Franziska Thun-Hohenstein

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Franziska Thun-Hohenstein (* 11. Mai 1951 in Ost-Berlin als Franziska Elisabeth von Thun und Hohenstein) ist eine deutsche Slawistin. Sie ist bekannt als Herausgeberin der Werke Warlam Schalamows in Deutschland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franziska Thun-Hohenstein wurde 1951 als Tochter der Literaturwissenschaftlerin Nyota Thun (geb. Kirchner) und des Diplomaten Ferdinand Thun geboren. Sie hat zwei jüngere Geschwister (Andrea Therese Sophie und Andreas Ferdinand Hermann, beide * 1955).

Sie studierte russische Sprache und Literatur an der Moskauer Lomonossow-Universität (1969 bis 1973) und an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie 1981 promovierte. Ab 1974 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin[1] und von 1996 bis 2001 am Zentrum für Literaturforschung, aus denen das heutige Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) hervorging. 2001–2002 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen tätig. Ab 2003 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZfL, wo sie von 2008 bis 2015 den Forschungsbereich „Plurale Kulturen Europas“ leitete und in Projekten zu Figurationen des Nationalen im Sowjetimperium[2] und zur kulturellen Semantik der Schwarzmeerregion[3] beschäftigt war. Seit 2020 ist sie Senior Fellow des ZfL.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind die russische Literatur- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, literarische Topographien, nationale Erinnerungskulturen und Narrative sowie kulturelles Gedächtnis und Autobiographik, vor allem zum Schreiben nach Auschwitz und dem Gulag. Zu den von Thun-Hohenstein untersuchten Autoren gehören unter anderem Alexander Solschenizyn,[4] Andrei Platonow[5] und Boris Pasternak.[6] Der Fokus ihrer Forschungen liegt auf dem russischen Schriftsteller Warlam Schalamow, dessen Werke Thun-Hohenstein seit 2007 in Zusammenarbeit mit der Übersetzerin Gabriele Leupold im Verlag Matthes & Seitz Berlin herausgibt.[7] 2022 erschien bei Matthes & Seitz Berlin ihre Biographie Schalamows Das Leben Schreiben. Warlam Schalamow: Biographie und Poetik.[8]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warlam-Schalamow-Werkausgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hg.: Warlam Schalamow: Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma. Bd. 1. Mit einem Nachwort von Franziska Thun-Hohenstein. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2007, ISBN 978-3-88221-600-4.
  • Hg.: Warlam Schalamow: Linkes Ufer. Erzählungen aus Kolyma. Bd. 2. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2008, ISBN 978-3-88221-601-1.
  • Hg.: Warlam Schalamow: Künstler der Schaufel. Erzählungen aus Kolyma. Bd. 3. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2010, ISBN 978-3-88221-602-8.
  • Hg.: Warlam Schalamow: Die Auferweckung der Lärche. Erzählungen aus Kolyma. Bd. 4. Mit Anmerkungen und Nachwort von Franziska Thun-Hohenstein. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2011, ISBN 978-3-88221-502-1.
  • Hg.: Warlam Schalamow: Das vierte Wologda und Erinnerungen. Bd. 5. Mit Anmerkungen und Nachwort von Franziska Thun-Hohenstein. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2013, ISBN 978-3-88221-053-8
  • Hg.: Warlam Schalamow: Wischera. Antiroman. Bd. 6. Mit Nachwort und Kommentar von Franziska Thun-Hohenstein. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2016, ISBN 978-3-95757-256-1.
  • Hg.: Warlam Schalamow: Über die Kolyma. Erinnerungen. Bd. 7. Mit Nachwort und Kommentar von Franziska Thun-Hohenstein. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2018, ISBN 978-3-95757-540-1.
  • Hg.: Warlam Schalamow: Ich kann keine Briefe schreiben… Korrespondenz 1952–1978. Bd. 8. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Matthes & Seitz, Berlin 2022, ISBN 978-3-7518-0075-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Ernst Müller, Franziska Thun-Hohenstein: Vom Akademieinstitut zum ZfL – Geist und Geschichte. In: Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin (Hrsg.): 25 Jahre Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin. GWZ, Berlin 2021, S. 68–74 (zfl-berlin.org [PDF]).
  2. Aporien forcierter Modernisierung. Figurationen des Nationalen im Sowjetimperium. Projekteintrag auf der Website des ZfL, abgerufen am 28. November 2022.
  3. Kulturelle Semantik der Schwarzmeerregion. Projekteintrag auf der Website des ZfL, abgerufen am 28. November 2022.
  4. Vgl. Franziska Thun-Hohenstein: Überleben und Schreiben. Varlam Šalamov, Aleksandr Solženicyn, Jorge Semprún. In: Falko Schmieder (Hrsg.): Überleben. Historische und aktuelle Konstellationen. Wilhelm Fink, München 2011, S. 123–145.
  5. Vgl. Franziska Thun-Hohenstein: Dem neuen Namen Ebenbild sein. Andrej Platonovs Poetik des Namens und der frühsowjetische Namenskult. In: Franziska Thun-Hohenstein, Franziska, Tatjana Petzer, Sylvia Sasse und Sandro Zanetti (Hrsg.): Namen: Benennung. Verehrung. Wirkung. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2009, S. 143–164.
  6. Vgl. Franziska Thun-Hohenstein: Das Scheitern des Dialogs. Brüche in Boris Pasternaks Selbstverständnis als Dichter in den 30er Jahren. In: Klaus Städtke (Hrsg.): Dichterbild und Epochenwandel in der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Brockmeyer, Bochum 1996, S. 198–216.
  7. https://www.matthes-seitz-berlin.de/autor/warlam-schalamow.html
  8. Franziska Thun-Hohenstein: Das Leben schreiben. Warlam Schalamow: Biographie und Poetik. Matthes & Seitz, Berlin 2022. Vgl. dazu auch die Podcastfolge mit Stefan Willer: Warlam Schalamow – Biographie und Poetik