Jeseritz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jeseritz
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten: 52° 27′ N, 11° 18′ OKoordinaten: 52° 26′ 41″ N, 11° 18′ 23″ O
Höhe: 55 m ü. NHN
Fläche: 13,15 km²
Einwohner: 215 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 039087
KarteAlgenstedtBergeBreitenfeldDannefeldEstedtGardelegenHemstedtHottendorfJeggauJeseritzKloster NeuendorfKöckteLetzlingenLindstedtMiesteMiesterhorstPeckfitzPotzehneRoxfördeSachauSchenkenhorstSeethenSeethenSichauSichauSolpkeWannefeldWiepkeZichtauJävenitzJerchelJerchelKassieck
Karte
Lage von Jeseritz in Gardelegen
Dorfkirche Jeseritz
Dorfkirche Jeseritz

Jeseritz ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeseritz, ein Rundlingsdorf mit Kirche, liegt etwa sieben Kilometer nördlich von Calvörde zwischen der Colbitz-Letzlinger Heide und dem Naturpark Drömling. Die Gardelegener Altstadt befindet sich rund 12 km nordöstlich. Durch das Dorf fließt der Bauerngraben Jeseritz. In nördliche Richtung fließt der Grenzgraben.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rundlingsdorf hatte wohl ursprünglich einen Eingang im Westen.[3]

Jeseritz fand seine erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1345 in Zusammenhang mit dem Gericht Calvörde.[4]

Im Jahre 1534 waren die von Alvensleben vom Kloster Königslutter mit Jeseritz und den wüsten altmärkischen Feldmarken Platin, Pokal und Kemeritz belehnt worden, die im 14. und 15. Jahrhundert zu Jeseritz kamen. Aus dem Jahre 1574 ist ein Vertrag zwischen Ludolf von Alvensleben und der Dorfschaft Jeseritz überliefert.[5][6]

Peter Wilhelm Behrens wertete 1844 die Akten der früheren calvördischen Amtsregistratur aus. Er leitete den Namen des Dorfes Jeseritz, vormals Jesertze vom slavischen jesere (See) ab. Er vermutet als ältesten deutschen Namen des Dorfes Buhne, da sich damals in der Nähe der Buhnenbusch befand. Die ersten Ansiedler sollen Kohlenbrenner und Holzhauer gewesen sein, die sich bei dem herrschaftlichen Sandkrug an der Landwehr der Nordgrenze des Amtes Calvörde niederließen. Sie war eine Erdfeste (kleiner Hügel) mit Graben, einer Dornenhecke („Knick“) längs eines Baches und einem Durchgang mit Tor und Schlagbaum.[6]

1842 brannte das Dorf ab und wurde nebst einer Kapelle neu aufgebaut.[7] 1877 brannte das Dorf erneut ab, die heutige Kirche wurde neu errichtet.[8]

Die historische Bevölkerung von Jeseritz ist für die Jahre 1674 bis 1808 in einem Ortsfamilienbuch dokumentiert.[9]

Historisch ist Jeseritz mit dem Flecken Calvörde verbunden, beide gehörten zur Exklave Calvörde des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, später Herzogtum Braunschweig und Freistaat Braunschweig.

Zerstörung der Windmühle am Sandkrug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Dezember 1828 schlug um 4 Uhr morgens ein Blitz die Windmühle auf dem Sandkrug zu Jeseritz ein. Der Blitz entzündete die Mühle und spaltete den Mühlstein. Der Sohn des Müllers befand sich mit einem andern 15-jährigen Burschen auf der kleinen Mühlstube. Beide wurden zu Boden geschlagen, erholten sich aber wieder. Die Mühle brannte ab.[10]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf gehörte von 1807 bis 1813 zum Kanton Calvörde auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen.

Bis 1945 gehörte die Gemeinde Jeseritz zur Exklave Amt Calvörde im Landkreis Helmstedt im Land Braunschweig. Sie kam anschließend zum Landkreis Gardelegen, am 1. Juli 1994 zum heutigen Altmarkkreis Salzwedel und später zur am 1. Januar 2005 gegründeten Verwaltungsgemeinschaft Südliche Altmark.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Jeseritz am 15. Juni 2009, dass die Gemeinde Jeseritz in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[11][12]

Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Jeseritz wurde Jeseritz Ortsteil der Hansestadt Gardelegen. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Jeseritz und künftige Ortsteil Jeseritz wurde zur Ortschaft der aufnehmenden Hansestadt Gardelegen. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Jeseritz wurde ein Ortschaftsrat mit sieben Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1790 [0]214[3]
1847 [0]245[7]
1895 [0]333[3]
1933 353
1939 313
1946 522
Jahr Einwohner
1964 392
1971 376
1990 [00]307[13]
2006 [00]287[13]
2009 [00]284[13]
2012 [00]252[14]
Jahr Einwohner
2021 [0]205[1]
2022 [0]215[1]

Quelle, wenn nicht angegeben: bis 1971 Unterlagen der Volkszählung

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die protestantischen Christen aus Jeseritz sind evangelisch-lutherischer Konfession und gehören zur Kirchengemeinde Jeseritz-Parleib/Altmark im Pfarrverband Calvörde-Uthmöden der Propstei Vorsfelde, Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig.

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[15]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsbürgermeister der Ortschaft Jeseritz ist Reiner Köhler.[4]

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 waren 6 Sitze zu besetzen. Es konnten nach der Wahl nur 4 Sitze vergeben werden, an zwei Einzelkandidaten je ein Sitz. Zwei Sitze errangen der CDU-Kandidat und ein Einzelkandidat.[16]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelisch-lutherische Dorfkirche Jeseritz ist eine rechteckiger, verschalter Fachwerkbau mit Dachreiter und stammt aus dem Jahre 1877.[8]
  • In Jeseritz steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus rotem Sandstein, darin drei schwarze Tafeln.[17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Kleinau: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig (= Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen. Teil 2). Band 1: A–K. Lax, Hildesheim 1967, DNB 456740082.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
  2. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  3. a b c Paul J. Meier: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Helmstedt. Wolfenbüttel 1896, S. 197 (Digitalisat).
  4. a b Jeseritz. In: gardelegen.de. Hansestadt Gardelegen, Januar 2023, abgerufen am 11. Februar 2023.
  5. George Adalbert von Mülverstedt: Codex diplomaticus Alvenslebianus: Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Alvensleben und seiner Besitzungen. 3. Band. Baensch, Magdeburg 1882, S. 327.
  6. a b Peter Wilhelm Behrens: Fortsetzung der Nachweisung der wüsten Burgen und Dörfer des südlichen Teiles der Altmark, vor allem im und am jetzigen Herzoglich-Braunschweigischen Kreisamt Calvörde. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 7. Jahresbericht, 1844, S. 68–69, 81–82 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013292~SZ%3D84~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. a b Carl Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwärtigen Beschaffenheit. Helmstedt 1847, S. 266 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10021878~SZ%3D278~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. a b Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 214.
  9. Kurt Bartels: Familienbuch Calvörde mit Berenbrock, Elsebeck, Hünerdorf, Jeseritz, Lössewitz, Parleib und Velsdorf (= Mitteldeutsche Ortsfamilienbücher der AMF. Band 30). Leipzig 2010.
  10. Allerley. In: Der Bayerische Landbote. 15. Januar 1829, S. 57 (Digitalisat).
  11. Gebietsänderungsvertrag. Eingemeindung der Gemeinde Jeseritz in die Hansestadt Gardelegen. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 10. Salzwedel 21. Oktober 2009, S. 275–277 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; abgerufen am 20. April 2019]). (543 kB)
  12. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010
  13. a b c Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / A / II / A / III / 102). ZDB-ID 2921504-3 (destatis.de). (Jahr anklicken)
  14. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  15. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 11. Februar 2023.
  16. Donald Lyko: Sechs von vier Ratssitze in Jeseritz besetzt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen. 27. Juli 2012 (volksstimme.de [abgerufen am 5. Februar 2023]).
  17. Jeseritz (Ehrenmal: 1. Weltkrieg), Stadt Gardelegen, Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, August 2020, abgerufen am 13. Mai 2018.