Kehlmünz

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Kehlmünz
Koordinaten: 49° 23′ N, 10° 44′ OKoordinaten: 49° 23′ 10″ N, 10° 43′ 30″ O
Höhe: 329 m ü. NHN
Einwohner: 37 (2013)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 90599
Vorwahl: 09824
Kehlmünzer Mühle
Kehlmünzer Mühle

Kehlmünz (fränkisch: Kelmínts[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Dietenhofen im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).[3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Weiler Kehlmünz fließt der Haselbach (auch Haslach genannt), einem rechten Zufluss der Bibert. Im Nordosten liegt das Jungholz, im Südwesten die Flur Mühlleite. Der Ort liegt an der Staatsstraße 2246, die nach Kleinhaslach (1,3 km südwestlich) bzw. an Münchzell vorbei mit Großhabersdorf (5 km nordöstlich) verbindet. Ein Wirtschaftsweg führt nach Markttriebendorf (1,7 km südöstlich).[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort wurde 1142 als „Chalmince“ erstmals urkundlich erwähnt. Vergleichbare Ortsnamen finden sich im deutschsprachigen Raum noch öfters (z. B. Kellmünz an der Iller, Kallmünz, Kalmünten) und sind alle wahrscheinlich keltischen Ursprungs mit der Bedeutung Bei dem Schutz- oder Fluchtberg. Wenn dies zutrifft, wäre Kehlmünz bereits in der Hallstattzeit angelegt worden. Keltische Siedlungsspuren sind allerdings nicht erhalten geblieben.[2] Von 1138 bis 1254 war Kehlmünz ein Reichsort der Staufer,[5] ab 1235 erwarb das Kloster Heilsbronn dort vier Höfe.[6]

Im 16-Punkte-Bericht des Klosteramts Heilsbronn aus dem Jahr 1608 wurden für Kehlmünz 4 Mannschaften verzeichnet, die alle das Kastenamt Bonnhof als Grundherrn hatten. Neben den 4 Höfen gab es noch ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Kehlmünz 8 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Markt Erlbach im begrenzten Umfang aus. Es hatte ggf. an das brandenburg-ansbachische Richteramt Roßtal auszuliefern. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das brandenburg-bayreuthische Kastenamt Bonnhof. Alleiniger Grundherr war das Fürstentum Bayreuth (Kastenamt Bonnhof: 1 Hof, 3 Halbhöfe, 2 Häuser, 1 Gemeindehirtenhaus; Kastenamt Dietenhofen: 1 Hof, 1 Mühle).[8][9] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg.[10]

Im Jahre 1806 kam Kehlmünz an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Kehlmünz dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Bürglein und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Bürglein zugeordnet.[11] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Kehlmünz, zu der Hörleinsdorf und Münchzell gehörten.[12] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Heilsbronn zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Windsbach. Von 1862 bis 1879 gehörte Kehlmünz zum Bezirksamt Heilsbronn, ab 1880 zum Bezirksamt Ansbach (1939 in Landkreis Ansbach umbenannt) und zum Rentamt Heilsbronn (1919–1929: Finanzamt Heilsbronn, seit 1929: Finanzamt Ansbach). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Heilsbronn (1879 in Amtsgericht Heilsbronn umbenannt), seit 1956 ist das Amtsgericht Ansbach zuständig.[10] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,003 km².[13] Am 1. Juli 1972 wurde Kehlmünz im Zuge der Gebietsreform nach Dietenhofen eingemeindet.[14]

Die Mühle in Kehlmünz wurde noch in den 1980er Jahren zur Stromerzeugung genutzt.[5]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mühle (Nr. 7/10): zweigeschossiger Bau mit Fachwerkobergeschoss und einseitigem Massivgiebel, mit Wappen bezeichnet 1806
  • Bruchsteinbrücke mit zwei Bögen, 18./19. Jahrhundert

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinde Kehlmünz

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 123 128 133 138 129 133 141 151 135 129 104 114 100 107 107 112 100 104 94 133 135 104 90 82
Häuser[15] 19 18 23 23 22 22 18 19 20
Quelle [16] [17] [18] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [26] [28] [26] [29] [26] [26] [26] [30] [26] [13] [31]

Ort Kehlmünz

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002005 002013
Einwohner 68 55 59 62 61 49 40 66 48 39 38 42 37
Häuser[15] 10 9 13 12 9 10 10 9
Quelle [16] [17] [19] [21] [24] [27] [29] [30] [13] [31] [32] [33] [1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich teils nach St. Maria gepfarrt, teils nach St. Johannes.[34] Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Pfarrei Bürglein allein zuständig,[17] seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist es die Pfarrei St. Martin.[19] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession waren ursprünglich nach Unsere Liebe Frau gepfarrt,[13] seit den 1980er Jahren ist die Pfarrei St. Bonifatius zuständig.[35]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kehlmünz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ortsteile. In: dietenhofen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. April 2023; abgerufen am 16. Juni 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dietenhofen.de
  2. a b E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach. S. 108 ff.
  3. Gemeinde Dietenhofen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 15. Juli 2023.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 15. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. a b J. Kollar (Hrsg.): Markt Dietenhofen. S. 153.
  6. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Bd. 2, S. 228.
  7. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/2, 10. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach. Bd. 2, S. 737.
  8. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth. S. 129. Dort fälschlicherweise mit 6 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
  9. Johann Bernhard Fischer: Kehlmünz. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 76 (Digitalisat). Hiernach soll es nur 5 Untertansfamilien gegeben haben.
  10. a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach. Bd. 2, S. 997.
  11. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach. Bd. 2, S. 963.
  12. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 44 (Digitalisat).
  13. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 755 (Digitalisat).
  14. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 535.
  15. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  16. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 47 (Digitalisat). Für die Gemeinde Kehlmünz zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Hörleinsdorf (S. 42) und Münchzell (S. 61).
  17. a b c Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 148 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 174, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  19. a b c Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1043, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat). Dort mit 231 angegeben. Es wurden die Einwohnerzahlen der Gemeinden Ketteldorf und Kehlmünz vertauscht.
  20. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 165 (Digitalisat).
  21. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1208, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 61 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 174 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1094 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 174 (Digitalisat).
  26. a b c d e f g Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 164, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  27. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1159 (Digitalisat).
  28. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 174 (Digitalisat).
  29. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1196 (Digitalisat).
  30. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1027 (Digitalisat).
  31. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 168 (Digitalisat).
  32. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 325 (Digitalisat).
  33. Statistik der Einwohnerzahlen in den Ortsteilen. (Memento vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today) auf: dietenhofen.de
  34. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth. S. 129.
  35. Pfarrverband Heilsbronn. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 13. März 2023.