Thüringenwerk

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Thüringische Landeselektrizitätsversorgungs-AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 17. Oktober 1923[1]
Auflösung 1948
Auflösungsgrund Enteignung
Sitz Weimar
Branche Energieversorgung

Die Thüringische Landeselektrizitätsversorgungs-Aktiengesellschaft, besser bekannt unter der Kurzbezeichnung Thüringenwerk, war in der Zeit von 1923 bis 1948 das überregionale Energieversorgungsunternehmen des Landes Thüringen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung und Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sammelaktie über 100000 RM der Thüringenwerk AG vom Januar 1942

Anfang des 20. Jahrhunderts, in der Frühzeit der Elektrifizierung, war die Stromlandschaft in Thüringen stark zersplittert, eine Vielzahl von städtischen und regionalen Elektrizitätswerken betrieb kleinere Kraftwerke und Netze.[2] Um den weiteren Aufbau zu fördern und zu koordinieren, gründete das Land Thüringen, welches selbst erst drei Jahre zuvor entstanden war, im Jahre 1923 zusammen mit einigen führenden privaten Elektrizitätswerken das Thüringenwerk als Überlandwerk für den landesweiten Verbund.[1][3]

Mast der ersten 110-kV-Freileitung in Thüringen. Sie wurde zwischen dem Industriekraftwerk Böhlen und Breitungen/Werra verlegt und existiert teilweise noch heute.

Auf dem Höhepunkt der Ausdehnung hatte das Netz des Thüringenwerkes eine Länge von etwa 570 Kilometern. Neben zahlreichen privaten, städtischen und regionalen Weiterversorgern im Land Thüringen verband und versorgte das Thüringenwerk auch den südlichen Teil des Regierungsbezirks Erfurt der preußischen Provinz Sachsen mit den Kreisen Erfurt und Weißensee (Gispersleben).

Für die Steuerung und Versorgung des Netzes verfügte das Thüringenwerk über 13 eigene Umspannwerke sowie vier eigene Kraftwerke, darunter das vormals städtisches Großkraftwerk Erfurt (heute Heizkraftwerk Iderhoffstraße, ehemals Radowitzstraße)[4], das Kraftwerk der Saale-Talsperre Bleiloch[3] und nach der Eingliederung der Werrakraftwerke Aktiengesellschaft im Jahr 1932 das Wasserkraftwerk Spichra an der Werra[5]. Für die Stromerzeugung hielt das Thüringenwerk weiterhin Beteiligungen an Kraftwerksbetreibern wie der Kraftwerk Thüringen AG (Betreiber des Kraftwerks Gispersleben) und kooperierte mit der Thüringer Elektrizitäts-Lieferungs-Gesellschaft (ThELG, Tochter der AEG, Betreiber des Kraftwerks Breitungen). Die Verbindung zu Nachbarnetzen und lokalen Verteilnetzen für Bezug und Lieferung wurde auch über 15 fremde Umspannwerke hergestellt.[2] Es bestanden Strombezugsverträge mit der AG Sächsische Werke (ASW) und der Preußischen Elektrizitäts-AG[2] (ab 1925 über eine 60-kV-Kuppelleitung zwischen dem Kraftwerk Borken der PREAG und dem Kraftwerk Breitungen in Thüringen) sowie ab 1936 mit dem Bayernwerk.[6]

Auflösung und Nachfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geriet Thüringen unter sowjetische Besatzung. 1948 wurde das Thüringenwerk, wie auch viele andere Unternehmen, von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) enteignet. Die Anlagen (Kraftwerke, Schalt- und Umspannwerke, Leitungen …) wurden in Volkseigentum umgewandelt, die von verschiedenen Volkseigenen Betrieben geführt wurden. Zusammengefasst wurden die Betriebe des Landes Thüringen im Bezirk Süd der VVB Energieversorgung, später im Energiekombinat Süd und ab 1979 in den Energiekombinaten Erfurt, Gera und Suhl.

Nach der Wende und der anschließenden Wiedervereinigung wurden die Energiekombinate durch die Treuhandanstalt privatisiert. In Thüringen entstanden die Energieversorgung Nordthüringen AG (ENAG), die Ostthüringer Energieversorgung AG (OTEV, Jena) und die Südthüringer Energieversorgung AG (SEAG, Meiningen). 1994 schlossen sich diese drei zur TEAG Thüringer Energie AG zusammen, zunächst eine Tochter des Bayernwerkes bzw. E.ON, heute Thüringer Energie AG.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegmar Neuhaus, Peter Glatz, Klemens Will: Das Thüringenwerk: ein Rückblick in die Stromgeschichte Thüringens. 2. Auflage. TEAG, 2003.
  • Siegmar Neuhaus, Walter Schossig: Die Elektrizitätsversorgung in Thüringen. In: Horst A. Wessel (Hrsg.): Von der Leitung zum Netz (= Geschichte der Elektrotechnik). Band 22. VDE-Verlag, Berlin/Offenbach 2006, ISBN 978-3-8007-2969-2.
  • Hanno Trurnit: Thüringen im Strom der Zeit - Wie die Elektrizität Land und Leuten zu einem besseren Leben verhalf. TEAG 1998, ISBN 3-00002669-X

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Neuhaus et al. 2003 (siehe Literatur)
  2. a b c Historischer Hintergrund. 50Hertz Transmission, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Januar 2012; abgerufen am 14. Februar 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.50hertz.com
  3. a b Harald Mittelsdorf: Die Geschichte der Saale-Talsperren (1890-1945). Vopelius, Jena 2007, ISBN 3-939718-03-3.
  4. Hans Rauchhaus (Arbeitskreis Stromgeschichte, Thüringer Elektromuseum Erfurt e.V.): Die Anfänge der Elektroenergieversorgung in Thüringen. Kulturmagazin Moment, 7. Januar 2010, abgerufen am 14. Februar 2012.
  5. Siegmar Neuhaus: Das Wasserkraftwerk Spichra an der Werra, Thüringer Energie AG, 1998, Seite 15f.
  6. Walter Schossig: 10 Jahre elektrische Wiedervereinigung Deutschlands. In: ew. Nr. 21-22, 2005, S. 80–83 (Volltext als PDF).