Rueun

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Rueun
Wappen von Rueun
Wappen von Rueun
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Surselva
Politische Gemeinde: Ilanz/Glioni2
Postleitzahl: 7156
frühere BFS-Nr.: 3614
Koordinaten: 730742 / 182316Koordinaten: 46° 46′ 45″ N, 9° 9′ 3″ O; CH1903: 730742 / 182316
Höhe: 788 m ü. M.
Fläche: 11,50 km²
Einwohner: 426 (31. Dezember 2013)
Einwohnerdichte: 37 Einw. pro km²
Website: Rueun
Rueun
Rueun

Rueun

Karte
Rueun (Schweiz)
Rueun (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 2014
Historisches Luftbild von Werner Friedli vom 19. März 1957

Rueun ([ʁu̯ɛʊ̯n]/?, deutsch und bis 1943 offiziell Ruis) ist eine Fraktion der Gemeinde Ilanz/Glion im Schweizer Kanton Graubünden. Bis Ende 2013 bildete es eine eigene politische Gemeinde.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: In Rot das goldene (gelbe) Brustbild des Heiligen Andreas (Apostel) mit silbernem Nimbus, vor sich ein naturfarbenes Andreaskreuz haltend

Das Wappenmotiv des Heiligen Andreas wurde von der ehemaligen Gemeinde auf einer Fahne als auch in einem Siegel verwendet. Es verweist auf die historische Beziehung der Ruiser Pfarrei zum Kloster Disentis. Seit der Gemeindefusion hat es nur mehr historischen Charakter, da Rueun ähnlich wie die benachbarten eingemeindeten Nachbarschaften heute das Emblem von Ilanz/Glion verwendet.

Herkunft des Namens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Ruis ist um 765 erstmals als Ruane im Testament von Bischof Tello erwähnt. Der Name stammt vom Lateinischen rova ab, was Erdrutsch bedeutet. Diese Bezeichnung bezieht sich auf den Schuttkegel des Dorfbaches, auf dem das Dorf erstmals längerfristig besiedelt wurde.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Territorium der heutigen Ilanzer Fraktion Rueun umfasst Gebiete links und rechts des Vorderrheins. Auf der rechten Seite liegt unbesiedeltes Waldgebiet und längs des Vorderrheins das bedeutende Auenschutzgebiet Ogna da Pardiala, in dem neben seltenen Pflanzen auch bedrohte und gefährdete Tierarten leben. Am linken Ufer reicht der Ort vom Talboden (San Clau, 739 m ü. M.) bis hinauf zum Fil da Rueun (2351 m). Das Dorf selber liegt auf einer Terrasse leicht oberhalb des Talbodens, der durch den Vorderrhein dominiert wird. Oberhalb und nördlich des Dorfes befinden sich zahlreiche Maiensässe, die früher in traditioneller Alpinwirtschaftweise saisonal und intensiv genutzt worden waren, einzelne werden touristisch genutzt. Vom gesamten ehemaligen Gemeindegebiet von 1158 ha sind 533 ha landwirtschaftlich nutzbar. 506 ha sind von Wald und Gehölz bedeckt. Das restliche Gemeindeareal umfasst 68 ha unproduktive Fläche (Gebirge) und 51 ha Siedlungsfläche. Ein Grossteil der Einwohner lebt von der Landwirtschaft, dem Tourismus, dem Kleingewerbe und von Arbeitsplätzen im Regionalzentrum Ilanz.

Ab Rueun führt eine Bergstrasse zum Stausee und zur Berggemeinde Pigniu sowie über enge Nebenstrassen nach Siat und Andiast. Rueun hatte in früheren Epochen ein günstiges Warmklima, da ein Fund eines nacheiszeitlichen Eichenstrunkes (heute im Naturmuseum Chur) den Klima- und Vegetationswandel gut dokumentiert. Seit den katastrophalen Hochwassern in der Surselva 1987 und 2002 mit extremen Rüfen und Murgängen wurde das Dorf Rueun durch Schutzmauern von den Wildbächen abgeschirmt. Es hat sich dank seines milden Klimas als beliebter Wohnort unweit von Ilanz/Glion weiterentwickelt.

In der Nähe des Bahnhofs überspannt seit 1840 die Punt da Rueun den Vorderrhein. Sie führt zur rechten Seite des Flusses zum Polenweg, der von Ilanz nach Tavanasa so genannt wird. Er wurde zwischen 1940 und 1945 von internierten, mehrheitlich polnischen Soldaten erbaut. Erinnerungstafeln und ein Bildstock am westlichen Ende des Plaun grond erinnern daran. Der ungeteerte Feldweg verläuft entlang des Vorderrheines und ist eine beliebte Wander- und Bikeroute längs des Rheines von Disentis/Mustér bis Ilanz/Glion.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Spätmittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen bescheidenen Bergbau, es wurde in bescheidenem Masse Kupfererz abgebaut in der Val Schmuer, auf der Alp Renasca und in Sul Rhein. 1588 existierten bereits fünf Gruben. Die Minen werden heute nicht mehr genutzt, und man möchte diese, ähnlich wie im benachbarten Obersaxen, für Tourismuszwecke wieder zugänglich machen. Rueun hatte in früherer Zeit eine gewisse Bedeutung als Passfussort und als Durchgangsort an der Lukmanier-Passroute. In Napoleonischer Zeit wurden das Dorf und die ganze Region 1799 durch die durchziehenden Truppen des Generals Alexander Suworow, die den Panixerpass unter hohen Strapazen überschritten hatten, stark geschädigt. Bedeutende Profanbauten sind das Obere Haus Deflorin (erbaut 1610) und die Casa alva (erbaut 1662 durch Simeon Deflorin), zwei stattliche Bürgerhäuser.

Am 1. Januar 2014 fusionierte Rueun mit den damaligen Gemeinden Castrisch, Duvin, Ilanz, Ladir, Luven, Pigniu, Pitasch, Riein, Ruschein, Schnaus, Sevgein, Siat zur neuen Gemeinde Ilanz/Glion.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1900 1910 1950 2000 2004 2013
Einwohner 365 371 495 501 460 431 426

Von den Ende 2004 431 Bewohnern waren 400 Schweizer Staatsangehörige und zur Hauptsache Rätoromanen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die einzige Dorfkirche ist die katholische Kirche St. Andreas, die erstmals 840 erwähnt wird.[1] Daneben stehen in Rueun vier Kapellen: St. Nikolaus unterhalb des Dorfes,[2] St. Franziskus[3] und St. Antonius von Padua beide an der Strasse nach Pigniu und St. Maria Magdalena[4] am östlichen Ende des Dorfes vor Schnaus.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Rueun wohnt die Bündner Schauspielerin und Sängerin Corin Curschellas.[5][6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rueun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Katholische Pfarrkirche St. Andreas (Foto) auf baukultur.gr.ch
  2. Kapelle St. Nikolaus (Foto) auf baukultur.gr.ch
  3. Kapelle St. Franciscu (Foto) auf baukultur.gr.ch
  4. Kapelle St. Maria Magdalena (Foto) auf baukultur.gr.ch
  5. Telefonbuch der Schweiz, abgerufen am 21. März 2014
  6. Corin Curschellas e sia amur per la chanzun rumantscha im Rätoromanischen Fernsehen vom 19. Mai 2013.