DEFA-Märchenfilm

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Anfang der 1950er Jahre begann man in der DDR mit der Produktion der DEFA-Märchenfilme.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die DEFA war das erste Filmstudio in den vier Besatzungszonen, das nach 1945 eine Lizenz erhielt[1], produzierte aber in der Besatzungszeit keine Märchenfilme. Die DEFA-Kinderfilmproduktion näherte sich dem Märchenerbe anfangs nur langsam[2], auch weil die Grimmsche Sammlung in der sowjetischen Besatzungszone nicht unumstritten war.[3] Die Märchen der Brüder Grimm schienen einerseits als zu illusionär-romantisch und mystisch, andererseits als zu grausam und blutig.[2] 1948 schlug Wolff von Gordon der DEFA eine Verfilmung des Märchens Das kalte Herz von Wilhelm Hauff vor.[4] Erst zwei Jahre nach der Gründung der DDR wurde mit Das kalte Herz der erste Märchenfilm, der zugleich auch der erste DEFA-Farbfilm in Agfacolor ist, unter der Regie von Paul Verhoeven im Frühling und Sommer 1950 in den Babelsberger Studios gedreht, und dank 9.779.526 Zuschauern wurde er zudem sogleich auch einer der erfolgreichsten DEFA-Filme überhaupt.[5] 1953 wurde der Zuschauerrekord mit dem zweiten Märchenfilm der DEFA, Die Geschichte vom kleinen Muck von Wolfgang Staudte, mit 12,9 Millionen Kinobesuchern gebrochen, was auch auf die aufwendige Produktion und die seinerzeit noch nicht so gängigen Spezialeffekte zurückzuführen ist. Damit ist die Wilhelm-Hauff-Verfilmung der besucherstärkste Kinofilm der DDR.[5]

Durchschnittlich erreichten die nachfolgenden Märchenproduktionen vier bis fünf Millionen Zuschauer. 1961 wurde erst- und letztmals mit einer Verfilmung nach Hans Christian Andersen, die den Titel Das Kleid trug, ein Märchenfilm verboten. Im Juli 1989 wurde mit Hannelore Unterbergs Produktion Verflixtes Mißgeschick!, in der Carmen-Maja Antoni die Titelrolle spielt, der letzte DEFA-Märchenfilm auf der Kinoleinwand gezeigt.

Erfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Filme zählen teilweise zu den bedeutenden deutschen Filmen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich die Filme zu Kultfilmen und werden regelmäßig im KiKA-Sonntagsmärchen und zur Weihnachtszeit in den Dritten Programmen gezeigt. Vor allem die Kooperationsproduktion Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1973) mit der ČSSR erlangte große Bekanntheit.

Die DEFA-Märchenfilme sind als Teil des gesamten Filmerbes der DEFA über die Archivplattform Progress Film zugänglich und lizenzierbar.[6]

Übersicht der DEFA-Märchenfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unabhängig davon produzierte die DEFA mehrere Märchenfilme für das Fernsehen der DDR, die nicht als DEFA-Märchenfilme im engeren Sinne angesehen werden:

In der Liste von deutschen Märchenfilmen sind alle Märchenfilme des DDR-Fernsehens aufgeführt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Sabine Hake: Film in Deutschland. Geschichte und Geschichten seit 1895. Reinbek b. Hamburg 2004, S. 161.
  2. a b Vgl. Eberhard Berger, Joachim Giera: 77 Märchenfilme. Ein Filmführer für jung und alt. Berlin 1990, S. 19.
  3. Vgl. Kristin Wardetzky: Märchen in Erziehung und Unterricht. In: Märchenspiegel. Zeitschrift für internationale Märchenforschung und Märchenpflege. 1/2014, S. 3–14.
  4. Vgl. Joachim Giera: Vom Kohlenmunk-Peter, dem kleinen Muck und seinen Leuten. Märchenfilme aus den DEFA-Filmstudios. In: Helge Gerndt, Kristin Wardetzky: Die Kunst des Erzählens. Festschrift für Walter Scherf. Potsdam 2002, S. 293–300.
  5. a b Die erfolgreichsten DDR-Filme in der DDR. Insidekino.com.
  6. Progress. Abgerufen am 23. Februar 2021.