Oliver Korte

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Oliver Korte (* 10. April 1969 in Hamburg) ist ein deutscher Komponist, Musiktheoretiker, Musikwissenschaftler und Hochschullehrer. Seit März 2020 ist er Vizepräsident der Musikhochschule Lübeck.[1]

Oliver Korte (2012)

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Korte studierte in Hamburg, Wien und Berlin Komposition, Musiktheorie und Musikwissenschaft. Wichtige Impulse vermittelten ihm darüber hinaus private Kompositionsstudien bei Gösta Neuwirth. Seine Kompositionen wurden mit mehreren Kompositionspreisen und Stipendien ausgezeichnet. 2002 wurde er an der Technischen Universität Berlin mit einer Arbeit über die Ekklesiastische Aktion von Bernd Alois Zimmermann promoviert. Nach Lehraufträgen an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin erhielt er im Herbst 2006 eine Berufung als Professor für Musiktheorie und Gehörbildung an die Musikhochschule Lübeck. Er ist Mitgründer der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) und Herausgeber der Schriften der Musikhochschule Lübeck. Im Wintersemester 2017/18 lehrte er als Gastprofessor auch an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Korte ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Oliver Kortes bisheriges Hauptwerk ist die Oper Copernicus für Sänger, Sprecher, Orchester und Elektronik, uraufgeführt 2015 im Festspielhaus Hellerau in Dresden.[2] Der Komponist nennt das Werk eine „opera spaziale“ („Raum-Oper“). Das verdankt sich der Tatsache, dass ein Raumkonzept unmittelbar aus dem Sujet abgeleitet ist: Streicher, Bläser und Schlagzeug sowie Lautsprecher und Videoprojektionen sind in „copernicanischen Ringen“ um das Publikum herum positioniert. Die Blasinstrumente begeben sich, Wandelsternen vergleichbar, in immer neue akustische Konstellationen.[3] Das Libretto hat Korte aus diversen thesenhaften Originaltexten der Renaissance sowie einigen Tonaufnahmen des 20. Jahrhunderts montiert. Von der Kritik wurde das Werk als „mehrsprachiges, philosophisches Welttheater“ rezipiert.[4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oliver Korte, Copernicus, Uraufführung (2015)
  • Ways and Walls, Konzert für Orchester (1987/88, rev. etwa 1991)
  • Sechs Lieder nach Texten von Joachim Ringelnatz für Mezzosopran und Klavier (1989, Nr. 3: 1995)
  • Wintergesänge über acht japanische Haikus für Sopran, Alt, Bariton, Streichtrio, Englischhorn, Klarinette, Klavier, Schlagzeug (1990/91)
  • Lichtstück für Flöte, Klarinette, Fagott, 3 Violinen, 3 Violen, 3 Celli, Kontrabass, 2 Schlagzeuger (1991/92, rev. 2004)
  • Music for a Wolf für Marimba solo (1992)
  • … aus der Asche für Klarinette, Horn, 2 Schlagzeuger, Violine, Kontrabass (1993)
  • Trio für Violine, Klarinette und Klavier (1994)
  • Szenen für Orchester (1994–1996)
  • zögern … schweigen für Klavier (1996)
  • alles fort für 12 Solostimmen oder 3 im Raum verteilte Chorgruppen (1998/99)
  • Lili Boulanger: Trois Morceaux (pour Piano), Orchesterfassung von Oliver Korte (1999)
  • Glas, fünf Elementarstudien für 3 Celli (2000)
  • Frost, drei Elementarstudien für Glockenspiel und Klavier (2001)
  • Kies, drei Elementarstudien für 4 Klarinetten (2002)
  • rien nulMusik für Samuel Beckett, für Flöte (auch Bassflöte), Klarinette (auch Bassklarinette), präpariertes Klavier, Violine, Viola, Violoncello (2002)
  • Kompass. Drei Himmelsrichtungen für Cello solo (2003/07)
  • Lili Boulanger: Hymne au Soleil, Rekonstruktion der Orchesterfassung von Oliver Korte (2003)
  • Essay, Kantate für Sopran, Chor und Orchester (2003–2005)
  • winterblau – löwenfarben für vierstimmigen gemischten Chor (2006)
  • Die Elemente, Konzert für 2 Schlagzeuger und Orchester (2006/07)
  • Epiphanie für kleines Orchester (2007)
  • Einige Überlegungen zur Natur des Wassers für gemischten Chor (2008)
  • Copernicus-Material für 18 Solostreicher (2011)
  • Sechs Microloge für Klarinette und Klavier (2012)
  • Copernicus, Opera spaziale (2015)
  • Epigramm – Kryptogramm – Piktogramm für einen sprechenden Trommler (2017)
  • Lili Boulanger: Sous bois. Orchesterfassung von Oliver Korte (2018)
  • Ill Angels für Violine, Bassklarinette, Schlagzeug und Klavier (2018)
  • Ludwig W. für Klarinette und Vibraphon (2020)

Diskographie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2003 – Jan Feddersen – Oliver Korte
    • Frost für Glockenspiel und Klavier (2000),
    • Music for a Wolf für Marimba solo (1992)
    • zögern ... schweigen für Klavier (1996)
  • 2010 – rien nul. Musik für Samuel Beckett für Sextett (2002) auf der DVD-Beilage in der Buch-Publikation Raum in den Künsten. Konstruktion – Bewegung – Politik, hg. von Armen Avanessian u. a., München 2010 (darin S. 167–174 auch der Artikel Leere Räume von Oliver Korte)
  • 2012 – Oliver Korte. Elemente
    • Die Elemente. Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester (2006/07)
    • Kompass für Cello solo (2003/07)
    • Einige Überlegungen zur Natur des Wassers für Chor (2008)
    • Frost für Glockenspiel und Klavier (2000)
    • Epiphanie für Kammerorchester (2007)

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eduard Mutschelknauss: Komponierte Textfelder. Ebenen, Schichten, Klang- und Sprachräume in Oliver Kortes Essay. In: Kerstin Hausbei u. a. (Hrsg.): Erfahrungsräume – Configurations de l’expérience. (= transversale. 2). München 2006, ISBN 3-7705-4168-5, S. 124–131.
  • Benjamin Lang: Grundblatt Oliver Korte. In: Hanns-Werner Heister, Walter-Wolfgang Sparrer (Hrsg.): Komponisten der Gegenwart (KdG). 37. Nachlieferung 11/2008.
  • Immanuel Ott: Die Vermessung des Raums. Oliver Kortes Copernicus. In: Die Tonkunst. Heft 1/2017, S. 41–48, ISSN 1863-3536

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neuigkeiten-Archiv der Musikhochschule Lübeck
  2. Die Informationen zur Oper nach: Copernicus. Programmheft, Landesbühnen Sachsen, 2015.
  3. Vgl. Alexander Keuk, in: Dresdner Neueste Nachrichten, 5. Oktober 2016: „Seine [Kortes] ,opera spaziale‘ nimmt den Raum wörtlich: als Himmelsraum, als Gedankenraum, als musikalischen Raum. In der zweistündigen, fünfaktigen Darstellung beeindruckte die konsequente Umsetzung dieses Ansatzes.“
  4. Boris Gruhl, MDR Figaro, 4. Oktober 2015.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]