Simon White

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Simon White (2012)

Simon David Manton White (* 30. September 1951 in Ashford/Kent) ist ein britischer Astrophysiker und Emeritus Director und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Astrophysik.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

White studierte am Jesus College an der Universität Cambridge Mathematik (B.A. 1972) und Astronomie an der Universität Toronto (M.Sc. 1974), 1977 promovierte er bei Donald Lynden-Bell an der Universität Cambridge mit einem Thema zur großräumigen Verteilung von Galaxien im Universum (The Clustering of Galaxies).[1] Nach einigen Jahren an der University of California, Berkeley und dem Steward-Observatorium der University of Arizona wurde er 1994 zum Wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und als Direktor an das Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching berufen. Seit seiner Pensionierung 2019 ist er dort Emeritus Director. White ist seit 1992 Forschungsprofessor an der University of Arizona, seit 1994 Gastprofessor an der University of Durham, seit 1995 Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, seit 1999 Honorarprofessor am Astronomischen Observatorium in Schanghai und seit 2001 Honorarprofessor am Astronomischen Observatorium in Peking.

White wohnt seit 1994 mit seiner Frau, der Astrophysikerin Guinevere Kauffmann, und ihrem Sohn in München.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

White beschäftigt sich vor allem mit der Strukturbildung im Universum, seine Arbeiten lieferten einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des gegenwärtigen Standardmodells des Universums, dem „Modell der kalten dunklen Materie mit kosmologischer Konstante“ (ΛCDM). Bereits in seiner Promotion untersuchte er die Auswirkungen Dunkler Materie auf die Strukturbildung und 1978 schlug zusammen mit Martin Rees ein Modell vor, das erstmals den wesentlichen Einfluss der Dunklen Materie auf die Bildung von Galaxien berücksichtigte.

Später entwickelte er Computermodelle zur numerischen Berechnung, die einen direkten Vergleich mit den astronomischen Beobachtungen ermöglichten – sein jüngstes Projekt war die Millennium-Simulation, die die Entstehung von Millionen von Galaxien signifikanter Größe in einem würfelförmigen Raumbereich von mehr als 2 Milliarden Lichtjahren Kantenlänge verfolgte.[2] Weitere vielzitierte Arbeiten Whites umfassen die Gebiete der Stellardynamik, der Detailstruktur naher Galaxien, die Entstehung von Galaxien, der Struktur deren dunklen Halos, des Gravitationslinseneffektes, der Röntgenbeobachtungen von Galaxienhaufen sowie der Untersuchung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds.

White gilt derzeit als einer der meistzitierten und bedeutendsten Astrophysiker weltweit. Seine über 500 Veröffentlichungen erreichen einen h-Index von 197 (Stand: Ende 2023 laut Google Scholar).[3] Seit 2020 zählt ihn der Medienkonzern Clarivate zu den Favoriten auf einen Nobelpreis (Clarivate Citation Laureates).

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

White ist seit 1997 Fellow der Royal Society, seit 2005 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina,[4] seit 2007 Foreign Associate der US National Academy of Sciences, seit 2009 ordentliches Mitglied der Academia Europaea[5] und seit 2015 auswärtiges Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.[6]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Martin Rees: Core condensation in heavy halos: A Two stage theory for galaxy formation and clusters, Monthly Notices Roy. Astron. Soc., Band 183, 1978, S. 341–358
  • mit Darren J. Croton, Volker Springel, Carlos S. Frenk, G. De Lucia, L. Gao, A. Jenkins, G. Kauffmann, J.F. Navarro, N. Yoshida: The Many lives of AGN: Cooling flows, black holes and the luminosities and colours of galaxies, Mon.Not.Roy.Astron.Soc., Band 365, 2006, S. 11–28, Erratum: Mon.Not.Roy.Astron.Soc., Band 367, 2006, S. 864
  • mit Marc Davis, George Efstathiou, Carlos S. Frenk: The Evolution of Large Scale Structure in a Universe Dominated by Cold Dark Matter, Astrophys. J., Band 292. 1985, 371–394
  • mit G. Efstathiou, M. Davis, C. S. Frenk: Numerical techniques for large cosmological N-body simulations. In: The Astrophysical Journal Supplement Series. Band 57, 1. Februar 1985, S. 241–260, doi:10.1086/191003.
  • mit M. Davis, G. Efstathiou, C. S. Frenk: The evolution of large-scale structure in a universe dominated by cold dark matter. In: The Astrophysical Journal. Band 292, 1. Mai 1985, S. 371–394
  • mit Julio Navarro, Carlos S. Frenk: A Universal density profile from hierarchical clustering Astroph. J., Band 490, 1997, S. 493–508

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Simon White – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Simon White im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Simon White am MPA in Garching
  • Interview mit Simon White vom 6. Oktober 2011
  • Brigitte Röthlein: Simon D. White. (PDF; 426 kB) In: MaxPlanckForschung 1/2001. Archiviert vom Original am 17. Mai 2011;.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Simon White im Mathematics Genealogy Project (englisch) Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/id verwendet
  2. Gerard Lemson & Virgo Consortium: Halo and Galaxy Formation Histories from the Millennium Simulation: Public release of a VO-oriented and SQL-queryable database for studying the evolution of galaxies in the LambdaCDM cosmogony. 2006, arxiv:astro-ph/0608019, bibcode:2006astro.ph..8019L.
  3. Simon D M White. In: Google Scholar. Auf Scholar.Google.de, abgerufen am 6. September 2020.
  4. Mitgliedseintrag von Simon White (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 20. Juli 2016.
  5. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
  6. Simon White in die Chinesische Akademie der Wissenschaften gewählt. Abgerufen am 14. Januar 2016.