Betzenweiler

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Wappen Deutschlandkarte
Betzenweiler
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Betzenweiler hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 7′ N, 9° 34′ OKoordinaten: 48° 7′ N, 9° 34′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Biberach
Höhe: 579 m ü. NHN
Fläche: 9,68 km2
Einwohner: 776 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 80 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88422
Vorwahl: 07374
Kfz-Kennzeichen: BC
Gemeindeschlüssel: 08 4 26 020
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Riedlinger Straße 2
88422 Betzenweiler
Website: www.betzenweiler.de
Bürgermeister: Tobias Wäscher
Lage der Gemeinde Betzenweiler im Landkreis Biberach
KarteBayernAlb-Donau-KreisLandkreis RavensburgLandkreis ReutlingenLandkreis SigmaringenUlmAchstettenAlleshausenAllmannsweilerAltheim (bei Riedlingen)AttenweilerBad BuchauBad SchussenriedBerkheimBetzenweilerUmmendorf (bei Biberach)Biberach an der RißBurgriedenDettingen an der IllerDürmentingenDürnau (Landkreis Biberach)EberhardzellErlenmoosErolzheimRiedlingenErtingenGutenzell-HürbelHochdorf (Riß)IngoldingenKanzachKirchberg an der IllerKirchdorf an der IllerKirchdorf an der IllerLangenenslingenLaupheimLaupheimMaselheimMietingenMittelbiberachMoosburg (Federsee)OchsenhausenOggelshausenRiedlingenRiedlingenRiedlingenRot an der RotSchemmerhofenSchwendiSeekirchSteinhausen an der RottumTannheim (Württemberg)Tiefenbach (Federsee)Ummendorf (bei Biberach)UnlingenUnlingenUttenweilerWainWarthausen
Karte
Betzenweiler von Norden vom Bussen aus

Betzenweiler ist eine Gemeinde im baden-württembergischen Landkreis Biberach in Deutschland.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betzenweiler liegt in Oberschwaben.

Im Norden Betzenweilers erhebt sich der Bussen, der „Heilige Berg Oberschwabens“. Südlich liegt der Federsee, mit einem Teil des UNESCO-WeltkulturerbesPrähistorische Pfahlbauten um die Alpen“.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betzenweiler grenzt im Norden an Uttenweiler, im Osten an Alleshausen, im Süden an Moosburg und Kanzach und im Westen an Dürmentingen.

Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Süden der Gemarkung hat Betzenweiler Anteil am Naturschutzgebiet Westliches Federseeried/Seelenhofer Ried, welches gleichzeitig Bestandteil des FFH-Gebiets Federsee und Blinder See bei Kanzach und des Vogelschutzgebiet Federseeried ist.

Östlich von Betzenweiler liegt zudem das kleine Landschaftsschutzgebiet Weiher im Miesachtal.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster St. Gallen hat im 9. Jahrhundert möglicherweise die Grundherrschaft am Ort ausgeübt, wenn eine Urkunde aus dem Jahre 817 zutrifft, die das Kloster im Besitz von „Perahtramnilvillare ad Fedarhaun“ nennt.[3] Urkundliche Erwähnungen in der Namensform Betzenweiler gab es aber erst im Laufe des 13. Jahrhunderts, im Jahre 1249 als „Bencewiller“ und 1275 als „Bentzenwiler“.

Zur Entstehung des Namens Betzenweiler gibt es verschiedentliche Erklärungen. Ob der Name ein Erbe aus der keltischen Frühgeschichte des Ortes sein könnte oder erst im frühen Mittelalter in Bezug zu einem Gründer namens „Benzo“ entstand, ist ungeklärt.[3] Beim Kanzacher Berg gibt es eine nur noch rudimentär erhaltene Keltenschanze.

Während des Hochmittelalters gehörte die Gemarkung Betzenweiler zum Herzogtum Schwaben.

Verschiedene klösterliche und adelige Ortsherrschaften wechselten sich im Lauf der Jahrhunderte ab. Im Mittelalter sind die Grafen von Veringen, ab etwa 1250 die Grafen von Grüningen-Landau und ab 1340 die Grafen von Württemberg als Ortsherren genannt worden. Diese vergaben den Ort 1392 als Lehen an die Herren von Hornstein. Der württembergische Hofmeister Dietrich von Speth zu Neidlingen übernahm den Ort 1472 in seinen Besitz.

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Speth verkaufte die Grundherrschaft in Betzenweiler 1510 an das Damenstift Buchau. Die hohe Gerichtsbarkeit am Ort übte die Linie Friedberg-Scheer des Hauses Waldburg aus.

Durch Kriegseinwirkungen und eine Pestepidemie während des Dreißigjährigen Krieges ging die Zahl der Bevölkerung Betzenweilers dramatisch zurück. Die Neubesiedlung verdankt der Ort dem Engagement des Paters von Stein, welcher Einwanderer aus der Schweiz, hauptsächlich aus der Raumschaft Inwil, herbeirief. Deshalb sind die Einwohner Betzenweilers noch heute im Umland als „Steinschweizer“ bekannt.

Mit der Auflösung des Damenstifts Buchau durch die Säkularisation 1803 fiel Betzenweiler an die Fürsten von Thurn und Taxis, die es dem Reichsfürstentum Buchau eingliederten.

Seit der Zugehörigkeit zu Württemberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Mediatisierung des Fürstentums Buchau fiel der Ort Betzenweiler 1806 an das Königreich Württemberg und wurde dort dem Oberamt Riedlingen zugeordnet. Im Jahre 1873 wurde Moosburg mit Brackenhofen aus der Gemeinde gelöst.

Die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg führte 1938 zur Zugehörigkeit zum Landkreis Saulgau. Im Jahre 1945 wurde die Gemeinde Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. Seit der Kreisreform von 1973 ist Betzenweiler Teil des Landkreises Biberach. Durch die Gründung des Gemeindeverwaltungsverbandes Bad Buchau, welchem Betzenweiler angehört, konnte die Selbständigkeit der Gemeinde bis heute erhalten bleiben.

Bauernhof in Betzenweiler

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist traditionell vom Katholizismus geprägt. Die römisch-katholische Kirchengemeinde St. Clemens gehört zur Seelsorgeeinheit Federsee im Dekanat Biberach der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohnerzahl
1392 703
1606 ca. 400
1670 ca. 120
1693 ca. 200
1803 335
1828 395
1834 470
1861 575
1895 710
1939 590
Jahr Einwohnerzahl
1961 622
1970 667
1972 672
1986 624
1991 626
1995 655
2005 722
2010 698
2015 742
2020 770

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Gemeinde Betzenweiler
Wappen der Gemeinde Betzenweiler
Blasonierung: „In geteiltem Schild oben in Schwarz eine goldene (gelbe) Hirschstange, unten in Gold (Gelb) ein durchgehendes rotes Kreuz mit Tatzenenden.“[4]
Wappenbegründung: Betzenweiler war schon vor 1392 ein württembergisches Lehen. Hieran soll die in ausgetauschten Farben in der oberen Hälfte des geteilten Schildes dargestellte württembergische Hirschstange erinnern. Bei dieser weithin bekannten Wappenfigur konnte der zur Einhaltung der heraldischen Farbregel notwendige Farbentausch eher verantwortet werden als bei dem roten Adelindiskreuz aus dem Wappen des ehemaligen Stifts Buchau. Das letztere war von 1510 bis zur Säkularisation im Jahre 1802 Besitzer von Betzenweiler. Am 4. September 1979 hat das Landratsamt das Wappen und die Flagge verliehen.

Kultur, Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur und Brauchtum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie das gesamte schwäbische Oberland ist Betzenweiler in Kultur und Religion stark katholisch geprägt. Entsprechend gestaltet sich der Jahresverlauf im öffentlichen Leben.

In Betzenweiler gibt es zudem eine starke Vereinslandschaft, wodurch Kultur und Brauchtum sehr lebendig gehalten werden. Zu den traditionsreichsten Vereinen zählen der "Verein der Bürgersöhne 1804 e.V." sowie der "Verein zum Gedenken an die Opfer aus Kriegen und Gewalt - Soldatenkameradschaft Betzenweiler 1870."

Das überregionale Brauchtum der Fasnet wird durch die Narrenzunft Stoischweizer hoch gehalten.

St. Clemens Betzenweiler

Der Sportverein, die Katholische Landjugend und der Musikverein zählen zu den mitgliederstärksten Gruppierungen. Besonders erwähnenswert sind zudem die vielfältigen und im Gemeindeleben sehr aktiven Chöre. Ein besonderes, musikalisches Werk ist die Entwicklung des Musicals "Die Steinschweizer" das im Jahr 2010 Premiere feierte und auf dem gleichnamigen Theaterstück aus dem Jahre 1866 basiert.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pfarrkirche St. Clemens mit denkmalgeschütztem Pfarrhaus
  • Kapelle Bischmannshausen: Bereits 1693 wird im Teilort Bischmannshausen eine Marienkapelle erwähnt. Ihr Marienbild, eine Nachbildung der Einsiedler "Schwarzen Madonna", ist bis heute erhalten und war lange Zeit Wallfahrtsziel zahlreicher Pilger. In Oberschwaben ist bis heute verbreitet "siebenmal nach Bischmanshausen zu pilgern entspricht einmal in die Schweiz nach Einsiedeln."
Kapelle St. Peter und Paul in Bischmannshausen

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Betzenweiler unterhält eine Vielzahl von öffentlichen Einrichtungen, die den Bewohnern und den Vereinen zugänglich sind. Dazu zählen das Dorfgemeinschaftshaus (Alte Schule), eine moderne Fest- und Mehrzweckhalle, Sportanlagen sowie Grill- und Spielplätze.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gewerbegebiet Betzenweiler

In Relation zur Gemeindegröße hat Betzenweiler eine sehr hohe Wirtschaftskraft und damit ein hohes Gewerbesteuereinkommen. Im Jahr 2015 betrugen die gesamten Einnahmen 1,84 Mio. Euro, was einer Gewerbesteuer von 2520 Euro pro Kopf entspricht. Allein bei den zwei größten Firmen May Gerätebau GmbH und Reck Technik GmbH & Co. KG sind zusammen nahezu 400 Mitarbeiter beschäftigt. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Unternehmen mit bis zu rd. 50 Mitarbeitern.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betzenweiler liegt an der L270, der K7536 sowie an der K7537. Die Kreisstadt Biberach an der Riß kann innerhalb von 20 Minuten erreicht werden, das Kreismittelzentrum Riedlingen in 10 Minuten. Die hohe Zahl an Pendlern und der zunehmende Güterverkehr führen zu einer verstärkten Verkehrsbelastung des Ortes.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joseph Schefold (1764–nach 1837), Schreiner in Betzenweiler (Kreis Biberach), war der Stammvater der Orgelbauersippe Schefold in Biberach, Ehingen und CH-Beckenried.[5]
  • Rupert Kniele (1844–1911), Arzt und Pionier der Plansprache Volapük
  • Ehrenbürger: Anton Reck, Unternehmer (1933–2014)[6]
  • Bürgermeister (seit Kriegsende): Anton Dangel (1946–1970), Anton Wachter (1970–1986), Franz Gaiser (1986–2002), Dietmar Rehm (2002–2018), Tobias Wäscher (seit 2018)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Betzenweiler mit Bischmannshausen, Brackenhofen, Moosburg, Wolfartsmühle. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Riedlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 4). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1827 (Volltext [Wikisource]).
  • Walter Schubert: Dorf und Pfarrei Betzenweiler. hrsg. v. Gemeinde Betzenweiler, Betzenweiler 2001, ISBN 3-00-008468-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Betzenweiler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. a b Geschichte von Betzenweiler
  4. Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 23. Oktober 2023
  5. Orgellandschaft Oberschwaben
  6. http://www.motomed.com/de/meldungen-aktuelles/anton-reck-2014.html@1@2Vorlage:Toter Link/www.motomed.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.