Sächsische XII H2

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Sächsische XII H2
DR-Baureihe 38.2–3
ČSD-Baureihe 365.5
Museal erhaltene 38 205 (sä XII H2) im Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf (August 2002)
Museal erhaltene 38 205 (sä XII H2) im Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf (August 2002)
Museal erhaltene 38 205 (sä XII H2) im Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf (August 2002)
Nummerierung: 651–697
ab 1918: 3651–3809
ab 1925: 38 201–324
ab 1927: 38 325–334
ab 1957: 38 351–354
Anzahl: 169
Hersteller: Sächsische Maschinenfabrik Chemnitz
Baujahr(e): 1910–1927
Ausmusterung: bis 1971
Bauart: 2’C h2
Gattung: P 35.17
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 18.970 mm
Höhe: 4240 mm
Fester Radstand: 3500 mm
Gesamtradstand: 7200 mm
Radstand mit Tender: 15.540 mm
Dienstmasse: 73,3 t
Reibungsmasse: 47,1 t
Radsatzfahrmasse: 15,7 t
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Indizierte Leistung: 970 kW (1320 PSi)
Treibraddurchmesser: 1590 mm
Laufraddurchmesser: 1065 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 550 mm
Kolbenhub: 600 mm
Kesselüberdruck: 12,8 bar
Rostfläche: 2,83 m²
Überhitzerfläche: 43,20 m²
Verdampfungsheizfläche: 159,57 m²
Tender: sä 2’2’ T21
Wasservorrat: 21 m³
Antrieb: Zweizylinder-Heißdampftriebwerk auf drei Kuppelradsätze
Lokbremse: Druckluftbremse
Zugbremse: Druckluftbremse
Zugheizung: Dampf
Kupplungstyp: Schraubenkupplung

Die Fahrzeuge der Gattung XII 2, auch Sächsischer Rollwagen genannt, waren Personenzuglokomotiven der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen (K.Sächs.Sts.E.B.).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lokomotiven wurden speziell für das hügelige Gelände Sachsens von der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz zwischen 1910 und 1927 gebaut. Sie wurden gleichzeitig mit den Schnellzuglokgattungen X H1 und XII H1 konstruiert.

Bis 1922 wurden von dieser leistungsstarken Bauart 159 Exemplare gebaut. 1927 wurden weitere 10 Maschinen gebaut, so dass der Gesamtbestand 169 Lokomotiven umfasste. Die ersten 15 Fahrzeuge hatten zunächst Schlepptender der Bauart sä 2’2’ T16, sie wurden jedoch später, wie alle nachfolgend gebauten Maschinen, mit größeren Schlepptendern der Bauart sä 2’2’ T21 gekuppelt.

Nach dem Ersten Weltkrieg mussten 25 als Reparationsleistungen an Frankreich abgegeben werden, 10 weitere waren während des Krieges verloren gegangen.

Die Deutsche Reichsbahn hatte 124 Lokomotiven. Sie wurden 1925 in die Baureihe 38.2–3 eingeordnet und erhielten die Betriebsnummern 38 201 bis 38 324. Die 1927 gebauten zehn Exemplare erhielten die Betriebsnummern 38 325 bis 38 334.

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges kamen die nach dem Ersten Weltkrieg an Frankreich abgegebenen Lokomotiven nach Deutschland zurück. Sie wurden wieder bei der RBD Dresden beheimatet. Ein großer Teil des Lokomotivbestandes wurde ab Oktober 1938 von Bahnbetriebswerken im Sudetenland eingesetzt, und verbleib nach dem Krieg dort.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren bei der DR nur noch etwas mehr als 70 Maschinen (mindestens 71) vorhanden. Rund 61 davon waren betriebsfähig, etwa 10 waren nur noch als Ersatzteilspender zu verwenden. 61 bis 70 Maschinen waren bei den ČSD verblieben und damit der DR dauerhaft entzogen.

Dadurch verblieb nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch etwa die Hälfte des Bestands der Rollwagen in Deutschland. Die 38 271 gelangte über Ungarn in den Bestand der Deutschen Bundesbahn, wo sie 1955 ausgemustert wurde. Fünf aus Frankreich zurückgekehrte Loks blieben länger in Betrieb und erhielten bei der Deutschen Reichsbahn in den 1950er-Jahren die Betriebsnummern 38 204 und 38 351 bis 354. Die letzten Exemplare der Baureihe 38.2 wurden bis 1971 abgestellt.

Ausschnitt einer technischen Zeichnung der Dampflokomotive 38 205 der Deutschen Reichsbahn

Einsatz in Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Reparationen wurden nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 25 Lokomotiven dieser Baureihe nach Frankreich gebracht, wo sie die Staatsbahn Chemins de fer de l’État (ETAT) auf ihrem westlich von Paris gelegenen Netz einsetzte. Sie erhielten die Betriebsnummern 230-960 bis 230-984. Neben ihrem für eine 230[Anm. 1] in Frankreich ungewöhnlich kleinen Treibraddurchmesser fielen die 1917/18 gebauten 230-965 bis 984 zudem durch den hohen Umlauf und die tief heruntergezogene Schürze auf. Die 1910/11 gebauten 230-960 bis 963 entsprachen eher dem „klassischen“ Bild; die 1916 gebaute 230-964 war ein Zwitter mit Kessel und Führerhaus der moderneren Bauart, aber noch niedrigem Umlauf.

Nach Gründung der SNCF im Jahr 1938 wurden die Maschinen als 230 E 960–984 bezeichnet als Baureihe 230 E eingeordnet. Im selben Jahr wurden zehn der Maschinen (961–963, 968–70, 972, 974, 979 und 983) in gutem Zustand abgestellt. Die SNCF beabsichtigte, die Loks 364 bis 384 in ihre Region Est zu verlagern, was der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aber verhinderte. 1942 wurden die verwendbaren 230 E nach Deutschland zurückgeholt.[1]

Einsatz in der Tschechoslowakei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland im Oktober 1938 beheimatete die Reichsbahndirektion Dresden einen Teil der Lokomotiven in den dortigen Bahnbetriebswerken Böhmisch Leipa, Bodenbach, Aussig, Brüx und Komotau. Später wurde der Bestand in Bodenbach und Komotau konzentriert. Sie kamen vor allem vor Personen- und Schnellzügen auf den Strecken Bodenbach–Lobositz (Děčín–Lovosice), Aussig–Komotau (Ústí nad Labem–Chomutov) und Komotau–Eger (Chomutov–Cheb) zum Einsatz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben 61 Lokomotiven auf dem Gebiet der Tschechoslowakei, von denen 10 in den Bestand der Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) eingereiht wurden. Sie wurden als Reihe 365.5 auch weiterhin im Personenzugdienst zwischen Ústí nad Labem und Chomutov verwendet. In Ausnahmefällen kamen sie auch vor den Schnellzügen nach Cheb zum Einsatz. Auch hier hatten sie unter den Personalen den Ruf einer anspruchslosen, leicht zu unterhaltenden, und trotzdem leistungsstarken Lokomotive, und sie war beim Lokpersonal beliebt. Aus Gründen der Instandhaltung wurden sie nach 1955 abgestellt, die letzten beiden Maschinen wurden im Jahr 1959 ausgemustert.[2][3][4]

Beheimatungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1967 bis 1969/70 waren die Loks 38 268, 269, 288, 325 und 353 im Bw Ketzin beheimatet und wurden dann dort verschrottet.[5]

Erhaltene Exemplare[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erhaltene Museumslokomotive 38 205 ist nach Fristablauf nicht mehr betriebsfähig. Sie befindet sich im Besitz des DB-Museums Nürnberg und ist beim Sächsischen Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf als Leihgabe untergestellt.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 230 steht für die Achsfolge 2’C

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Heinrich: Die Baureihe 38.2. EK-Verlag, Freiburg 1983, ISBN 3-88255-382-0.
  • Günther Reiche: Richard Hartmann und seine Lokomotiven. Oberbaumverlag, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-928254-56-1.
  • Peter Heinrich: Lokporträt Baureihe 38.2–3, Der sächsische Rollwagen. (= Eisenbahn-Bildarchiv, Band 65). EK-Verlag, Freiburg 2014, ISBN 978-3-88255-467-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Les services des lokomotives armistice 1918 in: Ferrovissime Nr. 96, S. 12 ff.
  2. Bek Jindrich, Janata Josef, Veverka Jaroslav: Malý atlas lokomotiv1, Parny lokomotivy, Nadas-Verlag Prag, S. 137.
  3. Josef Motyčka: Encyklopedie železnice - Parní lokomotivy [4]. Nakladatelství corona, Praha, 2001, ISBN 80-86116-21-2, S. 74.
  4. Jindřich Bek, Zdeněk Bek: Encyklopedie železnice - Parní lokomotivy [2]. Nakladatelství corona, Praha, 1999, ISBN 80-86116-14-X, S. 101f.
  5. Förderverein Bhf Ketzin@1@2Vorlage:Toter Link/www.ohkb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.