Olympische Sommerspiele 1976/Leichtathletik – Marathon (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 67 Athleten aus 36 Ländern
Wettkampfort Rundkurs durch Montreal
Start und Ziel: Olympiastadion
Wettkampfphase 31. Juli 1976
Medaillengewinner
Waldemar Cierpinski (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
Frank Shorter (Vereinigte Staaten USA)
Karel Lismont (Belgien BEL)
Gelände der McGill University in Montreal

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde am 31. Juli 1976 ausgetragen. Start und Ziel war das Olympiastadion Montreal. 67 Athleten nahmen teil, von denen sechzig das Ziel erreichten.

Gold gewann Waldemar Cierpinski aus der DDR. Der US-amerikanische Olympiasieger von 1972 Frank Shorter errang Silber. Bronze ging an den Belgier Karel Lismont.

Für die Bundesrepublik Deutschland ging Günter Mielke an den Start, der den Lauf auf Platz 54 beendete.
Läufer aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde/Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Bestehende Rekorde/Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltbestzeit 2:08:33,6 h Derek Clayton (Australien Australien) Antwerpen, Belgien 30. Mai 1969[1]
Olympischer Rekord 2:12:11,2 h Abebe Bikila (Athiopien 1941 Äthiopien) OS Tokio, Japan 21. Oktober 1964

Rekordverbesserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger Waldemar Cierpinski aus der DDR verbesserte den bestehenden olympischen Rekord um 2:16,2 min auf 2:09:55,0 h. Die Weltbestzeit verfehlte er um 1:21,4 min.

Streckenführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rennen wurde im Olympiastadion Montreal gestartet. Nach anderthalb Runden führte die Strecke heraus aus dem Stadion in Richtung Nordosten auf der Rue Sherbrooke. An der Rue Dickson bog die Route nach links in Richtung Nordwesten ab und führte anschließend mit einigen Kurven und Bögen durch das Arrondissement Saint-Léonard bis zum Rivière des Prairies. Im Arrondissement Montréal-Nord ging es weiter Richtung Südwesten entlang dem Flussverlauf durch das Arrondissement Ahuntsic-Cartierville. Am Boulevard de l’Acadie richtete sich der Kurs wieder nach Osten, kreuzte den Trans-Canada Highway und erreichte im Arrondissement Outremont den Parc du Mont-Royal. Die Strecke führte nun um die McGill University herum und erreichte so wieder die Rue Sherbrooke, auf der es Richtung Nordosten zurück ins Olympiastadion ging. Dort befand sich nach einer letzte Runde der Zieleinlauf.[2]

Rennverlauf und Endergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger Waldemar Cierpinski
Nach Gold 1972 errang Frank Shorter hier die Silbermedaille
Bronzemedaillengewinner Karel Lismont – vier Jahre zuvor hatte er Silber gewonnen
Lasse Virén – Rang fünf nach zweimal Gold auf den Bahnlangstrecken
Franco Fava erreichte Platz acht

Datum: 31. Juli 1976, 17.30 Uhr Ortszeit (UTC−5)[3]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Waldemar Cierpinski Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 2:09:55,0 h OR
2 Frank Shorter Vereinigte Staaten USA 2:10:45,8 h
3 Karel Lismont Belgien Belgien 2:11:12,6 h
4 Don Kardong Vereinigte Staaten USA 2:11:15,8 h
5 Lasse Virén Finnland Finnland 2:13:10,8 h
6 Jerome Drayton Kanada Kanada 2:13:30,0 h
7 Leonid Mossejew Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:13:33,4 h
8 Franco Fava Italien Italien 2:14:24,6 h
9 Alexander Gozki Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:15:34,0 h
10 Henri Schoofs Belgien Belgien 2:15:52,4 h
11 Shivnath Singh Indien Indien 2:16:22,0 h
12 Chang Sop-choe Korea Nord Nordkorea 2:16:33,2 h
13 Massimo Magnani Italien Italien 2:16:56,4 h
14 Göran Bengtsson Schweden Schweden 2:17:39,6 h
15 Kazimierz Orzeł Polen 1944 Polen 2:17:43,4 h
16 Håkan Spik Finnland Finnland 2:17:50,6 h
17 Jack Foster Neuseeland Neuseeland 2:17:53,4 h
18 Mario Cuevas Mexiko Mexiko 2:18:08,8 h
19 Rodolfo Gómez Mexiko Mexiko 2:18:21,2 h
20 Shigeru Sō Japan 1870Japan Japan 2:18:26,0 h
21 Noriyasu Mizukami Japan 1870Japan Japan 2:18:44,2 h
22 Anacleto Pinto Portugal Portugal 2:18:53,4 h
23 José de Jesús Puerto Rico Puerto Rico 2:19:34,8 h
24 Juri Welikorodnych Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:19:45,6 h
25 Jos Hermens Niederlande Niederlande 2:19:48,2 h
26 Jeff Norman Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:20:04,8 h
27 Jukka Toivola Finnland Finnland 2:20:26,6 h
28 Jørgen Jensen Danemark Dänemark 2:20:44,6 h
29 Michail Kousis Griechenland 1975 Griechenland 2:21:42,0 h
30 Tom Howard Kanada Kanada 2:22:08,8 h
31 Keith Angus Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:22:18,6 h
32 Akio Usami Japan 1870Japan Japan 2:22:29,6 h
33 Rigoberto Mendoza Kuba Kuba 2:22:43,2 h
34 Fernand Kolbeck Frankreich Frankreich 2:22:56,8 h
35 Chris Wardlaw Australien Australien 2:23:56,8 h
36 Wayne Yetman Kanada Kanada 2:24:17,4 h
37 Hüseyin Aktaş Turkei Türkei 2:24:30,0 h
38 Veli Balli Turkei Türkei 2:24:47,0 h
39 James McNamara Irland Irland 2:24:57,2 h
40 Bill Rodgers Vereinigte Staaten USA 2:25:14,8 h
41 Hipólito López Honduras Honduras 2:26:00,0 h
42 Danny McDaid Irland Irland 2:27:07,2 h
43 Eusebio Cardoso Paraguay 1954 Paraguay 2:27:22,8 h
44 Kim Chang-son Korea Nord Nordkorea 2:27:38,8 h
45 Barry Watson Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:28:32,2 h
46 Agustín Fernández Spanien 1945 Spanien 2:28:37,8 h
47 Jerzy Gros Polen 1944 Polen 2:28:45,8 h
48 Jairo Cubillos Kolumbien Kolumbien 2:29:04,4 h
49 Luis Raudales Honduras Honduras 2:29:25,0 h
50 Baikuntha Manandhar Nepal Königreich Nepal 2:30:07,0 h
51 Antonio Baños Spanien 1945 Spanien 2:31:01,6 h
52 Koh Chun-son Korea Nord Nordkorea 2:31:54,8 h
53 Víctor Serrano Puerto Rico Puerto Rico 2:34:59,6 h
54 Günter Mielke Deutschland BR BR Deutschland 2:35:44,8 h
55 Neil Cusack Irland Irland 2:35:47,2 h
56 Tau John Tokwepota Papua-Neuguinea Papua-Neuguinea 2:38:04,6 h
57 Víctor Idava Philippinen 1944 Philippinen 2:38:23,2 h
58 Raymond Swan Bermuda 1910 Bermuda 2:39:18,4 h
59 John Kokinai Papua-Neuguinea Papua-Neuguinea 2:41:49,0 h
60 Lucio Guachalla Bolivien Bolivien 2:45:31,8 h
DNF David Chettle Australien Australien
Giuseppe Cindolo Italien Italien
Thancule Dezart Haiti 1964 Haiti
Ross Haywood Australien Australien
Santiago Manguán Spanien 1945 Spanien
Rafael Mora Kolumbien Kolumbien
Kevin Ryan Neuseeland Neuseeland
DNS Charles Olemus Haiti 1964 Haiti
Ilie Floroiu Rumänien 1965 Rumänien
Gaston Roelants Belgien Belgien
Carlos Lopes Portugal Portugal

Das Rennen erfolgte bei nassem und regnerischem Wetter, die Bedingungen waren nicht sehr angenehm für die Läufer. Lange Zeit blieb das Feld um den Olympiasieger von 1972 Frank Shorter aus den USA und den Finnen Lasse Virén beisammen. Erst nach der Hälfte der Strecke bildete sich eine Spitzengruppe von fast zwanzig Läufern, zu der neben Shorter und Virén auch der DDR-Athlet Waldemar Cierpinski, der Belgier Karel Lismont und Don Kardong aus den USA gehörten. Bei Kilometer 28 zog Shorter das Tempo an. Cierpinski konnte mitgehen, der Rest des Feldes verlor den Anschluss. Knapp zehn Kilometer vor dem Ziel verschärfte Cierpinski das Tempo, sein Gegner konnte nicht mehr folgen. Cierpinskis Abstand zu Shorter vergrößerte sich immer weiter. Mit einem Vorsprung von rund fünfzig Sekunden erreichte Waldemar Cierpinski das Stadion und wurde Olympiasieger vor Frank Shorter, der sich nach der Goldmedaille von München hier Silber sicherte. Eine knappe halbe Minute hinter Shorter kam Karel Lismont ins Ziel und gewann mit drei Sekunden Vorsprung auf Don Kardong die Bronzemedaille. Lasse Virén belegte Rang fünf.[4] Somit war sein Vorhaben gescheitert, wie der Tschechoslowake Emil Zátopek bei den Olympischen Spielen 1952 von Helsinki drei Goldmedaillen auf den Langstrecken über 5000 und 10.000 Meter sowie im Marathonlauf zu gewinnen. Allerdings stellt Viréns Ergebnis mit zwei Goldmedaillen und dem hier erreichten fünften Platz ohne Zweifel eine große Leistung dar.

Waldemar Cierpinski wurde erster Olympiasieger und gleichzeitig erster Medaillengewinner für die DDR im Marathonlauf, zugleich erster deutscher Medaillengewinner in dieser Disziplin.

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Huberty / Willy B. Wange, Die Olympischen Spiele Montreal Innsbruck 1976, Lingen-Verlag, Köln 1976, S. 223f

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weltrekord Entwicklung beim Männer Marathon, abgerufen am 10. Oktober 2021
  2. Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 162 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 10. Oktober 2021
  3. Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 63 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 10. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1976 Montreal Summer Games: Men’s Marathon in der Datenbank von Sports-Reference (englisch; archiviert vom Original), abgerufen am 2. April 2020.