Malva Schalek

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Selbstporträt von Malva Schalek

Malva Schalek (18. Februar 1882, Prag – nach dem 18. Mai 1944, KZ Auschwitz; auch Malvina Schalkova) war eine österreichische jüdische Malerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Malva Schalek wurde als jüngstes von vier Kindern einer deutsch-jüdischen Familie in Prag geboren[1]. Der Vater besaß eine Buchhandlung im 1. Bezirk, die ein wichtiger Treffpunkt von Intellektuellen war. Nach seinem Tod im Jahr 1889 führte die Mutter die Buchhandlung einige Jahre weiter und gestaltete in dieser Zeit auch eine Art literarischen Salon. Sie wuchs zweisprachig auf und besuchte in Prag deutschsprachige Schulen. Als ihre Mutter den Arzt Dr. Ludwig Schnitzer heiratete und die Familie nach Vrchlabí (Hohenelbe) im Riesengebirge zog, absolvierte sie dort die letzte Klasse der Mädchenoberschule.[2]

Nach der Schule begann sie ein Kunststudium an der Damenakademie in München, das sie in Wien in privatem Unterricht bei der Porträtmalerin Marie Olga Rosenthal-Hatschek und durch das Kopieren der Bilder der alten Meister fortsetzte. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie von 1916 bis Juli 1938 als Malerin in Wien in ihrem Atelier direkt über dem Theater an der Wien, bis sie zur Flucht vor den Nationalsozialisten gezwungen wurde und dabei all ihre Bilder zurücklassen musste. Nur etwa 30 Werke aus dieser Zeit sind wieder aufgetaucht, zwei davon wurden im Historischen Museum von Wien gefunden. Eines von ihnen, ein in Ölfarbe ausgeführtes, fast lebensgroßes Porträt des Schauspielers Max Pallenberg, wurde 2006, im Zuge der Wiedergutmachung, von der Wiener Restitutionskommission zur Rückgabe an die Rechtsnachfolger bestimmt.[3]

Verfolgung und Ermordung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schalek wurde im Februar 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie mehr als 100 Zeichnungen und Gemälde mit Wasserfarben produzierte, die das Leben im Lager darstellten. Weil sie sich weigerte, einen mit den Nazis kollaborierenden Arzt zu porträtieren, wurde sie am 18. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert[4] und dort in der Folgezeit ermordet.

Malva Schalek war ledig und ist kinderlos geblieben.[3] Ihre Nichte war Lisa Fittko.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr Werk, besonders ihre Zeichnungen vom Lager in Theresienstadt, ist von einem nüchternen Realismus. Die Zeichnungen wurden von Tom L. Freudenheim, Direktor des Kunstmuseums von Baltimore, 1978 als „vielleicht das beste und vollständigste künstlerische Oeuvre, das den Holocaust überlebt hat“, beschrieben. Ihre Zeichnungen wurden nach der Befreiung in einem Versteck gefunden. Heute befinden sie sich zum größten Teil in der Kunstsammlung des Hauses der Ghettokämpfer im Kibbuz Lochamej haGeta’ot in Israel.

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein nach ihr benannter Gemeindebau in der Dürergasse 5, 1060 Wien erinnert an die Künstlerin Malva Schalek.

Die Wanderausstellung “Die Schaleks – eine mitteleuropäische Familie. Fünf Biografien erzählen 100 Jahre Geschichte” des Publizisten Ralf Pasch in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa erzählt seit 2018 die Geschichte Mitteleuropas im 20. Jahrhundert anhand von fünf Biografien von Mitgliedern der deutsch-jüdisch-tschechischen Familie Schalek, u. a. die von Malva Schalek und Lisa Fittko, und wird international präsentiert[5].

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ilka Wonschik: „Es war wohl ein anderer Stern, auf dem wir lebten …“ Künstlerinnen in Theresienstadt. Hentrich & Hentrich, Berlin 2014, ISBN 978-3-95565-026-1.
  • Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für Kultur und Wissenschaft über die gemäß dem Gemeinderatsbeschluss vom 29. April 1999 erfolgte Übereignung von Kunst- und Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der Stadt Wien sowie der Wienbibliothek im Rathaus. (Restitutionsbericht 2007). Wien 2008. – Volltext online (PDF; 1,2 MB).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Malva Schalek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malva Schalek – Die Spurensucherin. Abgerufen am 20. April 2023 (deutsch).
  2. Simon/Ekstein. – Vgl. den Artikel über ihre prominente Familie, die aktiv in der Tschechischen Nationalbewegung engagiert war (Homepage of Dr. Catherine Stodolsky (Memento des Originals vom 21. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lrz.de, englisch).
  3. a b Achter Bericht, S. 95.
  4. Achter Bericht, S. 91.
  5. Die Schaleks – eine mitteleuropäische Familie. Abgerufen am 20. April 2023 (deutsch).