Olympische Sommerspiele 1980/Leichtathletik – Marathon (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 74 Athleten aus 40 Ländern
Wettkampfort Rundkurs durch Moskau
Start und Ziel: Stadion Luschniki
Wettkampfphase 1. August 1980
Medaillengewinner
Waldemar Cierpinski (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
Gerard Nijboer (IOCIOC NED)
Satymkul Dschumanasarow (Sowjetunion 1955 URS)

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wurde am 1. August 1980 ausgetragen. Start und Ziel war das Olympiastadion Luschniki. 76 Athleten nahmen teil, von denen 53 das Ziel erreichten.

Olympiasieger wurde wie schon vier Jahre zuvor Waldemar Cierpinski aus der DDR. Er gewann vor dem Niederländer Gerard Nijboer und Satymkul Dschumanasarow aus der Sowjetunion.

Neben dem Olympiasieger gingen für die DDR Jürgen Eberding und Hans-Joachim Truppel an den Start. Truppel beendete das Rennen auf Platz elf, Eberding auf Platz 21.
Der Schweizer Josef Peter wurde Vierzigster, der Österreicher Josef Steiner belegte Rang 39.
Läufer aus Liechtenstein nahmen nicht teil. Athleten aus der Bundesrepublik Deutschland waren wegen des Olympiaboykotts ebenfalls nicht dabei.

Bestehende Rekorde/Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Weltbestzeit 2:08:33,6 h Derek Clayton (Australien Australien) Antwerpen, Belgien 30. Mai 1969[1]
Olympischer Rekord 2:09:55,0 h Waldemar Cierpinski (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) OS Montreal, Kanada 31. Juli 1976

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Olympiasieger Waldemar Cierpinski verfehlte seinen eigenen Rekord um 1:08 min. Zur Weltbestzeit fehlten ihm 2:29,4 min.

Streckenführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rennen wurde im Olympiastadion Luschniki gestartet. Nach Verlassen des Stadions führte die Strecke am linken Ufer der Moskwa in Richtung Nordosten. Es ging vorbei an der Christ-Erlöser-Kathedrale und der Großen Steinernen Brücke bis zur Südseite des Kreml. Am Roten Platz verlief die Route über die Große Moskwa-Brücke auf die künstliche Insel, die durch den Bau des Wasserumleitungskanals entstanden war. Weiter ging es einem Bogen über die Insel in Richtung Südosten, bis sie an der Südspitze wieder verlassen wurde. Der Kurs folgte nun weiter dem Fluss, bis kurz hinter der Novospassky-Brücke der Wendepunkt erreicht wurde. Auf dem gleichen Weg ging es wieder zurück zum Stadion. Dort lag wie bei den anderen Laufwettbewerben auf der Bahn das Ziel dieses Rennens.[2]

Rennverlauf und Endergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rennszene auf dem Roten Platz: Waldemar Cierpinski (297), Chun-son Koh (563), Ferenc Szekeres (mit Brille), Dereje Nedi (166)
Siegerehrung: Olympiasieger Waldemar Cierpinski, links neben ihm Silbermedaillengewinner Gerard Nijboer
Der Olympiasechste Rodolfo Gómez
Karel Lismont – 1972 Olympiazweiter und 1976 Olympiadritter – kam auf den neunten Platz
Der zehntplatzierte Robert de Castella

Datum: 1. August 17:15 1980, Uhr Ortszeit (UTC+3)[3]

Platz Name Nation Zeit
1 Waldemar Cierpinski Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 2:11:03,0 h
2 Gerard Nijboer IOCIOC Niederlande 2:11:20,0 h
3 Satymkul Dschumanasarow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:11:35,0 h
4 Uladsimir Kotau Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:12:05,0 h
5 Leonid Mossejew Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:12:14,0 h
6 Rodolfo Gómez Mexiko Mexiko 2:12:39,0 h
7 Dereje Nedi Athiopien 1975 Äthiopien 2:12:44,0 h
8 Massimo Magnani IOCIOC Italien 2:13:12,0 h
9 Karel Lismont IOCIOC Belgien 2:13:27,0 h
10 Robert de Castella IOCIOC Australien 2:14:31,0 h
11 Hans-Joachim Truppel Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 2:14:55,0 h
12 Ferenc Szekeres Ungarn 1957 Ungarn 2:15:18,0 h
13 Marc Smet IOCIOC Belgien 2:16:00,0 h
14 Emmanuel Ndiemandoi Tansania Tansania 2:16:47,0 h
15 Gidamis Shahanga Tansania Tansania 2:16:47,0 h
16 Anacleto Pinto IOCIOC Portugal 2:17:04,0 h
17 Domingo Tibaduiza Kolumbien Kolumbien 2:17:06,0 h
18 Henri Schoofs IOCIOC Belgien 2:17:28,0 h
19 Kjell-Erik Ståhl Schweden Schweden 2:17:44,0 h
20 Michalis Kousis Griechenland Griechenland 2:18:02,0 h
21 Jürgen Eberding Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 2:18:04,0 h
22 Eleuterio Antón IOCIOC Spanien 2:18:16,0 h
23 Leodigard Martin Tansania Tansania 2:18:21,0 h
24 Moges Alemayehu Athiopien 1975 Äthiopien 2:18:40,0 h
25 Jules Randrianarivelo Madagaskar Madagaskar 2:19:23,0 h
26 Zbigniew Pierzynka Polen 1980 Polen 2:20:03,8 h
27 Koh Chun-son Korea Nord Nordkorea 2:20:08,0 h
28 Chris Wardlaw IOCIOC Australien 2:20:42,0 h
29 Li Jong-hyong Korea Nord Nordkorea 2:21:10,0 h
30 Tommy Persson Schweden Schweden 2:21:11,0 h
31 Hari Chand Indien Indien 2:22:08,0 h
32 Håkan Spik Finnland Finnland 2:22:24,0 h
33 Choe Chang-sop Korea Nord Nordkorea 2:22:42,0 h
34 Luis Barbosa Kolumbien Kolumbien 2:22:58,0 h
35 Marco Marchei IOCIOC Italien 2:23:21,0 h
36 Vincent Rakabaele Lesotho 1966 Lesotho 2:23:29,0 h
37 Baikuntha Manandhar Nepal Königreich Nepal 2:23:51,0 h
38 Richard Hooper IOCIOC Irland 2:23:53,0 h
39 Josef Steiner Osterreich Österreich 2:24:24,0 h
40 Josef Peter IOCIOC Schweiz 2:24:53,0 h
41 Cor Vriend IOCIOC Niederlande 2:26:41,0 h
42 Patrick Hooper IOCIOC Irland 2:30:28,0 h
43 Buumba Halwand Sambia 1964 Sambia 2:36:51,0 h
44 Issa Chetoui Politisches System der Libysch-Arabischen Dschamahirija Libyen 2:38:01,0 h
45 Mukunda Hari Shrestha Nepal Königreich Nepal 2:38:52,0 h
46 Baba Ibrahim Suma-Keita Sierra Leone Sierra Leone 2:41:20,0 h
47 Soe Khin Birma Birma 2:41:41,0 h
48 Damiano Musonda Sambia 1964 Sambia 2:42:11,0 h
49 Enemri Najem Al-Marghani Politisches System der Libysch-Arabischen Dschamahirija Libyen 2:42:27,0 h
50 Nguyễn Quyễn Vietnam Vietnam 2:44:37,0 h
51 Tapfumaneyi Jonga Simbabwe Simbabwe 2:47:17,0 h
52 Emmanuel M’Pioh Kongo Volksrepublik  Volksrepublik Kongo 2:48:17,0 h
53 Abel Nkhoma Simbabwe Simbabwe 2:53:35,0 h
DNF Kebede Balcha Athiopien 1975 Äthiopien
Gerard Barrett IOCIOC Australien
Dave Black IOCIOC Großbritannien
Jean-Michel Charbonnel IOCIOC Frankreich
Patrick Chiwala Sambia 1964 Sambia
Nabil Choueiri Libanon Libanon
Bernie Ford IOCIOC Großbritannien
Radamès González Kuba Kuba
Kenneth Hlasa Lesotho 1966 Lesotho
Göran Högberg Schweden Schweden
Josef Jánský Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Jouni Kortelainen Finnland Finnland
Jørn Lauenborg IOCIOC Dänemark
Abdelmadjid Mada Algerien Algerien
Ryszard Marczak Polen 1980 Polen
Albert Marie Seychellen 1977 Seychellen
Andrzej Sajkowski Polen 1980 Polen
Shivnath Singh Indien Indien
Ian Thompson IOCIOC Großbritannien
Lasse Virén Finnland Finnland
Vlastimil Zwiefelhofer Tschechoslowakei Tschechoslowakei
DNS Loswell Ngoma Simbabwe Simbabwe
John Treacy IOCIOC Irland

Durch den Olympiaboykott waren zwei der besten MarathonläuferBill Rodgers aus den USA und Toshihiko Seko aus Japan – nicht dabei. Der Olympiasieger von 1976 Waldemar Cierpinski aus der DDR dagegen war auch hier wieder am Start. Er wurde nicht mehr ganz so stark eingeschätzt, gehörte aber zum Kreis der Anwärter auf eine vordere Platzierung. Seit seinem Sieg in Montreal hatte er zwar von neun Marathonläufen vier gewonnen, doch bei den wichtigen Rennen wie dem Fukuoka-Marathon und den Europameisterschaften 1978 verpasste er die Siege. Darüber hinaus wurden dem amtierenden Europameister Leonid Mossejew, UdSSR, sowie dem belgischen EM-Dritten und Olympiadritten von 1976 Karel Lismont gute Chancen eingeräumt.

Bei warmen Bedingungen blieb das Feld lange beisammen. Bei Kilometer 25 hatte sich der Mexikaner Rodolfo Gómez abgesetzt. Ihm folgte eine Gruppe von acht Läufern unter anderem mit dem Niederländer Gerard Nijboer, Cierpinski sowie den drei sowjetischen Athleten Mossejew, Uladsimir Kotau und Satymkul Dschumanasarow. Nach weiteren ca. acht Kilometern löste Cierpinski sich aus der Verfolgergruppe und schloss zu Gómez auf, der nun jedoch Cierpinskis Tempo nicht mehr folgen konnte und sich in die Verfolgergruppe mit vier verbliebenen Läufern einreihte. Cierpinski lief weiter alleine an der Spitze, während die Verfolger mit Nijboer, Dschumanasarow und Kotau bald nur noch zu dritt waren, Bei Kilometer vierzig verlor dann auch Kotau nach und nach den Anschluss. Waldemar Cierpinski verteidigte seinen Vorsprung bis ins Ziel und wurde Olympiasieger. Mit siebzehn Sekunden Rückstand gewann Gerard Nijboer die Silbermedaille, nachdem er zuvor auch seinen letzten Begleiter Satymkul Dschumanasarow abgehängt hatte, der fünfzehn Sekunden hinter dem Niederländer zu Bronze lief. Auf Rang vier und fünf folgten die beiden sowjetischen Läufer Kotau und Mossejew. Gómez wurde am Ende Sechster.[4]

Nach dem Äthiopier Abebe Bikila, Goldmedaillengewinner von 1960 und 1964, war Waldemar Cierpinski der zweite Marathonläufer, der seinen Olympiasieg wiederholen konnte.
Gerard Nijboer gewann die erste Medaille im Marathonlauf für die Niederlande.

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weltrekord Entwicklung beim Männer Marathon, abgerufen am 10. Oktober 2021
  2. Streckenplan in Englisch mit Skizze in kyrillischer Schrift., abgerufen am 26. Dezember 2017
  3. Official Report, Games of the XXII Olympiad, Moscow 1980, v.3 (englisch/französisch), S. 39 (PDF, 28.260 KB), abgerufen am 28. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1980 Moskva Summer Games: Men's marathon, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 28. Oktober 2021