Richard Adolf Zutt

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Richard Adolf Zutt (* 25. Januar 1887 in Basel; † 12. September 1938 im Suezkanal) war ein Schweizer Bildhauer, Maler und Medailleur.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medaille von Richard A. Zutt auf den Ersten Weltkrieg mit Darstellung einer trauernden Frau, 1914

Aufgewachsen in Basel als vierter Sohn des Basler Regierungsrates Richard Zutt besuchte er für kurze Zeit die Kunstakademie Karlsruhe, die er als zu akademisch empfand, und bildete sich autodidaktisch in München und Florenz weiter.

Von 1908 bis 1921 war er verheiratet mit der Künstlerin Margrit Heer[1], der Tochter des Schweizer Schriftstellers Jakob Christoph Heer, und hatte mit ihr zwei Kinder, der Sohn in Florenz und die Tochter in München geboren.

An den Ausstellungen der Münchner Secession im Sommer 1912 und an der Bayrischen Gewerbeschau Mai bis Oktober 1912 in München[2] fiel er durch sein breites Schaffen auf und wurde im Herbst als Professor an die Königliche Kunstgewerbeschule Budapest berufen. Nebenher gründete er dort die MMM (Magyar Müveszeti Mühely) als private ungarische kunstgewerbliche Werkstätte mit Verkaufsstelle.

Zwischen 1921 und 1924 wirkte er als Kunst- und Werklehrer an der Schule von Alexander Sutherland Neill in Hellerau.[3]

Ab 1924 leitete er die Ostdeutschen Werkstätten in Neisse/Oberschlesien. Zu den Mitarbeitern gehörten die Bildhauer Otto Zirnbauer und Rudolf Knörlein.

Nach einer Ausstellung in Paris, an der er sein Projekt Weltfriedenskreuz[4] vorstellte, kehrte er im Dezember 1930 in die Schweiz zurück, wo er in Zürich die Versuchswerkstätte für ältere Arbeitslose[5] und ab 1936 die RAZUTAL-Werkstätte in Degersheim (SG)[6] leitete, in der unter anderem die von ihm entwickelte Aluminiumlegierung Razutal verarbeitet wurde.

Die Schriften von Ramakrishna und Vivekananda regten ihn zu „kurzen Ferien“ ab Dezember 1937 auf Ceylon an, bei der Rückkehr fand er im Jahr 1938 den Tod auf dem deutschen Linienschiff Gneisenau im Suezkanal.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Christus“ aus Ilse-Klinker, 1920er Jahre

Ein Katalog zu einer Ausstellung im Nationalsalon Budapest im Jahr 1925 umfasst 380 Werke Zutts.[7] Diverse Werke sind fotografiert in den Heften Deutsche Kunst und Dekoration: Illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten. 1912–1919:

  • Bronze-Plastik: Porträt-Kopf[8]
  • Marmor-Plastik: (Mädchen-)Kopf mit Hut (Marmor)[9]
  • Römer-Kopf (um 1910)[10]
  • Maske (um 1910)[11]
  • Römisches Mädchen (1912)[12]
  • Ausdrucksstudie (1913, Bronze)[13]
  • „Ungarischer Königskelch“ zur Krönung von Karl von Österreich als König von Ungarn (1916)[14]
  • Schale und Kelch (Silber mit Elfenbein)[15]
  • „Heiliger Antonius“, Großräschen (1924)[16]
  • Figur „Rattenfänger“ (1929) in Zabrze (PL, vormals Hindenburg, Oberschlesien), Kopie im Schlesischen zoologischen Garten

Zudem hat Zutt Münzen und Medaillen geschaffen.[17][18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter K. Jakob: Richard Adolf Zutt – sein Leben für Kunst Handwerk Arbeit. Lulu Press, Morrisville 2018, ISBN 978-0-244-10703-1.
  • Historisches Biographie Lexikon der Schweiz. Bd. 7, 1934, S. 772.
  • Bruno Jahn: Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. Saur, München 2005, S. 1176.
  • Neue deutsche Pariser-Zeitung, 16. August 1930
  • Beitrag an die Versuchswerkstätte für ältere Arbeitslose in Zürich (Schweizerisches Bundesarchiv E6100A-10#1000/1910#17*, Dossier Nr. 299).
  • Staatsarchiv St. Gallen: Dossier Zutt 1937–1938 Razutal_StASG_A_146_060_1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.sgbk.ch/index.php?id=149 Margrit Gsell-Heer bei Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen, abgerufen am 11. Dezember 2017
  2. https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kuh1912_1913/0013 Karl Lory: Die Bayrische Gewerbeschau München 1912 Edle Metalle und Steine. in Kunst und Handwerk, Jahrgang 1912–1913 Heft 1 (Oktober 1912) S. 3, abgerufen am 11. Dezember 2017
  3. http://paed.com/reformpaedagogik/index.php?action=kind Johann-Martin Kamp: Kinderrepubliken. 2. erweiterte PDF-Version 2006 der Dissertation 1995. (714 Seiten), Kapitel 17 Neills Schulgründung in Dresden S. 329–376
  4. Neue deutsche Pariser-Zeitung, 16. August 1930
  5. Beitrag an die Versuchswerkstätte für ältere Arbeitslose in Zürich (Schweizerisches Bundesarchiv E6100A-10#1000/1910#17*)
  6. Staatsarchiv St. Gallen Dossier Zutt 1937–1938 Razutal
  7. Ausstellungskatalog Budapest 1925, abgerufen am 21. Mai 2015.
  8. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 35, 1914–1915, S. 208: Bronze-Plastik
  9. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 35, 1914–1915, S. 209: Marmor-Plastik
  10. Budapest Museum of Fine Arts: Young Roman, abgerufen am 21. Mai 2015.
  11. Budapest Museum of Fine Arts: Maske
  12. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 35, 1914–1915, S. 431: Römisches Mädchen
  13. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 35, 1914–1915, S. 430: Ausdrucksstudie
  14. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 39, 1916–1917, S. 415–416: Ungarischer Königskelch
  15. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 43, 1918–1919, S. 179: Schale und Kelch
  16. Deutsche Fotothek: „Heiliger Antonius“
  17. Numismatische Zeitung, Jg. 35, Nr. 1, Februar 2005, S. VI (PDF-Datei; 1,63 MB), abgerufen am 19. Mai 2015.
  18. Sunhild Salaschek, Hamburger Kunsthalle: Katalog der Medaillen und Plaketten des 19. und 20. Jahrhunderts im französischen und deutschen Sprachraum in der Hamburger Kunsthalle. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1980, Bd. 1, S. 426–429 (Text); Bd. 2, S. 127 (Fotos).