Hans Kripgans

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Hans Karl Kripgans (* 1. Mai 1910 in Lübeck; † 10. Januar 1996 ebenda) war ein deutscher Pressefotograf, der mehr als vier Jahrzehnte das Geschehen in der Hansestadt Lübeck dokumentierte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Onkel, Ernst, war während seiner Dienstzeit auch zwei Jahre in Tsingtau gewesen. Vor Kriegsbeginn arbeitete er als Maurer des in der Geniner Straße befindlichen Gaswerk II. Seit Beginn des Krieges hatte der Gefreite der Seewehr an zahlreichen Gefechten teilgenommen. Am 20. Dezember 1914 erlag er in einem Middelkerker Hospital seiner wenige Tage vorher beim Kampf in den Dünen von Lombartzyde erhalten schweren Verwundung.[1]

Hans wurde in der Waisenhofstraße 6a[2] als Sohn von Nikolaus Johannes Ludwig Heinrich Friedrich Kripgans und dessen Frau Agnes Elise Auguste, geb. Böttcher geboren. Sein Vater war Nieter, später Nietmeister, bei der Lübecker Maschinenbau Gesellschaft. Diese baute zu jener Zeit vor allem Schwimmbagger und Spezialschiffe.

Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kripgans besuchte die Oberrealschule zum Dom. Während seiner anschließenden kaufmännischen Ausbildung wurde für ihn das Fotografieren wichtiger als sein Lehrberuf.

Nachdem er Ende der 1920er ein Volontariat bei der Berliner Sportbildagentur Schirner absolviert hatte, verkaufte Kripgans in Lübeck erste Fotos an die Tageszeitungen. Er war von Beginn an ein das Tagesgeschehen festhaltender Pressefotograf. Der Lübecker Volksbote, die Tageszeitung der SPD, druckte im Januar 1932 sein Foto einer Brandruine in Palingen. Ab Mai 1933 arbeitete er dauerhaft für den mit dem Wiedererscheinen nach dem Zweiten Weltkrieg in den Lübecker Nachrichten aufgehenden Lübecker General-Anzeiger.

Über seine Stadt berichtete Kripgans als Bildschriftleiter kontinuierlich bis 1939 im Bild. Die Zeitung versah die Fotos aber nicht mit dem Namen des Bildautors, sondern mit der typischen Angabe LGA-Bilder. Die Aufnahmen vom in Travemünde trainierenden Max Schmeling und aus dem Löwenkäfig des 1936 in der Stadt gastierenden Zirkus Sarrasani lassen sich jedoch ihm zuordnen. Seine Negative aus jener Zeit sind verschwunden, mit Ausnahme einer Serie von Aufnahmen mit nationalsozialistischer Thematik.[3] Die Hansestadt Lübeck erwarb in den 1980er Jahren seine Glasnegative der Aufnahmen, da es sich bei ihnen um für sie wichtige Bilddokumente aus dem Dritten Reich handele.

Panzerzug (1944)

Mit Beginn des Krieges wurde Kripgans 1939 zum Kriegsdienst eingezogen und diente als Artillerist, bevor er als „PK-Fotograf“ eingesetzt wurde. Die Propagandakompanie setzte sich aus Journalisten, Fotografen und Kameraleuten zusammen. Ihre Aufgabe war es, den Vormarsch und später den Rückzug der deutschen Truppen im Eroberungskrieg zu dokumentieren. Seine Aufnahmen aus Frankreich (1941) und Russland (1942–1944) befinden sich im Bundesarchiv. Gegen Ende des Krieges war er in der Heeresgruppe Kurland eingesetzt. Ihm gelang die Flucht nach Schweden über die Ostsee. Die deutschen Soldaten wurden jedoch an die Sowjetunion 1946 ausgeliefert.

Seinem Credo „Man muss mit dem Auge sehen“ folgend, nahm Kripgans, als er Anfang 1950 in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, im Februar seine Arbeit bei den Lübecker Nachrichten auf. Deren Erscheinen war am 26. März 1946 lizenziert worden. Der Altverleger Robert Colemann erhielt kurz darauf seine Lizenz zur Herausgabe des Lübecker General-Anzeiger zurück. Die Zeitungen fusionierten zur Lübecker Nachrichten GmbH, und ab dem 10. September 1950 erschienen die LN mit dem Zusatz General-Anzeiger.[4] Bis zu seinem Ausscheiden 1975 fotografierte er für die Redaktion etwa eine halbe Million Bilder. Deren Negative lagern im LN-Archiv.

Wie Brassaï, der als der Fotograf von Montparnasse oder das Auge von Paris bekannt war,[5] avancierte Kripgans zum Auge von Lübeck. Unter dem Titel Das Auge der Lübecker Nachrichten erscheinen seit 2020, zwei von drei Bänden sind bereits erschienen, seine Aufnahmen in gebundener Form. Seine Fotos erschienen aber auch in anderen Werken. So griffen beispielsweise die Stadtwerke Lübeck[6] oder der Kunsthistoriker Ulrich Pietsch[7] bei ihren Veröffentlichungen gerne auf seine Bilder zurück.

Kripgans beschränkte sich nun auf die von ihm geliebte Sportfotografie. Das von ihm geschaffene wesentliche optische Gedächtnis der Stadt wird in über 100 Ordnern und vielen Schachteln aufbewahrt.

Die Tageszeitungen waren in den 1950er Jahren die herausragenden Informationsvermittler. Als die größte Tageszeitung Schleswig-Holsteins versorgten die LN von Lauenburg bis in die Umlandkreise von Fehmarn mit ihren Regionalausgaben. Zu zahlreichen Anzeigen im Zusammenhang mit dem städtischen Wiederaufbau oder den Wiederaufbauten stammten die Fotos von Kripgans.

Er bildete alle Seiten seiner Stadt ab. Wichtig erscheinende Themen wechselten am Tag und am Wochenende regierte der Sport. Am 11. November 1959 war Kripgans in der Stadthalle zur Premiere der Buddenbrooks akkreditiert gewesen. Unter den von ihm fotografierten zu diesem Ereignis angereisten Ehrengästen war auch die von ihrer Tochter (Erika) begleitete Witwe (Katia) des Dichters Thomas Mann. Zusammen mit einem für den Text verantwortlichen Redakteur fuhr er zu Uwe Seelers erstem Länderspiel nach Hannover oder zur Ankunft von Mohammad Reza Pahlavi und Soraya Esfandiary Bakhtiary nach Hamburg.

Den größten ästhetischen Reiz für Kripgans hatten allerdings die Aufnahmen, die nicht auf eine redaktionelle Vorgabe hin entstanden. Obwohl er die Menschen oft aus dem Hintergrund beobachtete, gelang es ihm stets innerhalb der Szenen zu sein.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er heiratete 1937 in der Marienkirche die Schneidermeisterin Rosa Klara Frida, geb. Maaß (1906–), und bezog mit ihr eine Wohnung in der Beckergrube 27. Gerhard Meyer (1907–1939), als zweiter Pastor der Luthergemeinde zuständig für deren 2. Seelsorgebezirk, vollzog die Trauung.[8][9][10]

Sie bekamen eine Tochter, Elke, und mehrere Enkel.

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jan Zimmermann (Hrsg.): Hans Kripgans: Das Auge der Lübecker Nachrichten. Fotografien 1950–1959. Junius Verlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-96060-530-0.
  • Jan Zimmermann (Hrsg.): Hans Kripgans: Das Auge der Lübecker Nachrichten. Fotografien 1960–1969. Junius Verlag, Hamburg 2021, ISBN 978-3-96060-542-3.
  • Jan Zimmermann (Hrsg.): Marianne Schmalz & Hans Kripgans: Die Augen der Lübecker Nachrichten. Fotografien 1970–1979. Junius Verlag, Hamburg 2022, ISBN 978-3-96060-561-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hans Kripgans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erinnerungstafel. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1914/15, Nr. 38, Ausgabe vom 20. Juni 1915, S. 153–155.
  2. Auf dem Grundstück 8–16 befand sich die Fr. Ewers & Co. Zusammen mit dem Grundstück 6a, nach dem Tod seines Vaters bewohnte sein Bruder Nikolaus (Vorarbeiter) die Wohnung, wurden die Grundstücke später mit dem der Fackenburger Allee 50 verbunden und gingen in diesem auf.
  3. 2016 wurden in der im Behnhaus stattgefundenen Ausstellung Fotografie in Lübeck 1840-1945 Aufnahmen einer Kundgebung auf dem Marktplatz anlässlich einer Reichstagung der Nordischen Gesellschaft, der SA-Standarte Lübeck oder der vom Reichsparteitag in Nürnberg zurückkehrenden Lübecker Marine-SA gezeigt.
  4. 50-jähriges Berufsjubiläum des Verlegers Robert Colemann. In: Lübecker Nachrichten, Nr. 79, 3. April 1963
  5. Brassaï: El ojo de Paris
  6. Wolf-Rüdiger Saager: 100 Jahre Nahverkehr in Lübeck. Stadtwerke Lübeck (Herausg.) in Zusammenarbeit mit dem Verein Lübecker Verkehrsfreunde e.V. (VLV), Lübeck 1981
  7. Ulrich Pietsch: Lübeck bewegte Zeiten - Die 50er Jahre, Wartberg Verlag, 1995
  8. Hansjörg Buss: “Für arteigene Frömmigkeit – über alle Konfessionen und Dogmen hinweg”. Gerhard Meyer und der Bund für Deutsche Kirche. In: Manfred Gailus (Hrg.): Für ein artgemäßes Christentum der Tat : Völkische Theologen im »Dritten Reich«. (= Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung: Berichte und Studien 71) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2016, ISBN 9783847105879, S. 119–134
  9. Gerhard Meyer war ein Verfechter des Bundes für Deutsche Kirche und liebte die Literatur von Walter Flex.
  10. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zog Gerhard Meyer ins Feld und fiel, wie man in seinem Nachruf in den Lübeckische Blättern nachlesen kann, nach wenigen Tagen in Polen.
  11. Begleitend zur Veröffentlichung des zweiten Bandes wurde vom Oktober 2021 bis Ende Januar 2022 eine Auswahl seiner Bilder ausgestellt.
  12. Lübeck in Bewegung. Die 1960er Jahre. WIlly-Brandt-Haus Lübeck, 18. Oktober 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.