Studien zur Wertungsforschung

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Studien zur Wertungsforschung (StWf)

Beschreibung Buchreihe
Verlag Universal Edition Wien – London – New York, NY
Erstausgabe 1968
Erscheinungsweise ca. jährlich
Herausgeber Andreas Dorschel
Weblink StWf Kunstuniversität Graz

Die Studien zur Wertungsforschung sind eine international renommierte Buchreihe zur Musikästhetik. Ihre Bände gehen zum Teil auf Symposien des Instituts für Musikästhetik der Kunstuniversität Graz zurück.[1]

Gegenstand und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studien zur Wertungsforschung 1 (1968)

Die Studien zur Wertungsforschung widmen sich der philosophischen Durchdringung musikalischer Phänomene.[2]

Harald Kaufmann begründete die Buchreihe 1968 in Graz (Österreich).[3] Bei der Formulierung des Titels lehnte sich Kaufmann an die 1913 von Guido Adler begründeten Studien zur Musikwissenschaft an. Zu den ersten beiden Bänden (Symposion für Musikkritik sowie Essays) trug der mit Kaufmann befreundete Theodor W. Adorno bei.[4]

Nach dem frühen Tod Kaufmanns 1970 führte Otto Kolleritsch die Reihe weiter, die bei der Universal Edition (Wien – London – New York, NY), Österreichs einzigem internationalen Musikverlag, erscheint.[5] Band 7 der Studien zur Wertungsforschung (1976)[6] war ein wesentlicher Anstoß zu der inzwischen weltweiten Zemlinsky-Renaissance.

Seit 2004 hat Andreas Dorschel, Professor für Ästhetik am Institut für Musikästhetik der Kunstuniversität Graz, der Reihe neue Impulse gegeben.[7] Zum Beirat der Studien zur Wertungsforschung zählen seitdem der Pianist Alfred Brendel (London), die Komponistin Isabel Mundry (Zürich), der Schriftsteller Hans-Ulrich Treichel (Leipzig), die Soziologin Georgina Born (Cambridge und Oxford), die Musikwissenschaftler Peter Franklin (Oxford) und Birgit Lodes (Wien) sowie die Philosophen Avishai Margalit (Jerusalem) und Lydia Goehr (New York, NY). Roger Scruton war bis zu seinem Tod Mitglied. Band 55 (2013, Jacqueline Fontyn) und Band 59 (2018, Elizabeth Maconchy) sind die ersten Bände, die dem Schaffen von Komponistinnen gewidmet sind. Neben Deutsch ist im Fall einiger Bände Englisch als Publikationssprache getreten.

Zuletzt erschienene Bände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dem Ohr voraus. Erwartung und Vorurteil in der Musik (= Studien zur Wertungsforschung. 44). Universal Edition, Wien/London/New York 2004,[8] ISBN 3-7024-2709-0
  • Gemurmel unterhalb des Rauschens. Theodor W. Adorno und Richard Strauss (= Studien zur Wertungsforschung. 45). Universal Edition, Wien/London/New York 2004,[9] ISBN 3-7024-2710-4
  • Tonspuren. Musik im Film: Fallstudien 1994–2001 (= Studien zur Wertungsforschung. 46). Universal Edition, Wien/London/New York 2005,[10] ISBN 3-7024-2885-2.
  • Resonanzen. Vom Erinnern in der Musik (= Studien zur Wertungsforschung. 47). Universal Edition, Wien/London/New York 2007,[11][12] ISBN 978-3-7024-3055-9.
  • Verwandlungsmusik. Über komponierte Transfigurationen (= Studien zur Wertungsforschung. 48). Universal Edition, Wien/London/New York 2007,[13] ISBN 978-3-7024-6553-7.
  • Vom Preis des Fortschritts. Gewinn und Verlust in der Musikgeschichte (= Studien zur Wertungsforschung. 49) Universal Edition, Wien/London/New York 2008,[14] ISBN 978-3-7024-6641-1
  • Friedrich von Hausegger: Die Musik als Ausdruck (= Studien zur Wertungsforschung. 50). Universal Edition, Wien/London/New York 2010, ISBN 978-3-7024-6860-6.[15]
  • Federico Celestini, Andreas Dorschel: Arbeit am Kanon. Ästhetische Studien zur Musik von Haydn bis Webern (= Studien zur Wertungsforschung. 51). Universal Edition, Wien/London/New York 2010,[16] ISBN 978-3-7024-6967-2.
  • The Total Work of Art: Mahler’s Eighth Symphony in Context (= Studien zur Wertungsforschung. 52). Universal Edition, Wien/London/New York 2011, ISBN 978-3-7024-7075-3.
  • Philip Alperson, Andreas Dorschel: Vollkommenes hält sich fern. Ästhetische Näherungen (= Studien zur Wertungsforschung. 53). Universal Edition, Wien/London/New York 2012,[17] ISBN 978-3-7024-7146-0.
  • „Das Klagende Lied“: Mahler’s „Opus 1“ – Synthese, Innovation, kompositorische Rezeption (= Studien zur Wertungsforschung. 54). Universal Edition, Wien/London/New York 2013, ISBN 978-3-7024-7182-8.
  • Jacqueline Fontyn – Nulla dies sine nota. Autobiographie, Gespräche, Werke (= Studien zur Wertungsforschung. 55). Universal Edition, Wien/London/New York 2013, ISBN 978-3-7024-7232-0.
  • Hartmut Hein: Musikalische Interpretation als „Tour de Force“ (= Studien zur Wertungsforschung. 56). Universal Edition, Wien/London/New York 2014, ISBN 978-3-7024-7253-5.
  • Zoltán Kodálys Kammermusik (= Studien zur Wertungsforschung. 57). Universal Edition, Wien/London/New York 2015,[18] ISBN 978-3-7024-7283-2.
  • Harald Kaufmann: Musikalische Reisebilder (= Studien zur Wertungsforschung. 58). Universal Edition, Wien/London/New York 2016,[19] ISBN 978-3-7024-7373-0.
  • Elizabeth Maconchy. Music as Impassioned Argument (= Studien zur Wertungsforschung. 59). Universal Edition, Wien/London/New York 2018,[20] ISBN 978-3-7024-7562-8
  • Friedrich von Hausegger: Music as Expression. Transl. Robert J. Crow. (= Studien zur Wertungsforschung. 60). Universal Edition, Wien/London/New York 2018, ISBN 978-3-7024-7601-4.
  • Life as an Aesthetic Idea of Music (= Studien zur Wertungsforschung. 61). Universal Edition, Wien/London/New York 2019, ISBN 978-3-7024-7621-2
  • Music and Landscape / Soundscape and Sonic Art (= Studien zur Wertungsforschung. 62). Universal Edition, Wien/London/New York 2019, ISBN 978-3-7024-7644-1.
  • Holger Kaletha: Musikalische Intentionalität. Eine Phänomenologie musikalisch-ästhetischen Erlebens (= Studien zur Wertungsforschung. 63). Universal Edition, Wien/London/New York 2020, ISBN 978-3-7024-7697-7.
  • Musik und Lebensphilosophie (= Studien zur Wertungsforschung. 64). Universal Edition, Wien/London/New York 2020, ISBN 978-3-7024-7711-0.
  • Text as Source and Material in Contemporary Music Theatre (= Studien zur Wertungsforschung. 65). Universal Edition, Wien/London/New York 2023, ISBN 978-3-7024-7793-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hanna Zühlke: Gewinn und Verlust in der Musikgeschichte: Auf der Suche nach verspielten Optionen. In: Die Musikforschung. Heft 4, Nr. 60. Graz 2007, S. 382–384.
  2. John Borstlap: The Classical Revolution: Thoughts on New Music in the 21st Century. In: Studien zur Wertungsforschung. Band 45. Toronto 2013, S. 131 (englisch): “Dorschel explores the ambiguous territory where artistic creation, philosophy, and broader cultural movements overlap.”
  3. Harald Kaufmann: Thesen über Wertungsforschung. In: Fingerübungen. Musikgesellschaft und Wertungsforschung. Lafite, Wien 1970, ISBN 978-3-85151-011-9, S. 12–23.
  4. Ernst Scherzer: In der dritten Generation. In: Wiener Zeitung. 29. Oktober 2004.
  5. Universal Edition – Music publisher since 1901. In: offizielle Website. Abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  6. Horst Weber, Arnost Mahler, Otto Kolleritsch, Jan Maegaard, Anton Staudinger, Ernst Hilmar, Walter Pass, Gernot Gruber, Monika Lichtenfeld, Goesta Neuwirth, Rudolf Stephan, Tibor Kneif, Reinhard Gerlach: Alexander Zemlinsky – Tradition im Umkreis der Wiener Schule. Hrsg.: Otto Kolleritsch. Universal Edition für Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Institut für Wertungsforschung, Graz 1976, ISBN 3-7024-0116-4.
  7. Andreas Dorschel: Was ist musikalische Wertungsforschung? In: Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz 2004. Schott, Mainz / London / Madrid 2005, ISBN 978-3-7957-2004-9, S. 371–385.
  8. Vgl. Daniele Daude: Oper als Aufführung. Neue Perspektiven auf Opernanalyse. Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2493-9, S. 234 (zu Andreas Dorschels Einleitungsessay). Wolfgang Gratzer charakterisiert Dorschels konzeptuellen Zugang zum Thema so: „Dorschels Einleitung nimmt sich terminologischen Überlegungen an. ‚Erwartung‘ wird dabei als übergeordnete Handlung bzw. Handlungsbedingung, ‚Vorurteil‘ hingegen als problematischer Spezialfall modelliert: ‚Vorurteile sind erstarrte, verhärtete Erwartungen‘ (S. 14). Solche sieht Dorschel u.a. in – kritisch kommentierten – Konzertführern beheimatet, zumal deren Geschichte zugleich als eine Geschichte von Klischees gelesen werden könnte. Implizit kann dies als Anregung verstanden werden, das Bedürfnis nach solchen Hilfestellungen in historisch fundierten Fallstudien zu hinterfragen. Bereits im Vorwort macht der Bandherausgeber auf den historischen Kontext auch der zur Diskussion gestellten Bedingungen des Beurteilens von Musik aufmerksam: ‚Erwartungen [...] sind zwar Voraussetzungen des Hörens, doch ihrerseits nicht voraussetzungslos‘ (S. 10).“ (Rezension StWf 44/45. In: Musicologica Austriaca 24 (2005), S. 156–159, hier S. 156–157)
  9. Vgl. Rainer Boestfleisch: Rezension StWf 45. In: Die Musikforschung. Band 59, 2006, S. 418–420. Ferner Eric Olsson: Rezension StWf 45. In: stm online (Svenska samfundets for musikforsnig internetpublikation). Nr. 9, 2006. Wolfgang Gratzer resümiert: "In Summe bietet Band 45 – wie Band 44 untadelig redigiert – zahlreiche Angebote, eigene Vorstellungen von Adornos musikalischen Schriften zu revidieren. Wie hier seinen Texten eine differenzierte statt bloß affirmative Lektüre angedeihen zu lassen, heißt letztlich nichts anderes, als Adornos kapitales Erbe neu sichten und schätzen zu lernen. Ein wichtiges Buch." (Rezension StWf 44/45. In: Musicologica Austriaca 24 (2005), S. 156–159, hier S. 159)
  10. Wolfgang Böhler: Studien zur Filmmusik der Jahrhundertwende. Rezension zu StWf 46. In: codexflores.ch. 31. März 2006, abgerufen am 22. November 2019. S. ferner die Rezension von Margareta Saary in Musicologica Austriaca 20 (2006), S. 149–151, die resümiert, dass der Band „die Vielfalt der Anwendung von Musik [im Film] klug und nachvollziehbar thematisiert“ (151).
  11. Rafael Rennicke: Alphorntöne als Vehikel musikästhetischer Reflexion. Kuhreihen-Erfahrung bei Lord Byron und Jean Paul. In: Die Musikforschung. Heft 4, Nr. 63, 2019, S. 337–357: „Der 2007 erschienene, von Andreas Dorschel herausgegebene Sammelband Resonanzen. Vom Erinnern in der Musik stellt den überhaupt ersten größeren Versuch dar, dem Zusammenhang von Musik und Erinnerung von musikwissenschaftlicher Seite aus auf chronologisch breiter Basis nachzuspüren.“
  12. Benedict Taylor: The Melody of Time: Music and Temporality in the Romantic Era. unter Bezugnahme auf Andreas Dorschels einleitenden Essay zu dem Band. Oxford University Press, Oxford 2016, S. 132 (englisch): “different possible types of 'memory' in music: Music may quote or allude to past music – to a general earlier historical style, to a specific earlier historical composition, an earlier work by the same composer, or to the specific piece’s own musical 'past', either at a multi-movement level (what is commonly known as cyclic form) or within a movement (which raises the question of what differentiates memory from mere formal repetition, if anything).”
  13. Christoph Hust: Rezension zu StWf 48. In: Die Musikforschung. Nr. 63, 2010, S. 206–209: „[der Band schließt] die zwei Begriffe [Verwandlung und Transformation] für die Musikwissenschaft erstmals in dieser Breite auf“
  14. Rezension StWf 49 in Codex flores@1@2Vorlage:Toter Link/www.codexflores.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  15. Rudolf Flotzinger moniert an der Ausgabe, er, Flotzinger, sei in ihren Anmerkungen nicht häufig genug zitiert worden; s. Rudolf Flotzinger: 'Rezension von Friedrich von Hausegger: Die Musik als Ausdruck, Musicologica austriaca 29 (2010), S. 249–251.
  16. Rezension StWf 51 in Codex flores (Memento des Originals vom 26. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.codexflores.ch
  17. Rezension StWf 53 in Codex flores@1@2Vorlage:Toter Link/www.codexflores.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  18. Vgl. Jakob Knaus: Über Kodálys Kammermusik. (= Rezension von Studien zur Wertungsforschung 57). In: Schweizer Musikzeitung. Jg. 2017, H. 11; Anna Dalos: Kodály kamazenéje. (= Rezension von Studien zur Wertungsforschung 57). In: A Magyar Kodály Társaság hirei. Budapest 2016, S. 49–50.
  19. M.V.: Schauplätze der Musikgeschichte. In: Neue Zürcher Zeitung, 24. März 2016
  20. Buchhinweis bei Ricordi: „[T]he musicologists Christa Brüstle and Danielle Sofer pay tribute to an outstanding British composer of the 20th Century, Dame Elizabeth Maconchy (1907-1994). The book provides insight into Maconchy’s struggle in the beginning of her career in the male-dominated world of classical music, her musical connection to Béla Bartok, and into her biography, told by Maconchy’s two daughters.“