Sandbeiendorf

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Sandbeiendorf
Gemeinde Burgstall
Wappen von Sandbeiendorf
Koordinaten: 52° 24′ N, 11° 43′ OKoordinaten: 52° 23′ 35″ N, 11° 43′ 0″ O
Höhe: 42 m ü. NHN
Fläche: 8,9 km²
Einwohner: 220 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39517
Vorwahl: 039364
Sandbeiendorf (Sachsen-Anhalt)
Sandbeiendorf (Sachsen-Anhalt)

Lage von Sandbeiendorf in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche
Dorfkirche

Sandbeiendorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Burgstall im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandbeiendorf, ein erweitertes Rundplatzdorf mit Kirche,[1] liegt 7 Kilometer südwestlich der Stadt Tangerhütte östlich der Colbitz-Letzlinger Heide. Es wird vom Sandbeiendorfer Tanger, einem Tanger-Quellbach, der nahe Tangermünde in die Elbe fließt, durchzogen. Nordwestlich des Dorfes liegen die Flächennaturdenkmale „Möhrings Grund“ und „Weidendickicht am Oken“.[2]

Die Umgebung Sandbeiendorfs ist leicht hügelig und steigt nach Westen allmählich an. Die Gemarkung des Ortsteils grenzt im Norden an den Landkreis Stendal.

Nachbarorte sind Burgstall im Nordwesten, das altmärkische Uchtdorf im Nordosten, Mahlwinkel im Westen, Wenddorf im Südosten und Blätz im Südwesten.[2]

Ortsteilgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Ortsteil Sandbeiendorf gehören neben dem Dorf Sandbeiendorf auch die Wohnplätze Klein Magdeburg (1,5 Kilometer südwestlich) und Klein Sandbeiendorf (3 Kilometer südwestlich vom Dorf).[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1121 wurde der Ort als Bindorp erstmals aufgeführt, als der Bischof Reinhard von Halberstadt den Augustiner-Chorherren von Schöningen einen Ort Calbe übereignete.[4][5] Weitere Nennungen sind 1137 Bintorp,[1] 1417 Beiendorf (wurde von Magdeburgern abgebrannt)[6] 1540 Beidendorf[7] 1608 Bindurff, um 1650 Sand Bejerdorff und 1804 Sand=Beyendorf, Sand=Beyersdorf.[8]

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Urnen-Scherbenfunde auf dem wendischen Kirchhof im Jahre 1852[9] und die Untersuchung von Resten eingetiefter Häuser im Jahre 1970 deuten auf eine slawische Siedlung des 9. oder 10. Jahrhunderts im Dorf und südwestlich davon. Nordöstlich des Dorfes liegen die Burgstücke, ein etwas erhöhter ebener Acker zwischen den Wiesen des Mühlengrabens (Sandbeiendorfer Tanger) und der Straße nach Uchtdorf. Auf dem Felde ist undeutlich ein ½ m hoher Wall zu erkennen, der eine rundliche Fläche von 80 bis 100 Meter einschließt.[1]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandbeiendorf gehörte bis 1807 zum altmärkischen Amt Burgstall, lag aber im Holzkreis im Herzogtum Magdeburg,[10][8] dann bis 1813 zum Kanton Rogätz in Distrikt Neuhaldensleben. Danach kam die Gemeinde kurz zum Kreis Neuhaldensleben. Ab 1815 gehörte die Gemeinde zum Kreis Wolmirstedt, dem späteren Landkreis Wolmirstedt.[1]

Am 25. Juli 1952 erfolgte die Umgliederung der Gemeinde Sandbeiendorf in den Kreis Tangerhütte. Am 1. Januar 1988 wurde sie dem Kreis Wolmirstedt zugeordnet. Am 1. Juli 1994 kam Sandbeiendorf zum Ohrekreis.[11] Nach dessen Auflösung kam die Gemeinde am 1. Juli 2007 zum heutigen Landkreis Börde.

Am 1. Januar 2010 schlossen sich die bis dahin selbstständigen Gemeinden Sandbeiendorf, Cröchern und Dolle mit Burgstall zur neuen Gemeinde Burgstall zusammen.[12]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1785 [00]215[10]
1801 231
1818 266
1840 293
1864 326
Jahr Einwohner
1871 327
1885 333
1895 283
1905 251
1925 279
Jahr Einwohner
1939 241
1946 446
1964 290
1971 254
1981 216
Jahr Einwohner
1993 269
2006 280

Quelle wenn nicht angegeben:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Sandbeiendorf gehörte früher zur Pfarrei Cröchern bei Burgstall.[13] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Angern[14] im Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Sandbeiendorf stammen aus dem Jahre 1644.[15]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Christophorus in Haldensleben im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[16]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen wurde am 29. März 1996 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.

Blasonierung: „In Blau; gekreuzt eine goldene Sense und ein goldener Dreschflegel begleitet von drei goldenen Sternen (2:1).“

Abgeleitet vom Wappen sind die Gemeindefarben der ehemaligen Gemeinde Gold (Gelb)-Blau.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preußischer Rundsockelstein in Sandbeiendorf
  • Die evangelische Dorfkirche Sandbeiendorf, eine romanische Saalkirche, ist ein Granitquaderbau, der 1751 einen Westturm erhielt.[17]
  • Auf dem Ortsfriedhof ist für fünf unbekannte KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch im April 1945 ihr Leben verloren haben, ein Sammelgrab angelegt.
  • Südlich der Kirche steht ein Kriegerdenkmal, eine Stele mit Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.[18]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandbeiendorf wird vorwiegend von der Landwirtschaft geprägt, unter anderem mit Pferdezucht und Ökohof.

Schweineproduktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schweinezucht „van Gennip Tierzuchtanlage GmbH“ des niederländischen Großproduzenten umfasst über 60.000 Schweine[19] Amtliche Kontrollen bestätigten Vorwürfe der Tierschutzaktivisten von Animal Rights Watch, die 2013 erhebliche Missstände dokumentiert hatten,[20] woraufhin der Betreiber der Anlage ein Zwangsgeld zahlen musste.[21] Gegen die Tierschützer wurde Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet. In zweiter Instanz erfolgte vor dem Landgericht Magdeburg ein Freispruch wegen rechtfertigenden Notstands nach § 34 StGB. Nach der Revision vor dem OLG Naumburg wurde der Freispruch in 2018 bestätigt.[22]

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Sandbeiendorf aus führen Landstraßen nach Dolle an der Bundesautobahn 14 (MagdeburgSchwerin), nach Tangerhütte sowie über Uchtdorf nach Angern / Rogätz. Der nächste Bahnhof befindet sich in der sieben Kilometer entfernten Gemeinde Mahlwinkel an der Bahnstrecke Magdeburg–Wittenberge.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 159–161, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 101–102, 47. Sandbeiendorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Friedrich Hermann Otto Danneil: Beitrag zur Geschichte des Magdeburgischen Bauernstandes. Erster Teil. Der Kreis Wolmirstedt. Geschichtliche Nachrichten über die 57 jetzigen und die etwa 100 früheren Orth des Kreises. 1896, S. 597–601 (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sandbeiendorf – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 159–161, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  3. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 44 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 427 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000995~SZ%3D00465~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  5. Robert Holtzmann: Das Laurentius-Kloster zu Calbe. Ein Beitrag zur Erläuterung Thietmars von Merseburg. (= Sachsen und Anhalt. Band 6). 1930, S. 199 (uni-halle.de).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 3. Berlin 1846, S. 338 (Digitalisat).
  7. Julius Müller, Adolf Parisius (Hrsg.): Die Abschiede der in den Jahren 1540 bis 1542 in der Altmark gehaltenen ersten General-Kirchen-Visitation mit Berücksichtigung der in den Jahren 1551, 1578-1579(81) und 1600 gehaltenen Visitationen. Band 1, Heft 1. Magdeburg 1889, S. 90 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  8. a b Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 274 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00296~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Friedrich Hermann Otto Danneil: Beitrag zur Geschichte des Magdeburgischen Bauernstandes. Erster Teil. Der Kreis Wolmirstedt. Geschichtliche Nachrichten über die 57 jetzigen und die etwa 100 früheren Orth des Kreises. 1896, S. 597–601 (Digitalisat).
  10. a b Johann Ludwig Heineccius: Ausführliche topographische Beschreibung des Herzogthums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld, Magdeburgischen Antheils. Berlin 1785, S. 206 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10709863~SZ%3D00212~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 340, 341.
  12. Statistisches Bundesamt: Gebietsänderungen 2010 Abgerufen am 26. Februar 2013
  13. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 128 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  14. Pfarrbereich Angern. Abgerufen am 17. April 2021.
  15. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 19 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  16. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 18. April 2021.
  17. Folkhard Cremer in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 824.
  18. Sandbeiendorf, Gemeinde Burgstall, Landkreis Börde. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Januar 2020, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  19. Barbara Supp: Schweine bis zum Horizont. In: Der Spiegel. Nr. 36, 2007, S. 70–76 (online3. September 2007, (PDF; 1 MB)).
  20. Massives Tierleid in Schweinezucht Sandbeiendorf. ARIWA, 17. Dezember 2013, abgerufen am 6. Januar 2023.
  21. Christoph Richter: Tierquälerei in ostdeutschen Schweinebetrieben. In: Deutschlandfunk. 10. Dezember 2013, abgerufen am 27. November 2017.
  22. Freispruch für Tierschützer nach Undercover-Recherche. Abgerufen am 6. Januar 2023.