Genzien

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Genzien
Koordinaten: 52° 53′ N, 11° 32′ OKoordinaten: 52° 53′ 10″ N, 11° 31′ 31″ O
Höhe: 29 m ü. NHN
Fläche: 7,47 km²[1]
Einwohner: 86 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 12 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1973
Eingemeindet nach: Arendsee (Altmark)
Postleitzahl: 39619
Vorwahl: 039384
Genzien (Sachsen-Anhalt)
Genzien (Sachsen-Anhalt)

Lage von Genzien in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Genzien

Genzien ist ein Ortsteil der Ortschaft und Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genzien, ein Straßendorf mit Kirche, liegt östlich des Arendsees und 25 Kilometer östlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Das Gebiet nördlich des Dorfes wird durch den Kanalgraben Genzien in den Arendsee entwässert.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung von Genzien ist die Nennung von Ghentzin im Jahre 1349, als die von Garthow dem Kloster Arendsee Besitzungen im Ort überlassen.[4] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Gentzin aufgeführt.[5] Weitere Nennungen sind 1541 Gentzin,[6] 1687 Gentzien[1] und 1804 Genzien.[7]

Der „Faule See“ lag nördlich des Dorfes. Er war ab 1834 durch einen Kanal, der in den Arendsee mündete, entwässert und abgeleitet worden. In dem Moor hatte man Torfstiche angelegt.[8] So wurde der See zwischen 1836 und 1838 trockengelegt. Der Abfluss zum Arendsee ist 1922 durch Tonröhren reguliert worden.[9] An den See erinnert heute eine Informationstafel und ein Aussichtsturm nördlich des Dorfes.[10]

Im Süden des Dorfes stand noch im 20. Jahrhundert südlich der Bahnlinie eine Windmühle.

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

200 Meter westlich des Dorfes sind obertägig sichtbare Reste einer abgetragenen Niederungsburg zu erkennen, die als archäologisches Kulturdenkmal unter Schutz stehen.[3] Die Burg hat einen Durchmesser von etwa 80 Metern und ist nur noch in den Grabenresten zu erkennen.[9]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Sültmann führte im Jahre 1937 den Ortsnamen auf den slawischen Personennamen „gasne“ oder „ganse“ für „Gans“ zurück. Die Endung „-in“ enthält eine Familienbestimmung.[11]

Aleksander Brückner führte 1879 analog dazu das altslawische Wort „gasъ“ für „Gans“ auf.[12]

Altes Dorf bei Genzien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Zahn berichtete 1909: Südwestlich unmittelbar an das Dorf Genzien anstoßend und im Süden bis an die Chaussee nach Arendsee reichend, liegt eine Ackerbreite, die „das alte Dorf“ genannt wird. Er schreibt weiter: „wahrscheinlich hat hier das alte wendische Rundlingsdorf gelegen“.[13]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Gestien nach Genzien eingemeindet.[14] Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Genzien aus dem Landkreis Osterburg in den Kreis Seehausen umgegliedert. Am 2. Juli 1965 kam die Gemeinde zum Kreis Osterburg. Am 1. Dezember 1973 erfolgte die Eingemeindung von Genzien in die Stadt Luftkurort Arendsee (Altmark).[15] Somit wurden Genzien und Gestien Ortsteile von Arendsee.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 101
1774 097
1789 105
1798 103
1801 134
1818 090
1840 128
Jahr Einwohner
1864 188
1871 173
1885 145
1892 [0]143[6]
1895 157
1900 [0]169[6]
1905 185
Jahr Einwohner
1910 [0]181[6]
1925 193
1939 188
1946 198
1964 320
1971 301
2011 108
Jahr Einwohner
2012 107
2013 111
2014 105
2015 102
2016 097
2017 095
2020 [00]099[16]
Jahr Einwohner
2021 [00]093[16]
2022 [0]094[2]
2023 [0]086[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946[1] ab 2011 bis 2017[17]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Genzien gehörte ursprünglich zur kombinierten Pfarrei Genzien (mater combinata), die zur Pfarrei Arendsee gehörte.[18] Heute wird die Kirchengemeinde betreut vom Pfarrbereich Arendsee im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Genzien stammen aus dem Jahre 1664.[20]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Dorfkirche Genzien, ein dreiteiliger Feldsteinbau, ist vermutlich am Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden,[21] das Fachwerk-Glockengeschoss entstand in der Barockzeit.[9]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genzien liegt an der B 190. Der Bahnhof Genzien lag an der 2004 stillgelegten Bahnstrecke Salzwedel–Geestgottberg.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 750–754, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 178 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 370, 45. Genzien (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Genzien (Arendsee) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 750–754, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Christian Ziems: Arendsee verliert über 100 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 25. Januar 2024, DNB 954815971, S. 16.
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 51 (Digitalisat).
  5. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 399 (uni-potsdam.de (Memento vom 27. April 2019 im Internet Archive)).
  6. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 178 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 341 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00362~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. C. Lemme: Der Kreis Osterburg, sonst und jetzt. Beitrag zur Belebung der Heimatskunde für Haus und Schule. Th. Schulz, Osterburg 1898, S. 53–54.
  9. a b c Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 106–108.
  10. videoformer: Fauler See bei Arendsee. In: youtube.com. 26. April 2020, abgerufen am 2. Oktober 2021.
  11. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  12. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 67 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11381473~SZ%3D00073~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  13. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 325, Nr. 186 (uni-jena.de).
  14. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 357, 361.
  16. a b Christian Ziems: Arendsee im Aufwind. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 5. Januar 2022, DNB 954815971, S. 18.
  17. Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark): Einwohnerdaten der Jahre 2011 bis 2017. 12. Januar 2018.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 26 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Arendsee. In: ekmd.de. Abgerufen am 21. Januar 2024.
  20. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 145.