Olympische Sommerspiele 1920/Leichtathletik – Marathon (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 48 Athleten aus 17 Ländern
Wettkampfort Rundkurs durch Antwerpen
Start und Ziel: Olympiastadion
Wettkampfphase 22. August 1920
Medaillengewinner
Hannes Kolehmainen (Finnland FIN)
Jüri Lossmann (Estland EST)
Valerio Arri (Italien 1861 ITA)
Innenstadt von Antwerpen

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen wurde am 22. August 1920 ausgetragen. 48 Athleten nahmen daran teil. Die Strecke führte über insgesamt 42,75 km.

Olympiasieger wurde der Finne Hannes Kolehmainen vor dem Esten Jüri Lossmann und dem Italiener Valerio Arri.

Athleten aus der Schweiz waren nicht am Start. Deutschlands und Österreichs Athleten wurden von der Teilnahme an diesen Spielen ausgeschlossen.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltbestzeit 2:36:06,6 h Alexis Ahlgren (Schweden Schweden) London, Großbritannien 31. Mai 1913[1]
Olympischer Rekord 2:36:54,8 h Ken McArthur (Sudafrika 1910 Südafrikanische Union) OS Stockholm, Schweden 14. Juli 1912

Anmerkung zum Olympiarekord:
Die Streckenlänge des Marathonlaufs der Olympischen Spiele 1912 betrug 40,2 km und war damit um 1,995 km kürzer war als seit den Olympischen Spielen 1908 standardmäßig vorgegeben.

Rekordverbesserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der finnische Olympiasieger Hannes Kolehmainen verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im Rennen am 22. August um 4:19,0 min auf 2:32:35,8 h. Damit steigerte er gleichzeitig die bestehende Weltbestzeit um 3:30,8 min.

Durchführung des Wettbewerbs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lauf wurde am 22. August um 16.00 Uhr[2] im Olympiastadion Antwerpen gestartet. Nach eineinhalb Stadionrunden verließen die Läufer die Arena und kehrten nach Absolvierung des Kurses dorthin zurück, wo sie nochmals anderthalb Runden zu laufen hatten.[3]

Wettbewerb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger Hannes Kolehmainen
Bronzemedaillengewinner Valerio Arri
Urho Tallgren belegte Rang neun
Tatu Kolehmainen kam auf den zehnten Platz
Bobby Mills erreichte Platz vierzehn

Datum: 22. August 1920

Offiziell angegebene Streckenlänge: 42,75 km

Als die Läufer das Stadion verließen, führten der Südafrikaner Christopher Gitsham – Olympiazweiter von 1912 – und der Belgier August Broos das Feld an. Nach acht Kilometern hatte sich mit dem Finnen Hannes Kolehmainen (dreifacher Olympiasieger von 1912 – 5000/10.000-m-/Quer­feld­ein­lauf), Gitsham, Broos und dem Italiener Ettore Blasi eine vierköpfige Spitzengruppe gebildet. Am Wendepunkt waren Gitsham und Kolehmainen alleine vorn, 48 Sekunden dahinter folgten Broos und Blasi. Noch etwas weiter zurück lagen der Este Jüri Lossmann und der Finne Juho Tuomikoski. Gitsham konnte Kolehmainen noch lange folgen, musste dann jedoch bei Kilometer 37 verletzt aufgeben. Im weiteren Verlauf näherte sich von hinten der Außenseiter Lossmann, dessen Bestzeiten über 5000 und 10.000 Meter ca. vier Minuten langsamer waren als Kolehmainens. Lossmann schloss zu Kolehmainen auf und die beiden liefen einige Kilometer gemeinsam. Am Schluss konnte sich der Finne nur relativ knapp mit 12,8 Sekunden Vorsprung durchsetzen. Der Italiener Valerio Arri kam knapp vier Minuten dahinter auf den dritten Platz.

Obwohl die Strecke 555 Meter länger war als die für den Marathonlauf vorgeschriebene Distanz, war die erzielte Zeit eine Weltbestleistung – Weltrekorde werden im Marathonlauf nicht geführt – und gleichzeitig ein olympischer Rekord. Auch Lossmann blieb noch unter der bis dahin bestehenden Weltbestzeit.

In diesem Rennen krönte der erste große finnische Langstreckenläufer Hannes Kolehmainen seine Laufbahn. Ihm war nach seinen drei Goldmedaillen von Stockholm durch den kriegsbedingten Ausfall der für 1916 in Berlin geplanten Olympischen Spiele die Chance auf noch mehr Medaillen genommen worden. Er gewann hier die insgesamt vierte Goldmedaille seiner Karriere.

Kolehmainens Goldmedaille war die erste finnische Medaille überhaupt im Marathon. Auch Lossmann und Arri gewannen das erste Edelmetall im Marathon für ihre Länder Estland bzw. Italien.

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Hannes Kolehmainen Finnland Finnland 2:32:35,8 h WBL
2 Jüri Lossmann Estland Estland 2:32:48,6 h
3 Valerio Arri Italien 1861 Königreich Italien 2:36:32,8 h
4 Auguste Broos Belgien Belgien 2:39:25,8 h
5 Juho Tuomikoski Finnland Finnland 2:40:18,8 h
6 Sofus Rose Danemark Dänemark 2:41:18,0 h
7 Joseph Organ Vereinigte Staaten 48 USA 2:41,30,0 h
8 Rudolf Hansen Danemark Dänemark 2:41:39,4 h
9 Urho Tallgren Finnland Finnland 2:42:40,0 h
10 Tatu Kolehmainen Finnland Finnland 2:44:02,3 h
11 Carl Linder Vereinigte Staaten 48 USA 2:44:21,2 h
12 Charles Mellor Vereinigte Staaten 48 USA 2:45:30,0 h
13 James Dellow Kanada 1868 Kanada 2:46:47,0 h
14 Bobby Mills Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 2:48:05,0 h
15 Arthur Scholes Kanada 1868 Kanada 2:48:30,0 h
16 Kanaguri Shisō Japan 1870Japan Japan 2:48:45,4 h
17 Gustav Kinn Schweden Schweden 2:49:10,4 h
18 Albert Moché Dritte Französische Republik Frankreich 2:50:00,2 h
19 Phadeppa Dareppa Chaugule Britisch-Indien Britisch-Indien 2:50:45,4 h
20 Zensaku Motegi Japan 1870Japan Japan 2:51:09,4 h
21 Kenzo Yashima Japan 1870Japan Japan 2:57:02,0 h
22 Norman General Kanada 1868 Kanada 2:58:01,0 h
23 Rudolf Wåhlin Schweden Schweden 2:59:23,0 h
24 Yahei Miura Japan 1870Japan Japan 2:59:37,0 h
25 Henri Teyssedou Dritte Französische Republik Frankreich 3:00:04,0 h
26 Hendricus Wessel Niederlande Niederlande 3:00:17,0 h
27 Charles Melis Belgien Belgien 3:00:51,0 h
28 William Grüner Schweden Schweden 3:01:48,0 h
29 George Piper Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 3:02:10,0 h
30 Sinton Hewitt Australien Australien 3:03:27,0 h
31 Leslie Housden Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 3:14:25,0 h
32 Iraklis Sakellaropoulos Königreich Griechenland Griechenland 3:14:25,0 h
33 Juan Bascuñán Chile Chile 3:17:47,0 h
34 Oscar Blansaer Belgien Belgien 3:20:00,0 h
35 Eric Robertson Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 3:55:00,0 h
DNF Ettore Blasi Italien 1861 Königreich Italien
Sadashir Datar Britisch-Indien Britisch-Indien
Christopher Gitsham Sudafrika 1910 Südafrikanische Union
Christiaan Huijgens Niederlande Niederlande
Louis Ichard Dritte Französische Republik Frankreich
Axel Jensen Danemark Dänemark
Antonio Persico Italien 1861 Königreich Italien
Desiré Van Remortel Belgien Belgien
Arthur Roth Vereinigte Staaten 48 USA
Hans Schuster Schweden Schweden
Albert Smoke Kanada 1868 Kanada
Amédée Trichard Dritte Französische Republik Frankreich
Peter Trivoulidis Königreich Griechenland Griechenland

Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 140f

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weltrekorde. Marathon. Männer, rekorde-im-sport.de, abgerufen am 25. Mai 2021
  2. VIIeme Olympiade, Anvers 1920, official report, S. 111, französisch (PDF; 891 KB), abgerufen am 25. Mai 2021
  3. Beschreibung bei SportsReference, web.archive.org, sports-reference.com, (englisch), abgerufen am 30. August 2017