Tuva: Voices from the Center of Asia

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Tuva: Voices from the Center of Asia
Livealbum von Verschiedene Künstler

Veröffent-
lichung(en)

1990

Aufnahme

1987, 1988

Label(s) Smithsonian Folkways

Format(e)

CD, digital

Genre(s)

Field Recording, traditionelle tuwinische Musik

Titel (Anzahl)

33

Länge

41:48

Produktion

Soviet-American Musical-Ethnographic Expedition to Tuva

Aufnahmeort(e)

Tuwinische ASSR

Tuva: Voices from the Center of Asia ist eine Sammlung von Field Recordings traditioneller tuwinischer Musik. Sie wurde 1990 von Smithsonian Folkways (damals Smithsonian/Folkways Recordings) auf CD veröffentlicht.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Album wurde von einem US-amerikanisch-sowjetisch-tuwinischen Team aufgenommen. Es bestand aus dem Musikethnologen Theodore Levin vom US-amerikanischen Dartmouth College, dem russischen Musikethnologen Eduard Jefimowitsch Alexejew (russisch Эдуард Ефимович Алексеев, wiss. Transliteration Ėduard Efimovič Alekseev) sowie Soja Kirgis (russisch Зоя Киргиз, wiss. Transliteration Zoja Kirgiz) vom Institut für Sprache, Literatur und Geschichte in der tuwinischen Hauptstadt Kysyl. Begleitet wurden sie von einer Ethnographin einer Fotografin.[1]

Vor der Veröffentlichung des Albums war tuwinische Musik bereits auf einzelnen französischen oder amerikanischen Aufnahmen im Westen verfügbar. Kehlkopfgesang war dabei jedoch vernachlässigt und wenig analysiert worden.[2] Zugleich hatte das sowjetische Kulturministerium begonnen, Künstler und Tanzgruppen nach den Zielen sowjetischer Kulturpolitik auszubilden. Laut den Machern des Albums verdrängten diese ältere Aufführungspraktiken. Mit dem Ziel, die traditionelle tuwinische Musik aufzuzeichnen, reisten Alexejew, Kirgis und Levin 1987 und 1988 nach Tuwa. Finanziell gefördert wurde die Reise von der National Geographic Society und der Komponistenvereinigung der Sowjetunion.[3]

Musikstil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten 18 Stücke des Albums stellen verschiedene Formen des Kehlgesangs vor, teils instrumental begleitet oder arrangiert, vor; mit Ausnahme des 10. Tracks, in dem Maultrommeln zu hören sind. Laut den Autoren imitiert ähnelt dieses auch im 28. Track zu hörende Instrument der Menschlichen Stimme und wird von dieser wiederum imitiert. Ab Track 19 sind instrumentale und gesungene Tierimitationen zu hören: Alexejew, Kirgiz und Levin sprechen von einer „Grauzone im Grenzgebiet der Musik“. Die schamanische Zeremonie im 25. Stück wird von einer Schauspielerin aufgeführt, die regelmäßig Schamanen spielt und in einer Schamanenfamilie aufgewachsen ist. Es folgen unter anderem ein Trauer- und zwei Wiegenlieder. Der Sänger der abschließenden „Hymne an die Berge“ hat in seiner Jugend in einem buddhistischen Kloster gelernt und ist davon beeinflusst.[4]

Titelliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Titel und Interpreten sind hier wie im englischsprachigen Begleitheft der CD wiedergegeben; insbesondere sind die Namen hier ins Englische transkribiert.

Nr.TitelInterpretenLänge
1.Steppe KagiraaFedor Tau1:21
2.SigitMergen Mongush0:34
3.Sigit “Alash”Mergen Mongush1:39
4.Sigit with Igil (bowed instrument)Anatolii Kuular2:13
5.KhoomeiiFedor Tau0:35
6.KhoomeiSundukai Mongush0:27
7.Tespeng KhoomeiSundikai Mongush0:46
8.Khozamik (medley) with khoomei, sigit, and kargiraaTumat Kara-ool2:00
9.Kargiraa duet “Artii-Sayir”Tumat Kara-ool, Andrei Chuldum-ool1:08
10.Khomuz melodies performed by trio of Khomuz playersAnchimaa Sonat, Anchimaa Khert, Chandanmaa Torten-ool (?)1:49
11.BorbannadirMikhail Dopchun0:54
12.BorbannadirTumat Kara-ool0:48
13.Borbannadir with finger strokes across lipsTumat Kara-ool0:42
14.BorbannadirAnatolii Kuular1:26
15.EzengileerMarzhimal Ondar1:22
16.Sigit khomuzOleg Kuular0:57
17.Medley of various throat-singing stylesEnsemble “”Amirak": Gennadi Chash, Evgenii Oyun, Mergen Mongush2:56
18.Kargiraa “Artii-Sayir”Vasili Chazir1:05
19.Melody on the amirge (hunting horn): luring of the stagVasilii Khuurak0:47
20.a. Imitation of the roe deer
b. Imitation of the musk deer
c. Imitation of the reindeer
d. Imitation of owl
e. Imitation of wolf's howl
f. Appeal to the patrons of hunters before the bear hunt
g. Reindeer herder's call to the reindeer
a.-e.: Vasilii Khurak, f.: Shozhul Salchak, g.: Polina Ore-ool3:33
21.Domestication of sheep to lambDoluma Lopsanchap1:14
22.Domestication of goat to kidDoluma Lopsanchap0:34
23.Domestication of cow to calfKhuren Oorzhak0:33
24.Domestication of camel to calfShimet Soyan0:30
25.Excerpt from shamanic healing ritualAlexander Davakai2:20
26.Funeral lamentTatyana Sat1:21
27.LullabyTatjana Sat0:55
28.Wooden jew's harpBalgan Khuzuget0:47
29.Lullaby with KhoomeiBilchit-Maa Davaa1:08
30.Long Song: “Don’t Frighten the Crane”Sundukai Mongush1:50
31.Long Song: “When I Graze My Beautiful Sheep”Khuren Oorzhak1:31
32.Kozhamiktar (antiphonal quatrains)Männer: Kok-ool Khovalig, Sundukai Mongush, Soskur-ool Mongush, Dosumaa Mongush
Frauen: Valentina Kuular, Raisa Mongush, Lenmaa Kuular, Soskul Mongush
1:04
33.Ceremonial song: “Hymn to the Mountains”Kazak Sandak1:01
Gesamtlänge:41:48

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Milo Miles zeigte sich 1990 in der New York Times vor allem vom Kehlkopfgesang beeindruckt, der „ursprünglich und direkt“ sowie „betörend“ klinge. Die anderen Aufnahmen seien „weniger bemerkenswert“.[5]

Der Musikethnologe Mark Slobin lobte 1992 in Ethnomusicology, dass Levin den kulturellen Hintergrund der Musik in den Vordergrund stelle und neben Kehlkopfgesang auch weitere Musikgattungen vorstelle. Es läge zum ersten Mal „ein detailliertes Porträt der Musik eines sibirischen Volkes“ vor.[2]

Adam Greenberg vergab für AllMusic 2,5 von 5 Sternen. Zwar seinen die Musiker „exzellent“, die Stücke jedoch oft zu kurz, wodurch eher Techniken als Lieder vorgestellt würden. Für „angehende Musikethnologen“ lohne sich der Kauf dennoch, andere Hörer sollten bedenken, dass Kehlkopfgesang gewöhnungsbedürftig sei.[6]

Levin veröffentlichte 1999 das Nachfolgealbum Tuva, Among the Spirits. Im Begleitheft zu diesem Album schrieb er, Tuva: Voices from the Center of Asia sei wohl mitverantwortlich für den großen Erfolg, den tuwinische Musik in der Zwischenzeit in der „Weltmusikszene“ erfahren habe. Durch diesen Erfolg sowie durch die Nachwirkungen der sowjetischen Kulturpolitik sei jedoch der kulturelle Kontext tuwinischer Musik verloren gegangen, den er nun mit Tuva, Among the Spirits dokumentieren wolle.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eduard Alexejew, Soya Kirgis, Theodore Levin: Tuva, Voices from the Center of Asia: Liner Notes. (PDF; 2,9 MB) Smithsonian Folkways, 1990, S. 9, abgerufen am 29. November 2020 (amerikanisches Englisch).
  2. a b Mark Slobin: Review: [Untitled]. In: Ethnomusicology. Band 36, Nr. 3, 1992, ISSN 0014-1836, S. 444–446, doi:10.2307/851883, JSTOR:851883.
  3. Alexejew, Kirgis, Levin 1990, S. 1 f.
  4. Alexejew, Kirgis, Levin 1990, S. 4–8, 10–18
  5. Milo Miles: HOME ENTERTAINMENT/RECORDINGS: SOUNDINGS; Gurgles, Chants, Chatter (Published 1990). In: The New York Times. 2. Dezember 1990, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 29. November 2020]).
  6. Adam Greenberg: Tuva: Voices From the Center of Asia - Various Artists. In: AllMusic. Abgerufen am 29. November 2020 (amerikanisches Englisch).
  7. Theodore Levin: Tuva, Among the Spirits: Sound, Music, and Nature in Sakha and Tuva: Liner Notes. (PDF; 4,08 MB) Smithsonian Folkways, 1999, S. 5, abgerufen am 29. November 2020 (amerikanisches Englisch).