Bergfriedhof (Schönau am Königssee)

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Friedhofskapelle und kleiner Ausschnitt des Bergfriedhofs mit Blick zum Untersberg

Der Bergfriedhof ist ein Kommunalfriedhof im Ortsteil Oberschönau der Gemeinde Schönau am Königssee, der 1948 angelegt wurde[1] und derzeit 4.500 Grabstätten umfasst. Träger ist der Friedhofsverband Berchtesgaden, dem der Markt Berchtesgaden sowie die Gemeinden Bischofswiesen und Schönau am Königssee angehören.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergfriedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bergfriedhof ist der dritte und damit neueste Friedhof, auf dem in der Hauptsache Bürger aus Berchtesgaden, Bischofswiesen und Schönau am Königssee beerdigt werden.

Der erste Friedhof für Berchtesgaden ist seit 1359 bekannt und war um die Pfarrkirche St. Andreas gruppiert sowie in dem Zwischenraum von Pfarrkirche und Stiftskirche angelegt. Dieser Friedhof wurde 1806 endgültig aufgelassen, doch bereits 1685 reichte der Platz nicht mehr aus und am Anger neben der Franziskanerkirche in Berchtesgaden wurde ein neuer Friedhof angelegt – der heutige Alte Friedhof.[3]

Nachdem auch der Alte Friedhof an seine Grenzen zu stoßen begonnen hatte, gab es bereits 1891 wie auch 1910 Bestrebungen, den Friedhof außerhalb des Ortes zu verlegen – umgesetzt wurde das jedoch erst am 22. April 1948 mit dem Bergfriedhof als neuem Friedhof im Ortsteil Oberschönau der Gemeinde Schönau am Königssee. Er liegt unweit des Hauptbahnhofs Berchtesgaden auf der Anhöhe des Sulzbergs. Den Entwurf verfasste Alwin Seifert.[4] Auf diesem Gelände hatte Fürstpropst Franz Anton Josef von Hausen-Gleichenstorff († 1780) sein Schloss Lustheim errichtet, das 1938 während der Zeit des Nationalsozialismus zerstört und abgetragen wurde. Das an seiner Stelle geplante „Parteiforum“ wurde wegen des Kriegsausbruchs allerdings nicht mehr gebaut.[5]

Zwischen 1952 und 1956 wurde in der unmittelbaren Nachbarschaft eine Kriegsgräberstätte zum Gedenken an die Toten des Ersten und Zweiten Weltkrieges errichtet.[6]

Ende September 2015 wurde der Bergfriedhof bei dem landesweiten Wettbewerb „Unser Friedhof, Ort der Würde, Kultur und Natur“ des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e. V. als Sieger des Landkreises Berchtesgadener Land mit einer Bronzeplakette sowie einer Ehrenurkunde von Staatsministerin Ulrike Scharf ausgezeichnet.[2]

Friedhofskapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Friedhofskapelle mit Aussegnungshalle für den Bergfriedhof wurde 1960/61 nach den Plänen des vermutlich ortsansässigen Architekten Georg Zimmermann gebaut und mit einem offenen Glockenturm ausgestattet.[5]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bergfriedhof wird vom Friedhofsverband Berchtesgaden als Zweckverband der Gemeinden Markt Berchtesgaden, Bischofswiesen und Schönau am Königssee auf dem Gebiet des Bestattungswesens mit Sitz in Berchtesgaden unterhalten. Neben dem Bergfriedhof mit ca. 4500 Grabstätten sowie der daran angeschlossenen Kriegsgräberstätte mit ca. 1000 Grabstätten in Oberschönau einschließlich der dazugehörigen Gebäude, wie z. B. der Aussegnungshalle, unterhält der Zweckverband auch noch den Alten Friedhof in Berchtesgaden mit ca. 1500 Grabstätten.[2]

Auf beiden Friedhöfen zusammen finden jährlich etwa 260 Bestattungen statt.[2]

Grabstellen bekannter Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabstätte Magda Schneider

Auf dem Bergfriedhof sind auch Grabstätten einiger bekannter Persönlichkeiten, darunter:[5][7]

  • Hans Angerer (1941–2012), Verwaltungsjurist, Regierungspräsident von Oberfranken
  • Alfred Essler (1929–2013), Bildhauer und Keramiker.
  • Manfred Feulner (1922–2011), Gymnasiallehrer, Sachbuchautor und Gemeindearchivar von Berchtesgaden
  • Paula Hitler (1896–1960), Schwester Adolf Hitlers
  • Fritz Hippler (1909–2002), nationalsozialistischer deutscher Filmpolitiker
  • Karl Theodor Jacob (1908–1980) deutscher Politiker der CSU, Landrat der einstigen Landkreise Lohr am Main und Berchtesgaden sowie erster Präsident der Bayerischen Landesbank.
  • Hertha Karasek-Strzygowski (1896–1990), österreichische, nach 1945 deutsche Malerin, Künstlerin und Schriftstellerin (Grab aufgelassen)
  • Rudolf Kriss (1903–1973), Brauereibesitzer, Volkskundler und kommunaler CSU-Politiker.
  • Lenz Kriss-Rettenbeck (1923–2005), Volkskundler und Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums, Adoptivsohn von Rudolf Kriss
  • Gertrud von Kunowski (1877–1960), Malerin
  • Georg Leber (1920–2012), deutscher Gewerkschaftsführer und Politiker (SPD), Bundesverkehrsminister (1966–72), Bundespostminister (1969–72), Bundesverteidigungsminister (1972–78) und Bundestagsvizepräsident (1979–83)
  • Ernst Maisel (1896–1978), Generalleutnant der Wehrmacht, Überbringer des Ultimatums Hitlers an Generalfeldmarschall Rommel
  • Rudolf Müller (1912–2009), Landrat des einstigen Landkreises Berchtesgaden (1964–1972), anschließend erster Landrat des neu gebildeten Landkreises Berchtesgadener Land (1972–1978)
  • Rudolf Rostock (1916–1964), deutscher Kommunalpolitiker und Landrat des einstigen Landkreises Berchtesgaden (1964).
  • Paul Schallweg (1914–1998), Schriftsteller, Kulturmanager und Kulturförderer
  • Rudolf Schmundt (1896–1944), General der Infanterie und Chefadjutant der Wehrmacht bei Adolf Hitler.
  • Magda Schneider (1909–1996), Schauspielerin und die Mutter der Schauspielerin Romy Schneider.
  • Günther Schödel (1922–2015), deutscher Botschafter
  • Erica Schwarz (1905–1983), Schriftstellerin, Verfasserin von Jugendbüchern, Gedichten sowie Reiseführern und alpinistischen Sachbüchern.
  • Johannes Stark (1874–1957), Träger des Nobelpreises für Physik und Anhänger des Nationalsozialismus sowie Vertreter der sogenannten Deutschen Physik
  • Hans Thierfelder (1913–1987), deutscher Unternehmer und Textilfabrikant
  • Fritz Todt (1891–1942), SA-Obergruppenführer, Gründer der Organisation Todt, Reichsminister für Bewaffnung und Munition – wurde in Berlin auf dem Invalidenfriedhof bestattet,[8] seine Grabstätte aber nach dem Krieg geschleift.[9] Auf dem Bergfriedhof jedoch wird seiner noch immer mit einem Kenotaph gedacht.[10]
  • Albert Viethen (1897–1978), Pädiater, Hochschullehrer und Klinikleiter sowie SS-Obersturmführer
  • Hans-Erich Voss (1897–1969), Vizeadmiral der Wehrmacht

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bergfriedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hellmut Schöner (Hrsg.): Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes, Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1982, ISBN 3-87490-528-4, S. 232.
  2. a b c d Friedhofsverband Berchtesgaden, online unter gemeinde.berchtesgaden.de.
  3. A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973, S. 94.
  4. Entwurf von Alwin Seifert unter der Bezeichnung „Friedhof Lustheim“ siehe Nachlass Seifert in der Technischen Universität München, Fakultät für Architektur, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum
  5. a b c UKw: Ausflug in die Vergangenheit. Berchtesgadener Anzeiger, 9. Juli 2013. Bericht über eine geschichtliche Führung von Alfred Spiegel-Schmidt über den Bergfriedhof, online unter berchtesgadener-anzeiger.
  6. Kriegsgräberstätte in Schönau am Königssee, Webseite der Gebirgsjägerkameradschaft 232 Berchtesgaden e. V., online unter gebirgsjaegerkameradschaft232.de.
  7. Alfred Spiegel-Schmidt: Führung Neuer Friedhof, Liste mit Grabstellen bekannter Persönlichkeiten von November 2017. Webseite des Heimatkundevereins Berchtesgaden aus dem Themenfeld Forschung, Abschnitt: Neuzeit seit 1803, PDF, 8 Seiten, online unter heimatkundeverein-berchtesgaden.de.
  8. Die Trauerparade und Beisetzung, in Annener Zeitung, verbunden mit der Annener Volkszeitung : Anzeigenblatt für Witten-Annen und die Stadtteile Rüdinghausen, Stockum und Düren vom 13. Februar 1942, online unter deutsche-digitale-bibliothek.de
  9. Siehe dazu auch den Hinweis im Artikel Invalidenfriedhof zur Regelung, wonach nicht nachträglich neue Kissensteine als Ersatz auf zwischen 1945 und 1990 geschleifte Gräber führender Vertreter des NS-Regimes abgelegt werden dürfen.
  10. Fritz Todt in der Datenbank Find a Grave (englisch)Vorlage:Findagrave/Wartung/Wikidatakennung nicht gesetztVorlage:Findagrave/Wartung/Wirkungslose Verwendung von Parameter 2, zu seinem Grab in Berlin und dem Kenotaph auf dem Bergfriedhof in Schönau am Königssee, online unter de.findagrave.com.

Koordinaten: 47° 37′ 16,8″ N, 12° 59′ 40,6″ O