MV Agusta 125 Motore Lungo

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Eine MV Agusta 125 carter lungo in der Version „Competizione“ (Rennausführung)
Im Vergleich: der alte 125cm³ Zweitakt-Rennmotor mit dem kurzen Kurbelgehäuse
Straßenzugelassene Version der 125 Motore Lungo

Die MV Agusta 125 „Motore Lungo“ (ital.: „langer Motor“), oft auch als „Carter Lungo“ (ital.: „langes Kurbelgehäuse“) bezeichnet, war ein Motorrad mit einem 125-cm³-Zweitaktmotor, das zwischen 1950 und 1953 von dem italienischen Motorradhersteller MV Agusta hergestellt wurde. In der Version „Competizione“ (ital.: „Wettkampf“) wurde sie oft im Rennsport (auch vom Werksteam „Reparto corse“) eingesetzt. In der ebenfalls angebotenen Ausführung „Stradale“ (ital.: Straße) hatte das Motorrad eine vollständige Beleuchtungsanlage, Zweiersitzbank, Soziusfußrasten und geänderte Schutzbleche.

Historie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Motore Lungo war die dritte Rennversion der 125er-Motorenserie von MV Agusta, nach der 125er „Valenza“ (mit 3-Gang-Getriebe) und der ersten 4-Gang, der 125er „TEL“ (Turismo Extra Lusso = Modell Turismo extra Luxus), die später meist als „carter corto“ (kurzes Kurbelgehäuse) bezeichnet wurde, um sie von der Nachfolgerin carter lungo unterscheiden zu können. Mit einer Leistung von (anfangs) 9 PS bei über 8000/min war das Motorrad eigentlich ein „Production Racer“ für den italienischen Straßenrennsport und erfreute sich schnell großer Beliebtheit auf nationaler Ebene. Bis 1953 konnte man die Motore Lungo erwerben, doch ab dann war die MV Agusta 125 Monoalbero für die speziell angesprochene Käuferschicht der ehrgeizigen Privatfahrer die bessere Wahl.[1][2]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der neue Viergangmotor von 1949 hatte mit dem „Schwunglicht-Magnetzünder“[3] ein Handicap als Sportmotor, denn das massive Polrad wirkte einer gewünschten Drehzahlsteigerung entgegen. Also wurde eine Standmagnetzündung (von Magneti Marelli) für den neuen Motor eingeplant, und die wurde genauso untergebracht wie bei der im gleichen Jahr erschienenen 125-Bialbero-GP-Werksmaschine, nämlich vor der Kurbelwelle im speziell zu diesem Zweck entsprechend entworfenen Kurbelgehäuse.[2] Diese Weiterentwicklung steigerte die Leistung auf 12 PS bei 9000/min. Der Name „Motore Lungo“ (ital.: „langer Motor“) leitet sich von dem nach vorn verlängerten Kurbelgehäuse ab.

Motorsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die MV Agusta 125 Motore Lungo wurde mit normaler Straßenausrüstung (also Beleuchtung, Nummernschildhalterung, langer Bank und Soziusfußrasten) angeboten, wurde aber fast ausschließlich im Motorsport eingesetzt.[1]

Die Maschine war nach ihrer Einführung auf der Rennstrecke sofort erfolgreich. Zu der dazu notwendigen Leistungsfähigkeit trug auch der nun für den reinen Sportzweck aus Rohren aufgebaute moderne Doppelschleifenrahmen mit der Teleskopgabel vorn und der Schwinge hinten mit hydraulisch gedämpften Federbeinen sowie großen Bremsen entscheidend bei.[2]

Die Maschine war besonders in der nationalen 125-cm³-Rennklasse beliebt, wo die Kombination aus Wettbewerbsfähigkeit und niedrigem Preis besonders die Fahrer ansprach, die ihre Karriere gerade begannen.[4] Sie wurde damit zu einem der beliebtesten Sportmotorräder der damaligen Zeit.[5][6] Wegen der zunehmenden Dominanz der Viertaktmotoren im internationalen und auch im italienischen Rennsport (hier durch die direkten Konkurrenten F.B Mondial und Moto Morini)[7] beendete MV Agusta die Produktion und konzentrierte sich auf die Weiterentwicklung ihrer Viertaktmotoren.

Mit einem angepassten Fahrwerk war die vom MV-Werksteam Reparto Corse eingesetzte „125 Motore Lungo Regolarità“ bei Offroad-Wettbewerben (z. B. Six Days) mit insgesamt 70 Siegen äußerst erfolgreich.[8]

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkung: Bei abweichenden Informationen im Internet wurden die Daten aus der vorliegenden Literatur eingesetzt.

Motor
Bauart 1 Zylinder; 2-Takt; 6%iges Gemisch; luftgekühlt
Hubraum 123,5 cm³
Bohrung × Hub 53 × 56 mm
Verdichtung 9 : 1
Vergaser Vergaser Dell’Orto SS 25 A
Antrieb
Kupplung Ölbadlamellenkupplung
Getriebe 4 Gänge
Antrieb primär/sek. Zahnräder/Kette
Elektrik
Zündung Magnet
Spannung k. A.
Lichtmaschine k. A.
Leistung
Leistung 9 PS bei 8000/min – später: 12 PS bei 9000/min
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Rahmen und Maße
Rahmen Rohr, geschlossene Doppelschleife
Radstand 1300 mm
Länge k. A.
Breite k. A.
Gewicht 95 kg (trocken)
Tankinhalt 14 Liter
Verbrauch 4 l/100 km
Federung, Reifen und Bremsen
Radaufhängung vorne/hinten Teleskopgabel/Schwinge mit Reibungsdämpfern
Räder vorne/hinten Stahlfelgen, Stahlspeichen 2,50 × 19″
Reifen vorne/hinten 2,75 x 19
Bremsen vorne/hinten Trommel, 190 mm/160 mm

Quelle:[1][9][4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Mario Colombo, Roberto Patrignani: MV Agusta. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01416-5, S. 134 bis 135.
  2. a b c MV Museum. Abgerufen am 16. Juni 2021.
  3. Aufbau eines Schwunglichtmagnetzünder. Abgerufen am 16. Juni 2021.
  4. a b http://trattoridepocapiacentini.it/9-Alcuni%20modelli%20di%20moto%20%20MV%20Agusta%20%20da%20competizione.pdf
  5. The boom of the 50s. 30. Dezember 2013, abgerufen am 16. Juni 2021 (australisches Englisch).
  6. MV Agusta: Eine Zeitreise | Italobike Performance | Blog | Italobike Performance - Blog. Abgerufen am 17. Juni 2021 (deutsch).
  7. Mick Walker: Mick Walker's Italian Racing Motorcycles. Redline Books, 1998, ISBN 978-0-9531311-1-2, S. 209 (google.de [abgerufen am 5. Juni 2021]).
  8. https://www.glaagusta.org/motomv/Inglese/Competition/7-%20125%20Motore%20lungo%20regolarita.pdf
  9. MV Agusta 125 Motore Lungo. Abgerufen am 16. Juni 2021 (deutsch).