St. Mang (Füssen)

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Kirche von Norden

Die Kirche St. Mang in Füssen im Allgäu wurde als Klosterkirche des Benediktinerklosters St. Mang errichtet und ist seit Auflösung des Klosters Anfang des 19. Jahrhunderts katholische Stadtpfarrkirche.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster St. Mang liegt über dem Lech unterhalb des Burghügels des Hohen Schlosses. Die Pfarrkirche liegt am westlichen Ende des Klosters und ist an ihrer Ost- und Südseite baulich mit dem Klostergebäude verbunden. Nordöstlich schließt sie an die Annakapelle an. Vom Westchor der Kirche verläuft ein Mauerzug der Stadtbefestigung zum Hohen Schloss. Vor dem Haupteingang an der Nordseite liegt der Magnusplatz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erste Gotteshaus in Füssen wird eine dem Heiland geweihte Kapelle angenommen, die Mitte des 8. Jahrhunderts vom heutigen Namenspatron Magnus von Füssen errichtet worden sei, wahrscheinlich oberhalb des späteren Klosters am Hang. In den Jahrzehnten um das Jahr 800 wurde dieses Benediktinerkloster an heutiger Stelle gegründet. Zwischen 815 und 830 wurde einer Überlieferung zufolge mit dem Bau einer der Gottesmutter geweihten Klosterkirche begonnen, einer langgestreckten Saalkirche. Gemäß den St. Gallener Klosterplan dürfte sie nördlich des Kreuzgangs an der Stelle der heutigen St.-Anna-Kapelle gestanden haben, unter der auch Reste einer älteren Kirche gefunden wurden.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte des 11. Jahrhunderts wurde dann eine größere Klosterkirche als kreuzförmige Basilika errichtet, wohl über einer Grabkapelle für den Namenspatron, deren Außenmauern teilweise in Nord- und Südwand der Ostkrypta erhalten sind. Über dieser Krypta hatte sie einen Rechteckchor.

Um 1200 wurde die Kirche um einen Westchor von einem Joch mit anschließender halbrunder Apsis verlängert, der auf die hierfür angelegte Westkrypta gestellt wurde. Bei diesem Ausbau wurde auch an die Stirnseite des Nordquerhauses der Turm gebaut, in den Winkel zwischen Nordquerhaus und Chor eine Vorhalle und in den Winkel zwischen Südquerhaus und Chor die Sakristei.

Nach Plünderung und Bauschäden im Dreißigjährigen Krieg kamen 1687 Ideen zu einem Neubau auf, jedoch wurde die heutige Kirche ab 1701 von Johann Jakob Herkomer entworfen und gebaut, der 1717, im Jahr der Weihe, starb. Die Ausstattung vollendete bis 1726 sein Neffe Johann Georg Fischer.

Pfarrgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spätestens seit dem 9. Jahrhundert gab es in Füssen eine Pfarrei, deren Pfarrkirche St. Stephan war und die nicht dem Benediktinerkloster St. Mang gehörte. Das Kloster war aber ein religiöses Zentrum in Füssen. Dieses Nebeneinander führte zu Streitigkeiten, die beigelegt wurden, indem der Bischof von Augsburg 1206 die Pfarrrechte von St. Stephan dem Kloster im Tausch gegen dessen Rechte in Waltenhofen übertrug. St. Stephan blieb Pfarrkirche, bis sie 1641 den Franziskanern für deren neu gegründetes Kloster übertragen wurde. Danach wurde die Pfarrstelle durch ein Mitglied des Klosters St. Mang besetzt, das die Messe am Pfarraltar genannten Petrusaltar in der Klosterkirche von St. Mang las. An Sonn- und Feiertagen übernahmen die Franziskaner die Predigt bei der Messe in St. Mang.[1]

1802 wurde das Kloster St. Mang im Zuge der Säkularisation aufgelöst und die Klosterkirche wurde zur Stadtpfarrkirche. Die Pfarrrechte gingen zunächst zusammen mit dem anderen Besitz des Klosters an das Haus Oettingen-Wallerstein und wurden 1837 an eine Stiftung übertragen.[1] Seit 2007 ist St. Mang Teil der Pfarreiengemeinschaft Füssen zusammen mit den Pfarreien Zu den Acht Seligkeiten in Füssen-West, St. Walburga in Weißensee und St. Peter und Paul in Hopfen am See.[2]

Bauwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der heutige Bau ist vom italienischen Frühbarock des 16. Jahrhunderts inspiriert und wird gerne mit der Basilika Santa Giustina in Padua verglichen. Im Osten wurde an den Rechteckchor ein halbrund schließendes weiteres Joch angeschlossen, im Grundriss durch seine dünne Wandung vom den dicken romanischen Grundmauern zu unterscheiden. Langhaus, Querhaus und Chor werden von insgesamt sechs Pendentifkuppeln überwölbt[3]. Die Abseiten besitzen Quertonnen und sind durch Durchgänge miteinander verbunden. Die Flachkuppeln des Saalraums besitzen die gleiche Kämpfer­höhe wie die Quertonnen der Abseiten. Deshalb nähert sich der Bau von der Wirkung her einer Hallenkirche an. Zudem sind die Wandpfeiler an drei Seiten mit Pilastern besetzt. Konstruktiv handelt es sich bei St. Mang jedoch um einen Wandpfeiler- bzw. Abseitensaal. Große Thermenfenster sorgen für ausreichende Beleuchtung.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Herkomer geht auch die umfassende Raumgestaltung der Kirche mit reichlich Stuck zurück.

Altäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Gestaltung des Hochaltars kommt das Licht der Chorfenster auch den wichtigsten Orten der Liturgie zugute. Er hat kein Retabel. Über dem Tabernakel beherbergt ein baldachinartiger Altaraufsatz ein doppelseitiges Kruzifix. Zu beiden Seiten stehen vier überlebensgroße Heiligenfiguren, von links nach rechts Columban, Scholastika, Benedikt von Nursia und Gallus.

Am südlich gelegenen Pfarraltar sind die Altarblätter des Venezianers Giovanni Antonio Pellegrini aus den Jahren 1721/1722 bemerkenswert.

Der einfache Volksaltar mit einer quadratischen Acrylglasplatte wurde 1970 von Hermann Jünger geschaffen. Darüber hängt ein Kreuz aus Acrylglas mit den Reliquien des hl. Magnus: Magnusstab, Knochensplitter, Brustkreuz und Kelch. Der Magnusstab wurde im 15. Jahrhundert in einem Grab unter dem Hochaltar gefunden und dem Heiligen zugeschrieben. Er wurde jahrhundertelang in der Region zur Segnung der Felder zur Abwehr von Schädlingsbefall und Wetterschäden eingesetzt.[4]

Magnuskrypta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Malereifragment in der Magnuskrypta

An der Längswand der Magnuskrypta ist ein 1950 freigelegtes Malereifragment aus dem 10. Jahrhundert, das den hl. Magnus und den hl. Gallus zeigt.[5] Die Magnuskrypta ist nicht öffentlich zugänglich, kann aber im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Die Tür zur Krypta in der Vorhalle der Kirche wurde 1994 vom Füssener Bildhauer Alois Vogler geschaffen und zeigt Holzreliefs zum Leben des Heiligen.[6]

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptorgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptorgel aus dem 18. Jahrhundert von Andreas Jäger

Die Orgelgeschichte der Kirche ab etwa 1500 nachweisbar. Die heutige Hauptorgel geht aus einem Instrument aus dem Jahr 1753 des Orgelbauers Andreas Jäger unter der gestalterischen Mitwirkung des Bildhauers Peter Heel hervor. 1877 wurde das Instrument von Orgelbauer Balthasar Pröbstl fast vollständig umgebaut. In den Jahren 1958 und 1978 wurde die Orgel durch die Firma Zeilhuber unter der Fachberatung von Arthur Piechler nach damals modernen Kriterien umgebaut, erheblich erweitert und erhielt elektrische Kegelladen.

2011/12 wurde die Orgel durch die Firma Schmid überarbeitet und auf den Stand von 1958 zurückgeführt. Dabei entschied man sich gegen einen Neubau, da man die klanglichen Geschehnisse und Umbauten der Vergangenheit als Zeitdokument (Pichler) erhalten wollte. Außerdem wurde ein Setzer installiert.

Das Instrument hat heute 39 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.

Die Disposition lautet heute:[7]

I Hauptwerk C–g3
1. Bourdon 016′
2. Principal 08′
3. Spitzflöte 08′
4. Gedeckt 08′
5. Octave 04′
6. Flöte 04′
7. Nasard 00 0223
8. Supercotav 02′
9. Kornett III 0223
10. Mixur IV 02′
11. Trompete 08′
II. Manualwerk C–g3
12. Gedeckt 08′
13. Quintade 08′
14. Prästant 04′
15. Flöte 04′
16. Schwiegel 02′
17. Quinte 0113
18. Zimbel III 01′
19. Krummhorn 08′
III Schwellwerk C–g3
20. Nachthorn 08′
21. Salicional 08′
22. Schwebung 08′
23. Principal 04′
24. Waldflöte 02′
25. Mixtur IV 0223
26. Fagott 016′
27. Trompete 08′
28. Clairon 04′
Pedal C–f1
29. Principalbass 016′
30. Kontrabass 016′
31. Subbass 016′
32. Quintbass 01023
33. Oktavbass 08′
34. Großnasat 0513
35. Choralbass 04′
36. Flötbass 02′
37. Mixtur IV 00 0223
38. Posaune 016′
39. Trompete 08′
  • Koppeln: Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, III/P, II/P, I/P. Oktavkoppeln: III/I 16′, III/I 4′, III/II 16′, III/P 4′, III/III 16′, III/III 4′, II/II 16′, II/II 4′, I/I 16′, I/I 4′ zum II. und III. Manual
  • Spielhilfen: Setzeranlage mit Registertableu; zwei freie Kombinationen; Crescendowalze; Absteller (Zungen, Crescendo)

Chororgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chororgel

Um 1750 erbaute Andreas Jäger eine Chororgel. Das Instrument wurde 1898 durch Hermann Späth verändernd umgebaut und 1996 durch Josef Maier wieder in den Originalzustand zurückgeführt und restauriert.

Die Disposition lautet:[8]

Manual CDEFG–c3
1. Principal 8′
2. Copl 8′
3. Gamba 8′
4. Octav 4′
5. Flaut 4′
6. Superoktav 3′
7. Quint 113
8. Mixtur
9. Cimbl
Pedal CDEFG–c0
10. Subbaß 16′
  • Koppel: Man/P
  • Stimmtonhöhe a1 = 418 Hz

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Riedmiller: Das ehemalige Benediktinerkloster St. Mang in Füssen, in: Schiedermair, Werner: Klosterland Bayerisch Schwaben. Zur Erinnerung an die Säkularisation der Jahre 1802/1803, Lindenberg 2003, S. 220–222.
  • Bernhard Schütz: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben 1580 - 1780. Hirmerverlag, München 2000. ISBN 978-3777482903, S. 41.
  • Dehio-Handbuch Bayern III – Schwaben, 2. Aufl. (2008), Deutscher Kunstverlag, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 361–367
  • Ingo Seufert: Kath. Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen. Kunstverlag Fink, Lindenberg 2011 (2. Auflage), ISBN 978-3-89870-185-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Klosterkirche St. Mang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rudibert Ettelt: Geschichte der Stadt Füssen. Stadt Füssen, Füssen 1970, S. 263–268, urn:nbn:de:bvb:355-ubr21797-5.
  2. Über uns. Pfarreiengemeinschaft Füssen, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  3. Bernhard Schütz: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben 1580 - 1780. 1. Auflage. Hirmerverlag, München 2000, ISBN 978-3-7774-8290-3, S. 41.
  4. Seufert: Kath. Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen. 2011. S. 23 f.
  5. Dehio: Bayern III – Schwaben. 2008. S. 345 f.
  6. Matthias Thalmair: Die Türe zum heiligen Magnus. Die Entstehung des Kunstwerks. Katholische Stadtpfarrei St. Mang, Füssen 1994 (14 S.).
  7. Beschreibung der Hauptorgel auf Organindex.
  8. Beschreibung der Chororgel auf Organindex.

Koordinaten: 47° 33′ 58,9″ N, 10° 41′ 56,1″ O