Oleh Zarjow

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Oleh Zarjow, 2014
Kyrillisch (Ukrainisch)
Олег Анатолійович Царьов
Transl.: Oleh Anatolijovyč Car’ov
Transkr.: Oleh Anatolijowytsch Zarjow
Kyrillisch (Russisch)
Олег Анатольевич Царёв
Transl.: Oleg Anatol’evič Carëv
Transkr.: Oleg Anatoljewitsch Zarjow

Oleh Anatolijowytsch Zarjow (ukrainisch Олег Анатолійович Царьов; * 2. Juni 1970 in Dnipropetrowsk, Ukrainische SSR) ist ein ehemaliger ukrainischer Politiker. Er gilt als Separatistenführer der prorussischen Separatisten aus dem umkämpften Osten der Ukraine.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zarjow wuchs bei Dnipropetrowsk auf. Sein Vater arbeitete als Ingenieur bei der Konstruktion von Raketen, seine Mutter war Dozentin für Chemie. Als er 14 Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern nach Ternopil um, wo er 1987 die Schule abschloss.[2]

Anschließend erwarb er am Moskauer Ingenieur-Physikalischen Institut (MIFI) ein Diplom als Ingenieur für elektronische Automatisierung. Nach seiner Rückkehr nach Dnipropetrowsk arbeitete er in der Geschäftsführung zunächst einer Computerfirma, dann einer Papierfabrik.[3]

Er war von 2002 bis 2014 Abgeordneter in der Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament, zuletzt als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Partei der Regionen.

Zarjow ist für eine prorussische Position bekannt.[4] Am 5. Februar 2014 erklärte er, im Westen des Landes hätte eine US-Landeaktion stattgefunden und verlangte, russische Panzer sollten ins Land kommen zu deren Abwehr.[5] Nach Beginn des Russisch-Ukrainischen Kriegs 2014 forderte er eine Änderung der ukrainischen Verfassung in Richtung eines föderalen Systems und mit großer Autonomie für die Regionen der Ukraine.[6] Er forderte Präsident Wiktor Janukowytsch auf, die Demonstrationen auf dem Maidan in Kiew mit Gewalt auseinander zu jagen.[7]

Im April 2014 wurde er aus der Partei der Regionen ausgeschlossen, er erklärte als unabhängiger Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen im Mai 2014 antreten zu wollen.

Am 14. April 2014 wurde Zarjow in Kiew nach einer TV-Sendung von einer Gruppe von unbekannten Personen angegriffen und mit Schlägen traktiert. Er musste anschließend in einer Klinik behandelt werden.[8] Seine Präsidentschaftskandidatur zog er Ende April 2014 zurück.[9] Am 12. Mai 2014 wurde Zarjow auf die Sanktionsliste der Europäischen Union gesetzt.[10] Am 3. Juni 2014 verlor er seine parlamentarische Immunität und wurde zur Verhaftung ausgeschrieben.[11] Er trat 2014 als „Parlamentsvorsitzender“ der „Union der Volksrepubliken Donezk und Lugansk“ auf.[12]

Zarjow ist verheiratet und hat vier Kinder. Seit seiner Flucht lebt er auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim.[13] Dass trotz seiner erklärten antiwestlichen Haltung ein Sohn an der Universität der englischen Stadt Durham studiert und eine Tochter ein Internat in Schottland besucht, wurde Gegenstand der Berichterstattung der ukrainischen Medien.[14]

Während der russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 forderte Zarjow Oleksandr Wilkul, den Leiter der Militärverwaltung von Krywyj Rih auf, die symbolisch wichtige Stadt (Geburtsstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj) den russischen Truppen zu übergeben. Wilkul lehnte dies ab und bezeichnete stattdessen Zarjow als Verräter.[15]

Wegen Aufrufen zum Staatsumsturz und weiterer Vergehen verurteilte ein Bezirksgericht in Kiew Zarjow 2022 in Abwesenheit zu zwölf Jahren Gefängnis.[13]

Im Oktober 2023 wurde über ein Attentat auf Zarjow auf der Krim berichtet, bei dem er schwer verletzt wurde. Laut einem Medienbericht soll es sich um eine Spezialoperation des ukrainischen Geheimdiensts SBU gehandelt haben.[16]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oleh Zarjow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. sreu./dpa: Anna Netrebko macht Werbung für „Neurussland“. In: FAZ.net. 8. Dezember 2014, abgerufen am 28. Januar 2024.
  2. Ternopilske mynule odiosnoho nardepa wid Partii Rehioniw Oleha Zarjowa (Memento des Originals vom 27. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lypa.com.ua Ternopilska Lypa, 24. Januar 2014.
  3. Oleg Zarjow (Memento vom 23. Juli 2011 im Internet Archive) Delowaja stolitza, 23. Juli 2011.
  4. Moritz Gathmann: „Halunken, fürchtet Gottes Strafe“. (Memento vom 16. April 2014 im Internet Archive). In: Das Parlament, 17. März 2014
  5. Rupert Neudeck: Ich will, dass mein Land ein Rechtsstaat wird, sonnenseite.com, 25. September 2014
  6. Krim-Krise: Internationale Beobachtermission kann kommen Neue Osnabrücker Zeitung, 17. März 2014
  7. Zarjow Oleg Anatoljewitsch Liga Dossje, 21. November 2014.
  8. Gewalt in der Ukraine: Präsidentenkandidat Zarjow überfallen und geschlagen. In: Spiegel Online, 15. April 2014
  9. Kandidat Zarjow steigt aus Präsidentenrennen aus RIA Novosti, 29. April 2014.
  10. Durchführungsverordnung (EU) Nr. 477/2014 des Rates vom 12. Mai 2014 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen. In: Amtsblatt der Europäischen Union. 12. Mai 2014.
  11. Oleg Tsarev deprived of his parliamentary immunity (Memento vom 4. Juni 2014 im Internet Archive), Nachrichtenagentur NRCU, 3. Juni 2014
  12. Ostukraine: Oleg Zarjow wird Parlamentschef der “Union der Volksrepubliken Donezk und Lugansk”, RIA Novosti, 26. Juni 2014.
  13. a b Ukrainischer Überläufer auf Krim angeschossen. In: n-tv.de, 27. Oktober 2023.
  14. Diti russofila Zarjowa wschatsja buti gromadjanami switu u Britanii Ukrainska Prawda, 5. Februar 2014; Deti russofila Zarjowa utschatsja w uniwersitetach w Welikobritanii (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) newsru.ua, 6. Februar 2014.
  15. Царев предложил сдать Кривой Рог, Вилкул отправил его вслед за русским кораблем. In: pravda.com.ua.
  16. Ukrainischer Geheimdienst soll Anschlag auf pro-russischen Politiker auf der Krim verübt haben. In: deutschlandfunk.de. 28. Oktober 2023;.