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Liste der Stolpersteine in Paris

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Der erste Stolperstein von Paris auf privatem Grund

Die Liste der Stolpersteine in Paris umfasst die Stolpersteine, die vom deutschen Künstler Gunter Demnig in Paris verlegt wurden. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden, und liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers. Die Stolpersteine werden im französischen Sprachbereich zumeist pavés de mémoire genannt.

Der erste Stolperstein von Paris, gewidmet dem Zeitzeugen Victor Perahia, wurde am 20. Mai 2022 auf privatem Grund verlegt.

Verlegte Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden sieben Stolpersteine in fünf Straßen in Paris verlegt, alle auf Privatgrund.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
DAVID GRODNICKI
GEBOREN 1890
VERHAFTET 19.7.1942
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 16.9.1942
1, rue Perrée
3eme
David Grodnicki (1890–1942)
HIER WOHNTE
RUYA GRODNICKI
GEB. HEDZBERG 1893
VERHAFTET 19.7.1942
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 27.7.1942
1, rue Perrée
3eme
Ruya Grodnicki (1893–1942), geborene Hedzberg[1]
VICTOR PERAHIA
GEBOREN 1933
VERHAFTET 15.7.1942
INTERNIERT IN LA LANDE
DRANCY
DEPORTIERT 1944
BERGEN-BELSEN
BEFREIT
24, Rue Dauphine
6eme
Victor Perahia wurde am 4. April 1933 in Paris geboren. Er hat einen Bruder, Albert. Am 15. Juli 1942 wurde Victor Perahia zusammen mit seinen Eltern in Saint-Nazaire verhaftet und im Grand Seminaire in Angers festgehalten. Zwei Tage später wurde sein Vater direkt in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, Victor Perahia und seine Mutter wurden in das Lager La Lande de Monts überstellt und einige Wochen später, am 5. September 1942, in das Sammellager Drancy verlegt. Von dort erfolgt ihre Deportation in das KZ Bergen-Belsen. Als sich britischen Truppen dem Lager näherten, wurden beide mit knapp 2400 anderen Häftlingen in einen Zug gesteckt, ursprüngliches Ziel war das KZ Theresienstadt, es kam zu einer Irrfahrt des Zuges durch noch unbesetzte Gebiete Deutschlands, schließlich hielt der Zug auf offener Strecke in der Nähe von Tröbitz an, am 23. April 1945 wurden sie von der Russischen Armee gefunden und aus den Waggons befreit. 200 waren bis dahin gestorben, hunderte weiterer sollten an Typhus sterben. Auch Victor Perahia litt an Typhus, überlebte jedoch. Mit seiner Mutter ging er zurück nach Paris, wo sie im Hôtel Lutétia unterkamen. Perahia erkrankte dann auch noch an Tuberkulose. Mit 20 Jahren heiratete er Rosette, das Paar bekam eine Tochter und einen Sohn. Perahia wurde Kunsthändler.

Bruder und Großmutter konnten die Shoah überleben, Vater und Großvater wurden in Auschwitz ermordet. Victor Perahia hat ein Buch über seine Erlebnisse veröffentlicht, Mon enfance volée (Meine gestohlene Kindheit). Bei der Verlegung des Stolpersteines, der ihm gewidmet ist und der vor der Galerie Perahia verlegt wurde, war er persönlich anwesend.[2]

HIER WOHNTE
CHAJA RAJCHGOD
GENANNT HELENE
GEB. GRODNICKI 1921
VERHAFTET 5.8.1942
INTERNIERT
ORLEANS, PITHIVIERS
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 12.8.1942
81, rue du Temple
3eme
Chaja Rajchgod (1921–1942), geborene Grodnicki, genannt Helene[3]
HIER WOHNTE
DANIEL RAJCHGOD
GEBOREN 1925
VERHAFTET 5.8.1942
INTERNIERT
ORLEANS, PITHIVIERS
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 8.10.1942
24, rue Rambuteau
3eme
Daniel Rajchgod (1925–1942)
HIER WOHNTE
HERSZ RAJCHGOD
GENANNT HENRI
GEB. GRODNICKI 1921
VERHAFTET 5.8.1942
INTERNIERT
ORLEANS, PITHIVIERS
DEPORTIERT 1942
ERMORDET 7.1.1943
AUSCHWITZ
81, rue du Temple
3eme
Hersz Rajchgod (1921–1943), genannt Henri
HIER WOHNTE
ANNA SCHWARTZ
GEBOREN 1922
VERHAFTET 30.9.1942
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT AUSCHWITZ
ERMORDET 5.10.1942
23, rue d’Enghien
10ieme
Anna Schwartz (1922–1942)[4]

Verlegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stolperstein von Victor Pérahia kurz vor Verlegung, Foto von Kader Benamer

Die Stadt Paris verweigert bisher die Verlegung von Stolpersteinen und hat alle Anträge abgelehnt, daher wurde am 20. Mai 2022 der Stolperstein für Victor Perahia auf privatem Grund verlegt.[5] Auch die weiteren Stolpersteine, verlegt am 9. April 2023 sowie am 26. April 2023 (Anna Schwartz), wurden auf privatem Grund verlegt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer: RAYA GRODNICKI, abgerufen am 11. April 2023
  2. Victor Perahia, abgerufen am 20. Mai 2022
  3. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer: CHAJA HELENE RAJCHGOD, abgerufen am 11. April 2023
  4. Joods Monument: Anna Schwartz | Budapest 1922 - Paris - Auschwitz 5/10/1942, abgerufen am 26. April 2023
  5. Arte TV: Holocaust-Gedenken: Paris streitet über Stolpersteine, abgerufen am 20. Mai 2022