Sindlbach

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Sindlbach
Koordinaten: 49° 22′ N, 11° 27′ OKoordinaten: 49° 21′ 47″ N, 11° 27′ 29″ O
Höhe: 429 m ü. NHN
Einwohner: 608 (31. Dez. 2015)
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 92348
Vorwahl: 09189
Sindlbach aus der Vogelperspektive im Juli 2016
Sindlbach aus der Vogelperspektive im Juli 2016

Sindlbach ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Pfarrdorf liegt im Oberpfälzer Jura auf circa 429 m ü. NHN ca. 4 km nordöstlich des Gemeindesitzes rechts des Sindelbachs.

Ansichtskarte von 1917
Kath. Pfarrkirche St. Jakobus
Laurentiusbrunnen
Brunnendetail
Das Schwedenkreuz

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sindlbach wurde an einem wichtigen Verkehrsweg des Mittelalters gegründet, nämlich an der karolingischen Handelsstraße, die von Franken nach Amberg führte.[1] 1128 beginnt die Serie der Pfarrer von St. Jakob zu „Soundelbach“.[2] Im 12. Jahrhundert treten auch Ortsadelige in Erscheinung. So tritt 1129 ein Chounradus de „Soundelbach“ als Urkundenzeuge.[3] Um 1150 trat Perhtolt von „Soundilbach“ sein Gut dem Regensburger Kloster Prüfening mit der Einschränkung des lebenslangen Nutznießes seiner Gattin Hildigund ab;[4] 1181 erhielt Herzog Otto von Bayern vom Kloster das entlegene Gut.[5] 1326 ist Sindlbach im Urbar des herzoglich-bayerischen Amtes Troßberg genannt.[6] 1370 erhielt Heinrich von Stein zu Haimburg, der Erbe der Haimburger (Seitenlinie der Stein von Hilpoltstein), von Kaiser Karl IV. für das „unterhalb Heinberc“ gelegene Dorf Sindlbach das Stadtrecht mit Stock- und Halsgericht und Wochenmarkt; bevor dies umgesetzt werden konnte, starb Heinrich 1371 ohne männliche Nachkommen, so dass das Lehen heimfiel. 1388 kam die Haimburg und mit ihr Sindlbach über die Erben der Steiner an den Pfalzgrafen Ruprecht d. Ä.[7] 1429 schenkte der Neumarkter Bürger Heinrich Schemitzer (Schnitzer) seinen Hof zu Sindlbach dem drei Jahre zuvor im Pfarrbezirk Sindlbach gegründeten Kloster Gnadenberg.[8] Außerdem erhielt das Kloster 1435 ein weiteres Gut zu Sindlbach von Friedrich Smid zu Gnadenberg.[9] In Sindlbach wurden vergrabene Goldgulden aus der Zeit von 1400 bis 1475 gefunden, die sich heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befinden.[10] 1451 verzichtete der Pfarrer von Sindlbach auf Zehnt und Pfarrrechte bei den Klostergütern.[11] 1650 hatte das Kloster nur noch ein „Söldengütl“ in Sindlbach inne.[12] Auch das Kloster Kastl hatte in Sindlbach Besitzungen.[13] Durch den Landshuter Erbfolgekrieg 1504 kam Sindlbach mit dem pfälzische Pflegamt Haimburg als Pfand an die Reichsstadt Nürnberg. Diese gab das Amt und damit auch Sindlbach durch einen Vergleich vom 23. Dezember 1521an den Pfalzgrafen zurück.[14] 1542 bis 1626 war Sindlbach mit dem Herzogtum Pfalz-Neuburg protestantisch. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt der Ort großen Schaden; so wurden 1634 Kirche und Pfarrhof von den Schweden niedergebrannt. Die Kirche wurde 1640 von den Bewohnern wiederaufgebaut. Im gleichen Jahr beginnen die Pfarrmatrikel. 1698 wurde der Pfarrhof von Pfarrer Guldenknopf provisorisch wiederaufgebaut. 1702 wurden die Filialen Ober- und Unterölsbach von der Pfarrei abgetrennt und Gnadenberg zugeteilt; 1928 wurde der Weiler Unterried, auch Hönighof genannt, von Sindlbach nach Litzlohe umgepfarrt. 1720 kommt es zu einem Schulhausbau, wo der „Lehrermesner“ wohnt und tätig ist. 1785 wurden an der Stelle des alten, abgebrannten Pfarrhofes am Pfarrgarten bei der Kirche ein neuer mit Stadel, Stallungen und Backofen erbaut und der provisorische als Tropfhaus verkauft (1796 abgebrochen). 1796 kam es zur Errichtung eines „Lob- und Dankbündnisses zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und des Apostels Jakobus“ für Befreiung vom Franzoseneinfall am 15. August des Vorjahres.[15]

Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand das Dorf aus 35 Untertanen. 32 gehörten dem pfälzischen Kastenamt Haimburg, je einer dem Stift Kastl, dem Klosterrichteramt Gnadenberg und der Widumshof der Pfarrkirche Sindlbach. Die Hochgerichtsbarkeit übte das Pflegamt Haimburg aus, das zuletzt in Personalunion mit dem Pflegamt Pfaffenhofen geführt wurde.[16] 1803 wurde der äußere Friedhof angelegt; der innere, aufgelassene, wurde 1835 Schulgarten.[17]

Im Königreich Bayern (1806) wurde der Steuerdistrikt, bei der Gemeindebildung um 1810/20 die Ruralgemeinde Sindlbach (auch: Sindelbach) gebildet. Ihr gehörte noch Bischberg (früher auch „Bischofsberg“), Burkertshof und Langenthal an, seit 1. April 1939 auch Gebertshof und Haimburg. Sie war dem Landgericht Kastl im Bezirksamt Velburg unterstellt.[18] 1840 vergrößerte die Gemeinde das Schulhaus; der Schulleiter war gleichzeitig Chorregent, Organist und Kantor der Pfarrei. 1890 erweiterte die Pfarrei die Kirche. 1902 wurde die Lourdesgrotte der Familie Endres benediziert. 1937 existierte eine Station der ambulanten Krankenpflege mit zwei Niederbronner Schwestern.[19] Die evangelischen Christen am Ort gehören zur Kirchengemeinde Eismannsberg. Um 1950 gab es im Ort einen Landpolizei-Posten.[20]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Sindlbach am 1. Mai 1978 nach Berg eingemeindet. Letzter Bürgermeister war 1968 bis 1978 Johann Obermeier.[21]

Die Einwohnerzahl des Dorfes lag im 19. Jahrhundert bei etwa 220 bis 260 und stieg nach dem Zweiten Weltkrieg auf über 300 an, um in den 1980er Jahren die 500er Marke zu überschreiten und zum Jahresende 2015 bei 608 zu liegen (321 männlich, 287 weiblich).[22]

Von Sindlbach führt der von Kastl herkommende Oberpfälzer Jakobsweg weiter nach Gnadenberg und Feucht. Nach 2570 km wird Santiago de Compostela erreicht.

Einwohnerentwicklung des Ortes Sindlbach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1830: 219 (38 Häuser)[23]
  • 1836: 259 (40 Häuser)[24]
  • 1871: 230 (107 Gebäude; Viehbestand: 17 Pferde. 146 Stück Rindvieh)[25]
  • 1900: 227 (42 Wohngebäude)[26]
  • 1937: 214[27]
  • 1950: 379 (56 Wohngebäude)[28]
  • 1961: 323 (62 Wohngebäude)[29]
  • 1970: 368[30]
  • 1987: 508 (132 Wohngebäude, 65 Wohnungen)[31]
  • 31. Dezember 2015: 608[32]

Einwohnerentwicklung der Gemeinde Sindlbach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1830: 583 (Sindlbach, Bischberg mit 17 Häusern und 100 Einwohnern, Langenthal mit 26 Häusern und 150 Einwohnern sowie Burkertshof mit 2 Häusern und 14 Einwohnern)[33]
  • 1871: 505 (Sindlbach, Bischberg mit 108 Einwohnern, Langenthal mit 155 Einwohnern sowie Burkertshof mit 12 Einwohnern)[34]
  • 1900: 484 (Sindlbach, Bischberg mit 19 Wohngebäuden und 101 Einwohnern, Langenthal mit 33 Wohngebäuden und 141 Einwohnern sowie Burkertshof mit 2 Wohngebäuden und 15 Einwohnern)[35]
  • 1937: 474 (Sindlbach, Bischberg, Langenthal und Burkertshof)[36]
  • 1950: 829 (Sindlbach, Bischberg mit 18 Wohngebäuden und 111 Einwohnern, Langenthal mit 39 Wohngebäuden und 216 Einwohnern, Burkertshof mit 2 Wohngebäuden und 18 Einwohnern, Gebertshof mit 2 Wohngebäuden und 17 Einwohnern sowie Haimburg mit 20 Wohngebäuden und 88 Einwohnern; Größe: 1290,79 ha)[37]
  • 1961: 740 (Sindlbach, Bischberg mit 17 Wohngebäuden und 91 Einwohnern, Langenthal mit 37 Wohngebäuden und 215 Einwohnern, Burkertshof mit 2 Wohngebäuden und 13 Einwohnern, Gebertshof mit 2 Wohngebäuden und 10 Einwohnern sowie Haimburg mit 20 Wohngebäuden und 88 Einwohnern; Größe: 1289,78 ha; letzte offizielle Zählung vor der Eingemeindung nach Berg)[38]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sindlbacher Mühle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mühle von Sindlbach war eine Getreidemühle und Säge, die, angetrieben von zwei oberschlächtigen Wasserrädern, seit 300 Jahren der Familie Sendlbeck gehört. 1935 wurden die Mühlräder durch eine Turbine ersetzt. 1965 wurde der Mahlbetrieb eingestellt, der Sägebetrieb dagegen beibehalten.[41]

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sindlbach liegt an der Kreisstraße NM 8 zwischen Langenthal und Irleshof bzw. der Bocksmühle.

Durch Sindlbach führt die Linie Prag-Nürnberg des Jakobsweg. Weitere Fernwanderwege sind der Frankenweg und der Rangau-Pfalz-Weg.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Gick (1910–1985), Autor und Mundartdichter; Gründervater der Mundartdichtergruppe „Sindlbacher Kreis“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Verhandlungen des historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg, 1831/32 ff., diverse Druckorte.
  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1937, II. Band 1938.
  • Rudolf Gerstenhöfer: Die Altpfarrei Sindlbach und ihre Beziehungen zum Birgittenkloster Gnadenberg. In: Die Oberpfalz 57 (1969), S. 54–58.
  • Rudolf Gerstenhöfer: Reformation und Gegenreformation im Pfarrsprengel Sindlbach. In: Die Oberpfalz 43 (1955) S. 260 ff.
  • Bernhard Heinloth: Neumarkt. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 16. Kommission für Bayrische Landesgeschichte, München 1967, ISBN 3-7696-9900-9 (Digitalisat).
  • Michael Odorfer: Sindlbacher Lesebuch über Burg Haimbuch, Heimatdorf und Heimatkirche, Sindlbach: Selbstverlag 1981.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sindlbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. [1] Informationstafel in Sindlbach
  2. Buchner II, S. 512
  3. Franz Heidingsfelder (Bearb.): Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt. Erlangen: Palm & Enke, 1938, S. 108 (Nr. 333)
  4. Monumenta Boica, Band 13, 1777, S. 47
  5. Buchner II, S. 512
  6. Heinloth, S. 218
  7. Verhandlungen 20 (1861), S. 116 f.; Heinloth, S. 225
  8. Verhandlungen 14 (1850), S. 93; Heinloth, S. 154
  9. Verhandlungen 14 (1850), S. 97
  10. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1975, S. 166
  11. Buchner I, S. 372
  12. Heinloth, S. 159
  13. Heinloth, S. 134
  14. Verhandlungen 14 (1850), S. 115; Buchner II, S. 513
  15. Buchner I, S. 373; Buchner II, S. 103, 513 f.
  16. Heinloth, S. 306
  17. Buchner II, S. 514
  18. Heinloth, S. 329
  19. Buchner II, S. 514–516
  20. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950, München 1952, Sp. 748
  21. Informationstafel im Ort
  22. Mitteilungsblatt Gemeinde Berg vom Februar 2016, S. 8
  23. Karl Friedrich Hohn: Der Regenkreis des Königreichs Bayern, geographisch und statistisch beschrieben, Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1830, S. 110
  24. Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 141
  25. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern... nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Decbr. 1875, München 1876, Sp. 974
  26. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern... [nach dem Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dez. 1900], München 1904, Sp. 874
  27. Buchner II, S. 515
  28. Ortsverzeichnis 1950, Sp. 748
  29. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Sp. 553
  30. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand: 1.Mai 1978. München 1978, S. 120
  31. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München 1991, S. 257
  32. Mitteilungsblatt Gemeinde Berg vom Februar 2016, S. 8
  33. Hohn, Regenkreis, S. 107 ff.
  34. Ortschaften-Verzeichnis 1875, Sp. 974
  35. Ortschaften-Verzeichnis 1900, Sp. 874
  36. Buchner II, S. 515
  37. Ortsverzeichnis 1950, Sp. 748 f.
  38. Ortsverzeichnis 1961, Sp. 553
  39. Buchner II, S. 515; Informationstafel an der Kirche
  40. Informationstafel an der Kirche
  41. Kurt Romstöck (Text) und Alfons Dürr (Zeichnungen): Die Mühlen im Landkreis Neumarkt i. d. Opf. , Neumarkt i. d. Opf. 2004, S. 83