Wilhelm Hermann Henneberg

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Wilhelm-Hermann Henneberg

Wilhelm Hermann Henneberg (* 6. Januar 1871 Magdeburg; † 16. Januar 1936 in Kiel) war ein deutscher Bakteriologe und erster Direktor des Bakteriologischen Instituts an der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henneberg stammte aus einer ostfälischen, bildungsbürgerlichen Familie. Seine Brüder wurden Anatom in Gießen, Psychiater in Berlin und Arzt in Magdeburg. Sein Vater Herrmann Henneberg[1] war Mediziner, sein Onkel Wilhelm Henneberg Professor für Tierernährungslehre.

Henneberg studierte Chemie unter anderen bei Alfred Koch in Göttingen. Er promovierte mit einer von Wilhelm Zopf betreuten bakteriologischen Dissertation 1896 über Essigbakterien an der Universität Rostock.

Ab 1897 war er angestellt in der Essigabteilung am Institut für Gärungsgewerbe in Berlin. Von 1899 bis 1906 war er Assistent bei Paul Lindner, anschließend übernahm er eine eigene Abteilung für Essig- und Milchsäurebakterien sowie deren Bedeutung für die Sauerkrautgärung und Sauerfutterbereitung. Ab 1906 leitete er die bakteriologische Abteilung des technisch-wissenschaftlichen Laboratoriums des Instituts für Gärungsgewerbe. Er forschte auch zur Fermentation des Tabaks und des Kakaos. Während des Ersten Weltkriegs war Henneberg beteiligt an der Forschung zur Glyzerin- und Azetongewinnung zur Herstellung von künstlichem Kautschuk und über die Futter- und Nährhefeherstellung mittels der Torula utilis. Durch Henneberg wurde die Reinkultur in die Gärungsessigbetriebe eingeführt. Außerdem betrieb er Studien über Essigälchen und -fliegen.

1922 wurde er nach Kiel berufen und überham dort die Leitung des Bakteriologischen Instituts der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft. Ab 1924 war er Honorarprofessor an der Christian-Albrechts-Universität mit dem Lehrauftrag für das Gesamtgebiet der nicht-medizinischen Bakteriologie. In den elf Jahren als Hochschullehrer in Kiel betreute er mehr als 80 Dissertationen und verfasste mehrere Lehrbücher zur Bakteriologie der Milch. Henneberg initiierte die Gründung des Bundes technischer Bakteriologen.

Ab 1923 war er Mitglied des Reichsgesundheitsrates. Henneberg war auch als Berater des Kieler Hygiene Instituts tätig. Für die bakteriologische Diagnostik erfand Henneberg neue Untersuchungsmethoden wie das speziell für die Milchwirtschaft entwickelte Chinablauwasseragar, die Federstrichkultur und die Deckglasagarmethode.

In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich der Erforschung der Saprophytenflora des Darmes und der menschlichen Darmflora, insbesondere deren Umstellung durch den Genuss von Milcherzeugnissen wie dem von ihm in Deutschland eingeführten Reform-Yoghurt[2] (Acidophilis-Milch) – einem Forschungsfeld, an dem auch sein Sohn Georg Henneberg beteiligt war. Außer diesem Sohn hatten die Hennebergs zwei weitere Kinder.

Wilhelm Henneberg starb an einer septischen Angina, woran bereits seine Frau Charlotte am 7. Januar 1936 gestorben war. Sie ist noch heute am Kieler Institut bekannt für ihre Aquarelle der verschiedensten Käsesorten.

In Anerkennung der Leistungen Hennebergs war seine Amtszeit als Institutsdirektor ausdrücklich über seinen 65. Geburtstag hinaus für anderthalb Jahre bis zum geplanten Weltmilchkongress[3] 1937 verlängert worden.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beiträge zur Kenntnis der Essigbakterien. in: Centralblatt für Bakteriologie, Band 3, 1897
  • Die Milchsäurebakterien der Brennereimaische, der Milch, des Bieres, der Preßhefe, der Melasse, des Sauerkohls, der sauren Gurken, des Sauerteigs und des menschlichen Magens. 1903
  • Handbuch der Gärungsbakteriologie. Parey: Berlin 1.1909, 2.1926
  • Die wichtigsten Käsesorten in Wort und Bild. Abbildungen von Ch. Henneberg, Text von W. Henneberg. Milchwirtschaftlicher Verlag der Molkerei-Zeitung: Hildesheim 1929
  • Variationen einer untergärigen Hefe während der Kultur. in: Wochenschrift für Brauerei, Nr. 43, 1900; VLB: Berlin 1900

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Henneberg zum Gedächtnis; in: Molkerei-Zeitung, Nr. 6, 1936
  • A. Schittenhelm: Wilhelm Henneberg. Sonderdruck aus der Münchner Medizinischen Wochenschrift 1936, Nr. 23, S. 941
  • Karl Heinz Meewes: Wilhelm Henneberg. Sonderdruck aus dem Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten. II. Abteilung, 1936, Band 94; Verlag von Gustav Fischer: Jena 1936
  • W. Christiansen: Wilhelm Henneberg. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Organ der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte. Verlag Julius Springer: Berlin 1936, 2. Mai 1936
  • Paul Lindner: Ein Gedenkblat auf Hennebergs Heimgang. in: Molkerei-Zeitung, Nr. 7, 1936
  • Damm: Wilhelm Henneberg. Sonderdruck aus der Zeitschrift milchwirtschaftlicher Forschungen. Band 17, Heft 16 – Verlag Julius Springer Berlin
  • Paul Lindner: Prof. Dr. Wilhelm Henneberg zu seinem 60. Geburtstage am 6. Januar 1931 in: Molkerei-Zeitung, Nr. 1, 1931

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vergl. Ziffer 76
  2. http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/joghurt/34913
  3. http://www.selbstheilungsorganisation.de/50.html