Josef Winkler (Autor)

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Josef Winkler (2009)

Josef Winkler (eigentlich: Joseph Winkler; * 3. März 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten) ist ein österreichischer Schriftsteller.

Leben und Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Josef Winkler wuchs in seinem Geburtsort Kamering zusammen mit seinen Geschwistern auf dem Bauernhof seiner Eltern auf. Sein Elternhaus beschreibt er als „sprachlose Welt“: die Liebe des Vaters galt den Tieren am Hof und die Gewalt den Kindern. Die Mutter hatte ihre Brüder während des Zweiten Weltkrieges verloren und war deshalb verstummt. Bereits während er die Dorfschule in Kamering besuchte, wurde ihm der Klassenunterschied in der Gesellschaft bewusst: als Bauernkind konnte er sich keine Bücher leisten, der Sohn des Dorflehrers allerdings schon. Im Alter von acht oder neun Jahren stahl er deshalb den Eltern Geld, um sich ein Buch kaufen zu können. Diese hatten dafür keinerlei Verständnis.

Zu dieser Zeit gelangte der junge Winkler auch an seine ersten Bücher – Märchen von Oscar Wilde. Kurz darauf hatte er bereits vierzig bis fünfzig Bände von Karl May gelesen. Nach der Dorfschule besuchte Winkler die Handelsschule in Villach. Als Vierzehnjähriger habe er bereits zu jemandem gesagt, dass er nicht wisse, was er einmal werde, aber eines Tages wolle er ein Buch schreiben. Bis dahin war er vielleicht zwei bis drei Mal vom elterlichen Dorf weggekommen. Bald drängte es ihn danach, etwas zu lesen, das ein höheres Niveau vorzuweisen hatte. Ihm fiel Die Pest von Camus in die Hand, sowie Werke von Peter Weiss, die französischen Existentialisten, und anschließend auch Peter Handke. Dabei stand für Winkler die Sprache im Fokus. Er betrachtete, suchte und studierte den Stil und die Form der Werke, denn schon damals begleitete ihn die Angst vor der Sprachlosigkeit, welche durch Lesen überwunden werden konnte.[1]

Nach der Handelsschule begann Winkler im Büro der Oberkärntner Molkerei zu arbeiten. Später besuchte er die Abendhandelsakademie in Klagenfurt und arbeitete tagsüber beim Eduard-Kaiser-Verlag, der unter anderem Karl-May-Bücher produzierte.[2] Von 1973 bis 1982 war er in der Verwaltung der Klagenfurter Universität für Bildungswissenschaften angestellt, der späteren Universität Klagenfurt.[3] In dieser Zeit organisierte er in Zusammenarbeit mit Alois Brandstetter einen Literarischen Arbeitskreis, in dessen Rahmen Lesungen und Literaturwettbewerbe stattfanden, und gab die Literaturzeitschrift Schreibarbeiten heraus. Die Schreibarbeiten waren als Vorlektüre gedacht, welche die Texte von Autoren, die bei den Veranstaltungen des Literarischen Arbeitskreises auftraten, schon im Vorhinein den Besuchern zugänglich machte und somit anschließende Diskussionen erleichtern sollte. Josef Winkler selbst veröffentlichte bloß zwei Texte in der Zeitschrift. Nach der 9. Ausgabe wurde sie wieder eingestellt.[4]

Im Jahr 1979 gewann er mit dem Debütroman Menschenkind hinter Gert Hofmann den zweiten Preis beim Ingeborg-Bachmann-Preis. Das Buch bildet gemeinsam mit den folgenden Romanen Der Ackermann aus Kärnten und Muttersprache die Trilogie Das wilde Kärnten.

In Winklers Texten spielen die Themen Heimat, Tod, Sexualität, Katholizismus und das Landleben eine bedeutende Rolle. Er beschreibt, ausgehend von autobiografischen Erfahrungen, die Probleme, denen ein Individuum in einer patriarchal und katholisch geprägten Welt begegnen muss. Durch diesen Themenpool werden seine Werke zwar mitunter zur Anti-Heimatliteratur gezählt, setzen sich aber oft deutlich von den Merkmalen dieses Genres ab und lassen bestimmte Rahmenbedingungen bewusst hinter sich.[5] Für sein Werk stellte er darüber hinaus auch einen Bezugsrahmen zu anderen Schriftstellern her, mit denen ihn zentrale Themen wie Tod, Isolation und Homosexualität verbinden, darunter etwa Jean Genet, Peter Handke und Hans Henny Jahnn, wobei ihn auch der expressionistisch geprägte literarische Ausdruck faszinierte.[3] Auch seine zahlreiche Reisen nach Italien und vor allem Indien fanden und finden vielfach Eingang in sein Werk. Mehrmals beschreibt der Autor indische Totenrituale, wie sie in Varanasi stattfinden, und setzt diese in Kontrast zu den katholisch geprägten Ritualen seiner Heimat.

Seit Beginn seiner Schriftstellertätigkeiten erhielt Winkler zahlreiche nationale und internationale Anerkennungen, Ehrungen und Preise. Sein größter Erfolg setzte Ende der 2000er-Jahre ein. 2007 gewann er den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur, 2008 folgte der Georg-Büchner-Preis und 2009 das Ehren-Doktorat der Universität Klagenfurt. 2013 veröffentlichte der Suhrkamp-Verlag, bei dem Winkler von Anfang an verlegt wurde, frühe Texte des Autors, womit wieder ein Schritt zurück zu den Wurzeln gemacht wurde.

Anlässlich der Eröffnung des 33. Ingeborg-Bachmann-Preises 2009 hielt er die traditionelle Klagenfurter Rede zur Literatur.[6] Sie sorgte für Aufsehen, da der Schriftsteller in ihr die Regierenden der Stadt Klagenfurt und des Landes Kärnten heftig kritisierte; etwa dafür, dass Klagenfurt einerseits immer noch keine eigene Stadtbibliothek hat, was von den Verantwortlichen mit Geldmangel begründet wird, andererseits ein Steuerberater der Landesregierung während des Verkaufs der Hypo Alpe Adria an die BayernLB ein Honorar von sechs Millionen Euro erhielt und Land und Stadt sich den Bau des 70 Millionen Euro teuren Fußballstadions in Klagenfurt (Hypo Group Arena) durchaus leisten konnten.[7]

Bei der Feier zum 500-Jahr-Jubiläum der Schenkung Klagenfurts an die Landstände sorgte Winkler am 24. April 2018 mit einer Festrede für Aufsehen, in der er sich kritisch über den Niedergang der Hypo Alpe Adria und den Bau des Wörtherseestadions äußerte und unter anderem vorschlug, die Urne des ehemaligen FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider künftig in einer Gefängniszelle zu lagern.[8] Die FPÖ Kärnten kündigte daraufhin am 26. April 2018 an, Strafanzeige wegen Verhetzung gegen Winkler stellen zu wollen.[9] Das löste im Gegenzug eine Reaktion der IG Autorinnen Autoren aus, die ihrerseits ankündigte die von der FPÖ verwendete Schmähung linker Hassprediger zur Anzeige zu bringen.[10]

Vor allem sind Winklers Bücher ins Französische und Spanische, aber auch ins Russische, Italienische, Japanische und Slowenische übersetzt worden. Josef Winkler ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren. Im Oktober 2010 wurde er in den Österreichischen Kunstsenat aufgenommen, dessen Präsident er ist.[11] Trotz der gespaltenen Beziehung Winklers zu seinem Heimatbundesland Kärnten lebte der Schriftsteller die meiste Zeit seines bisherigen Lebens dort. Durch viele verschiedene Reisen gewinnt er neue Eindrücke und Inspiration, welche er in seine Werke einfließen lässt. Josef Winkler lebt zusammen mit seiner Frau, der Fotografin Christina Schwichtenberg, und zwei gemeinsamen Kindern auch heute noch in Klagenfurt.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Josef Winkler (Wien 2013)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Josef Winkler – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Büchereiverband Österreichs: Leselounge: Josef Winkler im Interview mit Günter Kaindlstorfer. In: Youtube. Abgerufen am 13. Februar 2018.
  2. Josef Winkler: Winnetou, Abel und ich. 1. Auflage. Suhrkamp, 2014, ISBN 978-3-518-42448-3.
  3. a b Eigenaussage, Ö1 – im Gespräch, vom 20. Jänner 2001.
  4. onb.ac.at
  5. Haas Franz: Ketzergebete. oder: Josef Winklers poetologische Herbergsuche. In: Günther A. Höfler, Gerhard Melzer (Hrsg.): Josef Winkler. Band 13. Droschl 1998, Graz, Wien.
  6. Der Katzensilberkranz in der Henselstrasse. Klagenfurter Rede zur Literatur, 24. Juni 2009.
  7. Bachmannpreis: Josef Winkler rechnet politisch ab. auf: DiePresse.com 24. Juni 2009.
  8. Kärntner Literat Winkler: Haiders Urne in Gefängnis verlegen. Abgerufen am 26. April 2018.
  9. Kärntner FPÖ zeigt Schriftsteller Josef Winkler an. Abgerufen am 26. April 2018.
  10. Nach Winkler-Festrede in Klagenfurt nun auch Anzeige gegen FPÖ, im Standard vom 1. Mai 2018, abgerufen am 4. Mai 2018.
  11. Österreichischer Kunstsenat: Josef Winkler neues Mitglied. auf: derStandard.at. 6. Oktober 2010.
  12. Homepage der Universität Klagenfurt: Ehrendoktorat an Schriftsteller Josef Winkler, 13. Oktober 2009.
  13. Auftragswerk des Burgtheaters. Abgerufen am 9. März 2018.
  14. Die Rede ist beim ORF-Archiv auf Wunsch des Autors nicht verfügbar