Marie Kreutzer

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Marie Kreutzer beim Österreichischen Filmpreis 2019

Marie Kreutzer (* 25. August 1977[1] in Graz) ist eine österreichische Filmregisseurin und Drehbuchautorin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marie Kreutzer wuchs in Gleisdorf und Graz auf, wo sie die AHS Modellschule besuchte, eine Alternativschule mit künstlerischem Schwerpunkt. 1995 maturierte sie und studierte anschließend Romanistik und Germanistik in Graz und Wien. 1997 bis 2005 studierte sie Drehbuch und Dramaturgie bei Walter Wippersberg an der Filmakademie Wien. Im Juni 2006 schloss das Studium mit ihrer Diplomarbeit zum Thema Dramaturgie des Kurzspielfilms mit Auszeichnung ab.[2][3] Mit ihrem ersten Langspielfilm Die Vaterlosen, in dem sie die Geschichte einer Kommune erzählt, gewann sie u. a. den Großen Preis des österreichischen Filmfestivals Diagonale.

Ihr Spielfilm Der Boden unter den Füßen wurde bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2019 für den Wettbewerb um den Goldenen Bären nominiert.[4] Ein Jahr später erschien Was wir wollten, an dessen Drehbuch Kreutzer mitgearbeitet hatte.[5] 2022 folgte mit Corsage ein Historiendrama um Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Der Film feierte seine Premiere in der Reihe Un Certain Regard bei den Filmfestspielen von Cannes.[6][7]

Nach der Veröffentlichung von Corsage wurde ein Kinderpornographie-Fall von Hauptdarsteller Florian Teichtmeister bekannt, zudem wurden einem zweiten Darsteller Übergriffe vorgeworfen, wovon Kreutzer bereits vor den Dreharbeiten Kenntnis gehabt haben soll.[8] Beim österreichischen Filmpreis 2023 hielt Kreutzer eine Rede, in der sie die Nominierung von Corsage verteidigte und von drei MeToo Fällen in der Filmbranche berichtete, darunter eine nicht einvernehmliche Oralsex-Szene. Kurz darauf dementierten sowohl der betroffene Regisseur als auch die Schauspielerin die Vorwürfe, betonten, dass es sich um einvernehmliche und geschützte Dreharbeiten gehandelt habe und sie nicht mit Kreutzer Kontakt gehabt hätten. Die Regisseurin Katharina Mückstein kritisierte die Rede von Kreuzer: „Es ist auch Machtmissbrauch, Geschichten von Übergriffen in die Öffentlichkeit zu bringen, ohne das mit den jeweiligen Betroffenen abgesprochen zu haben. Stell dir vor, du sitzt beim Filmpreis im Publikum, und deine Geschichte wird dort plötzlich auf der Bühne erzählt.“[9]

Marie Kreutzer ist mit einem Szenenbildner, der wie sie im Filmgeschäft tätig ist, verheiratet und ist Mutter einer Tochter sowie Stiefmutter von drei weiteren Kindern. Sie ist die Tochter der steirischen Grünen-Politikerin Ingrid Lechner-Sonnek.[1][10]

2023 wurde sie in die Europäische Filmakademie aufgenommen.[11][12]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marie Kreutzer bei der Premiere von Gruber geht in Wien, 2015

Auszeichnungen und Preise (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2000/01: 1. Preis des Jugendfilmwettbewerbs der Kurzfilmtage Oberhausen, 1. Preis des Drehbuchwettbewerbs der StudentInnen der Filmakademie Wien (Cappy Leit)
  • 2003: 3. Preis der short cuts cologne 03 (un peu beaucoup)
  • 2007: Thomas-Pluch-Drehbuchförderpreis der Diagonale
  • 2011: Berlinale Panorama: lobende Erwähnung für den Besten Erstlingsfilm, Diagonale: Großer Preis Bester Spielfilm sowie drei weitere Preise, Bozner Filmtage: Preis für den Besten Spielfilm, 5 Seen-Filmfestival: Preis für den besten Nachwuchsfilm (Die Vaterlosen)
  • 2012: Nominierung für den Österreichischen Filmpreis (Die Vaterlosen)
  • 2017: Biberacher Filmfestspiele – Biber als bester Fernsehfilm für Die Notlüge[13]
  • 2019: Nominierung für den Thomas-Pluch-Drehbuchpreis (Hauptpreis und Spezialpreis der Jury) für Der Boden unter den Füßen
  • 2021: Biberacher Filmfestspiele – Biber als bester Fernsehfilm für Vier
  • 2022: Best Film bei BFI London Film Festival 2022 für Corsage
  • 2022: Bester TV-Film und Spezialpreis der Jury beim Fernsehfilmfestival Baden Baden für Vier
  • 2023: Thomas-Pluch-Drehbuchpreis (Hauptpreis) für Corsage

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Marie Kreutzer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Filme, Frauen und freie Tage. Rubrik People. In: Steirerin, 11. August 2022, abgerufen am 24. Jänner 2023. („Zur Person Marie Kreutzer – Regisseurin und Drehbuchautorin“: „Geboren am 25. August 1977 in Graz.“)
  2. Marie Kreutzer. Personeneintrag auf der Website des Vereins sixpackfilm, abgerufen am 24. Jänner 2023.
  3. Marie Kreutzer Internationales Biographisches Archiv 44/2022 vom 1. November 2022 (sr), im Munzinger-Archiv, abgerufen am 24. Jänner 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  4. Berlinale 2019: François Ozon, Marie Kreutzer, Denis Côté, Fatih Akin, Angela Schanelec und Emin Alper im Wettbewerb. In: filmportal.de, 13. Dezember 2018, abgerufen am 24. Jänner 2023.
  5. Was wir wollten. Filmdetails auf der Website des Österreichischen Filminstitut, 2021, abgerufen am 24. Jänner 2023.
  6. CORSAGE. Festival de Cannes 2022. In: festival-cannes.com. Abgerufen am 24. Januar 2023 (englisch): „Prize for Best Performance – Un Certain Regard (tied), 2022“
  7. Dominik Kamalzadeh: Sisi wieder in Cannes: Filmfestspiele mit Marie Kreutzers „Corsage“. In: Der Standard. 17. Mai 2022, abgerufen am 24. Januar 2023: „Im Film ‚Corsage‘ richtet die Regisseurin den Blick auf Kaiserin Elisabeth neu aus und zeichnet sie im gereifteren Alter“.
  8. MeToo: Vorwürfe gegen weiteren "Corsage"-Darsteller, DerStandard.at, 16. Jänner 2023, abgerufen am 23. Juni 2023.
  9. Betroffene dementieren einen von Regisseurin Kreutzer erwähnten MeToo-Fall, derstandard.at, 23. Juni 2023, abgerufen am 23. Juni 2023.
  10. Julia Schafferhofer: Mit dem ersten Langfilm zur Berlinale. Es ist ihr erster Kinofilm und der hat es gleich auf die Berlinale geschafft. Marie Kreutzer (33) ist spätestens ab Samstag keine Unbekannte mehr. In: Kleine Zeitung, 12. Februar 2011 (Artikel hinter Bezahlschranke), abgerufen am 24. Jänner 2023.
  11. Ayub und Kreutzer neu in der Europäischen Filmakademie. In: Salzburger Nachrichten/APA. 9. Mai 2023, abgerufen am 9. Mai 2023.
  12. Heimische Filmschaffende in die Europäische Filmakademie aufgenommen. In: film.at. 9. Mai 2023, abgerufen am 9. Mai 2023.
  13. Zuschauerrekord bei den Filmfestspielen. In: schwäbische.de, 5. November 2017 in der Version vom 23. Oktober 2019, abgerufen am 24. Jänner 2023.