Sophia Kuby

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Sophia Kuby (* 13. Juni 1981 in Starnberg) ist eine deutsche Autorin, Managerin und Aktivistin. Sie wird von Kritikern dem christlich-fundamentalistischen Spektrum zugerechnet.[1][2][3] 2010 gründete sie die Nichtregierungsorganisation European Dignity Watch, die sich gegen Abtreibungen richtet.[3][4] 2015 wechselte sie zur rechtsgerichteten christlichen ADF International[5] und baute deren EU-Büro auf. Seit 2018 ist Kuby Direktorin für strategische Beziehungen & Training am Hauptsitz der Organisation in Wien.[6]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuby ist die Tochter der Soziologin, christlichen Publizistin und Übersetzerin Gabriele Kuby und Enkelin des Publizisten Erich Kuby. Sie studierte von 2002 bis 2008 Philosophie an der Hochschule für Philosophie München. Einen Auslandsaufenthalt von drei Semestern verbrachte sie an der Päpstlich Katholischen Universität von Chile in Santiago.[7]

2000 trat sie, bis dahin konfessionslos,[8] in die römisch-katholische Kirche ein. Sie wurde (bis 2013) Sprecherin für das rechtskatholische[4] Mediennetzwerk „Generation Benedikt“,[9] heute Initiative Pontifex,[10][11][12] und trat der katholischen Gemeinschaft Emmanuel bei[13]. 2010 gründete sie die Nichtregierungsorganisation European Dignity Watch, die sich gegen Abtreibungen richtet und im EU-Lobbyregister geführt wird.[3][4] 2015 wechselte sie zur rechtsgerichteten christlichen ADF International[5] und baute deren EU-Büro auf, das sie bis 2018 leitete. Seit 2018 ist Kuby Direktorin für strategische Beziehungen & Training am Hauptsitz der Organisation in Wien.[6] Daneben war Kuby bis 2021 stellvertretende Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL).[14][4] 2017 trat Kuby als Referentin für die ADF bei dem US-amerikanischen, gegen Abtreibung und gegen LGBT-Rechte gerichteten rechts-religiösen Netzwerk World Congress of Families auf.[15]

Kuby diskutierte in den Talkshows von Anne Will,[10] Sandra Maischberger[16] und Maybrit Illner,[12] beim WDR-Magazin west.art[17] und war Interviewpartnerin des bpb-Jugendmagazins fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung.[18] Sie ist regelmäßige Autorin und Interviewpartnerin deutscher und internationaler Medien, wie dem EU-Medium Euractiv[19][20][21] der Herder Korrespondenz,[22] der Wochenzeitung Die Tagespost[23][24][25], der französischen Tageszeitung Le Figaro[26], Aci Prensa[27][28], und des katholischen Fernsehsenders EWTN.[29]

2018 veröffentlichte Kuby ihr erstes Buch über die Sehnsucht als anthropologische Konstante mit dem Titel Il Comblera tes Désirs, das in Paris erschien.[30]

Standpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuby warb 2009 bei Maybrit Illner für den Karriereverzicht der Frau und das Vertrauen in den „finanziell überlegenen Gatten“.[12]

Sie spricht im Zusammenhang mit ihrem Kircheneintritt von einer „riesigen Erweiterung meiner Perspektive“. So attestierte sie Papst Benedikt XVI. einen „radikale[n] Wille[n] zur Aufklärung“.[10] Sie führte in einer Talkshow 2010 aus: „Ich finde ihn glaubwürdig. Er gibt mir für mein Leben Orientierung.“[31] Generell sah sie Papst Benedikt laut ihrer Homepage als einen „echten Freund der Jugend“.[31] Kuby unterstützt die katholische Sexualmoral und will auch nach dem Missbrauchsskandal daran festhalten: „Die Tatsache, dass es Missbrauch gibt, kann mich doch nicht dazu verleiten, unseren moralischen Anspruch aufzugeben“, sagte sie 2010 bei Anne Will.[32]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Einschätzung der Politikwissenschaftlerin Judith Goetz u. a. trägt Sophia Kuby die christlich-fundamentalistischen Standpunkte, die bereits von ihrer Mutter Gabriele Kuby vertreten worden seien, bis in den konservativen Mainstream hinein.[2]

Das Europäische Parlamentarische Forum für Sexuelle und Reproduktive Rechte (EPF) sah Sophia Kuby 2018 als einen der „Schlüsselakteure“ des europäischen Netzwerks Agenda Europe, dem enge Verbindungen zum Vatikan zugeschrieben werden, das „Konservative, TraditionalistInnen und ChristInnen in ganz Europa“ eine und das Fortschritte bei den sexuellen und reproduktiven Rechten rückgängig machen wolle.[33][34] 2021 veröffentlichte die EPF einen Bericht über die Geldgeber der Anti-Gender-Kampagnen in Europa, zu denen auch die ADF International gezählt wurde, bei der Sophia Kuby eine führende Position innehat.[35][36]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Il Comblera Tes Desirs: Essai sur manque et le bonheur, Editions de l'Emmanuel, Paris 2018.[37]
  • Wir glauben, dass die Chancen nie größer waren als jetzt, in: Bernhard Meuser, Johannes Hartl, P. Karl Wallner OCist (Hrsg.): Mission Manifest. Die Thesen für das Comeback der Kirche, Herder 2018[38]
  • Die EU – Komplizin der Abtreibungspolitik in Entwicklungsländern? In: Bernward Büchner, Claudia Kaminski, Mechthild Löhr (Hrsg.): Abtreibung. Ein neues Menschenrecht? Sinus Verlag, Krefeld 2012, ISBN 978-3-88289-811-8, S. 127 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Regina Frey, Marc Gärtner, Manfred Köhnen, Sebastian Scheele, Henning von Bargen: Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie: Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse. Hrsg.: Gunda-Werner-Institut. Berlin 2013, ISBN 978-3-86928-113-1.
  2. a b Judith Goetz, Anne O. Berg, Eike Sanders: Frauen*rechte und Frauen*hass: Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt. Verbrecher Verlag, 2020, ISBN 978-3-95732-444-3, S. 49 (google.de [abgerufen am 5. April 2022]).
  3. a b c Lilian Hümmler: Wenn Rechte reden: Die Bibliothek des Konservatismus als (extrem) rechter Thinktank. Marta Press, 2020, ISBN 978-3-944442-71-6, S. 54 (google.de [abgerufen am 5. April 2022]).
  4. a b c d Wie hältst du's mit der AfD? In: Jungle World. Abgerufen am 5. April 2022.
  5. a b Profile on the Right: Alliance Defending Freedom. Abgerufen am 5. April 2022 (englisch).
  6. a b Tip of the Iceberg: Religious extremist - Funders against Human Rights for Sexuality & Reproductive Health in Europe. Abgerufen am 5. April 2022 (niederländisch).
  7. About us (Memento vom 10. Mai 2014 im Internet Archive), European Dignity Watch, abgerufen am 26. Oktober 2013.
  8. Lebenszeugnis: „Ich dachte mir, kann ja nicht schaden“, Erzdiözese Wien, abgerufen am 6. November 2013.
  9. Aufbrechen – wer, mit wem, wohin? (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) In: Christ in der Gegenwart, 22/2012.
  10. a b c Alexander Kissler: Kirchenaustritt live. In: Süddeutsche Zeitung, 12. April 2010.
  11. Vera Kämper: Overbeck nennt bei „Anne Will“ Homosexualität eine Sünde. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 12. April 2010.
  12. a b c Matthias Hannemann: Das Ende der Abwrackprämie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. April 2009.
  13. Jutta Becker: Fruchtbarkeit entspringt dem wahren Annehmen der Situation, in der wir leben. In: Emmanuel.at. Gemeinschaft Emmanuel, 13. März 2021, abgerufen am 25. August 2022.
  14. Der Vorstand. Christdemokraten für das Leben, abgerufen am 7. Dezember 2014.
  15. Anti-LGBT hate group World Congress of Families to gather this week in Budapest. Abgerufen am 5. April 2022 (englisch).
  16. Caroline Stern: Christentum als Märchen, Niqab als normative Option. In: Die Welt, 10. Oktober 2012.
  17. west.art am Sonntag, 5. Mai 2013: Verboten! - Erliegen wir dem Regelungswahn? - Internet Movie Database
  18. Florian Beisswanger: Wir sind alle Sünder (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive). In: fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, 18. September 2011.
  19. Benjamin Fox: Campaigner: Religious freedom envoy must be permanent part of EU’s foreign policy team. In: www.euractiv.com. 15. September 2017, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
  20. Sophia Kuby: EU turns a blind eye to growing human rights concerns in India. In: www.euractiv.com. 11. April 2016, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
  21. Sophia Kuby: Surrogacy convention - let's not forget human rights are for all. In: www.euractiv.com. 9. Februar 2018, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
  22. „Die Kirche ist zu langsam“: Ein Streitgespräch mit Claudia Lücking-Michel und Sophia Kuby. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  23. Die Tagespost: Die Tagespost. 21. November 2018, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
  24. Die Tagespost: Die Tagespost. 1. Mai 2020, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
  25. Die Tagespost: Die Tagespost. 14. Februar 2018, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
  26. «Une convention sur la GPA risque de légitimer l'illégitime». Abgerufen am 27. Juli 2021 (französisch).
  27. Experta alemana: Aprobación de obispos a píldora del día siguiente genera situación "insalvable". Abgerufen am 27. Juli 2021.
  28. Unión Europea crea “embajador” para promoción de libertad religiosa. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  29. Christina Link-Blumrath: Interview mit Sophia Kuby. EWTN, abgerufen am 3. November 2013.
  30. Éditions Emmannuel - Il comblera tes désirs.Essai sur le manque et le bonheur
  31. a b Vera Kämper: Overbeck nennt bei „Anne Will“ Homosexualität eine Sünde. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 12. April 2010.
  32. Thilo Maluch: Late Night "Anne Will": Hitziges Gefecht über die Sexualmoral der Kirche. In: DIE WELT. 12. April 2010 (welt.de [abgerufen am 6. April 2022]).
  33. Neil Datta: Die „Agenda Europe“: Strategien und Ziele eines Netzwerks gegen sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte in Europa. Hrsg.: pro familia Bundesverband. Brüssel 2019, ISBN 978-2-9602183-8-1.
  34. Patricia Hecht: Europas Antifeministisches Netzwerk: Geheim und radikal. In: Die Tageszeitung: taz. 25. April 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. August 2021]).
  35. So finanzieren Oligarchen & Rechtsextreme frauenfeindliche Propaganda in Europa. In: NeueZeit.at. 14. März 2022, abgerufen am 5. April 2022 (deutsch).
  36. Tip of the Iceberg: Religious extremist - Funders against Human Rights for Sexuality & Reproductive Health in Europe. Abgerufen am 5. April 2022 (niederländisch).
  37. Sophia Kuby: Il comblera tes désirs. Hrsg.: Editions de l'Emmanuel. Paris 2018, ISBN 978-2-35389-674-5.
  38. Meuser, Hartl, Wallner: Mission Manifest. Die Thesen für ein Comeback der Kirche. Hrsg.: Meuser, Hartl, Wallner. Herder, Freiburg im Breisgau 2018, ISBN 978-3-451-38147-8.