Depression-Versorgungsleitlinie
Die Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression (kurz NVL Unipolare Depression auch Depression-Versorgungsleitlinie) ist eine Medizinische Leitlinie über die Behandlung von Menschen mit Unipolarer Depression, die im Rahmen des deutschen Programms für Nationale Versorgungsleitlinien erstmals im Dezember 2009 veröffentlicht und im September 2022 in der dritten Version publiziert wurde. Die Leitlinie ist gültig bis zum 28. September 2027.[1][2][3][4]
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen des Programms für Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL) von Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) haben die zuständigen Fachgesellschaften und Organisationen inhaltliche Eckpunkte für die 3. Version der NVL Unipolare Depression konsentiert. Die Beteiligung von Patienten und Patientinnen wurde durch die Kooperation mit mehreren Patientenorganisationen gewährleistet.
Zielsetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nationale Versorgungsleitlinien sollen die Versorgung von Patienten und Patientinnen in Deutschland verbessern durch aktuelle wissenschaftlich begründete Empfehlungen zu Diagnostik, Behandlung, Rehabilitation und Teilhabe sowie zu einem strukturierten und optimierten Management der Erkrankung beitragen. Dazu gehört insbesondere auch eine verbesserte Kommunikation zwischen den Behandelnden über alle Sektoren- und Fächergrenzen hinaus sowie der Einbezug der Patientinnen und Patientenn alle Behandlungsentscheidungen.
Neben diesen allgemeinen Zielen erhoffen sich die Autorinnen und Autoren sowie die herausgebenden Organisationen von der Nationalen VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression unter anderem:
- Eine Verbesserung der Diagnostik zur Vermeidung von Über- und Unterdiagnostik. Dies beinhaltet die Schärfung der Schweregrad-Einstufung, die Erfassung subjektiver Symptome und die Berücksichtigung des biopsycho-sozialen Modells gemäß der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF).
- Die Stärkung der Kommunikation zwischen Behandelnden und Patientinnen/Patienten mit dem Ziel, die gemeinsame Entscheidungsfindung sowie die Adhärenz zu gemeinsam vereinbarten Therapiezielen zu fördern.
- Eine stärkere Berücksichtigung niedrigintensiver Interventionen inklusive technologiebasierter Anwendungen.
- Eine individuellere medikamentöse Therapie mit spezifischen Empfehlungen zum Absetzen.
- Eine verstärkte Berücksichtigung von psychischer und somatischer Komorbidität.
- Eine verbesserte Suizid-Prävention.
- Die Aufnahme ICF-orientierter Empfehlungen zu Rehabilitation und Teilhabe mit besonderer Berücksichtigung des Zusammenhanges zwischen Arbeit und psychischer Gesundheit.
- Eine verbesserte Kenntnis von verfügbaren Leistungen, deren Anbietern und den Zugangswegen, ein verbessertes Management von Schnittstellen zwischen den Sektoren und eine verbesserte Koordination und Kommunikation der beteiligten Berufsgruppen.
Inhalte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die medizinischen Inhalte der Leitlinie finden sich in folgenden Kapiteln:
- Grundlagen: Definition, Klassifikation, Epidemiologie, Ätiopathogenese, Risikofaktoren, Verlaufsformen, prognostische Faktoren
- Diagnostik und Monitoring
- Therapieplanung
- Therapieoptionen und Therapieprinzipien
- Behandlung bei akuter depressiver Episode
- Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe
- Maßnahmen bei Nichtansprechen und Therapieresistenz
- Behandlung chronischer Formen
- Psychosoziale Therapien und unterstützende Maßnahmen
- Spezielle klinische Situationen
- Komorbidität
- Management bei Suizidalität und anderen Notfallsituationen
- Medizinische Rehabilitation und Leistungen zur Teilhabe
- Versorgungskoordination
- Forschungsbedarf
Beteiligte Organisationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Entwicklung und Herausgabe der Leitlinie waren folgende Organisationen beteiligt:
- Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie
- Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK)
- Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)
- Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V. (BAG SELBSTHILFE)
- Bundespsychotherapeutenkammer
- Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen
- Deutsche Ärztliche Gesellschaft für Verhaltenstherapie
- Deutsche Depressionsliga
- Deutsche Fachgesellschaft für Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie/Psychodynamische Psychotherapie
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
- Deutsche Gesellschaft für Biologische Psychiatrie
- Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie
- Deutsche Gesellschaft für Klinische Psychotherapie, Prävention und Psychosomatische Rehabilitation
- Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie
- Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde
- Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP)
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPPN)
- Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie
- Deutsche Gesellschaft für Psychologie
- Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)
- Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
- Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention
- Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie
- Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften
- Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie
- Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft
- Deutsche Psychoanalytische Vereinigung
- Deutscher Verband Ergotherapie
- Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM)
- Gesellschaft für Phytotherapie
Fassungen der Leitlinie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression wurde mit folgenden Komponenten publiziert:[2]
- Langfassung
- Kurzfassung
- Patientenleitlinie und Patienteninformationen
- Weitere Formate: Patientenblätter
- Leitlinienreports zur Medizinischen Leitlinie und zur Patientenleitlinie
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Asthma-Versorgungsleitlinie
- COPD-Versorgungsleitlinie
- Diabetes-Versorgungsleitlinie
- Herzinsuffizienz-Versorgungsleitlinie
- Hypertonie-Versorgungsleitlinie
- KHK-Versorgungsleitlinie
- NVL Kreuzschmerz
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Übersicht NVL Depression, Version 1 — Versorgungsleitlinien.de. 10. November 2011, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ a b NVL Unipolare Depression 2022. In: AWMF-Leitlinienregister. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Unipolare Depression — Leitlinien.de. 14. Juli 2024, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Martin Härter, Peggy Prien: Diagnostik und Behandlung bei unipolarer Depression. Nationale Versorgungsleitlinie. In: Dtsch Arztebl Int. Band 120, 2023, S. 355-61 (aerzteblatt.de).