Freienwil

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Freienwil
Wappen von Freienwil
Wappen von Freienwil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Badenw
BFS-Nr.: 4028i1f3f4
Postleitzahl: 5423
Koordinaten: 666897 / 261739Koordinaten: 47° 30′ 11″ N, 8° 19′ 36″ O; CH1903: 666897 / 261739
Höhe: 461 m ü. M.
Höhenbereich: 428–624 m ü. M.[1]
Fläche: 3,99 km²[2]
Einwohner: 1102 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 276 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
13,1 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.freienwil.ch
Blick auf Freienwil
Blick auf Freienwil

Blick auf Freienwil

Lage der Gemeinde
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Karte von Freienwil
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Freienwil (schweizerdeutsch: ˌfrɛjəˈʋiːl)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Baden und liegt rund drei Kilometer nördlich des Bezirkhauptorts Baden.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in einem südlichen Seitental des Surbtals. Das von Süden nach Norden verlaufende Tal bildet eine flache Mulde am Rande des zum Tafeljura gehörenden Siggenbergs. Das Gelände steigt in Richtung Westen zum Hörndli (624 m ü. M.) an, einem Ausläufer des Siggenbergs. Der Büel (526 m ü. M.) bildet die Begrenzung zum östlich angrenzenden Tal von Ehrendingen. Im Süden wird das Tal vom Haselbuck (578 m ü. M.) abgeschlossen, zum Limmattal hin besteht ein schmaler Durchlass. Das Gemeindegebiet wird durch den Rickenbach entwässert, der bei Lengnau in die Surb mündet.[6]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 399 Hektaren, davon sind 154 Hektaren mit Wald bedeckt und 39 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt liegt auf 624 Metern auf dem Hörndli, der tiefste auf 428 Metern an der nordöstlichen Gemeindegrenze. Nachbargemeinden sind Lengnau im Norden, Ehrendingen im Osten, Ennetbaden im Süden und Obersiggenthal im Westen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf entstand im 8. Jahrhundert im Zuge der alemannischen Landnahme. Die erste urkundliche Erwähnung von Friginwillare erfolgte im Jahr 1230. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Friginwilari und bedeutet «Hofsiedlung des Freien».[5] Grundbesitzer im Hoch- und Spätmittelalter waren unter anderem die Klöster Einsiedeln, Sankt Blasien und Wettingen. Tatsächlich war der Einfluss der Klöster jedoch gering, denn das Dorf war ein relativ kompakter Twing unter der Kontrolle von Ministerialen aus der Stadt Baden. Diese standen im Dienst der Habsburger, welche die Blutgerichtsbarkeit ausübten.

Die niedere Gerichtsbarkeit befand sich bis 1367 in den Händen der Herren von Rümlang, danach wechselten sich verschiedene Badener Bürger ab, die im abgegangenen Weiherhaus residierten. 1506 konnten sich die Freienwiler für 615 Gulden freikaufen, eine damals ausserordentlich hohe Geldsumme, woraufhin sie das Recht zur selbständigen Abhaltung des Dorfgerichts besassen. Seit der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahr 1415 gehörte Freienwil verwaltungstechnisch zum Amt Ehrendingen in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Freienwil war zunächst eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau.

Aufgrund der Bevölkerungszunahme verarmte ein Teil der Bewohner, und die wirtschaftliche Entwicklung stockte. Da die Heimarbeit nur geringen zusätzlichen Verdienst einbrachte, sahen sich viele Bauern im 19. Jahrhundert zur Auswanderung gezwungen. Mehr als ein Jahrhundert lang stagnierte die Einwohnerzahl. Erst Mitte der 1950er Jahre begann sie anzusteigen, als das Dorf zunehmend in den Sog der expandierenden Agglomeration Zürich geriet.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Katholische Kapelle, erbaut 1925

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau gelbe Korngarbe, links begleitet von weisser Sichel mit gelbem Griff.» Das Wappen stellt die landwirtschaftliche Tradition der Gemeinde dar. Es wurde 1928 auf Anregung des örtlichen Männerchors eingeführt.[8]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[9]

Jahr 1799 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Einwohner 280 506 370 466 416 366 464 489 641 753 918 1110

Am 31. Dezember 2022 lebten 1102 Menschen in Freienwil, der Ausländeranteil betrug 13,1 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 41,4 % als römisch-katholisch und 19,4 % als reformiert; 39,2 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[10] 94,2 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 1,7 % Französisch und 1,5 % Englisch.[11]

Politik und Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Baden zuständig. Freienwil gehört zum Friedensrichterkreis III (Baden).[12]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Freienwil gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 120 Arbeitsplätze, davon 23 % in der Landwirtschaft, 7 % in der Industrie und 70 % im Dienstleistungsbereich.[13] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den Agglomerationen Baden und Zürich. Freienwil ist vor allem eine Wohngemeinde.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht der Kapelle in Freienwil

Freienwil liegt an der wenig befahrenen Kantonsstrasse 427 zwischen Obersiggenthal und Lengnau, von der die Kantonsstrasse 426 nach Oberehrendingen abzweigt. Der Durchgangsverkehr führt zum grössten Teil östlich am Dorf vorbei durch Ober- und Unterehrendingen. Das Dorf wird durch eine Postautolinie vom Bahnhof Baden nach Tegerfelden bedient. An Wochenenden verkehrt ein Nachtbus von Baden über Freienwil und Klingnau nach Bad Zurzach.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und ein Schulhaus, in dem die Primarschule unterrichtet wird. Die Realschule und die Sekundarschule können in Lengnau besucht werden, die Bezirksschule in Endingen. Die nächstgelegenen Gymnasien sind die Kantonsschule Baden und die Kantonsschule Wettingen.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf und der Freienwiler Wald dienten im Sommer 2015 als Hauptdrehorte für die vierte Staffel der SRF-Krimiserie Der Bestatter.[14][15] In der Serie heisst das Dorf Morgenthal und liegt bei Aarau.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Freienwil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 144–145.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1070, Swisstopo.
  7. Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 7. Juni 2019.
  8. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 158.
  9. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 7. Juni 2019.
  10. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 7. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  11. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 7. Juni 2019.
  12. Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 18. Juni 2019.
  13. Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 7. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  14. Katharina Herzig: Im Wald von «Morgenthal» sucht der Bestatter die verschwundene Ermittlerin. Aargauer Zeitung, 12. Januar 2016, abgerufen am 12. Januar 2019.
  15. Freienwil ist «dänk am Bestatter luege». Schweizer Radio und Fernsehen, 12. Januar 2016, abgerufen am 12. Januar 2019.