Wikipedia Diskussion:Arbeitsgemeinschaft Kunstwissenschaften + Wikipedia/Workshop

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Ein paar Gedankensplitter vor dem Workshop I am 17. Feb. 2022[Quelltext bearbeiten]

  1. Noch ein "Handbook"? – Bitte nicht noch mehr Regularien und Vorschriften!
    (Der bevorstehende Code of Corporate Ethics der Wikimedia Holding, Inc. reicht doch wirklich für dieses Jahr ... und darüber hinaus.)
    In diesem Sinn wäre mein Wunsch, dass "dieses Ding" hier ganz stark darauf ausgerichtet sein sollte, eine hilfreiche Handreichung zu sein. Halb Leitfaden durch den Dschungel des Wikiversums (von den Seiten zum Thema Urheberrecht bis zu den berüchtigten Relevanzkriterien, von nützlichen handwerklichen Tips bis zum manchmal kniffligen Zusammenspiel verschiedener Wikimedia-Projekte, insbesondere eben Wikipedia, Commons und Wikidata) – und halb vielleicht auch inspirierende Essay-Sammlung, die aus den Workshop-Themen hervorgehen könnte.
  2. Vorbemerkung zum nächsten Punkt: "Der typische" biographische Künstler-Artikel enthält derzeit (1.) einen knappen Abriss der Lebensstationen (im schlimmsten Fall sind das nur die Stipendien, Auszeichnungen und Ausstellungen, wie sie in der Pressemappe eines Händlers aufgelistet stehen), dann (2.) eine mehr oder weniger umfangreiche Werkliste und schließlich (3.) Literaturhinweise, Weblinks, Einzelnachweise. Das war’s. – War’s das? Wo bleibt da die Kunst? Was macht(e) die Kunst dieses Malers/Bildhauers/... (m/w/d) aus? Wie ist sie im Umfeld seiner zeitgenössischen Kollegen zu verorten? Wie ist sie im zeitlichen Längsschnitt einzuschätzen? Wie brachte er "die Kunst" insgesamt weiter? Warum ist Dürer ein Superstar und Hans Schäufelein eher Mittelklasse? (Immerhin: Wir kennen selbst den letzteren auch 500 Jahre später noch mit Namen und Werken.)
  3. Auf den hier interessierenden Tagesordnungspunkt der monographischen Artikel zu Kunstwerken übertragen gilt aus meiner Sicht ebenso: Solche Artikel sollten nicht nur die offensichtlichen, "banalen" Aspekte eines Kunstwerks darstellen, sondern sie sollten auch und erst recht darstellen, was daran "besonders" ist: Besonderheiten des Stils, des Bildmotivs, der Ikonographie, der darüber hinausgehenden Bedeutung (Ikonologie), der Rezeption usw.
    Leider beschränken sich die meisten Bestandskataloge der Museen ebenfalls auf Bildtitel, Maß- und Provenienzangaben. Wiki-Autoren sollten m. E. also ermuntert werden, sich darüber hinaus in der kunsthistorischen/archäologischen Fachliteratur umzusehen. Eine "erhellende" Drei-Zeilen-Erwähnung dort kann einem Artikel ggf. das Sahnehäubchen aufsetzen. ... damit man sich am Ende des Artikels nicht fragt: Und nun? Was ist daran so besonders? Warum zahlen Sammler und Museen viel Geld für so etwas?
  4. Helferlein? Vorlagen? Wikidata-Einbindung? – In einem "Handbook" sollten solche gleichermaßen der Einheitlichkeit von Artikeln, der Qualitätssicherung (Standardelemente, Mindestinhalte) wie auch der Arbeitserleichterung dienende Dinge freundlich-hilfreich vorgestellt werden.
  5. Zu Thema 2: Der Forschungsstand betrifft nicht nur werkmonographische, sondern ebensosehr auch biographische Artikel. Ein klassisch-archäologisches Beispiel ist Kallimachos (Bildhauer), bei dem ich gerade (derzeit noch offwiki) an einer Ergänzung bastle. Vor 100 Jahren war der Mann ein leerer Name, man kannte kein einziges Werk in den Museen der Welt. Ausgehend offenbar vor allem von zwei Studien von Werner Fuchs wurden ihm etwa ab 1950 eine ganze Reihe von Skulpturen und Reliefs zugeschrieben. In einem 2001 erschienenen Künstlerlexikon tritt der Autor des Kallimachos-Artikels diesen Luftnummern ohne echten Anhaltspunkt wieder mit Vehemenz entgegen.

Ich bin gespannt auf den Workshop! -- Martinus KE (Diskussion) 17:15, 17. Feb. 2022 (CET)Beantworten

PS zum Thema Forschungsstand: Beim Sortieren von Commons-Fotos aus der Münchner Glyptothek bin ich auf den griechischen Artikel el:Άγαλμα της Ίσιδας αρ. 29 στην Γλυπτοθήκη του Μονάχου aufmerksam geworden. Stand: um 1910/20. Damals waren auch die (alt-)ägyptischen Skulpturen noch in der Glyptothek untergebracht. – In der deutschen Wikipedia hören die entsprechenden Kellerleichen auf den Namen Meyer’s Lexikon 1905 mit altväterlichem Jargon und entsprechenden zeitabhängigen Wert- und Geschmacksurteilen. -- Martinus KE (Diskussion) 17:24, 17. Feb. 2022 (CET)Beantworten

Nach dem Workshop I
  1. Sowohl im Plenum wie in der Arbeitsgruppe 1 waren wir auf die Artikeleinleitungen zu sprechen gekommen, die zu schreiben eine rechte Kunst ist: Sie sollen ins Thema einführen und zugleich die wichtigsten Inhalte zusammenfassen und obendrein auch noch die Relevanz darstellen, damit "der Artikel auch durchgeht". – Lasst mich noch eine Äußerlichkeit als weitere Anforderung draufsatteln: Ein Teil der Einleitung wird auch als Pop-up-Vorschau angezeigt, wenn man in einem anderen Artikel mit der Maus/TouchPad auf einen Wikilink zum Artikel zeigt. Die Einleitung sollte m. E. auch diesen Lackmustest bestehen. – Beispiel: Als ich in der Liste der neuen Kunst-Artikel der Seite Wikipedia:WikiProjekt_Bildende_Kunst auf Hermann Hensel zeigte, wurde die denkbar nichtssagendste Erklärung angezeigt: "Hermann Hensel war ein deutscher Maler." Punkt. Keine Orts-, Stil-, Genre-, Verwandtschaftsangabe oder sonstige Charakterisierung, die sich in einem Nebensatz gut hätte unterbringen lassen. Der Mann hätte vielleicht der Bruder von Wilhelm Hensel und damit der Schwager von Fanny Mendelssohn sein können. Aber Pustekuchen! Doch seht selbst ...
  2. In der Arbeitsgruppe 1 waren wir uns nicht einig, ob und in welchem Umfang eine Infobox zugleich übersichtliche Schnellinformation über Eckdaten bieten und für Entlastung des Prosatexts sorgen könnte. Genauer gesagt: Mein Vorschlag fand bestenfalls homöopathische Zustimmung. Doch ich finde, bei den Burgen-Artikeln (Beispiel aus dem Münchner Umland: Burg Elkofen) bewährt sich die Infobox, sie vermeidet Informationslücken und trägt zum einheitlichen Erscheinungsbild bei. (Und ich rede nicht pro domo, sondern habe keinerlei Anteil an dem Verdienst.)
    Andererseits empfinde ich in Commons manche Kunstwerke-Vorlagen (und/oder wie sie angewendet werden) unangenehm aufgebläht, erst recht wenn die Informationen nicht in Klartext auf der Seite stehen, sondern von noch-wo-anders eingebunden werden. – Gibt es einen goldenen Mittelweg?
    Ein Blick über den Zaun: it:Altare patrio in piazza San Pietro per la Festa della Federazione, ca:Pietat Palestrina, fr:Der Krieg (série de gravures), fr:Les Joueurs de skat.
  3. In der Abschlussrunde des Plenums kam mehrfach zum Ausdruck, dass die Wikipedia Autoren braucht. Lasst uns bei diesem Vorhaben darauf achten, dass es auch die aktive Mitarbeit bei der Wikipedia zu einem möglichst niederschwelligen Angebot macht. Qualitätsanspruch ja, aber äußerlich-formale Hürden so wenig wie möglich. Meine Vorstellung wäre, mit Best Practices (bspw. auch mit Kopiervorlagen) zu helfen, damit Autoren nicht bei Null anfangen müssen, sondern sich auf den Inhalt konzentrieren können, der ihnen am Herzen liegt. (Und wenn dadurch die Arbeit für die Wikifizierer und die Qualitätssicherer weniger werden sollte, wär's auch nicht verkehrt.)

Und nicht zu vergessen: Interessant war's. -- Martinus KE (Diskussion) 21:12, 17. Feb. 2022 (CET)Beantworten

Lieber Martinus KE, liebe Alle,
danke für Deine ausführlichen Überlegungen, Hinweise und Anregungen – und natürlich auch für Deine Teilnahme am Workshop. Ich versuche mal, ein paar Deiner Punkte zu beantworten (Workshopteilnehmer:innen und Interessierte: bitte gern ergänzen bzw. widersprechen!); hinsichtlich der Artikeleinleitungen, der Infobox und der Niedrigschwelligkeit sind wir uns einig.
  1. Living Handbook: Auch wir streben keine strengen Regularien, Vorgaben oder Richtlinien an und diese Rolle stünde uns auch nicht zu. Stattdessen wollen wir eine übersichtliche, nützliche und zugängliche Sammlung von Hinweisen und Tipps erarbeiten, die einen sowohl aus aktueller kunstwissenschaftlicher als auch aus wikipedianischer Perspektive guten Artikel ermöglichen. Die Bezeichnung als Living Handbook soll in diesem Zusammenhang deutlich machen, dass eine Kodifizierung weder gewünscht noch aus wissenschaftlicher Sicht vertretbar wäre. Angedacht sind u.a. Formulierungsbeispiele (wie zu den Lemmata, den anspruchsvollen Artikeleinleitungen oder dem schwierigen Feld der Bewertungen/Einordnungen) und Recherchetipps (welche OPACs sind die besten, wie komme ich an Aufsätze, wie kann ich gute und weniger gute Literatur unterscheiden?). Kopiervorlagen (v.a. für Einsteiger:innen) sind auf jeden Fall eine gute Idee!
  2. Einordnungen: In Punkt 3 Deiner Gedankensplitter schlägst Du vor, in jedem Artikel zu einem Kunstobjekt wenigstens eine knappe Einordnung vorzunehmen ("sie sollten auch und erst recht darstellen, was daran "besonders" ist: Besonderheiten des Stils, des Bildmotivs, der Ikonographie, der darüber hinausgehenden Bedeutung (Ikonologie), der Rezeption usw."). Das ist nicht bei jedem Objekt möglich und vielleicht auch nicht nötig, weil die Relevanzkriterien (soweit ich sie verstanden habe) solche Besonderheiten nicht zur Bedingung machen. Manche "Besonderheiten" können auch mehrere Objekte gemeinsam haben – ohne dass deshalb das einzelne Kunstwerk irrelevant wäre. Fragen des (monetären, kulturellen oder gesellschaftlichen) Werts sind vermutlich nicht für jedes Objekt überzeugend darzustellen; hier müsste man aber nochmal weiterdenken. Insgesamt glaube ich aber, dass es gut ist, wenn möglichst viele Kunstwerke (ich denke dabei vor allem an die nicht-zeitgenössischen) in die Wikipedia Eingang finden - die einmal angelegten Artikel wachsen dann ja hoffentlich im Laufe der Zeit weiter. Prima finde ich an Deinem Vorschlag deshalb vor allem, dass er das Hinschauen und Nachdenken (und ein bisschen eigener Recherche) einfordert!
  3. Forschungsstand: Du hast völlig recht, die Frage des Forschungsstandes bzw. der Darstellung von Forschungspositionen usw. betrifft nicht allein Objektartikel. Unsere Überlegung dabei war, dass die Objektartikel einen guten Einstieg in die Diskussion dieses grundsätzlichen Problems bieten könnten. Unser Ziel ist es, anstelle des häufig anzutreffenden "Die Wissenschaft hat festgestellt, ..." die große Vielfalt – also auch Widersprüchlichkeit – von Forschungspositionen bzw. der Forschung insgesamt sichtbar zu machen. Dazu gehört, verschiedene Positionen nicht einfach als Geschmacksurteile von namenlosen Spezialist:innen darzustellen, sondern deutlich zu machen, wann, wer und mit welchem Argument eine Zuschreibung vorgenommen, ein Motiv interpertiert oder eine Bewertung vorgenommen hat. Hier wollen vor allem die Kunstwissenschaftler:innen in der AG ihre Expertise in Recherchefragen einbringen. Anders als oft befürchtet haben die meisten Kunstwissenschaftler:innen keine eigene Agenda ("meine Position ist die richtige"), sondern stattdessen ein großes Interesse an einer differenzierten Darstellung, weil hiervon alle – man selbst, Kolleg:innen, Studierende und Kunstinteressierte – profitieren.
Herzlich, Andreas --HuthBerlin (Diskussion) 10:21, 18. Feb. 2022 (CET)Beantworten
Hallo Andreas, das Thema Forschungsstand ist natürlich interessant, soll aber doch wohl kein Relevanzkriterium sein, oder? Ich fürchte, dann hätten wir in Zukunft weniger statt mehr Autor*innen. Gruß --Dottoressa (Diskussion) 10:50, 18. Feb. 2022 (CET)Beantworten
Völlig richtig, Dottoressa! Aber möglichst gute Belege (das heißt: Berücksichtigung des Forschungsstands) sollten ganz Wikipedia-konform die Grundlage oder wenigstens das Ziel eines guten Artikel bleiben. Die Unterstützung der Autor:innen bei der Recherche – nicht nur durch Tipps im Handbook, sondern auch durch das Patenschaftsprojekt, für das wir beim Kunsthistoriker:innentag in Stuttgart werben wollen – hilft hier vielleicht Hürden abzubauen. Herzlich, Andreas --HuthBerlin (Diskussion) 11:26, 18. Feb. 2022 (CET)Beantworten
mehr Autor*innen für die Wikipedia wäre mein Wunsch :-) --Ruesselbueffel (Diskussion) 10:42, 18. Feb. 2022 (CET)Beantworten
  1. Zur Einordnung: Ich verstehe den Hinweis gar nicht so sehr dahingehend, dass unbedingt etwas "Besonderes" herausgestellt werden soll, sondern eher, dass der Charakter des Werkes, ob nun inhaltlich oder historisch oder durch eine besondere Rezeption geprägt etc., zentraler in den Blickpunkt gerückt werden sollte. Ähnlich gilt es etwa auch für Künstler:innen, wo gerade die Einleitung "... ist eine Malerin." oder ähnlich wenig inhaltlich aussagt. Das setzt sich in den Artikelkörpern fort, wenn ellenlange Ausstellungslisten bei Künstler:innen auf wenig inhaltliche Aussagen zu Schaffen und Rezeption treffen. Bei vielen Kunstwerken ist Ähnliches gegeben, wenn der Fokus sehr auf einer knappen Bildbeschreibung/Beschreibung dessen, was von dem/der Autor:in gesehen wurde, liegt und wenig mehr an Aussagen enthalten ist. Ich glaube, es geht darum, das, was an Forschung ja da ist, auch sichtbar zu machen und das auch schon in den drei, vier, fünf Sätzen der Einleitung, die Leser:innen einen ersten, oftmals auch den einzigen Eindruck vermitteln.
  2. Zum Forschungsstand: @Dottoressa2:, du musst dir da gar keine Sorgen machen, uns geht es nicht um Relevanzkriterien sondern um Hinweise für bessere Artikel. Und da ist es natürlich hilfreich, wenn Forschungsstände etwa durch die Zuschreibung der jeweiligen Aussagen zu dem/der Wissenschaftler:in, der/die sie getätigt hat, im Text sichtbar gemacht würden etc. Da kann man glaube ich viel zur Verbesserung unseres Artikelbestandes leisten, insbesondere mit Hilfen zu Recherchemöglichkeiten, Formulierungsbeispielen etc., die es allen Autor:innen erleichtern könnten, in diese Richtung zu wirken. Es sollte da vielleicht dann durchaus den Hinweis auf die Bibliotheks- und Literaturstipendien von WMDE, Hilfsangeboite wie die Bibliotheksrecherche oder auch die Wikimedia Library geben, also tatsächlich handfeste Unterstützung, die Wikipedianer:innen in Anspruch nehmen können, um entsprechende Literatur in ihre Artikel einzubinden. Auch da kann eine entsprechende Handreichung gerade Neueinsteigern in das Artikelfeld eher helfen, denn sie zu verschrecken. Aber da ihr/wir Wikipedianer:innen ja mit ins Boot und zum Dialog eingeladen werden, können wir/könnt ihr ja während des Arbeitsprozesses an diesen Hilfen immer mit diesem Punkt im Fokus an der Gestaltung mitwirken, dass es eben möglichst niemanden abschreckt.
Soweit erst einmal kurz zwischen Tür und Angel my 2 cent dazu. Viele Grüße --Julius1990 Disk. Werbung 11:31, 18. Feb. 2022 (CET)Beantworten

Die Diskussion war, ist und wird vielschichtig sein - und sie ist enorm spannend, da wir hier die Chance haben, Positionen aus der Forschung mit denen aus dem (Laien)-Autor:innenpool zu matchen und zu schauen, wie wir diese Welten zusammenbringen. Dabei geht es zuerst einmal um Harmonisierung der Begrifflichkeiten, ein gemeinsames Verständnis der Gegenstände und Problematiken und - nicht zuletzt - der Arbeitsweisen, ohne sich zu sehr auf starre Regeln festzulegen. Wir werden auch feststellen, dass viele angesprochene Punkte gar nicht in der Wikipedia gelöst werden können, so lang sie in der Fachwissenschaft nicht vollständig ausdiskutiert sind (und dies wird, so Wissenschaft, eher nie der Fall sein). Insofern müssen wir uns ein paar Fragen stellen, die wir in Folge evtl. als eigene Diskussionen (unter seperaten Überschriften) adressieren sollten:

  • Was will das „Living Handbook“ sein? Für wen wird es geschrieben, was soll es bieten? – Wir kommen nicht umhin, das konkret zu benennen: Ist es eine Arbeitsanleitung zum Verfassen von Artikeln in der Wikipedia mit Anweisungen wie einer Artikelvorlage und Hinweisen zu Wikipedia:Wie gute Artikel aussehen, Wikipedia:Formatvorlage Biografie (und viele andere), gespickt mit Hinweisen, worauf zu achten ist im kunstwissenschaftlichen Kontext? Oder ist es eine Anweisung, wie man als Kunsthistoriker:in mit Wikipedia-Artikeln umzugehen hat und wie man sie in der eigenen Forschung und Lehre einsetzt? Oder soll es beides verbinden?
  • Welche Themen kommen vor? - Im Workshop wurden einige sehr spezielle Themen angesprochen: Das Problem der Kulturepochen (Eurozentrismus, Grenzziehung, alternative Einordnung), die Bezeichnung/Lemmatisierung von Kunstwerken, die unterschiedlichen Formen der Darstellung, Kanonisierung, ... - können all diese Punkte in einem Living Handbook als Arbeitsanleitung aderssiert werden, auf welchen Ebenen und bei welchen Textgegenständen spricht man sie an. Muss etwa bei jedem Kunstwerk, dass dem Manierismus zugeordnet werden, auf die spezifischen Probleme dieser Einordnung verwiesen werden oder sollte dies nicht lieber im zentralen Artikel geschehen?
  • Wie soll das Handbook in die Praxis gebracht werden und wer soll es anwenden. Adressaten, die genannt wurden, sind zum einen die Wikipedia-Autor:innen (als aktiv Schreibende), zum anderen aber auch die Kunstwissenschaftler:innen als ebenfalls Beitragende (?), als Forschende (Stichwort "aktuelle Forschung") und als Lehrende (Multiplikatoren).

Die Herangehensweisen sind verschieden. Als Wikipedia-Autor:innen ziehen wir uns auf einen einfachen Standpunkt zurück: In der Wikipedia wird kein Wissen generiert, sondern bereits etablierte Wissen aus der verfügbaren Literatur reflektiert. Die Vorgaben und Problemstellungen müssen entsprechend aus der Literatur und damit aus der Forschung kommen – das umfasst auch die Zuordnung von nutzbarer und nicht nutzbarer Literatur und die konkrete Problematisierung. Auch Verzerrungen - etwa die oft angesprochene Verzerrung zu Gunsten männlicher, europäischer Künstler und dem männlichen, europazentrierten Kunstverständnis – können entsprechend nicht in der Wikipedia gelöst, sondern hier auch nur auf Basis der verfügbaren Quellen und im Kontext ihrer jeweiligen Betrachtungsrahmen (Zeit, Geschichte, Epoche, ...) angesprochen werden. Der Kanon unserer Artikel ist vorgegeben durch die verfügbare Literatur und die Partikularinteressen der Beitragenden – will man diesen verschieben, sind dies die beiden Stellschrauben: Literatur (und damit Forschung) und Aktivität (als Autor:innen). Soweit ein paar nicht zu Ende gedachte Gedanken - ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung. -- Achim Raschka (Diskussion) 12:33, 18. Feb. 2022 (CET)Beantworten

Schön, dass sich hier eine muntere Diskussion entwickelt! – Mit meinen Herzensergießungen eines kunstliebenden Ex-Archäologen wollte ich auch gar nicht direkte Antworten bekommen, sondern einfach eine erste Schippe voll Input beisteuern.
Beim Punkt der Einordnung als Inhaltselement von werkmonographischen Artikeln bin ich aber dankbar für die argumentative Schützenhilfe von Julius1990: Es geht mir nicht (oder nur fallweise) um das "Exorbitante", sondern um das "Individuelle" des beschriebenen Werks. Das kann auch ein Angebot machen zur Beantwortung der Frage: "Was nehmen wir mit, wenn wir dieses Bild/Bauwerk/Graphikblatt betrachten?" Diese Frage stellt sich jedem halbwegs denkenden Museumsbesucher (m/w/d) regelmäßig, wenn er vor einer endlosen Reihe von Ölschinken oder scheinbar-gleichen goldglänzenden Heiligenfiguren steht. Ich finde, sie stellt sich auch bei der Online-Beschäftigung mit Kunst.
Die von Achim Raschka und anderen angesprochene doppelte Stoßrichtung des Living Handbook (Autoren (m/w/d) einerseits und Kunsthistoriker (m/w/d) andererseits) ist bedenkenswert. Als Buchdesigner würde ich die beiden Hälften des Buchs vielleicht sogar physisch einander so gegenüberstellen, dass beide gleichwertig eine echte Umschlagseite bekommen. Je nachdem, wie herum man das "Wende-Buch" in die Hand nimmt, beginnt man die Lektüre mit dem einen oder mit dem anderen Teil.
An die Kunsthistoriker wären vielleicht als dritte Gruppe die Lehrer "draußen im Lande" anzuschließen, die selbst nicht die große Fachbibliothek zur Verfügung haben und die regelmäßig damit umgehen müssen, dass die Wikipedia die am bequemsten greifbare Quelle für Referate, Hausarbeiten usw. ihrer Schüler ist. Jedenfalls in den Schulen und Altersstufen, wo Kunstunterricht sich nicht auf "Malen" beschränkt oder wo kunstnahe Inhalte etwa im Geschichts- oder Sprachunterricht angesprochen werden.
Die Frage der inhaltlichen Ungleichgewichte mag hier nicht die vordringlichste sein. Was die "beiden Stellschrauben" zu ihrer Behebung angeht, sehe ich die Sache ganz ähnlich: hierzuwiki sind wir abhängig (1.) von der Forschungs- und Publikationslage sowie (2.) von Interesse und Aktivität der Autoren. Doch wenn es einen Asia Month gibt, könnte man auch (3.) über einen Africa Month oder ähnliche Kampagnen als drittes Stellschräubchen nachdenken. Gewisse Incentives gibt es durchaus, um den Blick von Otto und Liese Musterwikipedianer auf neue Themen zu lenken.
In der abschließenden Plenumsrunde kam noch ein wichtiger Punkt zur Sprache, der vermutlich nicht durch ein Handbook gelöst werden kann, aber dringlich ist: Anscheinend traut sich keiner an die großen Artikel über Epochen, Gattungen, Techniken usw. – Im Bereich der Kunstgeschichte ist mir das noch nicht aufgefallen, aber in den Altertumswissenschaften gilt diese Beobachtung auf jeden Fall: Der Artikel Griechische Literatur ist ein Trümmerfeld, Rhetorik der Antike ist massiv einseitig, Griechische Metrik fehlt komplett, und die hellenistische Kunst wird mit ein paar Zeilen im historischen Überblicksartikel Hellenismus abgefertigt. – Lassen sich für solche dicken Brummer vielleicht Modelle der Zusammenarbeit oder Matchmaker-Programme zur Beförderung der Kooperation kundiger Wikipedianer (m/w/d) ersinnen? -- Martinus KE (Diskussion) 15:33, 18. Feb. 2022 (CET)Beantworten
In Arbeitsgruppe 3 ging es (laut Einladung/Programm) um „Problem und Funktion von Epochenbegriffen“. Dazu mag (auf alltäglich-praktischer Ebene) das Beispiel des Einleitungssatzes im Artikel über den Architekten Giulio Ulisse Arata passen, das letztes Jahr auf der Diskussionsseite angesprochen wurde. Den IP-adressierten Wikipedianer brachte das generell zum Zweifeln an Sinn und Verwendbarkeit von begrifflichen „Stil-Etiketten“. – Ich mag dagegen lieber nicht auf sie verzichten, da sie deutlicher und zeitsparender eine Einschätzung zum Ausdruck bringen als irgendetwas „rein Deskriptives“. Im dortigen Fall liegt m. E. das Problem einfach darin, dass sich ein Lebenswerk, das sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, nicht (nicht immer) auf ein einziges solches „Etikett“ reduzieren lässt. -- Martinus KE (Diskussion) 16:28, 25. Feb. 2022 (CET)Beantworten

Workshop II - 3. März 2022 // Deubner-Preis für kuwiki-Projekt Living Handbook[Quelltext bearbeiten]

Hier nur ein kurzer Hinweis auf die Fortsetzung der Diskussionen am 3. März, 17.30 Uhr. Die kuwiki-AG freut sich, wenn Ihr wieder dabei seid und Euer Wissen und Eure Erfahrungen einbringt! Und hier schnell + in Kürze noch eine schöne Neuigkeit: Das Projekt Living Handbook erhält den Deubner-Preises 2022 (https://kunsthistoriker.org/meldungen/die-preistraeger-innen-des-deubner-preises-2022-stehen-fest/) – ein Hinweis darauf, dass die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und freier Enzyklopädie in der Fachcommunity auf Zustimmung und Anerkennung stößt. Und natürlich ist der Preis eine Verpflichtung, etwas Sinnvolles und Nützliches abzuliefern, etwas, was der Wikipedia und den Kunstwissenschaften gleichermaßen nützt.

Warum muss ich jetzt ein bisschen an die Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama denken? Aber ich freue mich mit und hoffe dass wir dem hiermit gegebenen Ansporn besser gerecht werden können. --Wuselig (Diskussion) 08:38, 2. Mär. 2022 (CET)Beantworten
@Wuselig: naja, man bewirbt sich um den Preis mit einem Projektantrag, also wird weniger ein Ergebnis ausgezeichnet denn seitens des Berufsverbandes des deutschen Kunsthistoriker:innen das Projekt eines solchen Leitfadens als wünschenswert erachtet. Das ist schon eine große Sache, weil es der Reputation der Wikipedia im Fach doch etwas helfen sollte, wo sie - auch gerade im Vergleich mit anderen Fächern - eher ein Schmuddelimage hat. Aber ja, wir sind uns bewusst, dass wir nun auch liefern müssen. Viele Grüße --Julius1990 Disk. Werbung 10:21, 2. Mär. 2022 (CET)Beantworten
Die Bedeutung, die dieser Preis hat und vor allem die Förderung der Zusammenarbeit zwischen von hohem Anspruchsdenken gelenkten ehrenamtlichen Laien (aber eben Laien) und der Fachwelt ist mir schon bewusst und deshalb engagiere ich mich auch mit. Die Beweggründe der Freiwilligen hier sind so vielschichtig und das (fachliche) Niveau auf dem sie sich engagieren ebenso. Es gibt so viele verschiedene Motive weshalb Wiki-p/m-edianer sich in ihren Projekten engagieren. Und ich glaube sie sind deshalb auch näher an den Konsumenten unserer Projekte dran, gerade was die Verständlichkeit der Wissensvermittlung angeht. Gleichzeitig ist der Anspruch da, auch den aktuellen Stand der Wissenschaft abzubilden. Mit dem Living Handbook können wir da Brücken bauen. Und wir können hoffentlich mehr liefern, als - bis heute - Obama. --Wuselig (Diskussion) 11:45, 2. Mär. 2022 (CET)Beantworten
Das dachte ich mir schon, Wuselig. Wollte es vor allem für den/die ein oder andere Mitleser:in lieber noch einmal besonders betonen. Ansonsten weißt du ja, dass ich sehr happy bin, dass du - aber auch andere Wikipedianer:innen mit unterschiedlichem Background - dich mit in diese Arbeit einbringst. Das hat auf jeden Fall Potenzial. Viele Grüße --Julius1990 Disk. Werbung 15:43, 2. Mär. 2022 (CET)Beantworten
Guten Tag, so ganz verstehe ich nicht, wofür der Preis sein soll, weder auf der Webseite finde ich mehr bzw. hier, kann mir jemand helfen, ich würde es gerne verstehen --Upti (Diskussion) 16:25, 3. Apr. 2022 (CEST)Beantworten
LiebeR Upti, mit dem Preis wird das Projekt "Living Handbook" von kuwiki gefördert. Einige Gedanken zu diesem Projekt findest Du weiter oben (und bald auch ausführlicher auf der Projektseite). Die AG freut sich über alle, die sich an der Arbeit und an der Diskussion beteiligen! Gruß Andreas --HuthBerlin (Diskussion) 19:55, 4. Apr. 2022 (CEST)Beantworten