Emeleusit

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Emeleusit
Emeleusit (weiße Krusten) von der Insel Illutalik vor Grönland (Größe: 2,4 cm × 1,8 cm × 1,1 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1977-021[1]

IMA-Symbol

Eme[2]

Chemische Formel Na2LiFe3+[Si6O15][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.22
VIII/E.22-100

9.DN.05
66.03.03.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[4]
Raumgruppe Cmce[5] (Nr. 64)Vorlage:Raumgruppe/64
Gitterparameter a = 14,00 Å; b = 17,34 Å; c = 10,07 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 6[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,76(7); berechnet: 2,81[6]
Spaltbarkeit fehlt[7]
Farbe farblos, cremerosa
Strichfarbe weiß[7]
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,596[8]
nβ = 1,597[8]
nγ = 1,597[8]
Doppelbrechung δ = 0,001[8]
Optischer Charakter zweiachsig negativ

Emeleusit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Na2LiFe3+[Si6O15][3] und ist damit chemisch gesehen ein Natrium-Lithium-Eisen-Silikat, das strukturell zu den Ketten- und Bandsilikaten zählt.

Emeleusit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, entwickelt aber nur winzige farblose oder cremerosa Kristalle bis etwa zwei Millimeter Länge mit tafeligem oder durch Zwillingsbildung pseudohexagonalem Habitus. Meist tritt er in Form körniger Mineral-Aggregate auf.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Emeleusit in der Ilimaussaq-Intrusion im Kangerdluarssuq-Fjord nahe Narsaq (Kommune Kujalleq) im Südwesten von Grönland und beschrieben durch B. G. J. Upton, P. G. Hill, O. Johnsen und O. V. Petersen, die das Mineral zu Ehren von Dr. Charles Henry Emeleus von der University of Durham in England benannten.

Typmaterial des Minerals wird an der Universität Kopenhagen in Dänemark; in der Geologischen Abteilung der University of Edinburgh in Schottland; Natural History Museum in London, Großbritannien (Katalog-Nr. 1987,118) und im National Museum of Natural History in Washington, D. C., USA (Katalog-Nr. 146464) aufbewahrt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Emeleusit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“, wurde dort jedoch noch fälschlich in der Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ geführt, wo er zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Faizievit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit, Yakovenchukit-(Y) die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-nr. VIII/E.22 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Emeleusit in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Silikat-Ketten bzw. -Bänder, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 6-periodischen Doppelketten“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Tuhualith und Zektzerit die „Tuhualithgruppe“ mit der System-Nr. 9.DN.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Emeleusit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2“ ein. Hier ist er in der „P=6 (Tuhualithgruppe)“ mit der System-Nr. 66.03.04 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2 mit Ketten P>2“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emeleusit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Cmce[5] (Raumgruppen-Nr. 64)Vorlage:Raumgruppe/64 mit den Gitterparametern a = 14,00 Å; b = 17,34 Å und c = 10,07 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emeleusit bildete sich als akzessorischer Bestandteil eines peralkalischen Trachyt-Dykes, in aegirin- und albitreichen Schichten. Neben den bereits genannten traten noch Apatit, Calcit, verschiedene Glimmer, titanhaltiger Narsarsukit, zinkhaltiger Nordit, Pektolith, Quarz, Riebeckit, Thorit und Zirkon als Begleitminerale auf.

Außer seiner Typlokalität, der Ilimaussaq-Intrusion bei Narsaq in Grönland, sind bisher keine weiteren Fundorte für Emeleusit bekannt.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • B. G. J. Upton, P. G. Hill, O. Johnsen, O. V. Petersen: Emeleusite: a new LiNaFeIII silicate from south Greenland. In: Mineralogical Magazine. Band 42, 1978, S. 31–34 (rruff.info [PDF; 422 kB]).
  • O. Johnsen, K. Nielsen, I. Sotofte: The crystal structure of emeleusite, a novel example of sechser-doppelkette. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 147, 1978, S. 297–306 (rruff.info [PDF; 386 kB]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Emeleusite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 651.
  4. Webmineral - Emeleusite
  5. a b Die ehemalige Bezeichnung dieser Raumgruppe lautete Ccma.
  6. a b c Emeleusite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 72,9 kB)
  7. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  8. a b c d Mindat – Emeleusite
  9. Fundortliste für Emeleusit beim Mineralienatlas und bei Mindat