Fritz Jessen

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Fritz Jessen (* 21. August 1886 in Straßburg, Elsass-Lothringen; † 30. Juli 1951) war ein deutscher Jurist, Industrieller, Bankier und Finanzvorstand des Elektrokonzerns Siemens & Halske.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jessen war ein Sohn des Mediziners Ernst Jessen (1859–1933), dem Gründer der ersten Schulzahnklinik der Welt und „Begründer der Schulzahnpflege“. Nach dem Abitur studierte Jessen Rechtswissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Dort wurde er 1904 Mitglied der Tübinger Burschenschaft Derendingia, der bereits sein Vater angehörte.[1] Er promovierte anschließend zum Dr. jur.

Von 1925 bis 1929 war er Geschäftsinhaber der Norddeutschen Bank. Im Jahre 1929 wurde er Direktor der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft in Hamburg. Diesen Posten hatte Jessen bis 1931 inne. Anschließend erfolgte die Ernennung zum stellvertretenden Vorstandsmitglied der Siemens & Halske AG in Berlin. Seit 1937 war er ordentliches Vorstandsmitglied dieses Unternehmens. Im selben Jahr wurde Fritz Jessen Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gruppe der Internationalen Handelskammer. 1944 war er Teilnehmer eines geheimen Treffens führender Großindustrieller (Stahl-Kreis).

Auf Grundlage des Gesetzes Nr. 52 über die Beschlagnahme deutscher Vermögenswerte übernahm die britische Militärregierung am 5. Februar 1947 die Siemens-Betriebe und ernannte den früheren Finanzdirektor im Vorstand der Siemens & Halske AG Fritz Jessen zum Treuhänder.[2] Er galt aus Sicht der britischen Militärregierung und des Unternehmens als unbelastet und von einem möglichen Interessenkonflikt zwischen Militärregierung und Unternehmen unbefangen. Anfang April 1947 nahm der ehemalige Vorstandsvorsitzende Wolf-Dietrich von Witzleben, nachdem eine Urabstimmung der Werksangehörigen eine knappe Mehrheit für ihn ergeben hatte, die Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender wieder auf.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volker Berghahn: Industriegesellschaft und Kulturtransfer. Die deutsch-amerikanische Beziehung im 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010.
  • Christian Stadler: Unternehmenskultur bei Royal Dutch/Shell, Siemens und DaimlerChrysler. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004.
  • Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945, Band I: 1939–1941. K.G. Saur, München 1999.
  • Wilfried Feldenkirchen: Siemens, 1918–1945. Piper, 1995.
  • Volker Ralf Berghahn: Unternehmer und Politik in der Bundesrepublik. Suhrkamp, 1985.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mitglieder-Verzeichnis der Burschenschaft Derendingia zu Tübingen. 1967, Stammrollen-Nr. 361.
  2. Schriftenreihe zur Berliner Zeitgeschichte. 1959.[1]