer Kaufmann Schultes zugeschlagen wurden.

Namensführung Fabrik Louisenthal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kaufmann Schultes errichtete eine mechanische Baumwollspinnerei auf dem Gelände und erhielt die Erlaubnis von König Max II. die Firma Louisenthal zu nennen, im Andenken an die Herzogin Louise, Tochter des Königs Max I. und späteren Ehefrau des Herzogs von Bayern, der Mutter von Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt Sissi.

Gründung der Papierfabrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl Friedrich Haug, Gründer der Papierfabrik Louisenthal auf einer Fotografie um 1862, Albuminpapier

1878 erwarb der Regierungsbaumeister Carl Friedrich Haug junior, Mitinhaber der Papierfabrik Müller am Baum, einziger Sohn neben neun Schwestern des Tübinger Historikers Carl Friedrich Haug, das Areal mit den Gebäuden der ehemaligen Spinnereifabrik Louisenthal und der ehemaligen Fabrik zur Herstellung von Eisenwaren.

Selbstdarstellung eines Baumeisters in der Marienkirche zu Königsberg in Bayern

Haug sah es als erfolgversprechend an, an diesem Ort eine Papierfabrik aufzubauen. So entstand im Jahr 1879 die Papierfabrik Louisenthal; mit ihrer ersten Langsieb-Papiermaschine nahm sie die Produktion auf.

Holzschleiferei – Kanalbrücke – Elektrisches Kraftwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1884 wurde die Holzschleiferei im Mühltal erbaut und 1889 der Bau der Kanalbrücke über die Mangfall realisiert. Im gleichen Jahr wurde ein elektrisches Kraftwerk gebaut. Die erste Kraftübertragung mit Hilfe der Elektrizität wurde an diesem Ort in Deutschland entwickelt. 1890 folgte die Gründung der Holzschleiferei Rainmühle und die Aufstellung einer zweiten Papiermaschine im Werk Louisenthal.

Lokalbahn von Schaftlach nach Gmund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die Vorbesitzer fast alle an den ungünstigen Verkehrsbedingungen scheiterten, trieb Haug den Bau einer Lokalbahn von Schaftlach in Richtung Gmund voran. Nach Eröffnung der Bahn 1883 wurde der Transport durch Pferdegespanne überflüssig.[1]

Mangfallhochwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mangfall-Steg bei Gmund

Ein Mangfallhochwasser im Jahr 1899 verursachte schwerste Schäden an den Maschinenanlagen und Gebäuden, so dass der gesamte Betrieb vorübergehend stillgelegt werden musste. In den folgenden Jahren bis zum Ersten Weltkrieg konnte die Papierfabrik wieder erfolgreich weiter geführt werden, mittlerweile unter der Leitung von Arthur Haug. In den Jahren des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 konnte die Papierfabrik Louisenthal nur unter schweren Einschränkungen weiterarbeiten.

Das 50-jährige Firmenjubiläum der Papierfabrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1929 konnte die Papierfabrik Louisenthal ihr 50-jähriges Firmenjubiläum feiern. Inhaber waren im Jubiläumsjahr Frau Christiane Haug geb. Böhringer (1846–1931), Witwe des Firmengründers Carl Friedrich Haug junior (1838–1908), ihr Sohn Kommerzienrat Arthur Haug (1873–1945), Major a. D., erschossen in Louisenthal am 3. Mai 1945, und ihr Schwiegersohn Dr. phil. Adolf Friedrich Wilhelm Georg Förderreuther (1860–1942) als Gesellschafter.[2]

Verkauf an Banknoten- und Wertpapierdruckerei Giesecke & Devrient[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Papierfabrik Louisenthal war bis 1964 im Privatbesitz der Nachfahren der Familie Carl Friedrich Haug junior und der Familie Dr. phil. A. Förderreuther.[2] 1964 wurde die Fabrik an Giesecke & Devrient verkauft. Heute stellt die Fabrik Sicherheitspapiere für Banknoten her. Schon im folgenden Jahr wurde mit dem Bau einer Rundsiebpapiermaschine für Banknoten und eines neuen Kesselhauses sowie der Einrichtung eines Prüf- und Entwicklungslabors begonnen. Im Herbst 1966 konnte die neue Anlage in Betrieb genommen werden, und im Jahr 1967 konnte die Produktion von Banknotenpapier und Sicherheitspapieren aller Art aufgenommen werden. 1972 wurden die ersten Euroscheck-Papiere in Serie gedruckt.[1]

Modernisierung und Erweiterung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit von 1976 bis 2010 investierte Giesecke & Devrient in der Papierfabrik Louisenthal in die ständige Verbesserung der gesamten technischen Anlagen. Eine Verbreiterung der Papiermaschine wurde in die Wege geleitet, und Erweiterungen der technischen Ausrüstungen wurden durchgeführt. Zusätzlich wurde eine Veredelungsabteilung eingerichtet. Es wurden neue Werkstätten eingerichtet, die Erweiterung des Bereichs Forschung und Entwicklung wurde vorangetrieben. Auch eine zusätzliche Erweiterung der Büroplätze erfolgte.

Im Jahr 1990 erfolgte die Einführung der dritten Generation der Deutschen Mark. Erstmals wurde eine deutsche Banknote mit Fensterfaden in Umlauf gebracht. Für die „Erstversorgung“ der Neuen Bundesländer im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung musste von diesem Schein in kurzer Zeit eine erhebliche Menge hergestellt werden. Die Papierfabrik Louisenthal wurde zum ausschließlichen Papierlieferanten.[1] 1994 erfolgte die Installation der Hologramm-Applikationsmaschine (OVSI) und die Realisierung des weltweit ersten Banknotenpapiers mit Hologrammstreifen für den bulgarischen 2000-Lewa-Schein.

Die Firmengruppe Giesecke & Devrient erwarb 1991 zur Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten zusätzlich die Papierfabrik Königstein und konnte damit ihre Produktion von 3500 Tonnen im Jahr 1991 auf ca. 10.000 Tonnen im Jahre 2010 erhöhen.

Folienproduktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1999 stieg Giesecke & Devrient gemeinsam mit einem Joint-Venture-Partner in die Folienproduktion ein. Die Entwicklung von longlLife Banknotenpapier mit erhöhten Haltbarkeitseigenschaften wurde erfolgreich vorangetrieben. 2002, zur Einführung des Euro, wurde die Papierfabrik Louisenthal zum größten Papierlieferanten für die neuen Banknoten.[1] Nach einer Neugliederung in Werk Papier Louisenthal, Werk Papier Königstein und Werk Folie Louisenthal begann im Werk Folie Louisenthal im Jahr 2003 die eigene Folienproduktion. Im Jahr 2005 konnte die erste Banknote mit Durchsichtsfenter varifeye®, eine bulgarische 20-Lewa-Note, emittiert werden. 2006 erfolgte die Erweiterung des Folienwerks Louisenthal, und 2007 gelang die Entwicklung von Synthec®- Banknotenpapier mit erhöhter Haltbarkeit.

Aktuelle Entwicklungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2008 folgten die Neuprodukte mit verifeye C2 und Sicherheitsfaden ColourShift/ColourFix, die Produktion der Musternote „Yvone“ begann. Die Hybrid-Produktion-Produkteinführung, Musternote Yvonne, folgte 2009.

2009 wurde in der Folien Fabrik Königstein die neue Papiermaschine PM4 in Betrieb genommen. Die PM4 ist die derzeit modernste und schnellste Rundsieb-Papiermaschine der Welt.

2010 erfolgte die erste Emission der kasachischen 1000-Tenge-Banknote. Sie ist die erste Umlaufnote mit den Merkmalen verifeye und magic.

Sehenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das denkmalgeschützte Hauptgebäude der Maschinenfabrik (Haus Nr. 2), ein um 1835 errichteter dreigeschossiger klassizistischer Putzbau mit kräftig gerahmten Dreiecksgiebeln und Dachreiter.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Louisenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e zitiert aus der Veröffentlichung über die Entwicklung der Firma Giesecke & Devrient zum Hersteller von Sicherheitspapieren für Banknoten.
  2. a b zitiert nach der Dokumentation des Familienverbands Feuerlein, Stamm Conradi

Koordinaten: 47° 46′ N, 11° 45′ O