Olympische Sommerspiele 1980/Leichtathletik – Dreisprung (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Dreisprung
Geschlecht Männer
Teilnehmer 23 Athleten aus 19 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Luschniki
Wettkampfphase 24. Juli 1980 (Qualifikation)
25. Juli 1980 (Finale)
Medaillengewinner
Jaak Uudmäe (Sowjetunion 1955 URS)
Wiktor Sanejew (Sowjetunion 1955 URS)
João Carlos de Oliveira (Brasilien 1968 BRA)
Das Luschniki-Stadion während der Eröffnungsfeier dieser Spiele

Der Dreisprung der Männer bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wurde am 24. und 25. Juli 1980 im Olympiastadion Luschniki ausgetragen. 23 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde Jaak Uudmäe aus der Sowjetunion. Er gewann vor seinem Landsmann, dem Olympiasieger von 1968, 1972 und 1976 Wiktor Sanejew, sowie dem Brasilianer João Carlos de Oliveira.

Springer aus der DDR, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil. Athleten aus der Bundesrepublik Deutschland waren wegen des Olympiaboykotts ebenfalls nicht dabei.

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 17,89 m João Carlos de Oliveira (Brasilien 1968 Brasilien) Mexiko-Stadt, Mexiko 15. Oktober 1975[1]
Olympischer Rekord 17,39 m Wiktor Sanejew (Sowjetunion 1955 Sowjetunion) Finale OS Mexiko-Stadt, Mexiko 17. Oktober 1968

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Mit seinem weitesten Sprung von 17,35 m, erzielt im Finale, verfehlte der sowjetische Olympiasieger Jaak Uudmäe diesen Rekord allerdings nur um vier Zentimeter. Zum Weltrekord fehlten ihm 54 Zentimeter.

Durchführung des Wettbewerbs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Springer traten am 24. Juli in zwei Gruppen zu einer Qualifikationsrunde an. Sieben von ihnen – hellblau unterlegt – übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 16,55 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern nicht erreicht. Das Finalfeld wurde nach den nächstbesten Weiten mit fünf weiteren Wettbewerbern – hellgrün unterlegt – auf zwölf Springer aufgefüllt. So genügten schließlich 16,42 m, um im Finale am 25. Juli dabei zu sein.

Zeitplan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

24. Juli, 18:50 Uhr: Qualifikation
25. Juli, 18:40 Uhr: Finale[2]

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Moskau (UTC+3) angegeben.

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig
r Wettkampf nicht fortgesetzt (retired)

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 24. Juli 1980, ab 18:50 Uhr[3]

Gruppe A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1 Ian Campbell IOCIOC Australien 17,02 / ±0,0 17,02
2 Jaak Uudmäe Sowjetunion 1955 Sowjetunion 16,03 / +0,3 16,69 / +0,4 16,69
3 Wiktor Sanejew Sowjetunion 1955 Sowjetunion 16,57 / +0,3 16,57
4 Béla Bakosi Ungarn 1957 Ungarn 15,99 / −0,3 16,45 / −0,3 16,22 / ±0,0 16,45
5 Atanas Tschotschew Bulgarien 1971 Bulgarien 16,20 / +0,4 16,42 / −0,2 16,17 / +0,4 16,42
6 Ramón Cid IOCIOC Spanien 16,20 / +0,3 x 16,04 / ±0,0 16,20
7 Moujhed Fahid Khalifa Irak 1963 Irak x 15,77 / +0,7 15,86 / +0,4 15,86
8 Abdoulaye Samba Diallo Senegal Senegal x 15,51 / −0,1 15,68 / ±0,0 15,68
9 Bogger Mushanga Sambia 1964 Sambia 14,79 / ±0,0 14,79
NM Alejandro Herrera Kuba Kuba x r ogV
Olli Pousi Finnland Finnland

Gruppe B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zdzisław Hoffmann (Foto: 2010) – scheiterte mit 15,35 m
Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1 Ken Lorraway IOCIOC Australien 15,84 / +0,7 16,29 / +0,8 16,80 / +0,1 16,80
2 Jewgeni Anikin Sowjetunion 1955 Sowjetunion 16,77 / +0,5 16,77
3 João Carlos de Oliveira Brasilien 1968 Brasilien x 16,62 / +0,8 16,62
4 Keith Connor IOCIOC Großbritannien 16,58 / +0,3 16,58
5 Armando Herrera Kuba Kuba 16,28 / +1,2 x 16,49 / +0,1 16,49
6 Milan Spasojević Jugoslawien Jugoslawien 16,21 / ±0,0 16,48 / +0,9 16,48
7 Christian Valétudie IOCIOC Frankreich 15,99 / +0,9 16,43 / +1,4 16,39 / +0,6 16,43
8 Zdzisław Hoffmann Polen 1980 Polen x 15,35 / +0,3 15,28 / −0,3 15,35
9 Henri Dagba Benin Volksrepublik Benin x 13,64 / +0,6 14,71 / ±0,0 14,71
10 Dương Đức Thủy Vietnam Vietnam 14,51 / +1,1 14,19 / +0,1 14,59 / −0,4 14,59
11 Arthure Agathine Seychellen 1977 Seychellen x 13,99 / +0,9 14,21 / −0,2 14,21
12 Yadessa Kuma Athiopien 1975 Äthiopien 13,49 / +1,1 13,60 / +0,4 x 13,60

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 25. Juli 1980, 18:40 Uhr[3] Mit drei Gold- und einer Silbermedaille ist Wiktor Sanejew der bis heute – Stand Dezember 2017 – erfolgreichste Dreispringer bei Olympischen Spielen.

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
4. Versuch (m)
Wind (m/s)
5. Versuch (m)
Wind (m/s)
6. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1 Jaak Uudmäe Sowjetunion 1955 Sowjetunion x 16,83 / ±0,0 17,35 / −0,3 x 17,08 / +0,8 17,28 / −0,6 17,35
2 Wiktor Sanejew Sowjetunion 1955 Sowjetunion 16,85 / −2,3 16,53 / +0,5 17,04 / −1,3 x 17,07 / −2,5 17,24 / −1,2 17,24
3 João Carlos de Oliveira Brasilien 1968 Brasilien 16,96 / −0,4 x 17,22 / +1,9 x x x 17,22
4 Keith Connor IOCIOC Großbritannien 16,32 / −0,3 16,64 / −1,2 16,51 / −±0,0 16,87 / −1,2 14,54 / +0,1 16,48 / +0,6 16,87
5 Ian Campbell IOCIOC Australien x 16,72 / −0,3 x x x x 16,72
6 Atanas Tschotschew Bulgarien 1971 Bulgarien 16,12 / +1,2 16,55 / −1,7 x x 16,56 / −3,3 16,56
7 Béla Bakosi Ungarn 1957 Ungarn x 16,28 / +0,2 16,11 / −0,3 16,47 / +0,4 16,03 / −1,8 15,77 / −1,8 16,47
8 Ken Lorraway IOCIOC Australien 16,12 / +0,1 16,44 / +0,1 16,20 / +0,9 16,40 / +1,3 15,70 / −0,5 16,44
9 Jewgeni Anikin Sowjetunion 1955 Sowjetunion 16,12 / −1,5 15,75 / −0,8 x nicht im Finale der
besten acht Springer
16,12
10 Milan Spasojević Jugoslawien Jugoslawien 16,09 / −1,3 16,08 / +0,3 15,93 / +0,5 16,09
11 Armando Herrera Kuba Kuba 15,90 / −0,7 x 16,03 / +2,0 16,03
NM Christian Valétudie IOCIOC Frankreich x ogV

Bei seiner vierten Olympiateilnahme wollte der sowjetische Springer Wiktor Sanejew nach seinen Siegen 1968, 1972 und 1976 die vierte Goldmedaille in Folge gewinnen und so mit dem US-amerikanischen Diskuswerfer Al Oerter gleichziehen, der dieses Kunststück 1956, 1960, 1964 und 1968 geschafft hatte. Der Favorit in Moskau war jedoch der brasilianische Weltrekordler João Carlos de Oliveira. Ebenfalls hoch eingeschätzt wurden der Brite Keith Connor und der Australier Ian Campbell.

Im ersten Versuch ging de Oliveira mit 16,96 m in Führung, gefolgt von Sanejew – 16,85 m – und Connor – 16,32 m. Diese Weiten waren allerdings nur ein Vorgeplänkel. Im zweiten Durchgang schob sich Sanejews Teamkamerad Jaak Uudmäe mit 16,83 m auf Position drei. Campbell lag auf Platz vier, Connor auf fünf. Doch immer noch hatte es keinen Sprung über die 17-Meter-Marke gegeben. Das änderte sich in der dritten Runde, als Uudmäe sich mit 17,35 m in Front brachte. De Oliveira verbesserte sich mit 17,22 m auf Platz zwei, Sanejew mit 17,04 m auf den dritten Rang.

In den weiteren Durchgängen gelang weder de Oliveira noch Campbell ein gültiger Versuch. Im letzten Durchgang sprang Wiktor Sanejew mit 17,24 m noch auf den Silberrang. Olympiasieger wurde überraschend Jaak Uudmäe. Für den Weltrekordinhaber João Carlos de Oliveira blieb die Bronzemedaille. Alle anderen Springer blieben unter siebzehn Meter. Platz vier belegte Keith Connor vor Ian Campbell und dem Bulgaren Atanas Tschotschew.[4]

Kontroverse zur Wertung von Sprüngen durch nicht-sowjetische Athleten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zahlreiche vom Kampfgericht als Fehlversuche gewertete Sprünge von João Carlos de Oliveira und Ian Campbell sorgten für Kontroversen. So wurde bekannt, dass die IAAF zugestimmt hatte, für die Leichtathletikwettbewerbe ausschließlich sowjetische Schiedsrichter zuzulassen. Schon Campbells erster Sprung, der als Fehlversuch wegen Übertretens der Absprungmarke gewertet worden war, sorgte für Diskussionen. Campbell, der mit dem rechten Fuß absprang, wollte sich die Markierung auf dem Sprungbalken im Plastilin ansehen, um zu erkennen, wie weit er übergetreten war. Dort zeigte sich jedoch nur der Abdruck eines Athleten, der mit links abgesprungen war.

Der dritte Versuch Campbells, der ihn augenscheinlich in Führung gebracht hätte, wurde als Fehlversuch gewertet, weil der Australier zwischen dem zweiten (Step) und dritten Sprung (Jump) den Boden berührt haben sollte (Scraping). Campbell entgegnete, dass er die Weite nicht erreicht hätte, wenn er den Boden tatsächlich berührt hätte.

Auch de Oliveira wurden zwei Sprünge – einer sichtbar weiter als der Fehlversuch Campbells – in umstrittener Weise als Fehlversuch angerechnet.[5]

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Triple jump – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 30. Oktober 2021
  2. Official Report, Games of the XXII Olympiad, Moscow 1980, v.3 (englisch/französisch), S. 17 (PDF, 28.260 KB), abgerufen am 30. Oktober 2021
  3. a b Official Report, Games of the XXII Olympiad, Moscow 1980, v.3 (englisch/französisch), S. 57 (PDF, 28.260 KB), abgerufen am 30. Oktober 2021.
  4. Athletics at the 1980 Moskva Summer Games: Men’s triple jump, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 30. Oktober 2021.
  5. Tim Lane, Cheating the only conclusion you can jump to In: The Sydney Morning Herald. 18. August 2013, abgerufen am 30. Oktober 2021