Lindstedterhorst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lindstedterhorst
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten: 52° 36′ N, 11° 33′ OKoordinaten: 52° 36′ 13″ N, 11° 33′ 15″ O
Höhe: 36 m ü. NHN
Fläche: 3,57 km²[1]
Einwohner: 75 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Lindstedt
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 039084
Lindstedterhorst (Sachsen-Anhalt)
Lindstedterhorst (Sachsen-Anhalt)

Lage von Lindstedterhorst in Sachsen-Anhalt

Kirche zu Lindstedterhorst (Oktober 2018)
Kirche zu Lindstedterhorst (Oktober 2018)

Lindstedterhorst ist ein Ortsteil der Ortschaft Lindstedt der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindstedterhorst, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt 12 Kilometer nordöstlich der Stadt Gardelegen in der Altmark. Im Osten fließt der Lindstedter Grenzgraben, im Westen der Kellerbach in Richtung Norden zum Secantsgraben in das EU-Vogelschutzgebiet Milde-Niederung/Altmark.[4]

Nachbarorte sind Lindstedt und Kassieck im Südwesten, Holzhausen und Könnigde im Norden, Wollenhagen und Klinke im Osten, sowie Lotsche und Seethen im Südosten.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindstedterhorst wurde im Jahre 1419 erstmals erwähnt. In einer Klageschrift des Markgrafen Friedrich von Brandenburg gegen den Erzbischof Günther wegen der seit 1412 stattgefundenen Landesbeschädigungen wird berichtet: „Anno XIX stalen die … eynen Armen man von dem dorfe horst genant“.[5] Aus dem Zusammenhang ergibt sich, dass es sich hier um Lindstedterhorst handelt. Weiter heißt es: „Item namen sy dem schulten vsz dem dorfe horst IIII Pferde“.

Im Jahre 1498 wurde das dorff lintstedehorst in einem Lehnsbrief für die Familie von Lindstedte genannt.[6] Weitere Nennungen sind 1513 das dorff Lintstedehorst,[7] 1551 Lindstedterhorst, 1608 Lindstettische Horst, 1687 Lindstedterhorst[1] und 1804 Lindstädter Horst.[8]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parisius und Brinkmann vermuten, dass das Dorf von Lindstedt aus auf einem festen Stück Landes (Horst) im Moor gegründet wurde und meinen „thatsächlich ist das freilich bei sehr vielen wenn nicht den meisten Dörfern des Kreises so, aber nur bei einigen jüngeren weist der Name mit der Endung -horst noch ausdrücklich darauf hin.“[9]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Region südlich von Bismark (Altmark) wurde zwischen dem 13. Jahrhundert und der Mitte der 1950er Jahre Hopfen angebaut, da sich der moorige Boden sich gut zum Hopfenanbau eignete. Hier gedieh „der beste Hopfen Norddeutschlands“.[10] In Lindstedterhorst, Lindstedt, Klinke und Kassieck wurden die höchsten Erträge der gesamten Altmark erzielt.[11]

Bei der Bodenreform wurden 1945 wurden erfasst: 32 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 371 Hektar und eine Besitzung der Kirche mit 3 Hektar. Über Enteignungen wurde nichts überliefert.

Im Jahre 1974 wird Zwischengenossenschaftliche Einrichtung ZGE „25. Jahrestag“ mit einer Milchviehanlage genannt. 1980 wurde die ZGE gelöscht. 1986 wird eine LPG (T) Lindstedt, Sitz Lindstedterhorst, mit Rinderanlage, Schweineanlage Seethen und Verwaltung Lindstedterhorst aufgeführt.[1]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1810 lag es im Landkanton Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[1]

Die Gemeinde Lindstedterhorst wurde am 25. Juli 1952 in den neuen kleineren Kreis Gardelegen umgegliedert. Am 1. Januar 1974 wurde Lindstedterhorst in die Gemeinde Lindstedt eingemeindet.[12]

Mit der Eingemeindung von Lindstedt in die Hansestadt Gardelegen per Landesgesetz am 1. Januar 2011 kam der Ortsteil Lindstedterhorst zur neuen Ortschaft Lindstedt und zur Hansestadt Gardelegen.[13]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 170
1772 152
1790 150
1798 178
1801 197
1817 166
Jahr Einwohner
1840 206
1864 227
1871 220
1885 208
1892 [00]218[14]
1895 221
Jahr Einwohner
1900 [00]214[14]
1905 210
1910 [00]198[14]
1925 199
1939 139
1946 289
Jahr Einwohner
1964 191
1971 157
2012 [00]87[15]
2021 [0]75[2]
2022 [0]75[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Lindstedterhorst ist ein flach gedeckter im Kern mittelalterlicher Feldsteinbau. Über dem Westteil des Gebäudes erhebt sich ein quadratischer Turm mit Laterne von 1794.[20] Die flache Holzbalkendecke im Innern gestaltete im Jahre 1891 Reinhold Ebeling,[21] ein Kirchen- und Dekorationsmaler aus Hannover mit einer mit Schablonenmalerei.[22]
  • Der Friedhof des Dorfes befindet sich auf dem Kirchhof. Sehenswert ist das Grabmal eines Ackermanns aus Sandstein aus dem 19. Jahrhundert.[23]
  • Mehrere Bauernhöfe und das Torhaus im Süden des Dorfes stehen unter Denkmalschutz.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die landwirtschaftlichen Betriebe vor Ort betreiben Milchviehhaltung und eine Biogasanlage. Es gibt eine Tischlerei mit einer Möbelmanufaktur.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1368–1370, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 201 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 410, 55. Lindstedterhorst (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1368–1370, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
  3. Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister: Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. 27. August 2019, abgerufen am 1. März 2022.
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 3. Berlin 1846, S. 345 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 463 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 120 (Digitalisat).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 261 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00289~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Adolf Parisius, Adolf Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Heft 20). Otto Hendel, 1897, DNB 362007144, S. 99.
  10. Hansestadt Gardelegen: Lindstedterhorst. In: gardelegen.de. Abgerufen am 25. März 2022.
  11. A. Mertens: Der Hopfenanbau in der Altmark (= Mitteilungen des Sächsisch-thüringischen Vereins für Erdkunde zu Halle a. S. Band 9). 1899, S. 25, 52 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D3hcXAAAAYAAJ%26pg%3DRA3-PA25~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 362.
  13. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
  14. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 201 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  15. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  16. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Pfarrbereich Lindstedt. Abgerufen am 21. Mai 2018.
  18. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 12. Februar 2023.
  20. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 301.
  21. Folkhard Cremer und Thomas Hartwig schreiben abweichend „Reinhard Ebeling“.
  22. Folkhard Cremer in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 517.
  23. Frank Moldenhauer: Johann Joachim Philips. In: Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark. 2019, abgerufen am 26. März 2022.