MV Agusta Corse 98 Sport

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Illustration einer MV Agusta Corse 98 Sport, mit dem damals verwendeten Tank-Logo. Kolorierung im dunklen "Rosso Verghera" (Vergehra-Rot).
Eine MV Agusta 98 corsa im Renneinsatz (1946)
Die Straßenversion MV 98cc mit Trapezgabel und Beleuchtungsanlage

Die MV Agusta Corse 98 Sport war ein Rennmotorrad des italienischen Fahrzeugbauers MV Agusta, das von 1946 bis 1949[1][2] eingesetzt wurde. Die Maschine war eine Weiterentwicklung der Straßenversion MV Agusta 98cc „Velocita“. Bis auf ein Sportfahrwerk, eine geänderte Sitzposition, eine optimierte Auspuffanlage und eine Teleskopgabel unterschied sich die Corse Sport nicht wesentlich vom Erscheinungsbild des Serienmodell. Die MV Corse 98 Sport ist in der Geschichte von MV Agusta insofern beachtenswert, als sie das erste Modell war, mit dem das Unternehmen ernsthaft Motorsport betrieb.[2]

Das Motorrad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Corse 98 Sport wurde der Öffentlichkeit erstmals auf dem Mailänder Motorradsalon im November 1946 präsentiert. Diese erste Version hatte einen Dreikanal-Zweitaktmotor mit 98 cm³ Hubraum, dessen Leistung etwa eineinhalb PS (ca. 1,1 kW) über der des Serienmotors lag. Zusätzlich erhielt die Sportversion einen vergrößerten Tank und einen verbesserten Sattel mit zusätzlicher Polsterung am Tank.[3]

Ende 1946 wurde im Werk in Caschina Costa eine spezielle Rennversion, die MV Corse 98 Sport montiert. Die Hauptvorteile gegenüber dem Serienmodell 98cc waren eine damals neue Teleskopgabel und eine geänderte Hinterradaufhängung. Der Rahmen blieb ein einfacher Rohrrahmen (geschlossener Typ) und wurde um 50 mm gekürzt, um das Handling zu verbessern. Für eine sportlichere Sitzposition wurde der Lenker verkürzt und die Fußrastenanlage nach hinten versetzt. Der Zweitaktmotor wurde auf höhere Leistung abgestimmt, indem die Zylinderkanäle vergrößert, das Verdichtungsverhältnis erhöht und ein Dell’Orto-20-mm-Vergaser eingebaut wurde. Die Anzahl der Gänge wurde von zwei auf drei erhöht. Der Motor leistete 5 PS (3,6 kW) bei 5400/min und die Höchstgeschwindigkeit stieg auf 100 km/h.[4][2]

Sportliche Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nach Produktionsbeginn des Modells MV 98cc wurde unter der Bezeichnung „Reparto Corse“ (Rennabteilung) ein eigenes Werksrennprogramm aufgestellt.

Das Datum des ersten MV-Agusta-Rennens ist nicht dokumentiert, aber den ersten Sieg errang Vicenzo Nincioni (ein Privatfahrer) mit einer nur minimal modifizierten Serienmaschine beim Straßenrennen in La Spezia am 6. Oktober 1946. Nur eine Woche später belegte er in Valenza den dritten Platz, der erste Platz ging an den MV-Werksfahrer Mario Cornalea. Am 3. November besetzten die MV-Rennfahrer Vicenzo Ninconi, Mario Cornalea und Mario Paleari in Monza zum ersten Mal in der MV-Renngeschichte alle drei Plätze auf dem Siegerpodest.[4]

Die Corse 98 Sport gewann bis 1949 insgesamt 41 Straßenrennen, hauptsächlich mit den Fahrern Bertoni, Ferri und Matucci. Außerdem wurden 10 Offroad-Rennsiege erzielt.[2]

Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bald wurden fast alle durch die Erkenntnisse bei den Rennen erzielten Verbesserungen auch für das Serienmodell MV 98cc übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war ein Hubraum von 98 cm³ in der Rennwelt, die sich zunehmend organisierter zeigte, nicht mehr relevant. Man konzentrierte sich inzwischen auf die herkömmlichen 125-, 250- und 500-cm³-Klassen.[4]

Im motorsportlichen Bereich folgte auf die MV Agusta Corse 98 Sport die 125er „Valenza“ (mit 3-Gang-Getriebe), die im Motorsport allgemein nur als Corse 125 Tre Marche bezeichnet wurde, und ihre Weiterentwicklung, die erste 4-Gang-Maschine, die Quattro Marche. Ein wirklicher „eigenständiger“ Entwicklungsschritt war dann die MV Agusta 125 Motore Lungo, die in erster Linie als Rennsportmodell konzipiert war.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Motor
Bauart Einzylinder-Zweitaktmotor; luftgekühlt
Gemischschmierung (1 : 10)
Hubraum 98 cm³
Bohrung × Hub 49 mm × 52 mm
Verdichtung 7 : 1
Vergaser Dell’Orto RAO 20
Antrieb
Kupplung Ölbadlamellenkupplung
Getriebe angeblockt, 3 Gänge
Antrieb primär/sekundär Zahnräder/Kette
Elektrik
Zündung Schwungradmagnetzündung
Leistung
Leistung 5 PS (3,6 kW) bei 5400/min
Höchstgeschwindigkeit 95 km/h (andere Quelle: 100 km/h)
Rahmen und Maße
Rahmen Rohrrahmen, einfache geschlossene Schleife
Radstand 1250 mm
Länge: 1960 mm
Breite: 610 mm
Gewicht 65 kg
Tankinhalt 13 l
Fahrwerk
Radaufhängung vorn Teleskopgabel
Radaufhängung hinten Geradewegfederung
Räder vorn und hinten 2,25 × 19″, Leichtmetallfelgen, Stahlspeichen
Reifen vorn und hinten 2,50 × 19″
Bremsen vorn und hinten Trommelbremse, 130 mm Durchmesser

Quelle:[1][2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b MV Agusta Corse 98 Sport. Abgerufen am 19. Juli 2021 (deutsch).
  2. a b c d e 98 3 velocità | MVagusta-Oldtimers. Abgerufen am 19. Juli 2021.
  3. Mario Colombo / Roberto Partigiani: MV Agusta. Hrsg.: Motorbuch Verlag Stuttgart. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01416-5, S. 213.
  4. a b c Mario Colombo, Otto Grizzi, Roberto Patrignani: MV Agusta: From 1945 to the present. Giorgio Nada Editore, Vimodrone 2016, ISBN 978-88-7911-617-6.