Schernikau (Arendsee)

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Schernikau
Koordinaten: 52° 50′ N, 11° 24′ OKoordinaten: 52° 49′ 45″ N, 11° 23′ 38″ O
Höhe: 31 m ü. NHN
Fläche: 7,27 km²[1]
Einwohner: 79 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 11 Einwohner/km²
Eingemeindung: 15. März 1974
Eingemeindet nach: Vissum
Postleitzahl: 39619
Vorwahl: 039034
Schernikau (Sachsen-Anhalt)
Schernikau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Schernikau in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Schernikau

Schernikau gehört zur Ortschaft Vissum und ist ein Ortsteil der Stadt Arendsee (Altmark) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schernikau, ein Straßenangerdorf mit Kirche,[1] liegt acht Kilometer südwestlich von Arendsee (Altmark) und 16 Kilometer östlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Im Süden und Osten fließt der Rademiner Fleetgraben, der in den Flötgraben mündet.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung von Schernikau als de Schernikow stammt aus dem Jahre 1329, als den von dem Knesebeck drei Teile vom Lehnpferd im Schulzenhof gehörten.[1] 1352 heißt es in scernekow.[5] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Schernekow und Scernekow aufgeführt. Der Ort bestand aus 24 Hufen, die von dem Knesebeck und von Wustrow hatten hier Einkünfte.[6] Weitere Nennungen sind 1541 Schernekow, 1687 Schernickow[1] und 1804 Schernikau mit Schmiede, Windmühle und Krug.[7]

Die von Wilhelm Zahn[8] und anderen[9] genannte Ersterwähnung aus Jahre 1292 bezieht sich auf Schernikau im Landkreis Stendal, wie der Historiker Peter P. Rohrlach schreibt.[10]

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1907 wurden in Schernikau gut erhaltene Randpfennige gefunden. Der Schatzfund umfasste 200 Sachsenpfennige vom Typ I aus dem 10. Jahrhundert. Ihr Verbleib ist unbekannt.[11]

Wüstungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1909 berichtete Wilhelm Zahn von einer Wüstung etwa 600 Meter nördlich des Dorfes südlich vom heutigen Flöt- und Mühlengraben. Die Flurstücke hießen damals „die Dorfstellen“. Er schreibt: „Vielleicht hat das alte Wendendorf Schernikow auf den Dorfstellen gelegen“.[12]

Die nach Peter P. Rohrlach südlich von Schernikau gelegene Wüstung[1] bezieht sich nach Zahn[13] auf Schernikau im Landkreis Stendal.

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aleksander Brückner leitet den Namen Schernikau vom altslawischen Wort „črьnь“ für „schwarz“ ab.[14]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schernikau gehörte bis 1807 zum Arendseeischen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Arendsee im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 15. Juni 1950 wurde die Gemeinde Schernikau in den Landkreis Salzwedel umgegliedert.[15] Am 25. Juli 1952 kam sie zum Kreis Salzwedel. Am 15. März 1974 wurde Schernikau in die Gemeinde Vissum eingemeindet.[16] Mit der Eingemeindung von Vissum nach Arendsee (Altmark) am 1. Januar 2011 kam der Ortsteil Schernikau zu Arendsee (Altmark).

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 134
1771 144
1789 149
1798 144
1801 146
1818 170
1840 122
1864 162
Jahr Einwohner
1871 163
1885 158
1892 [0]142[8]
1895 155
1900 [0]144[8]
1905 140
1910 [0]160[8]
1925 171
Jahr Einwohner
1939 154
1946 269
1964 179
2011 085
2012 081
2013 080
2014 085
2015 082
Jahr Einwohner
2016 81
2017 83
2020 [00]82[17]
2021 [00]83[17]
2022 [0]85[2]
2023 [0]79[2]

Quelle wenn nicht angegeben, bis 2006[1] und 2011–2017[18]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Schernikau gehörte zur mater combinata (kombinierten Mutterkirche) Schernikau, die ursprünglich selbständig war und ab 1816 zur Pfarrei Binde gehörte.[19][20] Heute wird die Kirchengemeinde betreut vom Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Schernikau stammen aus dem Jahre 1651.[22]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Schernikau ist ein Feldsteinbau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.[24]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1945–1949, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 179 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 382–383, 126. Schernickau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schernikau – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1945–1949, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Christian Ziems: Arendsee verliert über 100 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 25. Januar 2024, DNB 954815971, S. 16.
  3. Hauptsatzung der Stadt Arendsee (Altmark). 21. Januar 2021 (arendsee.info [PDF; 7,1 MB; abgerufen am 7. Mai 2022]).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 108 (Digitalisat).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 400 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. Januar 2018 im Internet Archive)).
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 348 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00370~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 179 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  9. Ortsteile Vissum/Kassuhn/Schernikau. In: stadt-arendsee.de. Stadt Arendsee - die Perle der Altmark, abgerufen am 5. September 2020.
  10. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1950, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  11. Joachim Herrmann und Peter Donat (Hrsg.): Bezirke Rostock (Westteil), Schwerin und Magdeburg. Textteil. (= Corpus archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der DDR. Lieferung 1). Berlin 1973, DNB 740209957, S. 165, 18/15 Schernikau.
  12. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 402, Nr. 466 Dorfstellen bei Schernikau, Kreis Osterburg (uni-jena.de).
  13. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 402, Nr. 465 Altes Dorf bei Schernikau Kreis Stendal (uni-jena.de).
  14. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 65 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11381473~SZ%3D00071~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  15. Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 227 (PDF).
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 362–363.
  17. a b Christian Ziems: Arendsee im Aufwind. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 5. Januar 2022, DNB 954815971, S. 18.
  18. Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark): Einwohnerdaten der Jahre 2011 bis 2017. 12. Januar 2018.
  19. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 590.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 26 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze. In: ekmd.de. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  22. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 5. September 2021.
  24. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 423 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).