Quelicai (Verwaltungsamt)

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Verwaltungsamt Quelicai
Hütte in Quelicai mit dem Matebian im Hintergrund
Verwaltungssitz Quelicai (Lacoliu)
Fläche 214,15 km²[1]
Einwohnerzahl 18.444 (2022)[2]
Sucos Einwohner (2022)[2]
Abafala 842
Abo 1.118
Afaçá 1.380
Baguia 1.584
Bualale 498
Guruça 1.940
Lacoliu 1.148
Laisorolai de Baixo 862
Laisorolai de Cima 865
Lelalai 1.277
Letemumo 2.424
Macalaco 1.137
Maluro 799
Namanei 1.549
Uaitame 1.021
Übersichtskarte
Quelicai
Quelicai (Verwaltungsamt) (Osttimor)
Quelicai (Verwaltungsamt) (Osttimor)

Quelicai ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Baucau. Verwaltungssitz ist Quelicai im Suco Lacoliu.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Suco Lelalai

Das Verwaltungsamt Quelicai liegt im Süden der Gemeinde Baucau. Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Im Nordwesten grenzt er an das Verwaltungsamt Baucau, im Norden an Laga, im Osten an den Verwaltungsamt Baguia und im Süden und Südwesten an die Gemeinde Viqueque. Nah der Grenze zu Baguia liegt der Matebian (2316 m), der höchste Berg der Gemeinde Baucau.

Quelicai hat eine Fläche von 214,15 km²[1] und teilt sich in die 15 Sucos Abafala, Abo, Afaçá (Afasa), Baguia, Bualale, Guruça (Gurusa), Lacoliu (Locoliu), Laisorolai de Baixo (Laisorulai de Baixo), Laisorolai de Cima (Laisorulai de Cima), Lelalai, Letemumo (Letemuno), Macalaco, Maluro, Namanei und Uaitame (Waitame). Am 1. Januar 2024 sollen von Quelicai die neuen Verwaltungsämter Quelicai Antigo (Alt-Quelicai) mit 80 km² und 6.600 Einwohnern und Matebian, ebenfalls mit 80 km² und 4.300 Einwohnern abgetrennt werden.[4] Der erste Stein des Sitzes des Verwaltungsamtes Quelicai Antigo wurde am 15. Juni 2023 in Afaçá[5] und des Sitzes des Verwaltungsamtes Matebian am 16. Juni in Laisorolai de Cima gelegt.[6]

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feierlichkeiten in Quelicai (2022)

Im Verwaltungsamt leben 18.444 Einwohner (2022), davon sind 9.342 Männer und 9.102 Frauen. In Quelicai gibt es 3.760 Haushalte.[2] Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Makasae. Der Altersdurchschnitt beträgt 18,9 Jahre (2010,[8] 2004: 18,9 Jahre[9]).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1903 und 1912 scheiterten Aufstände Quelicais gegen die portugiesischen Kolonialherren.[10]

Aquiles Freitas Soares, der Liurai von Letemumo war eine führende Persönlichkeit im Abwehrkampf gegen die indonesischen Invasoren. Aufgrund von internen Spannungen wurde er aber bei Vemasse, zusammen mit anderen Männern seines Comando da Luta Boru-Quere von der FRETILIN zwischen Dezember 1976 und Januar 1977 hingerichtet.[11][12][13]

Der Matebian und seine Umgebung waren das letzte große Widerstandszentrum der FALINTIL (base de apoio) gegen die Indonesier. Ab 1977 wurden evakuierte Zivilisten in neuen Dörfern um den Matebian nach ihrer Herkunft angesiedelt. Sie kamen aus Tequinaumata, Samalari, Boleha, Guruça, Afaçá, Namanei, Benamauc, Camea und Fatuahi. Im Oktober 1978 begannen die indonesischen Angriffe auf die Basis. Am 22. November wurde die FALINTIL von den Invasoren überrannt. Noch heute kann man Höhlen besichtigen, die den Widerstandskämpfern als Unterschlupf dienten.[12]

Flüchtlinge in Osttimor nach den Parlamentswahlen 2007.[14]

Ende 1979 befand sich in der Stadt Quelicai ein indonesisches Lager für Osttimoresen, die zur besseren Kontrolle von den Besatzern umgesiedelt werden sollten. Zwischen 1979 und 1981 wurden 205 Familien der Orte Quelicai, Quelicai in Afaçá, Afaçá, Guruça, Abafala, Uaitame und Bualale durch die Indonesier über das Lager in eine neue Siedlung namens Mulia in Laga zwangsumgesiedelt. Man befürchtete, die Dörfer, die nah an den Wäldern lagen, könnten die FALINTIL unterstützen. Die alten Wohnhäuser wurden nach der Räumung niedergebrannt, Felder zerstört und das Vieh getötet. Mehrere Bewohner wurden verletzt. Unter schwerer Bewachung wurden die Einwohner auf Lastwagen nach Mulia gebracht.[12]

Beisetzung der sterblichen Überreste von 507 Personen auf dem Jardim dos Herois von Dubuai (Suco Lelalai)

In den 1980er Jahren wurde Quelicai von der indonesischen Armee im Kampf gegen die FALINTIL bombardiert und mehrfach durchkämmt, was zu Toten unter den Einwohnern führte. Am 31. Mai 1997 geriet ein indonesischer Sicherheitstransport in Quelicai in einen Hinterhalt. Männer in indonesischer Militäruniform stoppten den Lastwagen mit 28 Polizisten und Soldaten. Als der Lastwagen hielt, wurde eine Handgranate auf die Ladefläche geworfen. Ein Fass mit Treibstoff, das sich dort befand, explodierte. 17 Indonesier wurden getötet.[15][16] Bei der indonesischen Militäraktion, die darauf folgte, wurden 114 Einwohner verhaftet. Während der Gewalttaten rund um das Unabhängigkeitsreferendum von 1999 kam Quelicai vergleichsweise glimpflich davon. Pro-indonesische Milizionäre brannten nur einige Häuser nieder.

Bei Unruhen im Ort Quelicai 2001 gab es Tote.[17]

Nachdem Xanana Gusmão am 8. August 2007 infolge der Parlamentswahlen 2007 den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten hatte, randalierten enttäuschte FRETILIN-Anhänger auch in Quelicai. 520 Menschen flohen aus ihren Häusern und versammelten sich am Matebian.[14]

Ende Juni/Anfang Juli 2011 verhaftete die Polizei im damaligen Subdistrikt mehrere Dutzend Mitglieder einer Bande in einer großangelegten Aktion. 50 Personen wurden vor Gericht gestellt. Ihnen werden Diebstähle und Vergewaltigungen, vor allem in Laisorolai und den Nachbar-Sucos vorgeworfen.[18]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Administrator des Subdistrikts/Verwaltungsamts
Bild Name Amtszeit
Lino Fortuzo um Mai 2012[19]
Pelazio Ximenes Belo um 2015
Sebastiao Pereira Gaio Pires um 2016

Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015 war dies Pelazio Ximenes Belo[20] und 2016 Sebastiao Pereira Gaio Pires.[21]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

64 % der Haushalte bauen Maniok an, 53 % Kokosnüsse, 64 % Mais, 44 % Reis, 20 % Kaffee und 44 % Gemüse.[22] Am Matebian befinden sich größere Mengen an Manganerzen, außerdem fand man in Quelicai ein Phosphatvorkommen.[23]

Söhne und Töchter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Quelicai – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b c Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. Premierminister Osttimors: Reunião do Conselho de Ministros de 15 de março de 2023, 15. März 2023, abgerufen am 8. Juni 2023.
  5. Ministério da Administração Estatal, República Democrática de Timor-Leste: VISE-MINISTRU ADMINISTRASAUN ESTATAL HALA'O LANSAMENTU FATUK DA'HULUK BA POSTU ADMINISTRATIVU FOUN "P.A QUELECAI ANTIGU" MUNISIPIU BAUCAU, 18. Juni 2023, abgerufen am 19. Juni 2023.
  6. Ministério da Administração Estatal, República Democrática de Timor-Leste: VISE-MINISTRU ADMINISTRASAUN ESTATAL HALA'O LANSAMENTU FATUK DA'HULUK POSTU ADMINISTRATIVU FOUN MATEBIAN MUNISIPIU BAUCAU, 18. Juni 2023, abgerufen am 19. Juni 2023.
  7. a b Seeds of Life
  8. Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
  9. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 13,3 MB)
  10. History of Timor – Technische Universität Lissabon (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 805 kB)
  11. Monika Schlicher: Osttimor stellt sich seiner Vergangenheit (Memento vom 7. November 2017 im Internet Archive), missio 2005, ISSN 1618-6222 (PDF; 304 kB)
  12. a b c „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,2 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  13. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (Memento vom 25. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 2,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  14. a b Internal Displacement Monitoring Centre (Memento vom 24. September 2011 im Internet Archive) (PDF; 464 kB)
  15. Ernest Chamberlain: The Struggle in Iliomar: Resistance in rural East Timor Iliomar Sub-District, S. 121, 2017, abgerufen am 6. November 2018.
  16. (INDONESIA-L) HRW/ASIA – East Timor Guerrilla Attacks : East Timor Guerrilla Attacks vom 4. Juni 1997 (Memento vom 19. September 2006 im Internet Archive)
  17. Fundasaun Mahein: Victims of Independence, aufgerufen am 26. Mai 2012
  18. Suara Timor Lorosae, 3. Juli 2011, Operation 88 in Quelikai now in second phase
  19. Radio Timor-Leste: Seven houses destroyed in Baucau, 16. Mai 2012
  20. Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
  21. Jornal da República: RESOLUÇÃO DO GOVERNO N.º 34/2016 de 12 de Outubro, abgerufen am 12. Januar 2024.
  22. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,4 MB)
  23. Ministry of State Administration & Territorial Management, Timor-Leste: Baucau District profile (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 269 kB)

Koordinaten: 8° 36′ S, 126° 34′ O