PM-International

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PM-International AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft in Privatbesitz
Gründung 1993
Sitz Schengen, Luxemburg
Leitung Rolf Sorg
Mitarbeiterzahl 400 (Stand: 2020)
Umsatz 205 Mio. € (Stand: 2019)[1]
Branche Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika
Website www.pm-international.com

Die PM-International AG ist ein Hersteller und Vertriebsunternehmen von Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika mit Sitz in Schengen (Luxemburg). PM steht dabei für Professional Marketing, die Eigenmarke ist Fitline. Die Produkte des Unternehmens werden über selbstständige Vertriebspartner im Netzwerk-Marketing, im Internet und im eigenen Direktvertrieb verkauft. Das Unternehmen geriet verschiedentlich in die Kritik.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Europäische Hauptsitz des Unternehmens (2019)

PM-International wurde 1993 als PM Cosmetics GmbH vom gelernten Automechaniker Rolf Michael Sorg in Limburgerhof gegründet. Im selben Jahr wurde auch die erste Auslandsniederlassung in Polen eröffnet. 1994 wurde die PM-International-Holding im luxemburgischen Schengen gegründet. Seit 2015 befindet sich dort die Firmenzentrale.[2]

2003 öffnete das Unternehmen ein Logistikzentrum in Speyer (Rheinland-Pfalz). 2005 erfolgte eine Rechtsformänderung von einer GmbH in eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft. 2015 eröffnete das Unternehmen im Stadtstaat Singapur einen Sitz für den Asien-Pazifik-Raum.[3] 2019 begründete das Unternehmen ein eigenes Bezahlsystem PM Direct Cash, mit dem Vertriebspartner ihr Einkommen direkt bei Kaufabschluss erhalten sollen, nach einer Testphase in den USA auch in Europa.[4]

Unternehmensstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

PM-International hat nach eigenen Angaben über 35 Niederlassungen in über 40 Ländern. PM-International beschäftigt über 400 Mitarbeiter, davon 192 im Logistikzentrum in Speyer (2020).[5] Die Produkte des Unternehmens werden über selbstständige Vertriebspartner im Netzwerk-Marketing, im Internet und im eigenen Direktvertrieb verkauft.[6][7]

Das Unternehmen unterhält eine Forschungskooperation im Bereich der Ernährungswissenschaften mit der FH Oberösterreich.[8]

Produkte &‌ Vermarktung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen entwickelt und vertreibt ausschließlich Produkte der Eigenmarke FitLine, darunter Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetikprodukte. PM-International ist mit seiner Marke Fitline offizieller Ausrüster diverser Sportmannschaften und -verbände.[9][10] Im Zusammenhang mit einem Interview über den Ausschluss von Fitline beim Olympiastoppen, der Trainingseinheit des Norwegischen Sportverbands und Olympischen und Paralympischen Komitees, sagte Inger Sverresson, norwegischer Geschäftsführer von PM-International, dass das „Sportsponsoring PM-International ihnen einen Reputationsvorteil gegenüber allen verschaffen könne, die Sportler als Vorbilder haben. Zum Beispiel dem Breitensport.“ Martin Norum und Svein Erik Gjøsund kommen in der Norwegischen Zeitschrift für Ernährung (Norsk tidsskrift for ernæring) zum Schluss, dass Fitline es verstehe, mit Vorbildern, Sportstars und Verbänden zu spielen, um den Eindruck zu erwecken, dass die Produkte nützlich seien.[11]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Marketingstrategie und die Anwerbung neuer selbstständiger Vertriebler war in Vergangenheit Gegenstand mehrerer Publikationen. So hoben Martin Norum und Svein Helge Gjøsund dies 2018 im Aufsatz MLM-salg basert på falske premisser kritisch hervor.[11] Auch der Spiegel-Redakteur Marc Röhlig warf PM-International in einem Bento-Artikel, der Ende März 2020 erschien, vor, mit unrealistischen Verdienstaussichten immer wieder neue Menschen in das System holen zu wollen, die sich selbstständig machen wollen. Das Unternehmen, so Röhlig, habe „seine Strategie ganz auf diese Rekrutierung aus[gerichtet]“. PM-International wies diesen Vorwurf zurück.[12] Eine ähnliche Kritik übte Peter Steger bereits 2013 in der schweizerischen Zeitung Tages-Anzeiger. „Das System“, so Steger, „[lebe] davon, dass stets neue Partner dazustossen“. Er bezeichnete das Geschäftsmodell als „Empfehlungsmarketing“, das angeblich „legal“ sei.[13] In der norwegischen Fernsehsendung Helsenkontrollen wurde 2017 die Anwerbung neuer Vertriebler ebenfalls thematisiert, was zu einer rechtlichen Auseinandersetzung mit PM-International führte (siehe unten).[14]

In einem Test von Amway, FitLine, Herbalife, Juice Plus und Vemma des Vereins für Konsumenteninformation, dessen Ergebnisse im Januar 2013 in einem Artikel in der Zeitung Der Standard veröffentlicht wurden, war unter anderem ein Beratungstermin mit einer selbstständigen Vertriebsperson von PM-International zustande gekommen. Dabei sei es zu „grenzwertigen Werbeaussagen“, nicht jedoch zu „Falschaussagen, dass schwere Krankheiten [geheilt werden können]“, gekommen.[15] Marc Röhlig schrieb 2020 in Bento, dass dennoch einige Selbstständige, die PM-International-Produkte vertreiben, unzulässige Heilaussagen tätigen. Das Unternehmen gibt an, Vertriebspersonen, die dies tun, abzumahnen und dazu aufzufordern, falsche Heilaussagen zu entfernen.[12] Salla Varpula gab im Oktober 2019 in der finnischen Zeitung Helsingin Sanomat ebenfalls an, dass es von Seiten einzelner Vertriebspersonen zu unzulässigen Aussagen gekommen sei.[16] Auch die Yle-Redakteurin Jonna Karjalainen berichtete im März 2020 davon, nachdem sie eine FitLine-Veranstaltung besucht hatte.[17] Die finnische Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde (KKV, Kilpailu- ja kuluttajavirasto) habe diesbezüglich mehrere Beschwerden erhalten. PM-International sicherte zu, Korrekturmaßnahmen zu ergreifen. Das Unternehmen, so ein Vertreter, kündige die Verträge mit Vertriebspersonen, „die sich nicht an die Regeln halten“.[16][17]

Stiftung Warentest führte 2008 einen Test von 23 Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder durch, wobei auch das Fitline-Produkt „fitline Super Kid orange Pulver zum Auflösen“ getestet wurde. Wie auch bei 17 anderen getesteten Produkten kamen die Testenden zum Ergebnis, dass das Fitline-Produkt für Kinder „nicht geeignet“ sei.[18]

Rechtliche Auseinandersetzung mit TV2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 versuchte TV 2, Norwegens größter kommerzieller Fernsehkanal, in der Sendung Helsekontrollen (deutsch: Gesundheitscheck) ein Interview mit PM-International zu arrangieren, woraufhin das Unternehmen nach Angaben des Fernsehsenders mit einem „Extremvertrag“ reagierte.[19] TV 2 bezeichnete PM-International daraufhin als Pyramidensystem und die Produkte als Puderzucker. Das Unternehmen leitete rechtliche Schritte gegen TV 2 ein und forderte Schadensersatz wegen Verleumdung. Zudem wurde per einstweiliger Verfügung gefordert, dass die Berichte auf der Website von TV 2 entfernt oder gelöscht werden. Jarle Nakken, Programmdirektor von TV 2 äußerte sich, dass er in den Berichten nichts Illegales oder einen Verstoß gegen die ethischen Regeln der Presse sehe. Ein Vertreter der Gegenseite stellte die Vermutung auf, dass in der Sendung Helsenkontrollen das Pyramidensystem mit dem legalen Direktvertrieb vermischt werde.[20]

PM-International stellte einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung beim Osloer Stadtgericht, der in erster Instanz abgelehnt wurde. Das Unternehmen musste auch die Gerichtskosten bezahlen.[21][22] Die Berufung, die PM-International daraufhin beim Obersten Gerichtshof von Norwegen einlegte, wurde abgewiesen, woraufhin das Unternehmen in Erwägung zog, eine Unterlassungsklage vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu bringen.[23] Als Folge dessen kündigte PM-International zudem an, TV 2 auf ca. 5 Mio. Euro (50 Mio. NOK) Schadenersatz verklagen zu wollen.[24] Das Unternehmen hatte vor Gericht letztlich eine Entschädigung von ca. 7 Mio. Euro (70 Mio. NOK) für Einkommensverluste nach dem Programm verlangt, doch die Klage wurde abgewiesen. Die daraufhin eingereichte Berufung in der Zivilklage wurde im Dezember 2019 ebenfalls vom Obersten Gerichtshof von Norwegen abgewiesen.[25]

Weblink[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. PM-International AG, Speyer. In: northdata.de. Abgerufen am 5. März 2021.
  2. “When I entered the market I felt like a missionary”. In: delano.lu. 7. Januar 2019, abgerufen am 30. September 2020 (englisch).
  3. Teil des regionalen Wirtschaftsmotors. In: journal.lu. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  4. PM-International Launches PM DirectCash. In: directsellingnews.com. 16. Juni 2020, abgerufen am 30. September 2020 (amerikanisches Englisch).
  5. Sarah Lachholdt: Spatenstich für die 4. Lagerhalle von PM-International. In: samstags-zeitung.de. 21. März 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. September 2020; abgerufen am 30. September 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/samstags-zeitung.de
  6. Ranga Yogeshwar (Hrsg.): Top 100 – Ideenschmieden. Redline Wirtschaft, 2012, ISBN 978-3-86414-312-0, S. 213 (google.com).
  7. Multilevel Marketing (MLM). In: investopedia.com
  8. PM-International und FH Oberösterreich: Forschung für mehr Wohlbefinden. In: FH Oberösterreich. Abgerufen am 26. Oktober 2022.
  9. Offizielle Ausrüster der Deutschen Ski-Nationalmannschaften. In: deutscherskiverband.de. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  10. ÖSV - Österreichischer Skiverband. In: oesv.at. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  11. a b Martin Norum, Svein Helge Gjøsund: MLM-salg basert på falske premisser. In: Norsk tidsskrift for ernæring. Band 16, Nr. 3. Universitetsforlaget, Oslo 1. September 2018, S. 1–8, doi:10.18261/ntfe.16.3.12 (norwegisch).
  12. a b Marc Röhlig: „FitLine“ undercover: Wie PM International mit Lifestyle und Nahrungsergänzungsmitteln junge Menschen ködert. In: Bento. 21. März 2020, abgerufen am 30. September 2022.
  13. Peter Steiger: Sepp Blatters Bruder und die umstrittenen Werbeevents. In: Tages-Anzeiger. 6. Februar 2013, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  14. Anders Myhren: Tjener millioner på sukkerpulver. In: tv2.no. 2. November 2017, abgerufen am 15. Mai 2023 (norwegisch).
  15. Nahrungsergänzungsmittel im Test: Viel Geld für keine bewiesene Wirkung. In: Der Standard. 24. Januar 2013, abgerufen am 15. Mai 2023 (österreichisches Deutsch).
  16. a b Salla Varpula: Cheyenne Järvinen kyllästyi ravintolisien tyrkyttämiseen – Seurasi palautevyöry, josta paljastuivat somemarkkinoinnin kyseenalaiset käytännöt. In: Helsingin Sanomat. 29. Oktober 2019, abgerufen am 15. Mai 2023 (finnisch).
  17. a b Jonna Karjalainen: Toimittaja soluttautui Fitline-ravintolisiä myyvään verkostoon – takaa paljastui absurdeja terveysväitteitä ja lahkomaista uskoa. In: yle.fi. Yleisradio, 21. März 2020, abgerufen am 15. Mai 2023 (finnisch).
  18. Stiftung Warentest: Nahrungsergänzungsmittel für Kinder: Bestenfalls überflüssig. In: test.de. 6. Juni 2008, abgerufen am 15. Mai 2023.
  19. TV 2 AS: Pyramide-topp krevde 2,4 mill i bot for hvert spørsmål fra TV 2. 1. November 2017, abgerufen am 15. Mai 2023 (norwegisch).
  20. Øystein Tronsli Drabløs: PM International går til sak mot TV 2 etter «Helsekontrollen»-reportasje. In: Dagens Næringsliv. 23. November 2017, abgerufen am 15. Mai 2023.
  21. John Berget: Gjøvik-selskap tapte i retten. In: oa.no. 4. März 2018, abgerufen am 15. Mai 2023 (norwegisch).
  22. Kjetil Kolsrud: TV2 vant på nytt mot Luxembourg-selskap. In: Rett24. 18. Juli 2018, abgerufen am 15. Mai 2023 (norwegisch).
  23. Stian Øvrebø Johannessen: Høyesterett tar ikke opp anke mot TV 2 – luxembourgsk selskap vurderer å klage til Menneskerettighetsdomstolen. In: Dagens Næringsliv. 9. Oktober 2018, abgerufen am 15. Mai 2023.
  24. NTB: Helsekostselskap krever TV 2 for 50 millioner kroner. 24. Februar 2019, abgerufen am 15. Mai 2023 (norwegisch).
  25. Jonas Solgård: Høyesterett avviser anken i sak mot TV 2 etter beskyldninger om ærekrenkelser. In: Dagens Næringsliv. 17. Dezember 2019, abgerufen am 15. Mai 2023.