Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1947

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Die Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1947 fanden vom 26. Juli bis 3. August 1947 in Paris statt. Die französische Hauptstadt war damit zum sechsten Mal Gastgeberin der Bahn-WM; die WM begann eine Woche nach dem Ende der Tour de France.

Insgesamt waren Sportler aus 21 Nationen am Start (dabei sind allerdings die Teilnehmer der Straßen-Weltmeisterschaften mit eingerechnet). Deutsche Sportler waren nicht am Start.

Bei diesen Weltmeisterschaften errang der 39-jährige Belgier Jef Scherens seinen siebten Weltmeister-Titel bei den Profi-Sprintern. An diesem Wettbewerb nahmen lediglich neun Fahrer aus vier Ländern teil.[1] Bei den Finalläufen kam es jedoch zu „skandalösen Vorfällen“[2]: Den ersten Lauf hatte Scherens gewonnen, beim zweiten stürzte er, so dass dieser wiederholt wurde, den wiederum Gérardin gewann. Als Scherens anschließend wegen des Sturzes um eine zehnminütige Pause bat, lehnte Gérardin dies ab. Daraufhin protestierte Scherens gegen die Wertung des zweiten Laufes wegen Behinderung, die Kommissare entschieden auf Wiederholung. Während dieses Laufes wurde Scherens vom randalierenden Publikum mit Gegenständen beworfen. Gérardin brach daraufhin den Lauf ab und versuchte, das Publikum über Mikrofon zu beruhigen. Unter tosendem Pfeifkonzert wurde der Lauf schließlich wiederholt und Scherens gewann. Nun protestierte allerdings Gérardin gegen dessen Wertung, Scherens wurde dennoch zum Weltmeister erklärt; zu einer Siegerehrung kam es jedoch nicht, da er sich vor der wütenden Menge in Sicherheit bringen musste. Wenige Tage später stellte Scherens öffentlich seinen Titel zur Verfügung und forderte Gérardin zu einer Revanche auf. Dazu kam es jedoch nicht: Scherens wurde sein Weltmeistertrikot Ende September vom Bürgermeister seiner Heimatstadt Löwen überreicht.

Allgemein wurde der fehlende Nachwuchs bei den Profi-Sprintern beklagt: Die Stars aus der Vorkriegszeit, Arie van Vliet, Louis Gérardin und Scherens, beherrschten auch weiterhin die Wettbewerbe. Der „Märtyrertod“ von Albert Richter habe auch international eine schmerzliche Lücke hinterlassen.[3]

Resultate der Berufsfahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Platz Land Athlet Zeit/Abstand
Fliegerrennen über 1000 m 1 Belgien Belgien Jef Scherens
2 Frankreich 1946 Frankreich Louis Gérardin
3 Frankreich 1946 Frankreich Georges Senfftleben
Steherrennen 1 Frankreich 1946 Frankreich Raoul Lesueur
über 100 km 2 Frankreich 1946 Frankreich Jean-Jacques Lamboley
3 Niederlande Niederlande Jan Pronk
Einerverfolgung über 5000 m 1 Italien Italien Fausto Coppi 6:16,2 min
2 Italien Italien Antonio Bevilacqua (105 m)
3 Schweiz Schweiz Hugo Koblet 6:26,6 min

Resultate der Amateure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Platz Land Athlet Zeit/Abstand
Fliegerrennen 1 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Reg Harris
über 1000 m 2 Niederlande Niederlande Cor Bijster
3 Frankreich 1946 Frankreich Henri Sensever
Einerverfolgung über 4000 m 1 Italien Italien Arnaldo Benfenati 5.20,4 min
2 Uruguay Uruguay Atilio François Baldi (80 m)
3 Danemark Dänemark Knud E. Andersen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Illustrierter Radsportexpress. Nr. 16/1947. Express-Verlag, Berlin 1947, S. 5.
  2. Illustrierter Radsport-Express, 12. August 1947
  3. Der Illustrierte Radsport-Express, 18. November 1947. Richter wurde 1940 mutmaßlich von der Gestapo ermordet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Illustrierter Radsport-Express, Juli/August 1947