Alexander Ellinger

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Alexander Ellinger (* 17. April 1870 in Frankfurt am Main; † 26. Juli 1923 ebenda) war ein deutscher Pharmakologe und Physiologe jüdischer Abstammung. Er wirkte von 1911 bis 1914 als Professor an der Universität Königsberg und anschließend bis zu seinem Tod an der Universität Frankfurt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Ellinger war der Sohn von Philipp Ellinger (* 7. September 1818 in Mainz; † 28. April 1875 in Frankfurt am Main) und dessen Ehefrau Mathilde geborene Ruben. Der Vater war Inhaber der Firma Philipp Abraham Cohen, eines Metallgeschäfts. Sein Bruder Leo Ellinger (* 21. November 1852 in Frankfurt am Main; † 16. Juli 1916 ebenda) übernahm das väterliche Geschäft und wurde Gründer der Metallgesellschaft.

Alexander Ellinger besuchte das Gymnasium in Frankfurt am Main und absolvierte ab 1887 an den Universitäten Berlin und Bonn ein Studium der Chemie, das er 1892 mit der Promotion abschloss. Zu seinen akademischen Lehrern zählten während dieser Zeit August Wilhelm von Hofmann und August Friedrich Kekulé. Danach studierte er an der Universität München Medizin. Im Jahr 1897 wechselte er an die Universität Königsberg, an der er 1898 auch die medizinische Promotion erlangte und sich ein Jahr später für Medizinische Chemie und Pharmakologie habilitierte.

Ab 1911 wirkte er als Nachfolger von Max Jaffé als Professor in Königsberg. Im Jahr 1914 wechselte er an die in seiner Heimatstadt neu gegründete Universität Frankfurt, an der er bis zu seinem Tod als ordentlicher Professor für Pharmakologie fungierte. Die Laboratorien waren gemeinsam mit denen des Lehrstuhls für vegetative Physiologie, dessen Inhaber Gustav Embden war, im Theodor-Stern-Haus untergebracht. Alexander Ellinger war darüber hinaus der erste Dekan der Frankfurter Medizinischen Fakultät.

Mit seiner Frau, einer Nichte Jaffés, hatte er zwei Töchter und zwei Söhne. Er starb 1923 in seiner Heimatstadt. Zu seinem Nachfolger in Frankfurt wurde Werner Lipschitz berufen.

Wissenschaftliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwerpunkte der Forschung von Alexander Ellinger waren die chemische Verbindung Indol und davon abgeleitete Substanzen wie die Aminosäure Tryptophan sowie der Wasseraustausch zwischen Geweben und Blut, die Entstehung von Lymphe sowie die Harnbildung. Während des Ersten Weltkrieges unternahm er umfangreiche Versuche zur Therapie von Kampfgasvergiftungen.[1]

Er entdeckte unter anderem die Kynurensäure als Metaboliten des Tryptophans[2][3] und synthetisierte mit seinem Mitarbeiter Claude Flamand diese Aminosäure erstmals.[4][5] Im Jahr 1917 wurde ihm der Titel Geheimer Medizinalrat verliehen. Sein letztes Werk war ein Übersichtsartikel über aromatische Kohlenwasserstoffe im Handbuch der experimentellen Pharmakologie.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Berthold Peter Anft: Ellinger, Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 457 f. (Digitalisat).
  • Udo Benzenhöfer: Die Universitätsmedizin in Frankfurt am Main von 1914 bis 2014. Kontur, Münster 2014, S. 53, ISBN 978-3-944998-01-5.
  • Philipp Ellinger: Alexander Ellinger (1870–1923). In: Ergebnisse der Physiologie. Bd. 23, 1924, S. 139–179 (Philipp Ellinger war ein Neffe Alexander Ellingers).
  • Horst Grobecker, Gerd Geisslinger, Josef Pfeilschifter, Sebastian Harder: Zentrum der Pharmakologie, Medizinische Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.In: Athineos Philippu (Hrsg.): Geschichte und Wirken der pharmakologischen, klinisch-pharmakologischen und toxikologischen Institute im deutschsprachigen Raum. Berenkamp, Innsbruck 2004, ISBN 3-85093-180-3, S. 204–210.
  • Benjamin Kuntz / Harro Jenss: Alexander Ellinger. In: dies.: Frankfurter Charakterköpfe. Die Scherenschnitte der Rose Hölscher in 39 Biographien. Hentrich & Hentrich, Berlin 2023, ISBN 978-3-95565-485-6, S. 58–61.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Udo Benzenhöfer: Die Universitätsmedizin in Frankfurt am Main von 1914 bis 2014. Kontur, Münster 2014, S. 53, ISBN 978-3-944998-01-5.
  2. Alexander Ellinger: Die Entstehung des Tryptophans. In: Hoppe-Seylers Zeitschrift für physiologische Chemie 43, 1904, S. 325–337. Abgerufen am 14. November 2013.
  3. J. Wang: Kynurenic Acid as a Ligand for Orphan G Protein-coupled Receptor GPR35. In: Journal of Biological Chemistry. 281, 2006, S. 22021–22028, doi:10.1074/jbc.M603503200.
  4. Alexander Ellinger, Claude Flamand: Über synthetisch gewonnenes Tryptophan und einige seiner Derivate. In: Hoppe-Seylers Zeitschrift für physiologische Chemie 55, 1907, S. 8–24. Abgerufen am 13. November 2013.
  5. Charles Heidelberger: The synthesis of DL-tryptophan-β-C14, indole-3-acetic acid-α-C14, and DL-tryptophan-3-C14. in: Journal of Biological Chemistry 179, 1949, S. 139–142. (PDF; 709 kB) Abgerufen am 13. November 2013.
  6. A. Ellinger: Aromatische Kohlenwasserstoffe, Phenole, aromatische Säuren, aromatische Alkohole, Aldehyde, Ketone, Chinone, Nitroverbindungen. In: A.Heffter (Hrsg.): Handbuch der experimentellen Pharmakologie. Erster Band, S. 871–1048. Verlag von Julius Springer, Berlin, 1923.