Ludolph Berkemeier

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Räucherei in Noordwijk, circa 1910

Ludolph Georg Julius Berkemeier (* 20. August 1864 in Tilburg; † 18. Juli 1931 in Noordwijk aan Zee) war ein niederländischer Künstler. Wegen seiner gewählten Bildgattungen und Palette ist er der zweiten Generation der Haager Schule zuzurechnen. Er durchlief seine Ausbildung an den Kunsthochschulen zu Düsseldorf und zu Weimar. Nach seiner Rückkehr nach den Niederlanden ließ er sich in Noordwijk aan Zee nieder und hatte engen Kontakt zur Haager Schule, der wesentlich für sein Werk war.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Jahre besuchte er die Kunstakademie Düsseldorf.[1] In der Landschaftsmalerei hatte Eugène Gustav Dücker, der ab etwa 1876 begann die Landschaftsmalerei der Düsseldorfer Malerschule neu zu prägten (hierzu sei auf das Gemälde von Wilhelm von Gegerfelt, Muschelsammler in Villerville, gemalt 1876/78, verwiesen), großen Einfluss auf Berkemeier.[2][3][4][5] Diese aufkommenden neuen Strömungen in Deutschland, welche mit aus der Schule von Barbizon, der Haager Schule und der Weimarer Schule ihre Kraft zogen, hatten auch Berkemeier als angehenden Landschaftsmaler beeinflusst und nach dem zweijährigen Studium unternahm er zunächst Studienreisen, so auch nach Wiesbaden.

Dann ging es an die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar. Hier traf er auf Theodor Joseph Hagen.[6][7] Dieser betreute hier das Fach Landschaftsmalerei. Die Schüler hatten es mit einer Lehrkraft zu tun, die einen vollständigen Wandel von der Romantik über den Realismus bis hin zum Impressionismus[8] durchlaufen hatte. Kunsthistorisch wird Hagen als einer der Wegbereiter der Strömung des Deutschen Impressionismus angesehen.[9] Dabei findet sich bei ihm die Palette der Haager Schule wieder – dass er auch in den Niederlanden gewesen war, darf hier nicht unbeachtet bleiben![10] Für Berkemeier wurden hier schon die wesentlichen Voraussetzungen für diese neue Strömung gesetzt, um nach seiner Rückkehr in die Niederlande zur Haager Schule zu finden.

Dann ging es zurück nach Holland und er ließ sich zunächst in Baambrugge (Abcoude) nieder.

Im Jahre 1896 ging er zunächst kurzfristig nach Noordwijk aan Zee, um sich dann dort nieder zu lassen. Hier erwarb er später eine Pension und verkaufte Malgerät und Malmaterial. Sein Atelier hatte er ebenfalls in diesem Dorf.

Jan Hillebrand Wijsmuller war häufig in hier und ist mit Berkemeier in Katwijk und Noordwijk zum Malen unterwegs gewesen, um der Freiluftmalerei nachzugehen. Er war in dieser Zeit der Lehrer von Berkemeier.[11]

Gestorben ist er im Alter von nur 66 Jahren in Noordwijk. In Noordwijk galt Berkemeier als Malerpersönlichkeit.

Zu seinem Œuvre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er bediente sich vieler Bildgattungen. Zunächst hatte er die Landschaftsmalerei mit dem Genre kombiniert. Dann zählten in der Landschaftsmalerei die Untergattungen der Strandszenen bzw. Dünenlandschaft, die Bomschuit'en[12] sowie Stadt-, Dorf und Wintergesichter zu seinem Repertoire. Darüber hinaus griff er auch das Stillleben auf.

Berkemeier folgt beim Bildaufbau der Tradition der Landschaftsmalerei des Goldenen Zeitalters. Der Horizont ist meist im unteren Drittel und wandert, je nach Motivwahl zu Halbierenden und dann wird er schon im oberen Drittel gesetzt.[13] Auch die von links unten nach rechts oben laufende steigende Linie findet sich in seinen Werken wieder.[14]

Darüber hinaus fertigte er auch Buchillustrationen und Grafiken an.

Der Kontakt zu der Haager Schule der zweiten Generation über Wijsmuller und seine Mitgliedschaft zu der Künstlergesellschaft Arti et Amicitiae waren wesentlich für sein Schaffen.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1903 Stedelijke internationale tentoonstelling van kunstwerken van levende meesters, Stedelijk Museum, Amsterdam.
  • 1907 Stedelijke internationale tentoonstelling van kunstwerken van levende meesters, Stedelijk Museum, Amsterdam.

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellenverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Baumgärtel, Bettina: Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1919–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9.
  • Bernt, Walter: Die Niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts. Band 2, Bruckmann Verlag, München 1980, ISBN 978-3-7654-1766-5.
  • Broude, Norma: Impressionismus – eine Internationale Bewegung 1860-1920. Dumont Buchverlag, Köln 1990, ISBN 3-8321-7454-0.
  • Constable, Freda: John Constable, a biography, 1776–1837. Lavenham, Dalton, 1975, ISBN 978-0-900963-54-4.
  • Noon, Patrick: John Parkers Bonington – On the Pleasure of Painting. Balding + Mansell, 1991, ISBN 978-0-300-05108-7.
  • Scheen, Pieter A.: Lexicon Nederlandse beeldende kunstenaars, 1750–1950. 2 Volumes, ’s-Gravenhage (The Hague), Kunsthandel Pieter A. Scheen N.V., edition 1981, S. 37–38 (als: Berkemeier, Ludolph Georg Julius (‚Ludolph‘)).
  • Sillevis, John, Kraan, Hans und Dorn, Roland: Die Haager Schule. Meisterwerke der Holländischen Malerei des 19. Jahrhunderts aus Haags Gemeentemuseum. Ausst.-Kat. Kunsthalle Mannheim, Edition Braus, 1987, ISBN 978-3-925835-08-7.
  • Stapelhourman, Marijn und Schatborn, Peter: Land & Water. Uitgeverij Wanders, Rijksmuseum Amsterdam, 1987, ISBN 978-90-6630-093-4.
  • Petrejus, E. W.: De Bomschuit, een verdwenen scheepstype, 1954, Museum voor Land- en Volkenkunde en het Maritiem Museum „Prins Hendrik“, Nr. 2.
  • Reynolds, Graham: The Later Paintings and Drawings of John Constable. Yale University Press, New Haven and London 1984, ISBN 978-0-300-03151-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zu jener Zeit waren der Ruf der Malerschule Düsseldorf ihres Umfeldes als maßgebliche Lehrstätte für Landschaftsmaler noch hoch, jedoch war er schon im Abklingen begriffen. Die Schule von Barbizon der einsetzende Vor-Impressionismus und der aufkommende Impressionismus bildeten bald die Avantgarde für damalige Verhältnisse.
  2. Eugène Dücker war von 1872 bis 1916 Professor an dieser Malerschule. Interessant ist die nach ihm benannte Dücker-Linie, welche die neue Richtung umschreibt - Baumgärtel, 2. Bd. S. S, 463 ff.
  3. Er hatte keine Ausbildung bei Oswald Achenbach erfahren, jedoch ist der Kontakt zu ihm nicht auszuschließen. Es ist bekannt, das etwa nach 1860 sich der maltechnische Aufbau des Bildes, die Technik des Farbauftrags sowie die Wahl der Malmittel von Oswald Achenbach verändert haben. Dies blieb nicht ohne Folgen für die Lehre und die Schüler und letztendlich auch für Dücker selbst.
  4. Dückers langsame Abkehr von der herkömmlichen Landschaftsmalerei wird auch als Aufbruch in die Moderne an dieser Malerschule gesehen. Hierzu zählen solch bekannte Namen wie Helmuth Liesegang, Wilhelm von Gregerfelt, Victor Westerholm, Fanny Churberg, Heinrich Heimes und Ernst Hardt.
  5. Der Lehrer an der Akademie hieß Meister, daher auch der Begriff Meisterklasse und sein Lehrling Meisterschüler.
  6. Dieser hatte zunächst von 1864 bis 1868 bei dem Landschaftsmaler Oswald Achenbach studiert. Achenbach hatte von 1866/67 eine der Meisterklassen inne, und es ist nicht auszuschließen, dass er einer von seinen Schülern gewesen war.
  7. Theodor Hagen hatte als Künstler eine interessante Wandlung während seiner Schaffensphase durchlaufen. Dies wird ersichtlich an einer Reihe ausgewählter Motive wie „Am Rhein bei Kaiserswerth“ (Romantik) — dieses Werk ist eindeutig der Landschaftsmalerei der Düsseldorfer Malerschule zuzuordnen; in „Gewitter über den Dünen“ ist der Einfluss von John Constable zu spüren, der auch viele Studien zur Wolkenbildung – auch im Geiste eines William Turners – angefertigt hatte. Am nächsten aus dem Œuvre Constable's kommt „A Coast scene“, wo die sich ankündigende vorgewitterliche Stimmung ähnlich eingefangen ist; „Parklandschaft mit Bachlauf“, das eindeutig der Schule von Barbizon zugerechnet werden kann, und dann „Schiffsbrücke über den Rhein“, was man dem Amsterdamer Impressionismus vom Bildaufbau und von den Farben der Haager Schule zuordnen darf — nicht unerwähnt bleiben darf ein Aufenthalt in Holland, dem Land der Haager Schule als niederländische Teilströmung des internationalen Impressionismus.
  8. Es handelt sich um die internationale Strömung des Impressionismus, allerdings gesehen mit den Augen eines Deutschen — siehe auch Norma Broud, S. 358 ff.
  9. Sein berühmtester Schüler ist Max Liebermann, der einer der wichtigsten Persönlichkeiten des Deutschen Impressionismus wurde und mit Jozef Israëls von der Haager Schule der ersten Generation eine langwährende Künstlerfreundschaft pflegte.
  10. Eine solch umwälzende Bewegung wird von vielen Künstlern wie u. a. von August Allebé von der Rijksakademie van beeldende kunsten zu Amsterdam getragen und die Weimarer Schule hatte hier mit Anteil an der Öffnung der Blickrichtung von Lehre und Schüler nach Frankreich und endlich der Beschreitung des Weges zur Moderne.
  11. In diesem Zusammenwirken lebte auch hier die erfolgreiche Tradition der Schule von Barbizon fort – Lehrer und Schüler vereint in der Landschaft arbeitend.
  12. Niederländische Fischerboote, deren Rumpf bei Ebbe auf dem Strand aufsetzten konnten, ohne daß der Holzrumpf statischen bzw. konstruktiven Schaden erlitt.
  13. Für das unteres Drittel mag Lambert Doomer mit seinem Bild Der Garten der Erbschaft von Nantes, für die Bildmitte Blick auf Asperen von Roelant Roghman und für das obere Drittel mag die Wollwäscherei von Pieter de Molijn stehen.
  14. Dies ist gut mit der Hügeligen Landschaft mit steinerner Brücke von Cornelius Hendricksz. Vroom zu vergleichen.