Kazimierz Michał Ujazdowski

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Kazimierz Michał Ujazdowski

Kazimierz Michał Ujazdowski (* 28. Juli 1964 in Kielce) ist ein polnischer Politiker und Doktor der Rechtswissenschaften und war Abgeordneter des Sejm in der 1., 3. 4., 5. und 6. Wahlperiode. Von 2014 bis 2019 war er Mitglied des Europäischen Parlaments.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ujazdowski ist Absolvent der Juristischen Fakultät und beurlaubter Hochschullehrer der Universität Łódź. Im Oktober 2004 verteidigte er seine Promotionsarbeit zu den politischen Gedanken von Adolf Bocheński.

Politische Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1980er Jahren schloss er sich der demokratischen Opposition an. Im Jahr 1982 wurde er verhaftet und durch ein Militärgericht wegen oppositioneller Tätigkeit (Verbreitung von Flugblättern gegen den Kriegszustand) zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Während seines Studiums in Łódź beteiligte er sich an Aktionen der Ruch Młodej Polski (dt. Bewegung des Jungen Polens). Er war Redakteur der im Samisdat herausgegebenen Zeitschrift Prześwit.

In den Jahren von 1991 bis 1993 war Ujazdowski Abgeordneter der Unia Demokratyczna und der Partia Konserwatywna, von 1997 bis 2001 Abgeordneter für die AWS sowie zwischen 2001 und 2007 für die Prawo i Sprawiedliwość. Bei der Parlamentswahl 2007 erhielt er ein Abgeordnetenmandat im Wahlkreis Breslau.

Vom 16. März 2000 bis zum 12. Juli 2001 war er Kulturminister im Kabinett Buzek. Er trat von seinem Amt zurück, um gegen die Entlassung von Lech Kaczyński als Justizminister zu protestieren. Vom 2. Juli 2004 bis zum Ende der 4. Wahlperiode war er Vize-Marschall des Sejm.

Als Kulturminister unterstützte er Initiativen, die die historischen Verdienste Polens unterstreichen und propagieren sollten. Nach der erneuten Ernennung zum Kulturminister im Jahre 2005 führte er unter anderem mit Erfolg eine internationale Kampagne zur Namensänderung des KZ Auschwitz-Birkenau auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Er war Initiator des Museums der Geschichte Polens (pl. Muzeum Historii Polski). Am 11. März 2007 gründete er die Kultureinrichtung Zentrum für „Erinnerung und Zukunft“ in Breslau. Sie soll für die polnische Kultur und Nachkriegsgeschichte werben.

Er war Mitbegründer des Forum Prawicy Demokratycznej (dt. Forum der Demokratischen Rechten), das 1991 in der Unia Demokratyczna aufging. Als einer von wenigen Abgeordneten der Unia Demokratyczna stimmte er für die Lustration von Personen des öffentlichen Lebens und gegen die Ernennung von Waldemar Pawlak zum Ministerpräsidenten. Nach seinem Austritt war er Mitbegründer der Partia Konserwatywna. Innerhalb der Partei sprach er sich gegen eine Annäherung an die UD und den Kongres Liberalno-Demokratyczny (Liberal-Demokratischer Kongress – KLD) aus. Diese Fraktion gestaltete sich nach dem Zerfall in die Koalicja Konserwatywna (Konservative Koalition – KD) um.

Bis zur Vereinigung mit der Stronnictwo Konserwatywno-Ludowe (Konservative Volkspartei – SKL) im Jahr 1999 war Ujazdowski Parteivorsitzender und verblieb bis 2001 auch weiterhin in der SKL. Zusammen mit Parteimitgliedern von SKL und der Zjednoczenie Chrześcijańsko-Narodowe (Christlich-Nationale Vereinigung – ZChN) gründete er 2001 die Przymierze Prawicy (Vereinigung der Rechten), dessen Parteivorsitzender er von 2001 bis 2002 war. Nach dem Anschluss zur Prawo i Sprawiedliwość, belegte Ujazdowski von 2002 bis 2007 das Amt des Co-Vorsitzenden in der PiS. Er war Mitautor des Parteiprogramms in den Bereichen Kultur, Geschichtspolitik und Außenpolitik.

Am 5. November 2007 trat er zusammen mit Paweł Zalewski und Ludwik Dorn von seiner Parteifunktion zurück, um gegen den Führungsstil des Vorsitzenden Jarosław Kaczyński zu protestieren. Die Mitgliedschaft wurde am 15. November 2007 außer Kraft gesetzt. Im Dezember 2007 trat er aus der Partei aus.

Am 26. Januar 2008 gründete Ujazdowski den regionalen Verein „Niederschlesien XXI“, welcher der landesweiten Initiative Ruch Obywatelski "Polska XXI" nahestand.

Im September 2010 wurde er erneut Mitglied der PiS-Partei und wurde anlässlich der Europawahl 2014 von der Parteiliste in das Europäische Parlament gewählt. Seit Januar 2017 ist er wieder parteilos.[1]

Er näherte sich der Bürgerplattform an und wurde anlässlich der bevorstehenden Selbstverwaltungswahlen am 3. April 2018 von Grzegorz Schetyna als Kandidat für das Amt des Stadtpräsidenten von Breslau vorgestellt, später jedoch zurückgezogen.[2][3] Am 13. April 2018 verließ er die EKR-Fraktion der PiS.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er ist Autor von Presseartikeln und Büchern, die die Kulturpolitik und Geschichtspolitik sowie Verfassungsprobleme und die Geschichte des polnischen Konservatismus behandeln.

2001 stellte er die Vorkriegs-Publikationen von Stefan Kisielewski zusammen. Er veröffentlichte unter anderem in Rzeczpospolita, Gazeta Wyborcza, oder Wprost. In den Jahren von 1990 bis 1991 war er Redakteur der Polityka Polska und ist Gründer beziehungsweise Redakteur des Kwartalnik Konserwatywny.

Privat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Großvater Kazimierz Cyprian Ujazdowski war während der Zwischenkriegszeit ein bekannter Rechtsanwalt. Er ist Sohn des ehemaligen Abgeordneten Kazimierz Mieczysław Ujazdowski.

Mit seiner Frau Lidia (ehemalige Abgeordnete des Sejmik der Woiwodschaft Masowien) hat er drei Kinder.

Zudem ist Ujazdowski Ehrenmitglied des polnischen Pfadfinderverbands (pl. Związek Harcerstwa Rzeczypospolitej).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dlaczego opuszczam Prawo i Sprawiedliwość. In: ujazdowski.pl. 3. Januar 2017, abgerufen am 3. Januar 2017 (polnisch).
  2. Platforma Obywatelska zrezygnowała z Ujazdowskiego. W wyborach prezydenta Wrocławia poprze kandydata Nowoczesnej. In: gazetawroclawska.pl. 23. Juli 2018, abgerufen am 2. August 2018 (polnisch).
  3. Ujazdowski kandydatem Schetyny na prezydenta Wrocławia. Nowoczesna przeciwna. In: wyborcza.pl. 3. April 2018, abgerufen am 3. April 2018 (polnisch).